Cenwulf
Cenwulf (auch Coenwulf oder Kenwulph) († 821) war König des angelsächsischen Königreichs Mercia von 796 bis zu seinem Tod im Jahre 821.
Cenwulf wurde im Dezember 796 nach dem Tod seines nur wenige Monate regierenden Vorgängers Ecgfrith zum König von Mercia erhoben. Er entstammte einer entfernten Linie des mercischen Königshauses.
Während der ersten beiden Jahre seiner Herrschaftszeit musste Cenwulf eine Rebellion des Mercia untertänigen Königreichs Kent unter dessen König Eadberht III. Præn unterdrücken. Dieser Aufstand war schon kurz vor Offas Tod ausgebrochen. Nach der Niederschlagung der Rebellion ernannte Cenwulf seinen Bruder Cuthred zum König von Kent. Erst mit dessen Tod im Jahr 807 konnte Kent wieder als eine Provinz Mercia einverleibt werden.
East Anglia scheint sich nach dem Tod Offas auf Seiten Kents von Mercia gelöst zu haben, da dort Münzen mit dem Bildnis des aufständischen Königs Eadberht III geprägt wurden.[1] Mit dem Ende der Rebellion in Kent kam East Anglia wieder unter die direkte Kontrolle Mercias.
Der abhängige Status des Königreichs Wessex, der durch die Heirat des westsächsischen Königs Beorhtric mit einer Tochter Offas besiegelt worden war, endete mit dem Tod Beorhtrics im Jahr 802. Sein Nachfolger wurde Egbert, der einst von Offa und Beorhtric ins Exil getrieben worden war. Egberts Thronbesteigung markierte eine Zäsur in den Beziehungen beider Königreiche, da Wessex sich aus dem Einflussbereich Cenwulfs lösen konnte.
Mercias Einfluss im Königreich Northumbria wurde schon 796 mit der Ermordung Königs Aethelred I., der mit Aelfflaed, einer Tochter Offas, verheiratet war, beendet. 801 kam es zu einer Invasion Mercias durch Northumbria unter König Eardwulf, nachdem Cenwulf northumbrische Exilanten an seinem Hof aufgenommen hatte. Durch Vermittlung englischer Bischöfe wurde jedoch rasch ein für beide Seiten akzeptables Friedensabkommen geschlossen.
Die Könige des Königreichs Essex konnten sich ein gewisses Maß an Unabhängigkeit bis 811 erhalten. Danach wurden sie und ihr Territorium vollständig in Mercia integriert.[2]
Cenwulfs Herrschaft oder Oberherrschaft wurde in den ehemaligen oder inzwischen untertänigen Königreichen Sussex, Essex, East Anglia sowie Kent anerkannt. Obwohl er die unmittelbare Herrschaft über die alten westsächsischen Gebiete an der mittleren Themse, die Offa einst erobert hatte, ausübte, entzog sich der westsächsische Hof seiner Kontrolle, wodurch Cenwulf nicht der Oberherrscher aller englischen Königreiche südlich des Humbers war und in keinem seiner uns bekannten Dokumente bezeichnet er sich als solchen.[3]
Während Cenwulfs Herrschaft nahm Mercia, nach einer Periode des Stillstands unter Offa, seine Expansion Richtung Westen wieder auf. Zwischen 816 und 818 drangen mercische Truppen tief in die Gebiete der walisischen Königreiche Königreich Powys und Gwynedd im Norden und des Königreichs Dyfed im Süden ein. Diese Expansion sollte 821 weitergeführt werden, wurde von Cenwulf selber nicht mehr erlebt.[4]
Im Jahre 803 wurde das unter Offa 786 errichtete Erzbistum Lichfield ohne nennenswerten Widerstand durch Cenwulf aufgelöst, da es schien, dass durch die Kontrolle, die Cenwulf über Kent, und damit über den Erzbischof von Canterbury, ausübte, ein drittes Erzbistum in England überflüssig geworden sei. Im weiteren Verlauf seiner Herrschaft kam es jedoch zu schweren Spannungen und Zerwürfnissen mit Erzbischof Wulfred wegen des von fränkischen Vorbildern beeinflussten Machtanspruch des Erzbischofs von Canterbury.[5] Cenwulf betrachtete sich, wie schon Offa vor ihm, als legitimer Thronfolger Kents und leitete daraus ein Verfügungsrecht über Klöster und andere kirchliche Einrichtungen ab, was auf heftige Gegenwehr des Erzbischofs von Canterbury stieß. Der Konflikt kulminierte darin, dass Cenwulf Erzbischof Wulfred exkommunizieren ließ, ohne sich aber hiermit letztendlich das Episkopat gefügig machen zu können.[6]
Cenwulf starb im Jahr 821.
