Comes Illyrici



Ein Comes Illyrici (mitunter auch Comes per Illyricum; wörtlich: „Graf von Illyricum“) wurde im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. im Krisenfall als Befehlshaber der spätrömischen mobilen Eingreiftruppen (Comitatenses) an der oberen und mittleren Donau eingesetzt.
Namentlich bekannte Comites:
- Varronianus (4. Jahrhundert, der Vater des späteren Kaisers Jovian)
- Aegidius (um 364 n. Chr.)
- Vitalianus (Winter 380/381 n. Chr.)[1]
- Romulus (um 488 n. Chr.)
Definition und Funktion
Der römische Amts- und Ehrentitel comes bezeichnete in der Spätantike in der Regel die höchste Rangklasse des Adels (vir spectabilis) bzw. Mitglieder des Kronrats am kaiserlichen Hof. Beim Militär wurde dieser Titel in der Regel an die Kommandeure der mobilen Feldarmeen in den Provinzen oder an hohe Offiziere für zeitlich begrenzte Sonderkommandos verliehen.
Als ständige Einrichtung hat das Amt des illyrischen Comes wahrscheinlich nie existiert. In der Notitia Dignitatum Occidentum findet er sich auch nicht in der Auflistung der übrigen comites der westlichen Armee, sondern scheint nur unter dem Magister peditum auf. Theodor Mommsen vertrat die Ansicht, dass er von diesem nur bei Bedarf ernannt wurde, z. B. als Spezialkommando für besondere Aufgaben oder in extremen Krisenzeiten. Der Magister peditum konnte zwar diesen Titel nicht vergeben, sehr wohl aber einen Offizier mit den Befugnissen eines Comes vorübergehend einsetzen.
Kommandobereich
Sein Verantwortungsbereich (comitativa) erstreckte sich im Wesentlichen auf die Provinzen des sog. „Illyricum occidentale“:
- Raetia I und II,
- Ufer- und Binnennoricum,
- Pannoniae I und II,
- Valeria ripensis,
- Savia,
- Dalmatia und
- Dacia.
Entwicklung
Der Heerführer Decius wurde im Jahre 249 von Kaiser Philippus Arabs als Dux des Illyrischen Heeres (also der pannonischen und mösischen Truppen) gegen die Goten auf der Balkanhalbinsel in Marsch gesetzt, wo er im Sommer desselben Jahres zum Kaiser proklamiert wurde. Nach der Ermordung des Constans (337–350) ließ Constantius II. eine Feldarmee für Illyricum aufstellen. Ihre weitere Entwicklung lässt sich nur anhand von Vergleichen mit den Truppenlisten der östlichen Notitia (entstanden vor 395 n. Chr.) und der weströmischen Auflistung in der distributio numerorum (entstanden um 420 n. Chr.) verfolgen. Ammian schreibt, dass im Jahr 364 n. Chr. ein Comes Aegidius das illyrische Aufgebot anführte. Ein Mann, dessen Rang oder Dienstalter nicht ausreichend erschien, um ihm die Würde eines Magister militum per Illyricum zu gewähren, also erfüllte er seine Aufgaben mit dem etwas niedrigeren Titel eines Comes. Später wurde er in den Rang eines magister armorum per Illyricum erhoben.[2]
Nach einem Bericht des Zosimos war um 409 n. Chr. ein Mann namens Generidus Befehlshaber der Truppen an der Donau, wobei umstritten ist, ob er den Titel eines comes Illyrici oder den eines eigens eingesetzten magister militum trug. Jedenfalls war er für Oberpannonien, Noricum und Raetia sowie Dalmatia zuständig.[3]
Für eine temporäre Einrichtung dieses Amtes spricht auch, dass der Comes Illyrici nicht im Index der anderen Comites limitium in der Notitia Dignitatum aufscheint und es in ihr – wie sonst üblich – keine Abbildungen von Städten oder Kastellen gibt die er kontrollierte. Außerdem scheint er über keinen eigenen Verwaltungsstab verfügt zu haben. Es sind keine Hinweise vorhanden, dass ein Comes über einen längeren Zeitraum mobile Truppen in Illyricum befehligte. Die Forschung glaubt, dass dies ein Indiz dafür sein könnte, dass die illyrische Feldarmee erst später, um 420, unter Flavius Constantius aufgestellt worden ist (Illyricum war im Übrigen noch vor 399 Teil des östlichen Imperiums und in dieser Zeit u. a. auch von den gotischen Föderaten des Alarich besetzt).
