Brockenbahn

Drei Annen Hohne–Brocken
Personenzug im Bahnhof Brocken
(c) OpenTopoMap, Peter Christener, CC BY-SA 3.0
Streckennummer:9701
Kursbuchstrecke (DB):325
Streckenlänge:19,0 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
Maximale Neigung:33 
Höchstgeschwindigkeit:40 km/h
von Wernigerode
0,00Drei Annen Hohne 543 m
nach Nordhausen
Steinbach
Dammastbach
2,90Bk Knaupsholz
3,55Awanst Steinbruch Knaupsholz (bis 1963)
Wormke
5,36Schierke 687 m
8,60Bk Bobbahn
Schwarze Schluftwasser
10,35Eckerloch 855 m
10,90Bk Eckerloch
13,60Goetheweg 956 m
16,60Bk Brockenmoor
18,96Brocken 1125 m

Die Brockenbahn ist eine hauptsächlich touristisch genutzte, meterspurige Eisenbahnstrecke der Harzer Schmalspurbahnen (HSB). Sie führt von Drei Annen Hohne an der Harzquerbahn über Schierke auf den Brocken.

Streckenverlauf

Die Brockenbahn verlässt den Bahnhof Drei Annen Hohne (542 m ü. NN) neben der Harzquerbahn in südwestlicher Richtung. Sie kreuzt jedoch – noch in der Ausfahrt – die Straße nach Schierke/Elend und führt danach unmittelbar, verbunden mit einem Anstieg der Strecke, in den Nationalpark Harz. Dies geschieht zunächst am Südabhang der Regensteiner Köpfe, um im Wormketal mittels einer nördlich ausgerichteten Kehrschleife – weit unter dem Hohnekopf – weiter an den Südabhängen des Erdbeerkopfs den Bahnhof Schierke (688 m) zu erreichen. Dieser liegt, weil beim Bau die Weiterführung zum Brockengipfel schon vorgesehen war, einige hundert Meter von der Ortslage Schierke entfernt und zusätzlich 80 Meter höher. Ungefähr auf halber Strecke existierte bis 1963 ein Anschlussgleis zum Granitsteinbruch Knaupsholz. Nach Verlassen des Bahnhofes Schierke führt die Strecke nordwestwärts in Hanglage auf einem längeren Abschnitt durch das Tal der Kalten Bode, das sich südlich und weit unterhalb erstreckt. Links taucht der 971 m hohe Wurmberg auf und die Bahn kreuzt erstmals die Brockenstraße.

Der Graben des Schwarzen Schluftwassers wird mittels einer weiteren Kehrschleife, inmitten derer die Eckerlochbrücke unter der Heinrichshöhe am Kurvenscheitel liegt, ausgefahren. Darauf folgt die Umfahrung der Rabenklippen- und Königsbergabhänge bis zum Bahnhof Goetheweg (956 m), der heute nur noch als Betriebsbahnhof genutzt wird. Anschließend führt die Bahn auf einem Höhenrücken direkt auf den Brocken zu, umrundet ihn in einer Spirale eineinhalbmal, wobei sie die Brockenstraße erneut quert, und endet schließlich nach 18,9 Kilometern im Bahnhof Brocken (1125 m).

Geschichte

Am Königsberg, um 1900
(c) Bundesarchiv, Bild 183-17957-0001 / CC-BY-SA 3.0
Zug im Januar 1953 auf der Fahrt nach Schierke
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1990-0910-011 / Uhlemann, Thomas / CC-BY-SA 3.0
Grenzzaun, September 1990

