Caroline Cox, Baroness Cox

Caroline Cox, Baroness Cox

Caroline Anne Cox, Baroness Cox FRCN (* 6. Juli 1937 in London[1]) ist eine britische Politikerin und Life Peeress. Sie ist Gründerin und CEO der Organisation Humanitarian Aid Relief Trust (HART). Sie setzt sich für humanitäre Angelegenheiten, besonders für Menschen mit Behinderungen ein.[2]

Leben und Karriere

Baroness Cox wurde 1937 als Caroline Anne McNeill Love geboren. Ihr Vater war Chirurg aus Hertford. Sie besuchte die Channing School in Highgate. Sie arbeitete ab 1958 als Krankenschwester am London Hospital und ab 1960 als Oberschwester und Pflegedienstleiterin (Staff Nurse) am Edgware General Hospital. 1959 heiratete sie Dr. Murray Newall Cox und war bis zu seinem Tod 1997 mit ihm verheiratet. Sie hatten drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. In den späten 1960er Jahren studierte sie an der University of London und schloss 1967 mit einem First Class Honours Degree in Soziologie ab. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der University of Newcastle upon Tyne erwarb sie einen Master of Arts in Wirtschaftswissenschaft.

Akademische Karriere und Folgeaktivitäten

Im Anschluss war sie als Dozentin für Soziologie am Polytechnikum der University of North London tätig und wurde später Professorin (Principal Lecturer). Ab 1974 war sie Leiterin (Head) des Institut für Soziologie (Department of Sociology) und blieb dies bis 1977. Von 1977 bis 1983 war sie Direktorin der Nursing Education Research Unit am Chelsea College der University of London. Sie wurde auch Honorary Fellow des Royal College of Surgeons. Cox beschäftigte sich in dieser Zeit auch mit Bildungspolitik. 1993 unterstützte sie Reformen mit dem Ziel, den Einfluss der lokalen Unterrichtsbehörden (Local Education Authorities) einzuschränken, und forderte eine stärkere Berücksichtigung religiöser Werte im Unterricht. Aufgrund ihres beruflichen Hintergrunds in Soziologie schrieb sie mehrere Bücher über dieses Thema für Krankenschwestern. Sie schrieb auch ein Buch, in dem sie angeblichen kommunistischen Aktivitäten im Jahre 1975 an der Polytechnic of North London nachging. Sie war Gründungskanzlerin (Chancellor) der Bournemouth University und übte diese Funktion von 1991 bis 2001 aus. Sie war Direktorin des Educational Research Trust und des Centre for Social Cohesion. Aktuell (Stand: Juni 2010) ist sie Non-Executive Director der Andrei Sakharov Foundation.[3]

2006 wurde sie mit einem Ehrendoktortitel der University of Dundee als Doctor of Laws[4] ausgezeichnet. Cox unterstützt Fälle von Behinderungen als Mitglied des World Committee on Disability.[2] Sie ist Jurymitglied für den Franklin Delano Roosevelt International Disability Award, der jährlich bei den Vereinten Nationen an einen Staat verliehen wird, der die Ziele des UN World Programme of Action Concerning Disabled Persons verwirklicht hat.[5]