Die Aufstellung einer illyrischen Armee war wohl die Reaktion auf den endgültigen Zusammenbruch der Grenzsicherung am oberen und mittleren Donaulimes. Flavius Constantius musste um 420 n. Chr. alle noch verfügbaren Truppen zusammenziehen, um so die schweren Verluste des weströmischen Heeres auszugleichen, die es in den Kämpfen nach den Barbareneinfällen von 406 erlitten hatte. Da aus Geldmangel keine neuen Soldaten angeworben werden konnten, zog man die meisten dafür benötigten Einheiten aus den Limitanei heraus und beförderte sie kurzerhand zu Comitatenses. In den Reihen der neuen Feldarmee befanden sich u. a. zwei Einheiten Lanzenwerfer, die zuvor in Lauriacum und Comagena stationiert waren. Trotz der späteren Abtretung der pannonischen Provinzen an Attila durch Aetius hat das Amt des Comes Illyrici wohl auch noch in der Mitte des 5. Jahrhunderts bestanden. Beim antiken Chronisten Priscos wird ein Mann namens Romulus aus Poetovio genannt, der als Mitglied einer Delegation hochrangiger Würdenträger 448 n. Chr., im Auftrag des Aetius, zu Verhandlungen an den Hof des Hunnenkönigs entsandt wird. Da Priscus auch erwähnt, dass Gesandtschaften überwiegend von den Heerführern der an das Hunnenreich angrenzenden Regionen standen, begleitet wurden, ist es möglich, dass Romulus das Amt des illyrischen Comes bekleidet hat.[4]
Unter Theodosius I. entsprach die Organisation der Armee nicht mehr dem althergebrachten System des Diokletian. Die meisten Heermeisterämter sowie die einzelnen Abschnittskommandos der Palast- und der mobilen Feldarmeen verschwanden, so vielleicht auch das Amt des Comes Illyrici. Als Sicherungsmaßnahme für das von den Hunnen abgeschnittene Dalmatia richtete Aetius (neben einer vielleicht noch eine Zeit lang fortbestehenden comititiva illyrici) das Amt eines comes Dalmatiarum ein, das zuerst sein Vertrauter Marcellinus bekleidete. Einer seiner Nachfolger war später der gotischstämmige Truppenführer der Provinz Dalmatia, ein „comes primi ordinis“ im Rang eines vir illustris. Namentlich bekannt ist ein Mann namens Oswin dem unter einem Athanarich 526 n. Chr. u. a. die Truppen der Provinz Savia unterstanden. Zusätzlich weiß man von einem gewissen Comes Colosseus, ein Romane der in der Pannonia Sirmienses in Personalunion die Militär- und Zivilverwaltung leitete.
Truppen
Insgesamt 22 Einheiten werden in der Notitia Dignitatum unter dem Kommando des Comes aufgelistet, die wiederum unter dem Oberkommando des Magister Peditum standen. Wahrscheinlich sind einige der Schildmuster beim Abschreiben aber nicht der richtigen Einheit zugeordnet worden. Wie auch bei einigen anderen westlichen Auxilia-Platina-Einheiten geschehen, könnten sie von den Kopisten von ihreem richtigen Platz oder, genauer gesagt, auch die Beschriftung könnten von ihrem angestammten Platz verschoben worden sein.