Bereits 1869 gab es einen Entwurf für den Bau einer Eisenbahn zum Brocken, der jedoch abgelehnt wurde. Ein Neuversuch von Wernigerode 1895 glückte hingegen; am 30. Mai 1896 wurde die Baubewilligung erteilt, nachdem Fürst Otto zu Stolberg-Wernigerode die entsprechenden Grundstücke abgetreten hatte. 1897 plante man eine Brockenbahn von Bad Harzburg über Torfhaus, die schon behördlich genehmigt war, aber am Bürgerwiderstand scheiterte. Der erste Abschnitt der "Wernigeröder" Brockenbahn, von Drei-Annen-Hohne nach Schierke, wurde am 20. Juni 1898 eröffnet, die Bauabnahme der Reststrecke bis zum Brocken erfolgte am 4. Oktober 1898. Zunächst wurde die Strecke Schierke–Brocken nur vom 30. April bis zum 15. Oktober bedient, im Winterhalbjahr endeten sämtliche Züge im Bahnhof Schierke. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs war es im Zuge der Kämpfe im zur Festung erklärten Harz vor allem durch Bomben und Granaten zu größeren Schäden gekommen. Der Abschnitt zum Brocken wurde deshalb erst im Jahr 1949 wieder in Betrieb genommen.

Betreibergesellschaft der Brockenbahn war bis zum 5. August 1948 die Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft (NWE), danach gehörte sie der Vereinigung Volkseigener Betriebe (VVB) des Verkehrswesens, Landesbahnen Sachsen-Anhalt und ab dem 11. April 1949 zur Deutschen Reichsbahn. Erst nach den Deutschen Wintersportmeisterschaften im Jahr 1950, die in Schierke stattfanden, fuhren im Winter Züge zum Brocken. Auch wurde für die Meisterschaften ein Bahnhof Eckerloch errichtet, der aber nach Ende der Meisterschaften wieder aufgegeben und nur noch bedarfsweise als Haltepunkt genutzt wurde. Die Lage des ehemaligen Ausweichgleises des Bahnhofes Eckerloch lässt sich auch heute noch gut erkennen.

Noch bis 1988 verkehrten Güterzüge auf der Brockenbahn.[1] Die Züge brachten bis zu diesem Zeitpunkt noch Kohle, Öl und Baumaterial für die dort stationierten Grenztruppen der DDR und Soldaten der Sowjetunion auf die Brockenkuppe. Die Strecke lag seit 1952 im Sperrgebiet und es wurde zum Betreten ein Passierschein benötigt. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 wurde ab dem 14. August der Personenverkehr zwischen Schierke und dem Brocken eingestellt. Die Brockenbahn blieb von Drei Annen Hohne bis Schierke in Betrieb, es verkehrten meist nur zwei Personenzugpaare am Tag;[2] allerdings war auch hier ein Passierschein notwendig, da auch Schierke im Grenzgebiet an der Innerdeutschen Grenze lag.

Bahnhof Brocken am 14. März 1993

Nach der Wiedervereinigung blieb ein Betrieb der Brockenbahn zunächst fraglich, jedoch verhalfen vereinte Anstrengungen von Bahn-Enthusiasten und Politikern unter der Federführung des damaligen Landeswirtschaftsministers Horst Rehberger der Brockenbahn zu einer zweiten Chance. Beteiligt war auch die Bundeswehr, da die Brockenbahn, mit der ab 1961 tausende Tonnen Baumaterial für die umfangreichen Grenzbefestigungen im Brockengebiet auf den Berg geschafft wurden, nun zum Abtransport der überflüssig gewordenen militärischen Anlagen benötigt wurde. Am 15. September 1991 wurde nach der Sanierung der öffentliche Verkehr feierlich mit zwei dampflokomotivbespannten Zügen wiedereröffnet. Zum Einsatz kamen dabei beim ersten Zug die Lokomotiven 99 5903, eine Mallet-Lokomotive, die die NWE in den Jahren 1897/98 beschaffte und 99 6001, ein 1939 von der Firma Krupp entwickelter Prototyp, beim zweiten Zug die 99 5902 und die 99 7244, eine Neubaulokomotive der Deutschen Reichsbahn.

Seit der Privatisierung der Schmalspurbahnen im Harz im Jahre 1993 wird die Brockenbahn von den Harzer Schmalspurbahnen (HSB) betrieben.

