Burkhard Dinstlinger

Burkhard Dinstlinger (* um 1450 in Bozen oder Brixen; † nach 1516) war ein Südtiroler Orgelbauer. Außer in Südtirol wirkte er in Niederbayern, Sachsen und Österreich.

Leben

Dinstlinger wechselte je nach Aufträgen mehrfach seinen Wohnort. Erstmals ist er 1474 in Nürnberg nachweisbar. Ab den 1480er Jahren wirkte er in Tirol und in Innsbruck. In Bozen wohnte um 1482 bis um 1486, in Dresden um 1487 bis um 1488 und von 1489 bis um 1492 in Niederbayern.[1] Von 1493 bis 1497 ließ er sich als Bürger von Breslau nieder, wo er ein Haus besaß. Von Breslau wurde ihm mindestens von 1504 bis 1510 eine Leibrente gezahlt. Von 1499 bis 1502 wohnte er in Bautzen, als er die dortige Domorgel errichtete. Anschließend siedelte er bis 1503 nach Freiberg über und wohnte von 1505 bis 1507 in Wittenberg und von 1507 bis 1509 in Guben in der Niederlausitz. Zusammen mit Arnolt Schlick und Hofhaimer nahm er 1516 an einer Orgelbautagung in Torgau teil.[1] Seine Witwe lebte nachweislich bis 1547 im Nürnberger Neuen Spital.[2]

Werk

Dinstlinger war einer der bedeutendsten Orgelbauer an der Schwelle zum neuzeitlichen Orgelbau. Er schuf teils große, zwei- und dreimanualige Orgeln im spätgotischen Stil, die auf vollständigen Prinzipalchören basierten.[3] Der berühmte Paul Hofhaimer prüfte seine Orgeln in Sterzing und Bozen. Hier Im Jahr 1490 war Dinstlinger im Raum Passau tätig. In Sachsen führte von vor 1498 bis 1507 einige Neubauten aus.

Er hatte zahlreiche Lehrlinge und Gesellen. Zu seinen Schülern gehörten Lorenz von Nürnberg und Blasius Lehmann, mit dem er um 1500 die Bautzener Domorgel baute.[2] Von seinen Werken ist nichts erhalten.

Werkliste

Die römische Zahl bezeichnet die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal und die arabische Zahl in der vorletzten Spalte die Anzahl der klingenden Register.

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1474NürnbergSt. SebaldNeubau; nicht erhalten
1483–1484BrixenBrixner DomNeubau; nicht erhalten
1484InnsbruckHofburg ?Reparatur
1485–1488BozenPfarrkircheNeubau einer kleinen und einer großen Orgeln
1490SterzingPfarrkircheNeubau; nicht erhalten
1490KößlarnWehrkirche KößlarnNeubau eines Positivs
1497–1498LochauSchloss Annaburg, SchlosskapelleINeubau eines Positivs
1497–1498TorgauSchloss Hartenfels, SchlosskapelleNeubau; nicht erhalten
1498–1499NürnbergSt. LorenzIII/P19Neubau; nicht erhalten
1498–1499NürnbergFrauenkirche
1499–1502BautzenDom St. PetriIINeubau zusammen mit Blasius Lehmann auf der Sängerempore im Südschiff; nicht erhalten
1502–1503FreibergFreiberger DomII oder III23Neubau mit 1198 Pfeifen und 14 Bälgen; Brust- und Oberwerk wurden vermutlich auf einem Manual gespielt; nicht erhalten[4]
1503–1505GörlitzPfarrkirche St. Peter und PaulII19Neubau einer großen Orgel; nicht erhalten
1504–1507WittenbergSchloss Wittenberg, SchlosskircheNeubau einer großen und kleinen Orgel gemeinsam mit Blasius Lehmann
1506GroßenhainStadtkircheNeubau
1506–1507GörlitzPfarrkirche St. Peter und PaulNeubau einer kleinen Orgel; nicht erhalten
1507WienStephansdomNeubau

Literatur

  • Ulrich Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen. Ein Orgelinventar. VEB Deutscher Verlag für Musik, Frankfurt 1980, ISBN 3-920112-76-8, S. 301.
  • Uwe Pape, Wolfram Hackel (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Bd. 2: Sachsen und Umgebung. Pape, Berlin 2012, ISBN 978-3-921140-92-5, S. 63–64.
  • Alfred Reichling: Dinstlinger, Burkhard. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Personenteil, Bd. 5. 2. Auflage. Bärenreiter, Kassel/Stuttgart 2001, Sp. 1085–1087.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. 2012, S. 64.
  2. a b orgeln.musikland-tirol.at: Dinstlinger (Distlinger, Tischlinger), Burkhard, abgerufen am 22. März 2015.
  3. Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1, S. 335 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen. 1980, S. 105.