Distributio Numerorum
Laut der ND Occ. standen dem Comes möglicherweise folgende Einheiten zur Verfügung:[5]
Gardeeinheiten (Infanterie)
Einheiten | Bemerkung | Abbildung |
---|---|---|
Hilfstruppen der Hofarmee (Auxilia palatini) | ||
Sagittarii Tungri | Die tungrischen Bogenschützen, dieser Name muss aber nicht bedeuten, dass alle Soldaten der Palatini-Einheit des 5. Jahrhundert als solche eingesetzt wurden. Möglicherweise wurden sie ursprünglich als reine Bogenschützeneinheit aufgestellt. Der Stamm der Tungri war in Gallien beheimatet, rund um die Civitas Tungrorum, die heutige belgische Stadt Tongeren (Tongres). Die Einheit dürfte, noch vor ihrer Romanisierung, aus diesem Volksstamm rekrutiert worden sein. | ![]() |
Iovii iuniores | Eine der Auxilia-Palatina-Einheiten, die auch in der Armee des Magister Peditum anfgeführt ist; und wohl vorübergehend dem Kommando des Comes Illyricum unterstellt war. Der Name bezieht sich auf den obersten Reichsgott Iupiter. Vielleicht wurde sie unter Diokletian (284 bis 305) aufgestellt, dieser nahm, nach seiner Proklamation zum Augustus den Namen Iovius an (etwa gleichbedeutend mit „Abkömmling des Iupiter“). Ihr Schildzeichen ist in verschiedenen Handschriften der ND, wie auch das der Iovii seniores, mit der Beschriftung „Iovii“ versehen. Es besteht aus einem roten Rand, der ein indigoblaues (oder violettes) Hauptfeld einrahmt. Mittig ist ein sich aufbäumendes, rotbraunes Tier (Eber?) mit aufgestellten Nackenhaaren dargestellt. Der Chronist Ammianus Marcellinus[6] berichtet, dass im Feld die Iovii zusammen mit den Victores eingesetzt wurden. Wann genau die Iovii in eine Seniores- und Iuniores-Einheit aufgeteilt wurden, ist unbekannt. Laut Notitia Occ. waren die Iovii Seniores ansonsten der Italienarmee des Magister Peditum unterstellt. Inschriften bezüglich der Iovii iuniores stammen vom Gräberfeld der Colonia Iulia Concordia (heute Portogruaro in Venetien, Italien), wo ein Grabstein[7] den Tribunen Flavius Marcaridus als Angehörigen der Militum Ioviorum iuniorum bezeichnet. | ![]() |
Sequani | Diese Einheit wird in der Truppenliste des Magister Peditum als eine der Auxilia-Palatina-Einheiten angeführt und war wohl – vorübergehend – dem Kommando des illyrischen Comes unterstellt. Ihre Schildbemalung wird in den Abschriften der ND unterschiedlich dargestellt, genau wie ihr Name (Seguarii, Equarii, Sequani). Recht einfach gehalten zeigt es einen weißen Schildbuckel, umgeben von einem roten Band (oder orange-braun), das ein motivloses grünes Hauptfeld umgibt. Es ist jedoch offensichtlich, dass es einmal mehr das falsche Schildmuster für diese Einheit sein könnte. Sequani bezieht sich entweder auf das heutige Quellgebiet der Seine in Frankreich, die Region Sequania, oder auf das dort beheimatete Volk der Sequaner, heute größtenteils der Kanton Jura in der Schweiz. Wahrscheinlich leitet er sich sich auch von ihrem Siedlungsgebiet ab, das zu Beginn des 4. Jahrhunderts zu einer eigenständigen Provincia, die Maxima Sequanorum, erklärt wurde. Zur Zeit der Abfassung der Notitia hatte die Provinz aber offensichtlich schon stark an Bedeutung verloren, dies nachdem sie 355 von germanischen Invasoren verwüstet worden war. Der Dux provinciae Sequanicae befehligte, laut ND, nur noch eine Limitaneieinheit: die Milites Latavienses. Vermutlich wurden die Sequaner entweder in dieser Provinz rekrutiert oder waren vor Zusammenstellung der Notitia dort stationiert gewesen. Eine weitere nach dieser Provinz benannte Reitereinheit, die ala secunda Valeria Sequanorum, stand unter dem Kommando des Dux Raetiae primae et secundae. | ![]() |