Beginnend 2000 wurde auch die Brockenbahn mit elektronischen Stellwerken und signalisiertem Zugleitbetrieb ausgerüstet. Sie ist damit vollständig signalisiert und mit selbsttätiger Gleisfreimeldung durch Achszähler ausgerüstet. Rückfallweichen machen das zeitaufwendige manuelle Einstellen der meistgenutzten Fahrwege unnötig. Manuell gestellt werden müssen die Weichen für das Umsetzen im Bahnhof Brocken sowie zur Benutzung des Rückdrückgleises im Bahnhof Goetheweg. Die Trennungsweiche im Bahnhof Drei Annen Hohne ist elektrisch ferngestellt. Vorher gab es im Bahnhof Schierke ein Einheitsschlüsselwerk und ein Kurbelwerk für die Einfahrsignale. Beide Einrichtungen sind in der HSB-Fahrkartenausgabe im Bahnhof Wernigerode Hbf ausgestellt.

Zugbetrieb

Im Winter fahren zum Brocken maximal sechs Zugpaare am Tag. Davon werden vier von und nach Wernigerode durchgebunden. Im Sommer ist der Verkehr auf täglich elf Zugpaare verdichtet. Laut Sommerfahrplan 2022 benötigt der schnellste Zug ab Drei Annen Hohne mit einem siebenminütigen Aufenthalt in Schierke 49 Minuten zum Gipfel. Andere Züge stehen bis zu 20 Minuten in Schierke und brauchen dementsprechend bis zu 63 Minuten für die Strecke.[3]

Auf dem Streckenabschnitt Schierke–Brocken gilt von Anfang an ein höherer Sondertarif; bei den HSB kommt für Fahrten zum Brocken ein identischer Preis zur Anwendung, unabhängig vom Ausgangspunkt. Damit soll erreicht werden, dass mit Pkw anreisende Brockenbesucher nicht bis Schierke fahren, wo die benötigten Parkplatzkapazitäten nicht verfügbar sind. Außerdem soll so die Abgasbelastung des Hochharzes begrenzt werden.

Bei extremen Windgeschwindigkeiten auf dem dafür berüchtigten Brocken wird der Zugbetrieb im Abschnitt Schierke – Brocken aus Sicherheitsgründen eingestellt, so beispielsweise am 8. Februar 2016[4] oder am letzten Januarwochenende 2022,[5] bei Bedarf sogar ab Wernigerode.[6] Seit 2006 besitzen die HSB eine üblicherweise von einer Diesellok der Baureihe 199.8 geschobene Schneefräse der Schweizer Firma Zaugg.[7][8]

Infolge einer überdurchschnittlich lang andauernden Trockenheit im Sommer 2022 und eines großen Waldbrandes bei Schierke im August des gleichen Jahres wird der Dampflokomotivbetrieb in Zukunft bei Waldbrandwarnstufe 4 nach Ermessen und bei Warnstufe 5 generell ausgesetzt und stattdessen mit Diesellokomotiven gefahren.[9] Nach dem Ausbruch eines zweiten Großfeuers am 3. September war der Reisezugbetrieb auf den Brocken über eine Woche lang unterbrochen. Die Bahn transportierte stattdessen Löschwasser auf den Gipfel.[10]

Bildergalerie

Literatur

  • Jörg Bauer: 100 Jahre Harzquer- und Brockenbahn. EK-Verlag, Freiburg 1999, ISBN 3-88255-685-4
  • Manfred Bornemann: Mit der Brockenbahn in den Harz. Ed. Pieper, Clausthal-Zellerfeld 1985, ISBN 3-923605-23-4
  • Gerhard Zieglgänsberger, Hans Röper: Die Harzer Schmalspurbahnen. Transpress Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-71103-6
  • Ulrich Nitschke: Die Harzquer- und Brockenbahn. Transpress – VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1978
  • Literatur von und über Brockenbahn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Weblinks

