Canfranc

Gemeinde Canfranc
WappenKarte von Spanien
Canfranc (Spanien)
Canfranc (Spanien)
Basisdaten
Land:Spanien Spanien
Autonome Gemeinschaft:Aragonien Aragonien
Provinz:Huesca
Comarca:Jacetania
Gerichtsbezirk:Jaca
Koordinaten:42° 43′ N, 0° 32′ W
Fläche:71,56 km²
Einwohner:612 (1. Jan. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte:9 Einw./km²
Postleitzahl(en):22880
Gemeindenummer (INE):22078 Vorlage:Infobox Gemeinde in Spanien/Wartung/cod_ine
Verwaltung
Amtssprache:Kastilisch
Bürgermeister:Fernando Sánchez Morales
Website:www.canfranc.com
Lage des Ortes

Canfranc ist ein spanischer Ort in den Pyrenäen an der Grenze zu Frankreich. Es liegt im Tal des Aragón südlich des Somportpasses in der Provinz Huesca der Autonomen Gemeinschaft Aragonien.

Canfranc ist auch der Hauptort des gleichnamigen Municipio und besteht aus zwei Teilen: dem ursprünglichen Canfranc, auch Canfranc Pueblo oder Canfranc Quemado genannt, und dem vier Kilometer talaufwärts gelegenen größeren Canfranc Estación. Canfranc liegt am aragonesischen Zweig des Jakobswegs.

Geschichte

Canfranc entstand im Mittelalter als Grenzstation. Den Namen Campus Francus (etwa: Freies Feld) soll es aufgrund der Aufgabe für seine Bewohner erhalten haben, den Weg für Reisende und Pilger stets frei von Hindernissen zu halten. Beim Brand von 1944 wurden die historischen Zeugnisse des Ortes weitgehend zerstört. Zu diesem Zeitpunkt war mit der Siedlung um den Bahnhof Canfranc schon das „neue“ Canfranc entstanden. Dessen Kernstück war der internationale Bahnhof. Zwar zeigte er sich bald als zu optimistisch geplant und wurde nach Einstellung der Bahnlinie in Richtung Pau nur noch sehr wenig genutzt, bescherte dem Ort aber bis heute eine bizarre Berühmtheit.

Mit der Entstehung des Ski- und Wandertourismus in den Pyrenäen erwachte der Ort wieder, die Skigebiete Astún und Candanchú werden von hier aus mit Bussen bedient.

Bis zur Einführung des EU-Binnenmarktes versorgten die hiesigen Geschäfte französische Einkaufstouristen mit preiswerten Spirituosen.

Um die Jahrtausendwende wurde der Somport-Straßentunnel eingeweiht, der parallel zum alten Eisenbahntunnel verläuft. Seit 2006 wird an der Restaurierung des Bahnhofs gearbeitet. Die Wiederaufnahme des Zugverkehrs nach Pau durch die SNCF ist für das Jahr 2025 geplant.[2]

Sehenswürdigkeiten

Canfranc Pueblo

Hospital de Santa Cristina

Unweit der Pfarrkirche in Dorfmitte befand sich ein im 12. Jahrhundert gegründetes Pilgerhospiz, dessen Reste nicht mehr zu besichtigen sind.

Iglesia de la Trinidad

Ein beliebtes Fotomotiv sind die Ruinen der Dreifaltigkeitskirche (Iglesia de la Trinidad) aus dem 16. Jahrhundert am südlichen Ortsausgang. Erhalten geblieben sind vor allem das Presbyterium und die Renaissance-Fassade der Kapelle unter dem Turm.[3]

Puente de los Peregrinos

Unweit der Dreifaltigkeitskirche ist eine sehr gut erhaltene alte Bogenbrücke zu sehen.[4]

Castillo de Canfranc

Oberhalb des Dorfes wurden in den Jahren 2004 bis 2007 Reste einer Burg aus dem 16. Jahrhundert[5] ausgegraben.[6]