Mitgliedschaft im House of Lords

Nachdem Premierministerin Margaret Thatcher ihre Ernennung als Working Peers empfohlen hatte,[6] wurde sie am 24. Januar 1983 als Baroness Cox, of Queensbury in Greater London, zur Life Peeress erhoben.[7] Sie saß im House of Lords zunächst für die Conservative Party und war kurzzeitig 1985 Baroness-in-Waiting und Whip der Regierung. Dann wurde sie stellvertretende Sprecherin (Deputy Speaker) des Oberhauses von 1986 bis 2005. Von 1986 bis 2004 war sie Deputy Chair of Committees. Während der Debatten um den Gesetzesentwurf zur Bildungsreform (Education Reform Bill) arbeitete Cox mit Michael Alison zusammen, um sicherzustellen, dass staatliche Bildung vor allem „christlich“ sei.[8] Sie beteiligte sich regelmäßig an Debatten im House of Lords über Afrika und wies in Briefen an die Presse auf andere vergessene Konflikte hin. Auf die Kämpfe im Sudan wies sie bereits im September 1992 hin und kritisierte die islamistische Regierung des Landes und unterstützte die von Christen dominierte Sudanesische Volksbefreiungsarmee von John Garang.[9] Sie kritisierte auch das Verhalten der Regierung des muslimischen Aserbaidschan in der von Armenien abtrünnigen Region Bergkarabach, die vor allem von Christen bewohnt wird.[10][11]

Cox gehört mehreren All party groups an. Seit 2002 ist sie Vorsitzende der Armenia Group. Sie ist stellvertretende Vorsitzende (Vice-Chair) der North Korea Group seit 2004 und Sekretärin (Secretary) der Indonesia Group seit 2006.

Als Staaten von besonderem Interesse gibt sie Armenien, Myanmar, Osttimor, Indonesien, Polen, Nigeria, Nordkorea, Sudan, Uganda und Sri Lanka an. Als ihre politischen Interessen nennt sie Menschenrechte, humanitäre Hilfe, Bildung, Gesundheitswesen und Pflege an.[12]

Wirken in der Öffentlichkeit

Cox gilt als Europaskeptikerin. Sie rebellierte gegen den Vertrag von Maastricht und unterstützte einen Entwurf, der ein landesweites Referendum zur Ratifikation am 14. Juli 1993 vorsah.

Im Mai 2004 unterschrieb sie gemeinsam mit drei anderen konservativen Peers einen Brief, der von der UK Independence Party (UKIP) veröffentlicht wurde und zu deren Unterstützung bei der Europawahl aufrief. Der Vorsitzende der Conservative Party, Michael Howard, schloss sie daraufhin aus der Fraktion aus. Cox ist seither Crossbencher.[13]

Sie ist eine von 18 Gründern der One Jerusalem-Organisation, welche zum Ziel hat, dass ein vereintes Jerusalem die ungeteilte Hauptstadt Israels bleibt. Am 24. Januar 2005 wurde sie Co-Präsidentin des Jerusalem Summit.[14][15]

Sie ist die Gründerin von The International Islamic Christian Organisation for Reconciliation and Reconstruction.[16] Cox ist auch eine Unterstützerin des Rechts auf Selbstbestimmung der Menschen in Bergkarabach beziehungsweise der Republik Arzach, das offiziell zu Aserbaidschan gehört.[17] Frank Pallone, Jr., der Mitvorsitzende des US-Kongressausschusses über Armenien (US Congressional Caucus on Armenian Issues), nannte sie eine „wahre armenische Nationalistin, die ihr Leben für Armenien und Karabach geben würde.“[18] Am 15. Februar 2006 wurde sie mit der Mkhitar Gosh Medaille (Mkhitar Gosh Medal) des Präsidenten der Republik Armenien, Robert Kotscharjan, ausgezeichnet.[19]

Zwischen 1997 und 2000 griff die Organisation Christian Solidarity Worldwide (CSW), deren Mitglied Cox ist, mit ihrem humanitären Engagement direkt im Sudan ein und erkaufte die Freiheit von Sklaven. In einem Brief an The Independent on Sunday gab Cox an, insgesamt 2.281 Sklaven bei acht Besuchen im Sudan ausgelöst zu haben.[20] Bereits 1995 hatte Cox für ihren Kampf gegen moderne Formen der Sklaverei den William Wilberforce Award erhalten.[21]

Der von ihr 2003 gegründete Humanitarian Aid Relief Trust (HART) setzt sich mittels Hilfe und Beratung dafür ein, dauerhafte Veränderungen für jene Menschen zu erreichen, die unterdrückt bzw. verfolgt werden, und deren Anliegen von den internationalen Medien größtenteils vernachlässigt werden. Cox besuchte HART-Hilfsprogramme in Bergkarabach, Ost- und Westburma, Timor-Leste, Indien, Nigeria, im Südsudan und Nord-Uganda.

