Canvas (Gewebe)

Baumwoll-Canvas

Canvas, auch Duck, wird ein aus starkem Garn dicht und fest gewebter Stoff genannt. Die Bezeichnung stammt aus dem Englischen und bezieht sich auf historisches Segeltuch.

Etymologie

Ursprünglich waren Stoffe für Segeltuche meist aus reinem Hanf und Leinen gefertigt, Baumwolle wurde erst ab Anfang des 19. Jh. verwendet.[1] Aus der Verwendung von Hanf als Segeltuch leitet sich der englische Begriff Canvas für Segeltuch, Canvas stammt aus dem 13. Jahrhundert aus dem angelsächsischen Canevaz und aus dem altfranzösischen Canevas (Leinwand), es leitet sich aus dem (lateinisch Cannapaceus) für Cannabis „aus Hanf“ und aus dem griechischen Wort κάνναβις (Kannabis) ab.[2][3] Zum weltweiten Begriff wurde „Canvas“ durch die Vormachtstellung des Britischen Weltreichs sowie später nach dem Zweiten Weltkrieg durch die weltweite Amerikanisierung. Die Bezeichnung „Duck“ für „Canvas“ stammt vom Holländischen (zeildoek: Segeltuch; doek: Tuch) und kommt daher, dass früher Segeltuche in England aus Holland importiert wurden.[4]

Die Bezeichnungen „Canvas“ und „Duck“ sind synonym,[5] die Bezeichnung „Duck“ ist im deutschsprachigen Raum eher selten.

Material und Verwendung

Canvas wird aus Naturfasern wie Baumwolle, Hanf, Leinen aber auch gemischt mit verschiedenen Kunstfasern wie Polyester, Copolymer (Polyacryl) usw. hergestellt. Canvas wird je nach Anwendungsbereich (maritim oder anderweitig) entsprechend gewoben, ausgerüstet, imprägniert oder auch beschichtet und sanforisiert.

Für spezielle Anwendungen, sowie in öffentlichen Bereichen und Gebäuden stehen Stoffe zur Verfügung, die die gesetzlich geforderte Sicherheit im Bereich des Brandschutzes erfüllen. Derartige Stoffe sind gemäß der Norm DIN 4102 B1 schwer entflammbar imprägniert oder sind aus permanent schwer entflammbaren Materialien gefertigt.

Auch wird Canvas in unterschiedlichen Webarten produziert, in ursprünglicher Leinwandbindung (1 x 1), sowie auch in Halbpanama- (2 x 1), Panamabindung (2 x 2), sowie Ripstop.

Canvas wird wegen seiner Eigenschaften für sehr viele textile Anwendungen verwendet, teils stark appretiert. Bereits das Kolosseum in Rom war mit einem Velarium (Sonnensegel) als Sonnenschutz bespannt. Als weitere Verwendungszwecke gelten Zelte, Bekleidung, Persennings, Taschen bzw. Rucksäcke, Hüte, Falteimer etc. Als Segeltuch dient Canvas nicht nur für Schiffs-, Bootssegel,[6] auch als Hauptwerkstoff für Boote in Leichtbauweise („Wood and Canvas“). Ferner dient Canvas als Lichtsegel (für Segelleuchten), als Leinwand in der Malerei und als Stickgrund.

Die ersten Hosen die von Levi Strauss gefertigt wurden, dem späteren Erfinder der Denim-Jeans, waren aus Canvas gefertigt.[7] Auch der erste Schuh mit Gummisohle (Plimsoll) hatte einen Schaft aus Canvas, gewissermaßen der erste Sneaker. Frühere Feuerwehrschläuche wurden auch aus Canvas gefertigt und die ersten Luftreifen wurden mit Canvas ummantelt.

Canvas steht in unterschiedlichen Garnstärken zur Verfügung, die Garnstärke wird in Denier angegeben. Die Scheuerbeständigkeit wird in Martindale angegeben.

Ab welchem Gewicht Stoff als „Canvas“ gilt, ist nicht genau definiert, es liegt zwischen 6 oz./Sm. oz.; 257 g/m2, wenn man die Gewichtseinteilung des alten Maßsystems zugrunde legt und 7 oz./Quadratyard; 237 g/m2, was heute produziert wird (siehe unter Material). Ist das Gewicht tiefer, ist es eigentlich kein „Canvas“ im klassischen Sinn mehr, sondern Nesselstoff (hier ist nicht „echter Nesselstoff“ gemeint), Leinwand[8], Flugzeugstoff oder Ballonstoff.[9][10]

Das Materialgewicht wird durch verschiedene Maße definiert:

Gramm pro Quadratmeter – GSM, Unzen pro QuadratyardGB oz. =  33,91 g/m2, sowie „Segelmacher-Unzen“ (Sailmakers Ounces – Sm. oz; US oz.)

