Burkhardt Leitner

Burkhardt Leitner (* 19. Februar 1943 in Strelno; † 4. Mai 2025[1]) war ein deutscher Designer von Messe- und Ausstellungssystemen. Er war Inhaber der Firma Burkhardt Leitner constructiv.[2]
Leben und Wirken
Geboren wurde Leitner auf der Flucht. Die Familie stammte aus Königsberg und floh während der Kriegswirren Richtung Westen. Geboren wurde der jüngste von vier Geschwistern auf der Flucht in Strelno im Wartheland. Die Familie siedelte zunächst bei Güstrow, wo der Vater das Landwirtschaftliche Gut Steinhagen bewirtschaftete. Dort besuchte Leitner die Grundschule. 1955 floh die Familie dann nach Westdeutschland.
In Esslingen am Neckar machte er einen Hauptschulabschluss in der Silcherschule. Anschließend ging Leitner in die Lehre zum Schaufensterdekorateur (Schauwerbegestalter) bei dem Herrenausstatter Knagge & Peitz in Stuttgart.
Am 1. März 1963 meldete Leitner in Stuttgart seine erste Firma an, Burkhardt Leitner Werbegestaltung. 1966 entwickelte er das erste Knoten-Platten-System „Leitner 1“. 1967 erfolgte die Gründung der Leitner Ausstellungsysteme GmbH. Es folgte die Entwicklung von mehreren modularen Ausstellungssystemen. 1980 wurden die Systeme „Leitner 1“, „Leitner 4“, „Leitner 14“ sowie „non art“ in das Museum die Neue Sammlung, das weltweit erste Designmuseum, aufgenommen. Er verließ 1989 die von ihm gegründete Firma Leitner Ausstellungsysteme GmbH. Zwei Jahre später gründete er das Unternehmen Burkhardt Leitner constructiv (1993–2015).
Seit 2016 wird das Unternehmen unter dem neuen Namen burkhardt leitner modular spaces[3] mit neuen Inhabern weitergeführt.

(Foto: Dietmar Henneka)
2015 zog sich Burkhardt Leitner ins Privatleben zurück.
Ausstellungssysteme von Burkhardt Leitner
Zwischen 1966 und 1989 entwickelte Burkhardt Leitner u. a. die Ausstellungssysteme: „Leitner 1“, „Leitner 4“, „Leitner 6“, „Leitner 10“, „Leitner 14“ (entwickelt für Festo), „Leitner 15“, „Leitner 30“ (entwickelt für AEG) und „Leitner 50“.
Zwischen 1993 und 2013 folgten die Systeme: „primus“, „pila“, „max“, „sixo“, „junior“, „pila petit“, „clic“[4], „pon“, „pila IV“ und zuletzt „otto“ (Office-System). Die Rechte am Design von „otto“ wurden 2019 von Christof Zimmermann, Geschäftsführer der ICON GmbH Messebau aus Karlsruhe erworben. Das Architektursystem wird dort seither unter den Marken-Namen 84expo, 84office, 84care, sowie 84fun diversifiziert, vertrieben und entsprechend weiterentwickelt.
Ausstellungen
Ausstellungseinsätze von Leitner-Systemen:
- „Antifaschistischer Widerstand 1933–1945“[5] – Die Ausstellung wurde 1971 in der Frankfurter Paulskirche eröffnet. Es war die erste bundesweite Schau zu diesem Thema und wurde vom Studienkreis Deutscher Widerstand 1933–1945 e.V. gezeigt. Gestaltet wurde sie von dem Grafiker Michael Dohmen.
- „Entwicklung des Ausstellungssystems für das Bauhaus-Archiv Berlin“
- „Design: Vorausdenken für den Menschen“[6] – Eine Ausstellung der Bundesrepublik Deutschland, eingerichtet vom Rat für Formgebung in Darmstadt in Zusammenarbeit mit dem Amt für industrielle Formgestaltung der Deutschen Demokratischen Republik, im Internationalen Handelszentrum in Berlin vom 4. bis 20. Dezember 1984 und im Frühjahr 1985 in Leipzig. Darmstadt.
- „Experiment Bauhaus Dessau“ – Die Ausstellung wurde vom 30. Juli bis September 1988 gezeigt. Das Bauhaus-Archiv Berlin (West) präsentierte seine Sammlung im Bauhaus Dessau mit Ausstellungssystem „Leitner 1“, mit dem es schon seine ständige Ausstellung auf rund tausend Quadratmetern ausgestattet hatte.