Raeti | Eine der Auxilia-Palatina-Einheiten des Magister Peditum; Ihr Schildmuster bestand aus einem roten Rand der ein indigoblaues Hauptfeld umschließt. Mittig ein auf einem roten Pfahl aufgespießter Kopf, ein gängiges Motiv insbesondere westlicher Auxilia-Palatina-Einheiten, obwohl man es auch als Symbol des Sonnengottes interpretiert hat, was jedoch hier problematisch ist. Wahrscheinlich handelt es sich dabei aber wieder um das falsche Schildmuster; wie bei einigen anderen westlichen Auxilia-Platina-Einheiten könnte es von den Kopisten von seinem ursprünglichen Platz verschoben worden sein. Raeti scheint sich von der Provinz Raetia abzuleiten – heute die Schweiz und Süddeutschland, was Otto Seeck dazu veranlasste, den Namen der Einheit in seinem Werk in Raeti abzuändern, obwohl die Provinz in der Notitia ebenfalls wechselweise als Raetia oder Rhaetia bezeichnet wird. In den beiden Münchner Manuskripten wird die Truppe als Rheti angegeben. Vermutlich wurde sie ursprünglich entweder in dieser Provinz aufgestellt (in der Notitia als Raetia I und Raetia II aufgeteilt) oder waren kurz vor Abfassung der ND dort stationiert worden. Verschiedene andere Einheiten in der Notitia leiten ebenfalls ihren Namen von dieser Provinz ab, wie die Limitanei der
Im Osten standen auch die R(a)etobarii, und zwar unter dem Kommando des Magister Militum Praesentalis I; Diese Einheit rekrutierte sich jedoch aus einem alamannischen Stammeszweig, der sich in Rätien Siedlungsland erobert hatte. Weitere rätische Einheiten im Westen waren die
alle in der Armee des Dux Raetiae primae et secundae, der auch einen Tribunus gentis per Raetias deputatae unter seinem Kommando hatte, d. h. einen Tribunen der rätischen Völker. Dies könnte auf einen Kommandeur einer Art Landwehr oder Foederati hindeuten. Es ist es ebenso möglich, dass er kein regulärer Armeeoffizier war. Wurde sein Aufgebot zum Kriegsdienst einberufen, so geschah dies wohl auf die gleiche Weise wie bei allen anderen Wehrpflichtigen der Provinz – durch den Einzug in „reguläre“ Einheiten.[8] | ![]() |
Sagittarii venatores | Eine der Auxilia-Palatina-Einheiten des Magister Peditum. Der erste Namensteil impliziert (belegt aber nicht), dass die Einheit mit Pfeilbögen bewaffnet war, während venatores „die Jäger“ bedeutet, was durchaus ein plausibler Name für eine Bogenschützeneinheit wäre. Die Schildbemalung zeigt einen jagenden, nach rechts blickenden, einköpfigen, braunen Adler mit ausgebreiteten Schwingen auf gelben Hintergrund. Es handelt sich im Wesentlichen um die gespiegelte Schildbemalung der nachfolgend angeführten Latini. Es könnte sich dabei aber wieder einmal um ein von den Kopisten falsch zugeordnetes Schildmuster handeln. Da die nachfolgend beiden aufgelisteten Einheiten des Magister Peditum, die Latini und Sabini, beide nach italischen Völkern benannt, könnten diese beiden mit Adlern verzierten Schilde in Wahrheit zu ihnen gehören, während das Schildmuster der vorherigen Einheit in der Liste des illyrischen Comes, den Sequani, tatsächlich den Sagitarrii venatores zusteht. | ![]() |
