C-Stoff

C-Stoff ist eine Abkürzung und meist als Deckname genutzte Bezeichnung für ein Chemikaliengemisch. Die Bedeutung wechselte mit dem Zeitraum der Begriffsverwendung und kann daher nur im jeweiligen Zusammenhang interpretiert werden.

Geschichte

Erster Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg wurde mit C-Stoff ein Gemisch von Mono- und Dichlormethylchlorformiat bezeichnet, das als Reizgas per Minenwerfer verschossen wurde. Weitere Decknamen waren Palite (franz.), Palit (engl.) oder Cipalite.[1] Beim Einsatz in Tränengasgranaten wurde für gleichartige Mischungen dagegen der Deckname K-Stoff verwendet.[2]

Am 29. Juli 1915 wurden in Anwesenheit von Walther Nernst die von ihm entwickelten „C-Minen“, die diesen Kampfstoff enthielten, von deutschen Spezialtruppen mit ebenfalls von ihm entwickelten Minenwerfern erstmals an der russischen Front eingesetzt. Bauer berichtet darüber im August 1915: „Es war mir besonders eine große Genugtuung zu ersehen, dass selbst Freund Nernst, der anfänglich dem leichter flüchtigen K-Stoff etwas zweifelnd gegenüberstand, jetzt sein Loblied singt, nachdem er sich durch praktische Probe an der Front […] bei den gefangengenommenen Russen von der überlegenen Wirksamkeit überzeugen konnte.“[3]

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg bezeichnete C-Stoff eine Treibstoffmischung, die zusammen mit dem Oxidator T-Stoff in den Raketenflugzeugen Messerschmitt Me 163 und Bachem Ba 349 eingesetzt wurde.[4]

Die im Zweiten Weltkrieg als C-Stoff bezeichnete Substanz ist eine Mischung aus 57 % Methanol CH3OH, 30 % Hydrazinhydrat N2H4·H2O und 13 % Wasser H2O. Als Stabilisator wurde Kaliumtetracyanocuprat(I), K3[Cu(CN)4], hinzugefügt, der die Selbstzersetzung der Mischung verhindern sollte.

Die Mischung wurde entwickelt, um mit dem T-Stoff hypergol zu reagieren, das bedeutet, beide Substanzen entzünden sich bei Kontakt. Eine Zündung ist nicht nötig. Das Triebwerk Walter HWK 109-509 verbrannte eine Mischung von drei Teilen T-Stoff und einem Teil C-Stoff.

Während Hydrazinhydrat und seine Derivate bis heute in Trägerraketen und Satellitenantrieben eingesetzt werden, wurde C-Stoff nach dem Krieg nicht mehr eingesetzt. Sowohl Methanol wie auch Hydrazin sind für den Menschen giftig.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Klinische Fortbildung. Urban & Schwarzenberg, 1937, S. 484 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Irina Renz: Enzyklopädie Erster Weltkrieg. UTB, 2009, ISBN 978-3-8252-8396-4, S. 521 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Carl Duisberg, Kordula Kühlem (Hrsg.): Carl Duisberg (1861–1935): Briefe eines Industriellen. Oldenbourg Verlag, 2012, ISBN 978-3-486-71283-4. (Leseprobe).
  4. Botho Stüwe: Peenemünde West. Weltbildverlag, 1998, ISBN 3-8289-0294-4, S. 220.