Challengertief

Der Marianengraben im Pazifik, vor 2009

Das Challengertief ist ein Meerestief im Marianengraben im Pazifischen Ozean. Echolot-Messungen von 2010 ergaben einen vorläufigen Wert von 10.994 ± 40 Metern Meerestiefe[1], in einer revidierten Auswertung wurden 2014 die Messungen von 2010 auf 10.984 ± 25 Meter präzisiert.[2]

Geographie

Etwa 1.800 km östlich der Philippinen befindet sich das Challengertief im südwestlichen Teil des Marianengrabens, einer Tiefseerinne im westlichen Pazifik. Es liegt etwa 300 km südwestlich der Insel Guam, einer Insel der Marianen, die zu den mikronesischen Inseln gehören, etwa bei 12° nördlicher Breite und 143° östlicher Länge.

Geschichte

Bereits im Jahr 1951 wurde im Marianengraben von der Besatzung des englischen Vermessungsschiffs Challenger II mittels Echolot eine Meerestiefe von 10.899 m ermittelt (per Drahtlotung waren es 10.863 m); dieser Stelle gab man den Namen „Challengertief“.

Am 23. Januar 1960 tauchten Jacques Piccard und Don Walsh als erste Menschen im Tauchboot Trieste auf den Grund des Tiefs. Der genaue Ort des Tauchganges wird daher auch als Triestetief bezeichnet. Piccard und Walsh maßen dabei eine Tiefe von 10.916 m.

Das unbemannte japanische Tauchboot Kaikō sammelte dort im März 1995 Sedimentproben und bestimmte eine Tiefe von 10.911 m.

Am 31. Mai 2009 erreichte der ebenfalls unbemannte Tauchroboter Nereus der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI) in Massachusetts das Challengertief und entnahm Bodenproben. Der dort vorgefundene Schlamm besteht zum allergrößten Teil aus Foraminiferen. Bei diesem Tauchgang wurde eine Tiefe von 10.902 m angezeigt.[3]

Zwei Jahre später, am 7. Dezember 2011, veröffentlichten Forscher um Jim Gardner von der University of New Hampshire Ergebnisse des Tauchgangs eines Unterwasserroboters, bei dem mittels Schallwellen eine Tiefe von 10.994 Metern ermittelt worden war. Das Ergebnis sei bis auf 40 m genau.[1]

Vier Gruppen arbeiteten unabhängig voneinander daran, wieder ein bemanntes Boot zum Grund des Challengertiefes zu schicken.[4] Das Rennen gewann am 26. März 2012 der Filmmacher James Cameron, der mit der Deepsea Challenger als erster Mensch alleine und als dritter Mensch überhaupt den Grund erreichte.[5]

Zwischen dem 28. April 2019 und dem 5. Mai 2019 wurden mit dem Tauchboot Limiting Factor vier Tauchgänge im Challengertief absolviert. Am 28. April 2019 erreichte Victor Vescovo die neue Rekordtiefe von 10.928 m und bei einem weiteren Solotauchgang am 1. Mai 2019 10.927 m.[6] Beim dritten Tauchgang, ebenfalls auf 10.927 m, waren der Kanadier Patrick Lahey als Pilot und der Deutsche Jonathan Struwe als Vertreter der Klassifikationsgesellschaft DNV GL an Bord. Dieser Tauchgang diente zum finalen Nachweis der Einsatztauglichkeit des Tauchbootes auch in der größtmöglichen Wassertiefe. Beim vierten Tauchgang war noch einmal Patrick Lahey am Steuer des Tauchfahrzeugs. Begleitet wurde er von dem Engländer John Ramsey, dem Chefkonstrukteur des Tauchboots.

Am 7. Juni 2020 erreichte Kathryn D. Sullivan, zusammen mit Victor Vescovo, als erste Frau das Challengertief.[7]

Am 10. Oktober 2020 brachen die beiden Schiffe Tan Suo Yi Hao und Tan Suo Er Hao zum Marianengraben auf, um das chinesische Tiefseetauchboot Fendouzhe in den größtmöglichen Wassertiefen zu erproben. Bis zum 28. November 2020 wurden dreizehn Tauchgänge im Marianengraben durchgeführt. Davon führten acht in Tiefen von mehr als 10.000 m. Am 10. November 2020 wurde in 10.909 m Tiefe der Grund im Challengertief erreicht.[8]

Tiefste bekannte Stelle der Weltmeere

Die drei tiefen Bereiche des Challengertiefs

Seit der Forschungsfahrt der Witjas zum Internationalen Geophysikalischen Jahr im Jahr 1957 gilt das Witjastief 1 im Marianengraben als tiefste Stelle der Erdoberfläche.