Latini | Diese Einheit könnte ursprünglich aus dem italischen Stammesverband der Latiner rekrutiert worden sein. Die Schildbemalung zeigt laut ND einen braunen Adler auf gelben Hintergrund, der jedoch in diesem Fall nach links blickt. Wahrscheinlich handelt es sich dabei wieder um ein falsch zugeordnetes Schildmuster. Richtiger wäre wohl das der o. g. Sagittarii venatores – in der Truppenliste des Magister Peditum – zu den Latini und das hier gezeigte zu den nachfolgenden Sabini zu verschieben. Dass die letztgenannten Einheiten fast identische Schildbemalungen getragen haben, wäre auch aufgrund ihrer Benennung (nach den beiden Gründungsstämmen Roms) wesentlich plausibler. | ![]() |
Valentinianenses felices | Bei ihnen handelt es sich wohl um Abkömmlinge der Valentinianenses iuniores, eine Einheit der Auxilia palatina („Hilfstruppen“ der „Hofarmee“). Andere Vexillationen der Valentinianenses werden auch noch unter dem Magister Equitum in Gallien verzeichnet, von denen angenommen wird, dass sie ebenfalls aus den Valentinianenses iuniores hervorgegangen sind. Ihre Position in der Liste lässt einen Rang als Pseudocomitatenses an oder eine völlig neu aufgestellte Einheit denken die damals gerade in die Armee eingegliedert worden war. Bei einem Status als Palatinii wäre es eher unwahrscheinlich, dass sie ursprünglich von den Limitanei abkommandiert wurden. In diesem Fall müsste dies eine Neuerung sein, die erst nach dem Tod Valentinian III. eingeführt wurde. Die Schildbemalung zeigt einen roten Rand, mittig eine menschliche Figur auf gelben Hauptgrund, die in der rechten Hand einen Stab und in der linken eine Kugel hochhält. Es wurde früher der nachfolgenden Einheit in der Liste des Magister Peditum, den Mattiaci iuniores Gallicani, zugeordnet, daher die Beschriftung „Mattiaci (?)“ in der ND. Obwohl es zahlreiche Hinweise darauf gibt, dass viele Schildmuster der westlichen Auxilia platina beim Abschreiben verschoben wurden, ist nicht ganz klar, ob dies auch bei dieser Einheit auch der Fall war. Der Namenszusatz Felices („die glücklichen“) ist in der Notitia eine sehr häufig verwendete Einheitsbezeichnung; über zwanzig von ihnen sind bekannt. Der Name Valentinianenses bezieht sich eindeutig auf die valentinianischen Herrscher, Valentinian I. (364–375), Valentinian II. (375–392) oder Valentinian III. (419–455). Letzterer scheidet aber dafür aufgrund seiner späten Herrschaft wohl aus. Da das Schildmuster einen Menschen zeigt – entweder eine Gottheit oder einen Kaiser – und da keine der anderen Einheiten des Magister Peditum den Beinamen Valentinianenses tragen, schlussfolgert man, dass das in der ND gezeigte Muster mit seiner originalen Beschriftung übereinstimmt. Da alle Herrscher der valentinianischen Dynastie überzeugte Christen waren, kann das Schildmotiv aber keine antike Gottheit darstellen, sondern muß einen Imperator symbolisieren. Kaiserbildnisse, die einen Reichsapfel (als Symbol der damals bekannten Welt) halten, waren in der imperial-römischen Propagandakunst üblich; der Globus wird oft noch von einer geflügelten Victoria gekrönt; bei auf Münzen des 4. Jahrhunderts abgebildeten Kaiserbildnissen umklammern manche mit der rechten Hand ein Chi-Rho-Labarum (Standarte). Auf den Münzen von Valens (364–368) und Valentinian I. präsentieren beide ein langes Zepter anstatt eines Speers, ein solches könnte auch auf den Schilden der Felices Valentinianenses abgebildet sein. Außerdem wurden in der Notitia keine antiken Götter gezeigt – man sieht lediglich „Attribute“ der alten Gottheiten, wie eben die geflügelte Siegesgöttin. | ![]() |
