Bucht von San Francisco
Die Bucht von San Francisco (englisch San Francisco Bay) ist eine durch das Golden Gate (Goldenes Tor) mit dem Pazifik verbundene Meeresbucht des Pazifischen Ozeans im Westen des US-Bundesstaates Kalifornien. Sie ist etwa 70 Kilometer lang und bis zu 20 Kilometer breit. Etwa in Höhe der Städte San Pablo und San Rafael geht sie in die Bucht von San Pablo über. Die Bucht von San Francisco ist das bedeutendste Mündungsgebiet an der Westküste des nordamerikanischen Kontinents.
Das die Bucht umgebende Gebiet wird als San Francisco Bay Area (Area ‚Gebiet‘) bezeichnet und bildet ein Ballungsgebiet um die größten Städte (San José, San Francisco und Oakland) dieser Region.
In der Bucht liegen unter anderem die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz, die künstliche Insel Treasure Island und der Küstenwachenstützpunkt Coast Guard Island.
Geschichte
Der erste Europäer, der die Bucht durch das Golden Gate befuhr, war wahrscheinlich der spanische Entdecker Juan de Ayala. Er durchfuhr das Golden Gate am 5. August 1775 mit seinem Schiff San Carlos, und ankerte in einer Bucht von Angel Island.
Die Bucht von San Francisco stand im 19. Jahrhundert im Mittelpunkt amerikanischer Besiedelung des fernen Westens. Von den 1820er Jahren an begehrten amerikanische Präsidenten und Expansionisten die Bucht, weil sie als riesiger natürlicher Pazifik-Hafen nutzbar war. Nach vielen erfolglosen Versuchen, die Bucht zu kaufen und angrenzende Gebiete zu verändern, eroberten die US Navy und Army im Mexikanisch-Amerikanischen Krieg (1845–1848) die Region, die bis dahin in mexikanischer Hand war. Während des kalifornischen Goldrauschs (1848–1850) stieg der Hafen in der San Francisco Bay sofort zu einem der weltweit bedeutendsten Seehäfen auf und dominierte im amerikanischen Westen bis in die letzten Jahre des 19. Jahrhunderts Verfrachtung und Verkehr. Überragende Bedeutung bekam die Bucht, als 1869 die Endstation der transkontinentalen Eisenbahn in Oakland angesiedelt wurde.
Die Bucht besitzt weiterhin die dichteste industrielle Produktion und städtische Bebauung der Vereinigten Staaten. Sie stellt mit fast acht Millionen Einwohnern das zweitgrößte städtische Gebiet West-Amerikas dar.
Trotz ihres Nutzens als Seeschifffahrtsstraße und Hafen wurden die vielen Quadratkilometer sumpfiges Feuchtgebiet, die die Bucht umgeben, lange Zeit als Flächenverschwendung angesehen. Das hatte zur Folge, dass für Gebäudeprojekte ausgehobene und aus Kanälen gebaggerte Erde oft als Füllung auf die Sumpfgebiete und andere Teile der Bucht gekippt wurde. Von der Mitte des 18. bis zum späten 19. Jahrhundert wurde mehr als ein Drittel der ursprünglichen Bucht zugeschaufelt und teilweise bebaut. Die tiefe, feuchte Erde in diesen Gebieten lässt während Erdbeben immer wieder Bodenverflüssigungen entstehen, und die meisten der Hauptschäden in der Nähe der Bucht während des Loma-Prieta-Erdbebens von 1989 entstanden an Bauwerken in diesen Gebieten. In den 1990er Jahren schlug der San Francisco International Airport vor, weitere Quadratkilometer aufzufüllen, um die überfüllten Start- und Landebahnen zu erweitern und im Gegenzug andere Teile der Bucht zu erwerben, um diese wieder in Feuchtgebiete umzuwandeln. Die Idee war und ist umstritten.
Ökologie, Flora und Fauna
Tier- und Naturschutz
Trotz ihres städtischen und industriellen Charakters bleibt die Bucht von San Francisco vielleicht Kaliforniens wichtigstes Biotop. Kaliforniens Taschenkrebse (zu den Krabben gehörig), der Pazifische Heilbutt und die pazifische Lachsfischerei sind auf die Bucht als Kinderstube angewiesen. Die wenigen verbleibenden Salzwiesen repräsentieren derzeit den Hauptteil an Kaliforniens restlichem Salzwiesengebiet. Sie beherbergen eine große Artenvielfalt und spielen eine Schlüsselrolle im Ökosystem. So filtern sie Schmutzstoffe und Sedimente aus den Flüssen.
Die Bucht spielt auch für die pazifische Zugstraße eine wichtige Rolle. Millionen von Wasservögeln nutzen jährlich ihre Watten als Zufluchtsort.
In der Bucht von San Francisco wurde mit dem San Francisco Bay National Wildlife Refuge (SFBNWR) das erste Naturschutzgebiet der USA gegründet, das in einer Metropolregion liegt (1972). Es besteht zu einem großen Teil aus Salzverdunstungsbecken, die von der Leslie Salt Company und dem Nachfolger, der Cargill Corporation, erworben oder gepachtet wurden. Diese Salzbecken produzieren Salz für eine Vielzahl industrieller Zwecke, z. B. Chlorbleichung und Kunststoffverarbeitung. Im Jahr 2003 begingen Kalifornien und Cargill eine der größten privaten Landerwerbungen in der amerikanischen Geschichte. Der Staat und Bundesregierungen zahlten 200 Mio. US-Dollar für ca. 65 Quadratkilometer Salzbecken im Süden der Bucht. SFBNWR und staatliche Biologen hoffen, einige der nun erworbenen Becken als den Gezeiten unterworfene Feuchtgebiete wiederherzustellen.