- „Design – USA“ – Am 5. September 1989 eröffnete der amerikanische Botschafter Jack Matlock die Ausstellung „Design – USA“ in Moskau. Die seit 1959 von der United States Information Agency (USIA) organisierten insgesamt neunzehn amerikanischen Ausstellungen in der UdSSR waren das Herzstück der Vereinbarung der beiden Weltmächte über den Kulturaustausch. Gezeigt wurden Erzeugnisse aus den Vereinigten Staaten – von Technologie, Landwirtschaft, Medizin bis zu Grafikdesign. Die Ausstellung „Design – USA“ war die letzte dieser Art. Die Leitner USA, Inc. Exhibit Systems in Chicago wurde damit beauftragt, eine Fläche von viertausend Quadratmetern zu bespielen. Gezeigt wurde US-Design aus diversen Gebieten. Die Wanderausstellung begann in Moskau und führte danach in neun andere Städte: Donezk, Chișinău, Duschanbe, Almaty, Nowosibirsk, Wolgograd, Baku, Wladiwostok und Chabarowsk.
- „Less and More. Das Designethos von Dieter Rams.“[7] – Die Wanderausstellung (Design: Keiko Ueki-Polet vom Santory Museum, Osaka; Kurator: Klaus Klemp) des Museums Angewandte Kunst (MAK) in Frankfurt wurde neben Frankfurt auch im Suntory Museum in Osaka, im Fuchu Art Museum in Tokio, im Daelim Contemporary Art Museum in Seoul und im Museum of Modern Art (MoMA) in San Francisco gezeigt. Hierbei kam das Ausstellungssystem „constructiv clic“ zum Einsatz.
Persönlich gewidmete Ausstellungen:
- „thank you burkhardt, Burkhardt Leitner's 50 years in design“[8] war der Titel der persönlichen und umfangreichen Hommage von Akin Nalça, Geschäftsführer von burkhardt leitner modular spaces. Mit dieser Ausstellung im Rahmen der Reihe „Einsichten“ würdigte das Design Center Baden-Württemberg das Lebenswerk des Designers.
Engagement und Projekte (Auswahl)
„Ausstellung im Kabinett“ (1998–2002)
„Ausstellung im Kabinett“ war eine Non-Profit-Galerie im Stuttgarter Bohnenviertel. Der eher private Charakter eines „Kabinetts“ sollte das Anliegen unterstreichen, Kunst in persönlich geprägter Atmosphäre öffentlich zu machen. Das Kabinett verstand sich als Forum für die Begegnung von Kunstinteressierten und Fachpublikum, Künstlern und Galeristen, Kunstkritik und Kulturinstitutionen. Jede Ausstellung war auf wenige Quadratmeter und auf drei Wochenenden begrenzt.
Als reine Non-Profit-Galerie, die keinerlei kommerzielle Interessen verfolgte, unterstützten Leitner und seine Frau vornehmlich junge oder auf dem Kunstmarkt noch wenig erfahrene Künstler, um ihnen den Eintritt in den Kulturbetrieb zu erleichtern und weiterführende Kontakte zu ermöglichen. Aber auch Künstler, die in Vergessenheit gerieten, oder überraschende Werke bekannter Künstler, die der Öffentlichkeit noch unbekannt waren, wurden ausgestellt.
„non art“ (1971–2017)


„non art“ wurde als neues Medium konzipiert, um die Corporate Identity von Leitners Unternehmen zu transportieren. Als solches wurde es 1982 in Die Neue Sammlung staatlicher Museen für angewandte Kunst in München aufgenommen und 1999 für höchste Designqualität mit dem Deutschen Preis für Kommunikationsdesign ausgezeichnet. „non art“ wollte ein neuartiges Kommunikationsmittel sein, um die Unternehmensphilosophie handgreiflich vor Augen zu führen: den Willen zu purer Ästhetik im Messe- und Ausstellungsdesign sichtbar und die Materialsorgfalt spürbar zu machen. Die „non art“-Objekte sind aus Modulen aufgebaut. Es ist im Grunde die im Kleinen verdichtete Idee seiner Ausstellungssysteme – das modulare Bauprinzip mit seinen unendlichen Variationen. „non art“ (1971–2000) erschien als Buch bei avedition.[9]
Auszeichnungen
Zwischen 1963 und 2014 gewannen die von Burkhardt Leitner und seinem Team entwickelten Ausstellungssysteme „Leitner 47“ nationale und internationale Design Auszeichnungen, darunter
- viermal Designpreis der Bundesrepublik Deutschland, zuletzt 2012[10],
- achtmal iF Design Award[11],
- fünfmal Red Dot Design Award und
- zweimal Best of Show Award des EuroShop Exhibitor Magazins[12].
Mitgliedschaften
- aed Stuttgart e.V., Firmenmitglied und Beirat bis 2006
- Deutscher Werkbund bis 2001
- FAMAB Verband Direkte Wirtschaftskommunikation e.V.
- Rat für Formgebung, Präsidiumsmitglied 1998–2014
- Förderkreis der Merz Akademie
- Jury des Mia-Seeger-Preises, bis 2005
Literatur
- Burkhardt Leitner. In: Hans Wichmann: Industrial Design, Unikate, Serienerzeugnisse. Die Neue Sammlung, ein neuer Museumstyp des 20. Jahrhunderts. Neue Sammlung, Staatliches Museum für Angewandte Kunst, Prestel Verlag, München 1985, S. 504. ISBN 978-3-7913-0684-1.