Honoriani victores | Vermutlich ident mit den Honoriani victores iuniores. | ![]() |
Seguntienses | Die Einheit stammt ursprünglich aus Segontium (Caernarvon in Wales, Großbritannien), sie wird aber in der Endfassung der Notitia nicht mehr in der Liste des Dux Britanniarum angegeben. Es gibt archäologische Beweise für die Belegung dieses walisischen Kastells bis um 390. | ![]() |
Tungri | Diese Einheit stammt höchstwahrscheinlich ebenfalls aus Britannien. In der Truppenliste des Dux Britanniarum wird ein Tribunus Tungrorum cohortis primae angegeben, stationiert bei Borcovicio (auch Vercovicium, heute Housesteads am Hadrianswall). In den vorangegangenen Jahrhunderten wurde sie noch als cohors millaria (1000 Mann stark) bezeichnet. In der Folge scheint sie unter dem illyrischen Comes auf den Status von Palatinae („Hofarmee“) angehoben worden zu sein. Es ist, nebenbei bemerkt, auch eine Auffälligkeit in der Notitia, dass bei den Comitatenses keine Auxilia-Einheiten angegeben werden. Sie werden dort entweder als Pseudocomitatenses oder Palatinae geführt. Wenn diese Truppe in der Zeit nach dem Tod Stilichos nach Illyricum versetzt wurde, würde es auch reichlich Zeit für sie gegeben haben, sich im Kampf zu bewehren und dafür in den Status von Palatinae befördert zu werden. Sie wurden dadurch auch ein Teil der italischen Feldarmee die als die kampfkräftigste dieser Dekade gilt. | ![]() |
Mauri Honoriani seniores | ![]() | |
Mattiarii Honoriani Gallicani | ![]() |
Feldarmee
Einheiten | Bemerkung | Abbildung |
---|---|---|
Legiones Comitatenses | ||
Tertiani | Diese Truppe ist offensichtlich eine Vexillation der Legio III Italica unter dem Dux Raetiae. | ![]() |
Tertia Herculea | ![]() | |
Pacatianenses | Vermutlich die Soldaten unter dem Praefectus numeri Pacensium in der Liste des Dux Britanniarum. Sie dürften lange Zeit in Britannien gestanden haben, bevor sie schließlich an den Comes Illyrici abgegeben wurden. | ![]() |
Mauri cetrati | ![]() | |
Propugnatores iuniores | ![]() | |
Pseudocomitatenses | ||
Lanciarii Lauriacenses | Die Lanzenwerfer aus Lauriacum (heute Enns in Oberösterreich) waren wohl ursprünglich Angehörige der Legio II Italica, stationiert in der Provinz Noricum ripense. Diese Einheit wurde vermutlich zwischen 395 und 420 in die illyrische Feldarmee eingereiht.[9] Der Titel lanciarii (oder lancearii) wurde ab dem späten 3. Jahrhundert an Eliteeinheiten vergeben. Auf der Grabinschrift des Soldaten Gaius Aurelius wird dieser als „ippeus lankiaris“ bezeichnet.[10] In der Notitia werden eine Reihe von Lanciariieinheiten angeführt, einige sind offensichtlich solche Eliteeinheiten, während andere, wie die Lanciarii Lauriacenses, nicht als solche geführt werden. | ![]() |
Lanciarii Comaginenses | Die Lanzenwerfer aus Comagena (heute Tulln an der Donau/NÖ) war vermutlich eine Vexillation der legio I Noricorum, stationiert in der Provinz Noricum ripense.[11] | ![]() |