Cox ist stellvertretende Vorsitzende der All Party Parliamentary Group zum Thema Nordkorea. Sie sagte, dass die amerikanische Regierung unter Führung von Barack Obama die Möglichkeit mit sich bringe, Feindseligkeiten einzustellen und die Beziehungen zu Nordkorea zu normalisieren.[22]

Im Juni 2002 war Cox Gastgeberin einer öffentlichen Präsentation anlässlich des Erscheinens von Great Britain has Fallen!, ein Buch des nigerianischen Missionars Wale Babatunde. Cox veröffentlichte einige Stellungnahmen, denen zufolge das Buch „den Weg vorwärts zeige“, um Großbritanniens moralischen Niedergang rückgängig zu machen.[23]

Im Februar 2009 löste Cox eine kontroverse Debatte aus, als sie und Malcolm Pearson, Baron Pearson of Rannoch von der UKIP Geert Wilders einluden, um den anti-islamischen Film Fitna vor dem House of Lords zu zeigen. Wilders wurde auf Anordnung der britischen Innenministerin Jacqui Smith an der Einreise nach Großbritannien gehindert.[24] Daraufhin beschuldigten Cox und Pearson die Regierung, den militanten Islam zu verharmlosen.[25]

Weitere Ämter und Ehrungen

Sie ist Vize-Präsidentin des Royal College of Nursing und der Liverpool School of Tropical Medicine. Cox ist Vorsitzende der International Islamic Christian Organisation (IICORR), Chief Executive Officer des Humanitarian Aid Relief Trustee (HART). Sie ist Präsidentin von Tushinskaya Children's Hospital Charitable Trust, der Standing Conference of Women's Organisations und der Dean Close School Cheltenham, sowie Treuhänderin der Siberian State Medical University und Schirmherrin (Patron) von Medical Aid for Poland Fund, Jugend mit einer Mission (Youth With a Mission), Physicians for Human Rights UK und Premier Radio.

Von 1999 bis 2009 war sie Mitglied der Trusthouse Charitable Foundation. Sie wurde 2003 mit dem Fridtjof Nansen International Foundation Award geehrt. Sie ist Honorary Fellow der University of Westminster.

1988 wurde sie mit einem Ehrendoktortitel der Philosophie (Hon PhD) der Polish University in London ausgezeichnet. Sie ist außerdem Trägerin eines Ehrendoktortitels Doctor of Humanities der University of Utah, Ehrendoktor der Rechtswissenschaften des Council for National Academic Awards, Ehrendoktor der City University London, der University of Wolverhampton und des Department of Social Security (DSS) der Queen’s University of Belfast. Außerdem erhielt sie Ehrendoktortitel der Staatlichen Universität Jerewan und der Universität von Bergkarabach. Sie ist ehrenhalber Fellow des City and Guilds of London Institute. Cox ist seit 1990 Commander des Verdienstordens der Republik Polen.[26]