Commons: Brockenbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Brockenbahn – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Oberverwaltungsgericht Magdeburg, Urteil vom 29. März 1995, Aktenzeichen 4 L 299/93, veröffentlicht in: Landes- und Kommunalverwaltung 1995, S. 326–328 (unter 2.3).
  2. diverse Kursbücher
  3. Harzer Schmalspurbahnen | Sommerfahrplan. Abgerufen am 25. September 2022.
  4. Schneesturm mit Orkanböen fegt am Vormittag über den Brocken. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  5. Brockenbahn fährt wegen Orkanböen nur bis nach Schierke. In: mdr.de. 30. Januar 2022, abgerufen am 30. Januar 2022.
  6. 06.02.2022 - Harzquer- und Brockenbahn - Einstellung Zugverkehr
  7. Schienen - Schneefrässchleuder - ZAUGG AG EGGIWIL. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  8. HSB Schneefräse von Zaugg auf der Brockenbahn. Abgerufen am 30. Januar 2022.
  9. Nach Waldbrand im Harz: Brockenbahn nutzt weniger Dampfloks. In: mdr.de. 15. August 2022, abgerufen am 15. August 2022.
  10. NDR: Großbrand im Harz fast gelöscht: Brandwache bis Montag. Abgerufen am 11. September 2022.

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Fahrkarten der Brockenbahn.jpg
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Fahrkarten der Brockenbahn für die Strecke "Brocken" nach "Drei Annen Hohne"; 1 x Vollzahler, 1 x ermäßigt (für einen Hund)
Bundesarchiv Bild 183-17957-0001, Dampflok 99 6012 (BR 99), Brockenbahn.jpg
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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
Dampflok 99 6012 (BR 99), Brockenbahn Zentralbild Biscan 14.1.1953 Ein Geschenk der Eisenbahner an unsere Jugend. Für die Dauer der I. Bezirks-Wintersportmeisterschaften der Jungen Pioniere und Schüler in Schierke Mitte Januar 1953 hat die Brocken-Bahn ihren traditionellen Winterschlaf für fünf Tage unterbrochen. 5,4 Kilometer Schienenstrang mussten vom Schnee freigeschaufelt werden, damit die Bahn bis Schierke verkehren und die Jungen und Mädchen heranbringen kann. UBz: ein ungewohntes Bild: Zwischen hohen Schneewällen keucht die Brockenbahn den Berg hinan.
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Der Bahnhof der Brockenbahn auf dem Brocken.
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Die Brockenbahn am Heinrich Heine Weg (ehem. Panzerstr.). Im Hintergrund der Brockengipfel mit Sendeturm und Brockenhaus.
Dampfzug am Brocken in Winterlandschaft (2).jpg
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LKM-Dampfzug (99 7239-9) der Harzer Schmalspurbahnen am Brocken in Winterlandschaft
HSB-1.jpg
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Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) nær Schierke
Endstation der Brockenbahn.png
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Bild von der Endstation der Brockenbahn am 14.02.1993
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(c) Bundesarchiv, Bild 183-1990-0910-011 / Uhlemann, Thomas / CC-BY-SA 3.0
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ADN-Thomas Uhlemann/ 10.9.90-Bez. Magdeburg: Brockenbahn- Am 12.8.1961 fuhr der letzte Zug der 1000 mm Schmalspurbahn die insgesamt 19 km lange Strecke von Drei Annen Hohne über Schierke hinauf zum Brocken. Danach konnten Harzreisende nur noch bis Schierke fahren, die restliche Strecke wurde zum Grenzgebiet, die Gleise wurden gesperrt. Nachdem der Brocken wieder besucht werden kann, ist auch die Frage nach der vollständigen Streckenführung der Brockenbahn wieder aktuell. Allerdings sind die noch stillgelegten 13,6 km zwischen Goetheweg und Gipfel - die hier durch unberührte Natur führen - so defekt, das sie erst einer gründlichen Rekonstruierung bedürfen. Die Diskussion zwischen Naturschützern und Eisenbahnfreunden hält an. Immerhin besuchen an manchen Tagen bis zu 25000 Besucher den Brocken.
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