Burg Gräfgenstein

Burg Gräfgenstein
Alternativname(n)Griffgenstein
StaatDeutschland
OrtEggerscheidt, Stadtteil von Ratingen
Entstehungszeit13. Jahrhundert
BurgentypHöhenburg
Erhaltungszustandteilweise erhalten
Ständische StellungOrtsadel
Geographische Lage51° 19′ N, 6° 54′ O
Höhenlage100 m ü. NN
Burg Gräfgenstein (Nordrhein-Westfalen)

Die Burg Gräfgenstein (frühere Namen unter anderem Griffgenstein, Greifenstein, Grevenstein und Grevensteyne)[1][2] ist eine in Teilen erhaltene mittelalterliche Höhenburganlage auf 100 m ü. NN und ein Baudenkmal am Angerbach in Ratingen. Die Burg wird privat bewohnt, als Bauernhof genutzt und kann nur von außen besichtigt werden.

Lage

Die Burg liegt auf Privatgelände, etwa 700 Meter südöstlich der Ortslage von Eggerscheidt, heute Stadtteil von Ratingen. Durch Eggerscheidt führte der damals bedeutsame Hilinciweg, der mutmaßlich auch für Gräfgenstein von Bedeutung war.[3]

Sie befindet sich etwa 30 m über dem Talgrund und einer dort befindlichen ehemaligen Furtstelle des Flusses Anger. Dieser Fluss bildete auch zeitweise die Grenze zwischen dem Einflussgebiet der Grafen von Berg und dem Kölner Herrschaftsgebiet.

Geschichte

Ein exaktes Gründungsjahr ist nicht urkundlich belegt. Vermutet wird eine Gründung im 13. Jahrhundert, wobei die Burg als Ministerialsitz und militärischer Stützpunkt der Grafen von Berg diente.

Heimatforscher Volmert berichtete 1975, dass Graf Adolf von Berg das Haus 1254 einer Edelfrau Aleydis von Ecgirsceide und ihren drei Söhnen als Wohnsitz überwiesen habe.[2] Dies ist jedoch eine Falschinformation, die auf einer Urkunde aus demselben Jahr basiert,[4] mit der Graf Adolf IV. von Berg eine Hörige Aleydim de Ecgirsceid mit ihren Söhnen Heinrich, Hermann und Lupert aus seiner Dienstbarkeit entließ und sie als Wachszinsige dem Stift Gerresheim übergab.[3]

Es wird vermutet, dass Gräfgenstein lange Zeit der Ritterfamilie Eggerscheidt als Rittersitz diente.[2] In einem Dokument aus dem 15. Jahrhundert wurde die Burganlage als Griffgenstein bezeichnet. Anfang des 16. Jahrhunderts gehört Gräfgenstein dem Grafen von der Recke, der es wieder an den Angermunder Amtmann Johann Gogreve verkaufte. In der Folge ging es durch diverse Erbschaften und Hochzeiten an seine Tochter Agnes, dann Johann von Binsfeld, dessen Tochter und ihren Ehemann Johann Arnold von Wachtendonk zu Hülsdonk. Später wurde der Besitz an Wirich Gaddum in Ratingen verkauft, dessen Erben es 1750 an Ferdinand von Hochstaden verkauften, der sich selbst "Herr von Gräfgenstein" nannte.[1]

1860 ging die Burg in den Besitz der Grafen von Spee über. Sie wurde an Landwirte verpachtet, die sie als Bauernhof betrieben. 1949 fand sie sich im Privatbesitz eines Mönchengladbacher Bürgers.[1]

Von 2016 bis 2021 stand die Burg zum Verkauf[5][6][7] und fand schließlich einen neuen Eigentümer in der Familie Scheulen aus Willich, die sie seither saniert und im Mai 2022 bezog.[8]

Bauliches

Die Erbauer der Burg wählten einen Steilhang über der Furtstelle zur Errichtung der Wehranlage. Von den Gebäuden blieben nur die entlang der Hangseite errichteten erhalten. Im Zentrum dieser Gebäude steht noch der viereinhalb geschossige Wohnturm aus unverputzten Bruchsteinen mit einer Traufhöhe von 13,30 m. Angrenzende Baukörper sind nur im Untergeschoss massiv erbaut und dienen als Nebengebäude eines landwirtschaftlichen Betriebes. Wehrmauern, Tor und Gräben auf der Zugangsseite im Norden sind nicht mehr vorhanden.[5] Auf der Westseite fällt ein flacher kleiner Hügel ins Auge, der archäologisch bisher nicht untersucht wurde und eventuell der Überrest eines zweiten Turmes ist.

Literatur

  • Heinrich Ferber: Rittergüter im Amte Angermund. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. Band 7. Ed. Lnitz, Düsseldorf 1893, S. 104–105 (uni-duesseldorf.de).
  • Nicole Perschau: Haus Gräfgenstein im Angertal – Ein befestigter Wohnsitz im 13. Jahrhundert. (apud-angeron.de [PDF; abgerufen am 6. Januar 2021]).
  • Theo Volmert: Rittersitze und Schlösser an der Anger. In: Die Quecke. Angerländer Heimatblätter. Nr. 45, September 1975 (lintorf-die-quecke.de [PDF; abgerufen am 6. Januar 2021]).
  • Jens Friedhoff: Burg Gräfgenstein. In: Kai Niederhöfer (Hrsg.): Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. Klartext, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0234-3, S. 276–278.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Burg Gräfgenstein bei Eggerscheidt. In: Rheinische Post. 17. Oktober 1949 (facebook.com [abgerufen am 13. Juli 2020] Abgerufen von einer Wiedergabe des Textes auf der Facebookseite der Lintorfer Heimatfreunde - VLH).
  2. a b c Theo Volmert: Rittersitze und Schlösser an der Anger. In: Die Quecke. Nr. 45, September 1975 (lintorf-die-quecke.de [PDF; abgerufen am 6. Januar 2021]).
  3. a b Nicole Perschau: Haus Gräfgenstein im Angertal – Ein befestigter Wohnsitz im 13. Jahrhundert. (apud-angeron.de [PDF; abgerufen am 6. Januar 2021]).
  4. Johann Hubert Kessel: Geschichte der Stadt Ratingen mit besonderer Berücksichtigung des ehemaligen Amtes Angermund, Band 2 (Urkundenbuch), Köln/Neuss 1877, S. 10, Nr. 9 (Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf).
  5. a b Burg Gräfgenstein bei Eggerscheidt. In: Facebookseite der Lintorfer Heimatfreunde. 20. Mai 2016, abgerufen am 13. Juli 2020.
  6. RP Online: Ratingen: Burg Gräfgenstein zu verkaufen. 22. Juli 2017, abgerufen am 13. Juli 2020.
  7. Dirk Neubauer: Ratingen: Die alte Raubritter-Burg ist ein Ladenhüter. In: Rheinische Post. 22. Juli 2017, abgerufen am 26. Juli 2022.
  8. Andrea Bindmann: Wir haben uns in die Burg verliebt. In: Rheinische Post. 25. Juli 2022, S. D2 (rp-online.de).

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