Veröffentlichungen

  • A Sociology of Medical Practice. 1975.
  • mit John Marks: Rape of Reason. The Corruption of the Polytechnic of North London. 1975.
  • The Right to Learn. 1982.
  • Sociology. An Introduction for Nurses, Midwives and Health Visitors. 1983.
  • Choosing a State School. How to find the best education for your child. 1989.
  • mit John Eibner: Trajectories of Despair; misdiagnosis and maltreatment of Soviet orphans. 1991.
  • Ethnic Cleansing in Progress. War in Nagorno Karabakh. 1993.
  • Sociology. A Guide for Nurses, Midwives and Health Visitors. 1993.
  • Made to Care. The Case for Residential and Village Communities for People with a Mental Handicap. 1995.
  • Beiträge in: Remorse and Reparation. 1999.
  • Islam, Islamism and the West. Is ideological Islam compatible with liberal democracy? 2005.
  • Cox’s Book of Modern Saints and Martyrs. 2006.
  • This Immoral Trade. Slavery in the 21st Century. 2006.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Liverpool Hope University: Baroness Caroline Cox The Foundation Chancellor (Memento vom 18. Juni 2010 im Internet Archive) (englisch)
  2. a b The National Organisation on Disability: Members of the World Committee on Disability. In: nod.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Mai 2011; abgerufen am 20. Juli 2023.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nod.org
  3. Select and access Company Information Companies House
  4. Installation of new Chancellor, The Lord Patel (Memento desOriginals vom 14. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dundee.ac.uk Artikel bei der University of Dundee vom 26. Mai 2006
  5. hart-uk.org: The HART team in the United Kingdom – Baroness Caroline Cox (Memento vom 8. November 2009 im Internet Archive)
  6. London Gazette (Supplement). Nr. 49198, HMSO, London, 14. Dezember 1982, S. 16407 (Digitalisat, englisch).
  7. London Gazette. Nr. 49248, HMSO, London, 27. Januar 1983, S. 1235 (Digitalisat, englisch).
  8. Michael Alison: Hard-working Conservative minister; Nachruf von John Barnes in: The Independent vom 31. Mai 2004, S. 31
  9. Caroline Cox: Brief an The Times vom 8. September 1992
  10. Caroline Cox: Brief an The Independent vom 26. Januar 1994
  11. Wendy Murray Zoba: Baroness Caroline Cox: One Tough Lady, in: Today's Christian, Ausgabe Januar/Februar 1998
  12. Baroness Cox Caroline Cox auf der Seite des House of Lords
  13. Tories throw out rebel peers for backing UKIP in: The Guardian vom 30. Mai 2004
  14. Lady Cox Joins Summit’s Presidium (Memento desOriginals vom 2. November 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jerusalemsummit.org Jerusalem Summit vom 26. Januar 2005
  15. jerusalemsummit.org: Humanitarian Regional Solution to the Israeli-Palestinian Conflict (Memento vom 13. Januar 2010 im Internet Archive)
  16. itnews.it: UK Parliament to Show Controversial Film Fitna (Memento vom 17. März 2009 im Internet Archive) (englisch)
  17. aaainc.org: Armenian Assembly Co-Hosts Special Capitol Hill Event Celebrating Karabakh's Independence (Memento vom 26. Mai 2011 im Internet Archive; PDF; 74 kB)
  18. KARABAKH PRESIDENT GHOUKASSIAN STARTS US TOUR WITH SUCCESSFUL TRIBUTE GALA IN NEW YORK Armenia Fund USA vom 14. November 2003
  19. armeniaforeignministry.com: Baroness Caroline Cox Receives Mkhitar Gosh Medal (Memento vom 14. Juni 2011 im Internet Archive)
  20. This is no scam. The slaves are real in: Independent on Sunday vom 3. März 2002, S. 27
  21. Christine Barker: The unsung hero's song in: Birmingham Post vom 27. Juni 1998, S. 37
  22. ekklesia.co.uk: Parliamentarians see golden opportunity to tear down ‘Asia's Berlin Wall’ (Memento vom 23. Mai 2011 im Internet Archive)
  23. Top Tory backs blast at gays and lesbians in: The Observer vom 15. September 2002
  24. Far-right Dutch MP refused entry to UK in: The Guardian vom 12. Februar 2009
  25. Dutch MP Geert Wilders deported after flying to Britain to show anti-Islamic film in: The Daily Telegraph vom 12. Februar 2009
  26. The Rt Hon Lady Cox. In: debretts.com. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. Juli 2023 (Biografie).@1@2Vorlage:Toter Link/www.debretts.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)

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