Canfranc Estación

Pfarrkirche Nuestra Señora del Pilar in Canfranc-Estación

Torreta de Fusilería

Als im 19. Jahrhundert Frankreich eine neue Straße zum Somport baute, die zudem noch mit der Festung von Portalet gut zu verteidigen war, entschloss man sich auf spanischer Seite, neue Verteidigungsanlagen gegen eine mögliche französische Intervention zu errichten. Eine ist die südlich des Ortsausgang auf einem kleinen Felsvorsprung gelegene Torreta de Fusilería. Der von einem Graben umgebene Bau wirkt mittelalterlich. Auf vier Etagen bot er Platz für 25 Personen, neben einem Amtsraum gab es Küche, Krankenstube, Verlies und Brennholzlager. Mitte der 1990er Jahre sollte die Torreta dem Neubau der spanischen Bundesstraße N-330 weichen. Die Bürger des Ortes verhinderten den Abriss. Nach der anschließenden Rekonstruktion dient es als Museum und Informationszentrum für den Bau des Somport-Straßentunnels.[7]

Somport-Straßentunnel

Am Ortsausgang befindet sich der Eingang des Somport-Straßentunnels. Ab Anfang der 1990er Jahre wurde dieser Tunnel parallel zum alten Eisenbahntunnel als Verbindung zwischen Frankreich und Spanien gegraben. Er ist einer der sichersten Straßentunnel Europas. Wegen der anschließend schlechten Straßenverhältnisse auf französischer Seite soll er jedoch unterhalb des prognostizierten Verkehrsaufkommens genutzt werden.

Festung Col de Ladrones

Eine weitere Verteidigungsanlage, die im 18. Jahrhundert errichtet und um 1900 erneuert wurde.[8] Sie liegt malerisch oberhalb des Ortes im Col de Ladrones und befindet sich in sehr schlechtem Zustand.

Bahnhof

Teilansicht des Bahnhofs
Regionalzüge im Bahnhof Canfranc Estacion

Wichtigste Sehenswürdigkeit Canfrancs ist dessen Bahnhof, der als Teil der Bahnstrecken Pau–Canfranc und Saragossa–Canfranc geplant wurde. Der Bahnhof war während des Zweiten Weltkrieges Hauptumschlagort für Raubgold, das von Nazideutschland an Spanien und Portugal für kriegswichtige Rohstoffe wie Wolfram bezahlt wurde.[9]

Bevölkerung

Anzahl Einwohner
Jahr19911996200120042007
Einwohner486509532564672

Literatur

  • Enciclopedia del Románico en Aragón: Huesca. Fundación Santa María la Real del Patrimonio Histórico, Band I (Jacetania), Aguilar del Campoo 2016, ISBN 978-84-15072-94-2, S. 205–208.
  • Míllan Bravo Lozano: Praktischer Pilgerführer. Der Jakobsweg. Editorial Everest, Léon 1994, ISBN 84-241-3835-X.

Weblinks

Commons: Canfranc – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Cifras oficiales de población de los municipios españoles en aplicación de la Ley de Bases del Régimen Local (Art. 17). Instituto Nacional de Estadística; (Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística, Stand 1. Januar 2022).
  2. Caroline Felix: Ligne Bedous-Canfranc : début des travaux "à horizon 2021, pour une livraison en 2024-2025". In: France Bleu Nouvelle Aquitaine. 4. August 2019, abgerufen am 16. Dezember 2020 (französisch).
  3. Iglesia de la Trinidad. Ayuntamiento de Canfranc, abgerufen am 6. März 2021 (spanisch).
  4. Puente de los Peregrinos. Ayuntamiento de Canfranc, abgerufen am 6. März 2021 (spanisch).
  5. Tiburcio Spanoqui: Planta del castillo de Canfranc. 1592 (mcu.es [abgerufen am 6. März 2021]).
  6. Obras de Consolidación y Puesta en Valor de las ruinas del Castillo de Canfranc. Intervención en patrimonio. In: Proyectos. BAU estudio de arquitectura y urbanismo, S.L.P., abgerufen am 6. März 2021 (spanisch).
  7. TURISMO Torreta de Fusileros. In: canfranc.es. Abgerufen am 1. März 2024 (spanisch).
  8. Juan F. Esteban Lorente: Proceso Historico de Coll De Ladrones. De Felipe II a Alfonso XII y a la Segunda Guerra Mundial. In: Cuad. invest. hist. Brocar. Band 16, 1990, S. 195–206 (spanisch, unirioja.es [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 6. März 2021]).
  9. Gudrun Eussner: El Oro de Canfranc: Portugal, Spanien und die Schweiz im Schein des Nazigoldes. 8. Juni 2020, archiviert vom Original am 11. Dezember 2020; abgerufen am 20. März 2024 (Korrigierte Fassung des Originalartikels vom 22. September 2004).
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