- Walter Hönscheidt: über Burkhardt Leitner. In: form – Zeitschrift für Gestaltung, Nr. 149, Verlag form, Frankfurt am Main 1995.
- Firmenportrait: Burkhardt Leitner Constructive. In: Arch+, Nr. 146 „Die Debatte“, April 1999, S. 103 ff.
- Burkhardt Leitner. In: Marion Godau: Design Directory Germany. Pavilion, 2000, S. 235.
- Ulrich Fleischmann (Hrsg.): Burkhardt Leitner – non art, 1971–2000. Av edition, Ludwigsburg 2000. ISBN 978-3-929638-39-4.
- Ulrich Fleischmann: Constructiv CLIC from Burkhardt Leitner constructiv. Verlag form, Frankfurt am Main 2001. ISBN 978-3-7643-6788-6.
- Ulrich Fleischmann (Hrsg.): Burkhardt Leitner - System Designer. Festschrift zum 70. Geburtstag, zu 50 Jahren Selbständigkeit und 20 Jahren Burkhardt Leitner constructiv. Av edition, Ludwigsburg 2013, ISBN 978-3-89986-182-2.
- Burkhardt Leitner Constructiv GmbH (Hrsg.): Temporary architecture: Burkhardt Leitner - global network. Av edition, Ludwigsburg 2011, ISBN 978-3-89986-147-1.
Weblinks
- Literatur von und über Burkhardt Leitner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Burkhardt Leitner modular spaces, Website des Unternehmens
- 7 Fragen an Burkhardt Leitner, Newsletter Nr. 26, Deutscher Werkbund
Einzelnachweise
- ↑ Traueranzeige Burkhard Leitner. In: stuttgart-gedenkt.de. 10. Mai 2025, abgerufen am 18. Juni 2025.
- ↑ Burkhardt Leitner. In: Andrej Kupetz (Hrsg.): Günter Kupetz – Industrial Design. Walter de Gruyter 2006, S. 145. ISBN 978-3-7643-7814-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ burkhardt leitner modular spaces GmbH: Firmengeschichte. In: burkhardt leitner modular spaces GmbH. Abgerufen am 22. November 2017.
- ↑ Fleischmann, Ulrich: constructiv CLIC from Burkhardt Leitner constructiv. Birkhäuser Verlag, 2002, ISBN 3-7643-6788-1.
- ↑ Dohmen, Wolfgang (Hrsg.): Ausstellung Antifaschistischer Widerstand 1933–1945. Studienkreis zur Erforschung und Vermittlung der Geschichte des Deutschen Widerstandes 1933–1945, Frankfurt, M. 1973 (d-nb.info).
- ↑ Rat für Formgebung: Design: Vorausdenken für den Menschen : e. Ausstellung aus d. Bundesrepublik Deutschland ; Berlin, Internat. Handelszentrum 4. - 20. Dezember 1984 ; Leipzig, Frühjahr 1985 / eingerichtet vom Rat für Formgebung, Darmstadt in Zusammenarbeit mit d. Amt für Industrielle Formgestaltung d. Dt. Demokrat. Republik. Hrsg.: Rat für Formgebung. Planung, Red. u. Design: Eckhard Neumann mit Ronald Cornelius.
- ↑ Dieter Rahms: Less and more : the design ethos of Dieter Rams [Ausstellung "Less and More: The Design Ethos of Dieter Rams" vom Suntory Museum, Osaka und Fuchu Art Museum, Tokio, 2008/2009 initiiert und entwickelt, 15 November 2008–25 January 2009; das vorliegende Buch begleitet die gleichnamige Ausstellung im Design Museum, London, vom 18. November 2009 bis zum 7. März 2010 und im Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, vom 22. Mai bis zum 5. September 2010] / [catalogue ed.: Keiko Ueki-Polet; Klaus Klemp. Transl.: Jeremy Gaines ...] Hrsg.: Ueki-Polet, Keiko. 2009, ISBN 978-3-89955-277-5.
- ↑ Design Center Baden-Württemberg: Bekanntmachung und Text zur Ausstellung. In: Design Center Baden-Württemberg. Design Center Baden-Württemberg, 22. November 2017, abgerufen am 22. November 2017.
- ↑ Burkhardt Leitner: non art 1971-2000. avedition, 2000, ISBN 978-3-929638-39-4.
- ↑ Designpreis der Bundesrepublik Deutschland 2012
- ↑ if world design guide. Abgerufen am 12. November 2017.
- ↑ Best of Show (Medium Booth). Abgerufen am 12. November 2017.
Personendaten | |
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NAME | Leitner, Burkhardt |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Designer von Messe- und Ausstellungssystemen |
GEBURTSDATUM | 19. Februar 1943 |
GEBURTSORT | Strelno |
STERBEDATUM | 4. Mai 2025 |
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Jahresgabe seines Unternehmens an seine Kunden.
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Burkhardt Leitner hält den Verbindungsknoten des Ausstellungssystems "Primus"
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