Modell der Bucht für den Wasserbau, Besucherzentrum
Das US Army Corps of Engineers hat einst ein hydraulisches Modell der San Francisco Bay gebaut und genutzt, um die ökologischen Folgen des Reber Plans zur Abdämmung der Bucht von San Francisco zu untersuchen. Später wurde das Modell weiter genutzt, um z. B. die Auswirkungen von Mülldeponien und Abwassereinleitungen unter Berücksichtigung der Süßwasserzuflüsse und des im Tagesverlauf ein- und ausströmenden Salzwassers des Pazifiks zu untersuchen. Dieses dreidimensionale hydraulische Modell ist mit über 4000 Quadratmeter Fläche eines der größten jemals gebauten Modelle der Welt und in seiner Art einzigartig. Es ermöglicht Messungen von Änderungen der Wassertemperatur und des Salzgehalts sowie der Bewegungen von Ölteppichen und eingeleiteten Giftstoffen, dient also der Einschätzung von Gefahren und deren Abwehr. Das Modell ist nicht mehr in Betrieb, kann aber im Bay Model Visitor Center[1] in Sausalito besichtigt werden (Sausalito ist der erste Ort nach Überqueren der Golden Gate Bridge in Nordrichtung).
Schautafeln und eine Audiotour informieren dort über das sensible Ökosystem San Francisco Bay.
Trivia
Eine in der Bucht von San Francisco lebende junge Frau wurde von Jesse Fuller in seinem auch durch viele Coverversionen weltbekannt gewordenen Song San Francisco Bay Blues besungen.
Siehe auch
- Kalifornische Küste
Literatur
- The Bay of San Francisco: the metropolis of the Pacific Coast and its suburban cities: a history. Volume I. by Lewis Publishing Company, Chicago, Ill. Published 1892 Contains index to biographical sketches
- Volume II - Biographies
Weblinks
Fußnoten
Koordinaten: 37° 51′ N, 122° 22′ W
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: BrokenSphere, Lizenz: CC BY-SA 3.0
A section of the San Francisco Bay near the Genentech headquarters in South San Francisco, California.
Autor/Urheber: © 2004 Matthew Trump, Lizenz: CC BY-SA 3.0
San Francisco Bay
(c) Debivort at the English Wikipedia, CC BY-SA 3.0
Panorama der San Francisco Bay
Autor/Urheber: Grombo, Lizenz: CC BY-SA 3.0
San Francisco Bay Salt Ponds, picture taken at a landing
The Copernicus Sentinel-2 mission takes us over San Francisco Bay in the US state of California.
Zoom in to view this image at its full 10 m resolution.
San Francisco Bay, almost 100 km in length, is a shallow estuary surrounded by the San Francisco Bay Area – an extensive metropolitan region that is dominated by large cities such as San Francisco, Oakland and San Jose. The densely populated urban areas around the bay contrast strongly with the surrounding green forest and park areas.
In the upper right of the image, the delta of the Sacramento and San Joaquin rivers is visible – with the brown, sediment-filled water flowing down into San Pablo Bay. Here, the murky waters mix before flowing into the larger bay area, which is connected to the Pacific Ocean via the Golden Gate strait. A large sediment plume can be seen travelling westward into the Pacific in the left of the image.
The Golden Gate Bridge, around 2.7 km long, is visible crossing the opening of the bay into the Pacific Ocean between Marin County and the city of San Francisco – which can be seen at the tip of the southern peninsula in the centre of the image. Treasure, Angel and Alcatraz islands can be seen sticking out of the waters of the bay, with several bridges connecting its east and west shores. Several boats are also visible.
The bright green and yellow colours in the bottom right of the image are salt ponds and are part of the Don Edwards National Wildlife Refuge. Covering an area of around 120 sq km, the refuge contains salt marsh, mudflat and vernal pool habitats for millions of migratory birds and endangered species.
Sentinel-2 is a two-satellite mission to supply the coverage and data delivery needed for Europe’s Copernicus programme. The mission’s frequent revisits over the same area and high spatial resolution allow changes in water bodies to be closely monitored.
This image, captured on 25 January 2019, is also featured on the Earth from Space video programme.
Autor/Urheber: Alexrk, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Map of the bridges of San Francisco Bay — in the San Francisco Bay Area, California.
- Excluding bridges over the Carquinez Straits, which lie to the northeast of this map.
View of the U.S. Army Corps of Engineers Bay Model looking across the San Francisco Bay towards the Golden Gate and the Pacific Ocean. The closest land feature from this perspective is the Point Isabel Regional Shoreline in Richmond. Bay landmarks visible, from left to right, are the San Francisco – Oakland Bay Bridge, Yerba Buena Island, Treasure Island, Alcatraz Island, Golden Gate Bridge, and Angel Island. Photo taken February 9, 2012.