C/1976 D1 (Bradfield)

C/1976 D1 (Bradfield)[ i ]
Eigenschaften des Orbits (Animation)
Epoche: 8. März 1976 (JD 2.442.845,5)
Orbittyplangperiodisch
Numerische Exzentrizität0,9934
Perihel0,848 AE
Aphel257,0 AE
Große Halbachse128,9 AE
Siderische Umlaufzeit~1460 a
Neigung der Bahnebene46,8°
Periheldurchgang24. Februar 1976
Bahngeschwindigkeit im Perihel45,7 km/s
Geschichte
EntdeckerW. A. Bradfield
Datum der Entdeckung19. Februar 1976
Ältere Bezeichnung1976 IV, 1976a
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C/1976 D1 (Bradfield) ist ein Komet, der im Jahr 1976 nur mit optischen Hilfsmitteln beobachtet werden konnte.

Entdeckung und Beobachtung

Der Komet wurde am Abend des 19. Februar 1976 (Ortszeit) von William A. Bradfield in Australien mit einem 150 mm-f/5,5-Refraktor entdeckt. Es war seine fünfte Kometenentdeckung, nur drei Monate nach seiner letzten. Er hatte in diesem Zeitraum insgesamt 57 Stunden nach Kometen gesucht. Bradfield schätzte die Helligkeit des Kometen zu etwa 9 mag.[1] Schon am folgenden Tag konnte die Entdeckung durch mehrere andere Beobachter bestätigt werden.[2]

Der Komet war kurz nach seiner Entdeckung auch von der Nordhalbkugel aus zu beobachten. Er wurde nicht wesentlich heller als bei seiner Entdeckung, im April nahm seine Helligkeit bereits wieder ab. Die letzte Beobachtung erfolgte am 28. Mai 1976.[3]

Umlaufbahn

Für den Kometen konnte aus 29 Beobachtungsdaten über einen Zeitraum von 62 Tagen eine elliptische Umlaufbahn bestimmt werden, die um rund 47° gegen die Ekliptik geneigt ist.[4] Die Bahn des Kometen verläuft damit schräg gestellt zu den Bahnebenen der Planeten. Im sonnennächsten Punkt der Bahn (Perihel), den der Komet am 24. Februar 1976 durchlaufen hat, befand er sich mit 126,8 Mio. km Sonnenabstand im Bereich zwischen den Umlaufbahnen von Venus und Erde. Am 20. März näherte er sich dem Mars bis auf 138,5 Mio. km und am 21. März kam er der Erde bis auf etwa 61,9 Mio. km (0,41 AE) nahe.

Bereits in einer Untersuchung von 1983 leiteten E. Everhart und B. Marsden aus 32 Beobachtungen über einen Zeitraum von 97 Tagen Elemente für die ursprüngliche und die zukünftige Bahn ab. Für die Bahn des Kometen lange vor dem Eintreten in das innere Sonnensystem berechneten sie eine elliptische Bahn mit einer Umlaufzeit von etwa 995 Jahren. In der Zukunft würde sich die Umlaufzeit auf etwa 1620 Jahre erhöhen.[5]

Nach den (mit relativ großen Ungenauigkeiten behafteten) Bahnelementen der JPL Small-Body Database und ohne Berücksichtigung nicht-gravitativer Kräfte hatte seine Bahn einige Zeit vor der Passage des inneren Sonnensystems eine Exzentrizität von etwa 0,9912 und eine Große Halbachse von etwa 95 AE, so dass seine Umlaufzeit bei etwa 930 Jahren lag. Der Komet könnte somit zuletzt im Mittelalter um das Jahr 1045 (Unsicherheit ±53 Jahre) erschienen sein. Durch die Anziehungskraft der Planeten, insbesondere einen sehr nahen Vorbeigang am Jupiter am 23. Dezember 1974 in nur etwa 1 ⅓ AE Abstand, sowie eine Annäherung an Saturn am 15. März 1976 bis auf etwa 8 ⅓ AE, wurde die Bahnexzentrizität auf etwa 0,9935 und die Große Halbachse auf etwa 130 AE vergrößert, so dass sich seine Umlaufzeit auf nunmehr etwa 1480 Jahre erhöht. Wenn der Komet um das Jahr 2715 den sonnenfernsten Punkt (Aphel) seiner Bahn erreicht, wird er 38,7 Mrd. km von der Sonne entfernt sein, fast 260-mal so weit wie die Erde und fast 9-mal so weit wie Neptun. Seine Bahngeschwindigkeit im Aphel beträgt nur etwa 0,15 km/s. Der nächste Periheldurchgang des Kometen könnte um das Jahr 3455 (Unsicherheit ±110 Jahre) stattfinden.[6]