Secunda Iulia | Ident mit der Secunda Iulia Alpina. Eine Legion die ursprünglich aus den Bergvölkern im italienischen Teil der Westalpen ausgehoben wurde. Ihr Weiterbestehen wird in der Notitia durch eine Kapitelüberschrift der Italienarmee des Magister Peditum[12] belegt. Das Kapitel gibt zwar den Befehlsbereich aber weder Offiziere, Kastelle noch Städte an. | ![]() |
Catarienses | Wahrscheinlich eine Einheit der Pseudocomitatenses. Sie erlangten vermutlich ebenfalls erst im 5. Jahrhundert diesen Status. Sie ist mit ziemlicher Sicherheit dieselbe Einheit, die von einem Tribunus cohortis Caratensis unter dem Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis befehligt wurde. | ![]() |
Literatur
- Theodor Mommsen: Das römische Militärwesen seit Diocletian. In: Hermes, Band 24 (1889), S. 195–279, ISSN 0018-0777 (online, zum comes Illyrici S. 264).[13]
- Völkerverschiebungen im Ostalpen-Mitteldonau-Raum zwischen Antike und Mittelalter (375–600). In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Band 39, Walter de Gruyter, 2003, ISBN 3-11-017855-9, S. 10, 17, 18 und 28.
- Robert Grosse: Römische Militärgeschichte von Gallienus bis zum Beginn der byzantinischen Themenverfassung Weidmann, Berlin 1920; Nachdruck Ayer Publishing, 1975, ISBN 0-405-07083-7, S. 170–171,
- Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire. 284–602. A social, economic and administrative survey. Johns-Hopkins-Univ. Pr., Baltimore, Md. 1986 (2 Bände)
- 1986, ISBN 0-8018-3353-1
- 1986, ISBN 0-8018-3354-X
- Peter J. Heather: The fall of the Roman Empire. Macmillan, London 2005, ISBN 0-333-98914-7.
- deutsch: Der Untergang des Römischen Weltreiches. Rowohlt TB Verlag, Reinbek b. Hamburg 2011, ISBN 978-3-499-62665-4.
- Michael S. DuBois: Auxillae: A Compendium of Non-Legionary Units of the Roman Empire. Lulu Press 2015, ISBN 978-1-329-63758-0.
- Klaus Wachtel: Ein Meilenstein des Decius aus latrus (Moesia inferior). In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines. Jahrgang 149, Linz 2004, S. 141–147 (zobodat.at [PDF]).
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Allerdings wird dieser General, der sowohl bei Ammianus Marcellinus (25,10,9) als auch bei Zosimos erwähnt wird (4,34,1), von manchen Forschern auch als magister militum eingeordnet. So Wilhelm Enßlin: Die magistri militum des 4. Jahrhunderts. In: Klio. Band 24, 1931, S. 102–147, hier S. 133; Wilhelm Enßlin: Vitalianus 1. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IX A,1, Stuttgart 1961, Sp. 373. Für comes Arnold Hugh Martin Jones, John Robert Martindale, John Morris: Comes Illyrici. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1971, ISBN 0-521-07233-6, S. 969–970. Neutral zu dieser Frage Alexander Demandt: Magister militum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 553–790, hier Sp. 602 f., 605.
- ↑ Amm. 29, 6, 3. Equitius Illyriciano praeponitur exercitui nondum magister sed comes.
- ↑ Zosimos 5,46,2. Als comes Illyrici deutet ihn u. a. John Robert Martindale: Generidus. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 2, Cambridge University Press, Cambridge 1980, ISBN 0-521-20159-4, S. 500–501. Alexander Demandt argumentiert aber ausführlich dafür, dass Generidus eine Art Sonderkommando als Heermeister innehatte, siehe Alexander Demandt: Magister militum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 553–790, hier Sp. 646 f., vgl. auch Sp. 739.