→ Unzen pro „Segelmacher-Yard“ (= 36 Zoll x 28,5 Zoll = 914,4 mm x 723,9 mm) = 42,83 g/m2, dies entspricht 1,263 mal GB oz.

Dabei gilt: 1 Unze = 28,35 Gramm; 1 Zoll = 2,54 cm; 1 Yard = 91,44 cm.[11][12]

In Amerika werden die Stoffe nach einem alten System unterschieden, welches weiterhin in Verwendung ist. Es bezieht sich auf nicht vorbehandelte Baumwollstoffe[13][14]
  • Ounce Duck: in „Segelmacher-Unzen“; 6–15 Sm.oz.; 257–642 g/m2
    • Single filled: ungezwirnt, (2 x 1) gewoben, Schuss dicker als Kett.
    • Double filled: ungezwirnte Kette, gezwirnter Schuss, (2 x 1), Schuss dicker als Kett.
    • Army: gezwirnt, (2 x 2), (2 x 1) gewoben, feinere Fäden, leichter, dichter.
  • Number Duck: in Unzen pro („Linear Yard“; 22 Zoll); 7–18 oz.; 389–1000 g/m2, (wenn der Stoff noch schwerer ist, spricht man von Naught Duck; 19–24 oz.; 1055–1333 g/m2), gezwirnt, (2 x 2) gewoben.[15][16]

Anmerkung: Ein „Linear Yard“ bezieht sich auf eine ein Yard lange Stoffbahn von bestimmter Breite.

Weblinks

Wiktionary: Canvas – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Jenny Bennett: Sailing into the Past: Learning from Replica Ships. Seaforth Publishing, 2009, ISBN 978-1-84832-013-0, S. 184.
  2. The Online Etymology Dictionary. Etymonline.com, abgerufen am 5. Mai 2012.
  3. Oxford Dictionaries. Oxford University Press, archiviert vom Original am 13. März 2013; abgerufen am 1. März 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.oxforddictionaries.com
  4. Charles Pope: A practical abridgement of the custom and excise law. Second Edition, Robert Baldwin, London 1814, S. 455.
  5. Segeltuch. Dict.cc. Abgerufen 7. April 2016.
  6. Was ist Segeltuch? Abgerufen am 10. Februar 2015.
  7. Levi's Brown Duck Trousers. Americanhistory.si.edu. Abgerufen am 6. April 2016.
  8. Leinenstoff (PDF; 154 kB). Die-Leinenweber.de. Abgerufen 8. April 2016.
  9. Géza Austerweil: Die Angewandte Chemie in der Luftfahrt. BoD – Books on Demand, 2013, ISBN 978-3-95580-168-7.
  10. George Bartholomew Haven: Industrial Fabrics: A Handbook for Engineers, Purchasing Agents and Salesmen. Wellington Sears Company, 1949.
  11. Umrechner für Segeltuchgewichte (Memento desOriginals vom 4. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.hansa-segel.de. Hansa-segel.de. Abgerufen am 4. April 2016.
  12. Segeltuchgewicht verständlich. Sailingace.com. Abgerufen am 5. April 2016.
  13. Canvas Terms (Memento desOriginals vom 10. April 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/images.utrechtart.com. (PDF; 258 kB). Utrechtart.com. Abgerufen 8. April 2016.
  14. Farmers' Bulletin. Ausgaben 251–260, 1921, Ausgaben 1151–1175, 1947, Ausgaben 2170–2173, 1978, U. S. Government Printing Office.
  15. Duck Sizes, Sizes.com. Abgerufen 7. April 2016.
  16. Canvas Qualitäten. Humphrys.biz. Abgerufen 8. April 2016.

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Accession: 2011-19-42 Cartridge Belt, M1923 4,75"H x 33.5" W

Cartridge Belt, M1923, manufactured by R.M. Co. The belt is olive drab cotton canvas with 10 individual pouches for use with the Springfield 1903 cartridges. Belt has straps to hold in the Springfield stripper clips. This belt was used in the early period of WWII.

Collection of Curator Branch, Naval History and Heritage Command.
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A Tilley hat, designed for hiking and outdoor wear. July 2010
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Henry (Heintz) P. Glass (American, born Austria, 1911-2003). Folding Chair, Designed 1961. Aluminum, canvas, synthetic webbing, 28 7/8 x 23 1/2 x 31 7/8 in. (73.3 x 59.7 x 81 cm). Brooklyn Museum, Modernism Benefit Fund, 2000.101.2
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