Meteorstrom

Nachträglich konnte berechnet werden, dass sich die Erde am 29. Februar 1976 in der Nähe des aufsteigenden Knotens der Umlaufbahn des Kometen C/1976 D1 befunden hatte, und zwar in nur 2,5 Mio. km (0,017 AE) Abstand.[7] Vom Kometen auf seiner Bahn zurückgelassener Staub könnte daher jedes Jahr erneut um den 1. März einen Meteorstrom auf der Erde bewirken. Die Meteore würden für etwa eine Stunde von einem Ausgangspunkt nahe dem Stern β Tucanae erscheinen und wären nur von der Südhalbkugel aus sichtbar. Eine besonders günstige Situation zur Beobachtung des Meteorstroms der β-Tucaniden[8] wurde für den 1. März 2003 erwartet.[9][10] Allerdings wurde auf einer Beobachtungsmission in Südafrika nur ein einziger Meteor beobachtet und es ist daher noch nicht sicher, ob dieser Meteorstrom überhaupt existiert.[11]

Die nächsten günstigen Gelegenheiten zur Beobachtung des Meteorstroms der β-Tucaniden sollten sich in den Jahren 2021 und 2032 ergeben.[12] Am 12. März 2020 wurde durch das Southern Argentina Agile MEteor Radar Orbital System (SAAMER-OS) ein unerwarteter und starker Meteorstrom beobachtet.[13] Auch am 12. und 13. März 2021 konnten die β-Tucaniden durch das neuseeländische Netzwerk der Cameras for Allsky Meteor Surveillance (CAMS) beobachtet werden. Der Meteorstrom wird aber nicht mehr auf den Kometen Bradfield zurückgeführt, sondern auf den Asteroiden (248590) 2006 CS.[14]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Astronomical Society of South Australia: Comets Discovered from South Australia. Abgerufen am 18. Dezember 2015 (englisch).
  2. G. W. Kronk, M. Meyer: Cometography – A Catalog of Comets. Volume 5: 1960–1982. Cambridge University Press, Cambridge 2010, ISBN 978-0-521-87226-3, S. 498–500.
  3. B. G. Marsden, D. W. E. Green, E. Roemer: Comets in 1976. In: Quarterly Journal of the Royal Astronomical Society. Bd. 26, 1985, S. 68–80, bibcode:1985QJRAS..26...68M (PDF; 200 kB).
  4. C/1976 D1 (Bradfield) in der Small-Body Database des Jet Propulsion Laboratory (englisch).
  5. E. Everhart, B. G. Marsden: New original and future cometary orbits. In: The Astronomical Journal. Bd. 88, Nr. 1, 1983, S. 135–137, doi:10.1086/113298 (PDF; 56 kB).
  6. A. Vitagliano: SOLEX 12.1. Abgerufen am 9. Juli 2020 (englisch).
  7. IAU Central Bureau for Astronomical Telegrams – IAUC 2933: 1976a. Abgerufen am 22. Dezember 2015 (englisch).
  8. IAU Meteor Data Center: 00108 BTU. Abgerufen am 20. Januar 2022 (englisch).
  9. IAU Central Bureau for Astronomical Telegrams – IAUC 8079: 2003ax, 2003ay; Poss. Meteors from C/1976 D1; C/2002 Y1. Abgerufen am 22. Dezember 2015 (englisch).
  10. NASA Science News: A Rare Meteor Shower. Abgerufen am 3. April 2018 (englisch).
  11. P. Jenniskens: Meteor Showers and their Parent Comets. Cambridge University Press, Cambridge 2006, ISBN 978-0-521-85349-1, S. 85.
  12. P. Jenniskens: Meteor Showers and their Parent Comets. Cambridge University Press, Cambridge 2006, ISBN 978-0-521-85349-1, S. 617.
  13. D. Janches, J. S. Bruzzone, R. J. Weryk, J. L. Hormaechea, P. Wiegert, C. Brunini: Observations of an Unexpected Meteor Shower Outburst at High Ecliptic Southern Latitude and Its Potential Origin. In: The Astrophysical Journal Letters. Bd. 895, Nr. 1, L25, 2020, S. 1–6, doi:10.3847/2041-8213/ab9181 (PDF; 734 kB).
  14. P. Jenniskens: Beta Tucanids (BTU #108) meteor outburst in 2021. In: MeteorNews. R. Kacerek, 18. März 2021, abgerufen am 18. Januar 2022 (englisch).