- ↑ Peter Heather: Der Untergang des Weströmischen Reiches. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2011, ISBN 978-3-499-62665-4, S. 472.
- ↑ sub dispositione
- ↑ Res Gestae: 26.7.13; 27.8.7
- ↑ CIL 5, 8753
- ↑ siehe hierzu Hugh Elton: Warfare in Roman Europe AD 340 - 425, Clarendon Press 1996, S. 130
- ↑ Peter Heather: 2011, S. 570 Anm. 48.
- ↑ AE 1981, 777.
- ↑ ND Occ.V 109, 110; 259; VII 58, 59.
- ↑ VII. Qui numeri ex praedictis per infrascriptas provincias habeantur/Intra Italiam.
- ↑ Nachdruck in: Gesammelte Schriften. Teil 6, Band 3. 1910; 3. Auflage (Nachdruck) Olms, Hildesheim 1994, ISBN 3-615-14646-8, S. 206–283 (S. 270).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Autor/-in unbekannt , Lizenz: CC BY-SA 3.0 rs
Late Roman helmet (Berkasovo/2), Berkasovo type, early 4th century. Found in 1955 near the village of Berkasovo (Šid, Vojvodina, Serbia)
Shield pattern of Sequani, according to Notitia Dignitatum
Autor/Urheber: Veleius, Lizenz: CC0
Magistri Milites, Comites rei militaris und Duces-Limites der spätrömischen Armee in West- und Ostrom (Stand Anfang des 5. Jahrhundert n.Chr.).
Shield pattern o.t. Latini, listed as one of auxilia palatina units in the Magister Peditum's infantry roster; it assigned to the Comes Illyrici., Notitia Dignitatum, 5th century (Bodleian Manuscript).
Autor/Urheber: Veleius, Lizenz: CC0
Platzhalter Schildzeichen unbekannt.
Shield pattern of Lanciarii Comaginenses, according to Notitia Dignitatum
Shield pattern o.t. Reti, listed as one of auxilia palatina units in the Magister Peditum's infantry roster; it assigned to the Comes Illyrici., Notitia Dignitatum, 5th century (Bodleian Manuscript).
Schildbemalung der Lanciarii Lauriacenses im frühen 5. Jahrhundert. Quelle: Notitia Dignitatum Occ V.
(c) Classical Numismatic Group, Inc. http://www.cngcoins.com, CC BY-SA 3.0
Autor/Urheber: Veleius, Lizenz: CC BY 3.0
Schildbemalung der Iovii, eine Legio comitatenses des Westreiches im frühen 5. Jahrhundert. Quelle: de:Notitia Dignitatum Occ. V.
Map of the Roman Empire ca. 400 AD, showing the administrative division into dioceses and provinces, as well as the major cities. The demarcation between Eastern and Western Empires is noted in red.
Autor/Urheber: CatMan61, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schildbemalung der Legio Secunda Iulia Alpina (auch de:Legio II Iulia Alpina) im frühen 5. Jahrhundert. Quelle de:Notitia Dignitatum Occ V.
Autor/Urheber: CatMan61, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schildbemalung der Tertia Herculea (Legio III Herculia) im frühen 5. Jahrhundert. Quelle: Notitia Dignitatum Occ V.
Shield pattern o.t. Felices Valentinianenses, listed as one of auxilia palatina units in the Magister Peditum's infantry roster; it assigned to the Comes Illyrici., Notitia Dignitatum, 5th century (Bodleian Manuscript).
Shield pattern o.t. Sagitarii venatores, listed as one of auxilia palatina units in the Magister Peditum's infantry roster; it assigned to the Comes Illyrici., Notitia Dignitatum, 5th century (Bodleian Manuscript).
Autor/Urheber: Panairjdde (FlagUploader), Lizenz: CC SA 1.0
Shield pattern of the comitatensis legion Tertia Italica