Inzwischen gibt es Zweifel am gemessenen Wert von 11.034 m unter dem Meeresspiegel. Andere Tiefenmessungen ergaben Werte zwischen 10.900 m und 11.000 m. Demnach könnte auch das Challengertief die tiefste bekannte Stelle der Weltmeere sein.

Einzelnachweise

  1. a b Andrew A. Armstrong: Cruise Report: USNS Sumner (T-AGS 61) U.S. Extended Continental Shelf Cruise to Map Sections of the Mariana Trench and the Eastern and Southern Insular Margins of Guam and the Northern Mariana Islands. (pdf, 6,9 MB) In: UNH-CCOM/JHC Technical Report 11-002. NOAA/UNH Joint Hydrographic Center University of New Hampshire, 22. Dezember 2011, S. 12, abgerufen am 23. Januar 2020 (englisch).
  2. James V. Gardner, Andrew A. Armstrong, Brian R. Calder, Jonathan Beaudoin: So, How Deep Is the Mariana Trench? (pdf, 573 kB) In: Marine Geodesy, 37. 21. Februar 2014, S. 1–13, abgerufen am 23. Januar 2020 (englisch).
  3. Horst Rademacher: Weit und breit nur Foraminiferen. In: FAZ.net. 11. Juni 2009, abgerufen am 23. Januar 2020.
  4. Race to the bottom of the ocean. In: BBC.com. 22. Februar 2012, abgerufen am 23. Januar 2020 (englisch).
  5. Ker Than: James Cameron Completes Record-Breaking Mariana Trench Dive. In: National Geographic News. 25. Mai 2012, abgerufen am 23. Januar 2020 (englisch).
  6. Stephanie Fitzherbert: Deepest Submarine Dive in History, Five Deeps Expedition Conquers Challenger Deep. (pdf, 209 KB) Pressemitteilung der Five Deeps Expedition zu den Tauchgängen im Mariannengraben, 13. Mai 2019, abgerufen am 14. Mai 2019 (englisch).
    Francesca Street: DeDeepest ever dive finds ‘plastic bag’ at bottom of Mariana Trench. In: CNN. 14. Mai 2019, abgerufen am 14. Mai 2019 (englisch).
    Hannah Osborne: Meet Victor Vescovo, Who Just Broke the World Record by Diving 35,853 Feet Into the Deepest Part of the Ocean. In: Newsweek. 13. Mai 2019, abgerufen am 13. Mai 2019 (englisch).
  7. 1st U.S. Woman To Walk In Space Dives To Deepest Point In The Ocean. Abgerufen am 10. Juni 2020 (englisch).
  8. Hua Xia: China’s manned submersible Fendouzhe returns after ocean expedition. Xinhua, 28. November 2020, abgerufen am 28. November 2020 (englisch).

Koordinaten: 11° 21′ 59″ N, 142° 35′ 59″ O

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Marianengraben.png
(c) Captain Blood, CC-BY-SA-3.0
Karte des Marianengrabens.
Bei der Erstellung der Landkarte wurden die '''Generic Mapping Tools''' verwendet: http://gmt.soest.hawaii.edu/
Für das Relief - falls vorhanden - wurde(n) einer oder mehrere dieser externen [[Public Domain]]-Datensätze verwendet:
* ETOPO2 (Auflösung 2′ = 3,6km am Äquator) http://dss.ucar.edu/datasets/ds759.3
* GLOBE (30″ = 0,9km) http://www.ngdc.noaa.gov/mgg/topo/gltiles.html
* SRTM (Shuttle Radar Topography Mission) (3″ = 90m) http://www2.jpl.nasa.gov/srtm/index.html
Challenger Deep EM124 Sonar Map and Diving History 101119.jpg
Autor/Urheber: Vlvescovo, Lizenz: CC BY-SA 4.0
This map was created by the DSSV Pressure Drop's Kngsberg EM124 sonar system over the course of two weeks to map the Challenger Deep in the Marianas Trench. The Deep consists of three "pools" of varying depth with the central pool being the most shallow, then the western one, with the eastern pool measured to be the deepest at 10,925 meters. That depth was measured using the manned submersible DSV Limiting Factor on April 28 - May 3, 2019 as part of the Five Deeps Expedition.