Einzelnachweise
- ↑ C. Blunt, The Coinage of Offa, p. 50
- ↑ B.A.E. Yorke, Kings and Kingdoms of Early Anglo-Saxon England, p. 121
- ↑ F.M. Stenton, Anglo-Saxon England, p. 225
- ↑ F.M. Stenton, Anglo-Saxon England, p. 220
- ↑ J. Campbell, The Anglo-Saxons, p. 127.
- ↑ Nicholas Brooks, The Early History of the Church of Canterbury, p. 133ff
Literatur
- Nicholas Brooks: The Early History of the Church of Canterbury: Christ Church from 597 to 1066. Leicester University Press, Leicester 1984, ISBN 0-7185-0041-5
- James Campbell (Hrsg.): The Anglo-Saxons, Phaidon, London 1982, ISBN 0-7148-2149-7.
- Colin Blunt: The Coinage of Offa, in: Reginald Hugh Michael Dolley (Hrsg.), Anglo-Saxon Coins. Studies presented to F. M. Stenton on the occasion of his 80th birthday, 17 May 1960, Methuen, London 1961
- Frank M. Stenton: Anglo-Saxon England. 3. Aufl., Oxford University Press, Oxford 1971, ISBN 0-1928-0139-2.
- Barbara Yorke: Kings and Kingdoms of Early Anglo-Saxon England. Routledge, London-New York 2002, ISBN 978-0-415-16639-3. PDF (6,2 MB)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Ecgfrith | König von Mercien 796–821 | Ceolwulf |
Personendaten | |
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NAME | Cenwulf |
ALTERNATIVNAMEN | Coenwulf |
KURZBESCHREIBUNG | König des angelsächsischen Königreichs Mercien |
GEBURTSDATUM | 8. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 821 |
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Coenwulf_of_Mercia_lead_bulla
Autor/Urheber:
- Britain 802.pdf: Lotroo
- this work: Furfur
Die britischen Inseln um das Jahr 802.
Free-hand drawing of the Coenwulf mancus, a gold coin of the early 9th century, after a photograph at britishmuseum.org[1] (BM inv. nr. 2006,0204.1). The obverse is inscribed COENVVLF REX M̄ (i.e. Coenuulf Rex Merciae or Merciorum, "Coenwulf King of Mercia" or "of the Mercians"), the reverse DEVICOLVNDONIAE (i.e. de vico Lundoniae). The coin was found 2001, in Biggleswade, Bedfordshire and was acquired by the BM in 2006. Weight: 4.33 g, diameter: 20 mm. This is the only known gold coin of Coenwulf (r. 796-821), and one of only eight known British gold coins of the period 700-1250. The coin was minted in London, and has seen little or no circulation, as it was probably lost shortly after it was issued.
The similarity to a solidus of Charlemagne inscribed vico Duristat (i.e. Dorestad; BM nr. G3,FrGC.10 [Coins & Medals, George III collection, French nr. 10]) has been taken to suggest that the two coins reflect a rivalry between the two kings, although it is unknown which coin has priority (Williams 2008).
Literature:
- Gareth Williams, Early Anglo-Saxon Coins (2008), 43–45.
- John Blair, Building Anglo-Saxon England (2018), p. 230.
- on the Carolingian solidus: K.F. Morrison, H. Grunthal, Carolingian Coinage" ,Numism. Notes a. Monographs 158 (1967), p. 180, n° 643; Ph. Grierson, "Money and Coinage under Charlemagne" in: Karl der Grosse I (1966), p. 533.