Broßhaus

Broßhaus
Stadt Solingen
Koordinaten: 51° 10′ 2″ N, 6° 59′ 46″ O
Höhe:etwa 98 m ü. NHN
Postleitzahl:42697
Vorwahl:0212
Broßhaus (Solingen)

Lage von Broßhaus in Solingen

Wohnhaus in Broßhaus

Broßhaus ist ein aus einer Hofschaft hervorgegangener Wohnplatz in der bergischen Großstadt Solingen.

Lage und Beschreibung

Broßhaus liegt im nördlichen Bereich des Stadtteils Ohligs und dort zwischen Ellerstraße, Hildener Straße und Diepenbrucher Straße. Westlich befindet sich die Bahnstrecke Düsseldorf–Solingen, die bei Broßhaus die Hildener Straße quert. Zwischen Diepenbrucher Straße und Elsässer Straße befindet sich der S-Bahn-Haltepunkt Solingen Vogelpark. Teile der alten Hofschaft Broßhaus sind noch vorhanden, darunter ein denkmalgeschütztes verschiefertes Fachwerkhaus. Den Ort dominieren jedoch heute zahlreiche neue Wohnhäuser am Ohligser Feld und an der Ellerstraße sowie in der Umgebung gewerblich genutzte Bereiche. Broßhaus liegt südlich der Broßhauser Mühle am Ufer des Lochbachs.

Benachbarte Orte sind bzw. waren (von Nord nach West): Kuckesberg, Keusenhof, Kottendorf, Kullen, Blech, Rennpatt, Heiligenstock, Scheid, Diepenbruch, Kalstert, Molterkiste und Trotzhilden.

Etymologie

Der Ortsname ist von dem Familiennamen Broch abgeleitet.[1] Brangs weist darauf hin, dass der Familie Broch im 17. Jahrhundert verschiedene bedeutende Schwertfeger entsprungen sind.[2]

Geschichte

Die Geschichte der einstigen Hofschaft lässt sich bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen.[1] Im Jahre 1715 ist der Ort in der Karte Topographia Ducatus Montani, Blatt Amt Solingen, von Erich Philipp Ploennies mit einer Hofstelle verzeichnet und als Broses benannt. Der Ort gehörte zur Honschaft Schnittert innerhalb des Amtes Solingen. Die Hofschaft hatte bereits im 18. Jahrhundert eine verkehrsgünstige Lage. Durch den Ort führte der sogenannte alte Rheinweg, der von Hitdorf über Landwehr führte und dann ab Broßhaus nach Osten über Kottendorf und Weyer nach Wald führte. Dieser alte Rheinweg band die Stadt Wald als Wirtschaftszentrum an die Rheinschiene an. Bei Broßhaus zweigte zudem die Altstraße nach Hilden ab, die weiter bis nach Benrath führte. Die heutige Hildener Straße wurde vor 1830 als Kunststraße ausgebaut.[3]:1 Nachdem der alte Rheinweg 1817/1818 am Gräfrather Central Anschluss an die Werdensche Kohlenstraße (die heutige Bundesstraße 224) erhalten hatte, wurde er auf dem Abschnitt von Benrath über Hilden, Broßhaus, Kottendorf, Weyer, Wald und Foche zur Benrath-Focher Staatsstraße. Der Abschnitt zwischen Broßhaus und Landwehr wurde zur Landwehr-Broßhauser Straße, die ebenfalls zur Staatsstraße wurde (die heutige Bonner Straße / Im Ohligs / Ellerstraße).[4]:31

Die Topographische Aufnahme der Rheinlande von 1824 verzeichnet den Ort als Broshaus, die Preußische Uraufnahme von 1844 verzeichnet ihn als Brochshaus. In der Topographischen Karte des Regierungsbezirks Düsseldorf von 1871 ist der Ort als Brosshaus verzeichnet.[5] In der Karte vom Kreise Solingen aus dem Jahr 1875 des Solinger Landmessers C. Larsch ist der Ort als Broſshaus verzeichnet,[6] aus der sich später die heute gebräuchliche Schreibweise mit ß entwickelte.

Nach Gründung der Mairien und späteren Bürgermeistereien Anfang des 19. Jahrhunderts gehörte Broßhaus zur Bürgermeisterei Merscheid, die 1856 zur Stadt erhoben und im Jahre 1891 in Ohligs umbenannt wurde.

1815/16 lebten 85, im Jahr 1830 99 Menschen im als Dorf bezeichneten Wohnplatz.[7][8] 1832 war der Ort weiterhin Teil der Honschaft Schnittert innerhalb der Bürgermeisterei Merscheid, dort lag er in der Flur III. Ohligs. Der nach der Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf als Hofstadt kategorisierte Ort besaß zu dieser Zeit 16 Wohnhäuser und 19 landwirtschaftliche Gebäude. Zu dieser Zeit lebten 95 Einwohner im Ort, davon 15 katholischen und 80 evangelischen Bekenntnisses.[7] Die Gemeinde- und Gutbezirksstatistik der Rheinprovinz führt den Ort 1871 mit 19 Wohnhäuser und 116 Einwohnern auf.[9] Im Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland von 1888 werden sieben Wohnhäuser mit 47 Einwohnern angegeben.[10]

Die Bahnstrecke Düsseldorf–Ohligs wurde auf dem Abschnitt von Hilden bis Ohligs, an Broßhaus vorbei, im Jahre 1894 fertiggestellt, bei Kottendorf zweigt sie nach Ausfahrt aus dem Bahnhof in Ohligs ab. Der nahe Broßhaus gelegene Haltepunkt Solingen Vogelpark wurde Ende Januar 1977 eröffnet.[11] Die Strecke dient seit 1979/80 ausschließlich dem S-Bahn-Verkehr.

Mit der Städtevereinigung zu Groß-Solingen im Jahre 1929 wurde Broßhaus ein Ortsteil Solingens. Das weitgehend unbebaute Gebiet, das sich östlich von Broßhaus bis zum Ohligser Markt erstreckte, wurde ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts ein bedeutsamer Industriestandort für die Stadt Ohligs und ab 1929 die Stadt Solingen. Während im südlichen Bereich die Textilfabrik OLBO produzierte, wurde zwischen Broßhauser und Eller Straße das 1902 gegründete Unternehmen Ernst Gerling ansässig. Es produzierte unter anderem Messer der Marke Okapi und war noch in den 1970er Jahren mit etwa 470 Beschäftigten einer der größten Taschenmesserproduzenten Deutschlands. Es wurde nach Insolvenz 1987/1989 geschlossen.[3]:16 Ende der 1980er Jahre wurde von Broßhaus bis Rennpatt die Obere Hildener Straße gebaut. In diesem Zuge wurde die Kottendorfer Straße vom Durchgangsverkehr in Richtung Wald befreit. Die Unterführung am Caspersbroicher Weg wurde später zurückgebaut und ist seither nur noch für Fußgänger nutzbar. Der Verkehr von und nach Hilden fließt seither an Rennpatt vorbei über Kullen über teils vierstreifig ausgebaute Straßen. Für den Bau der Straße mussten auch einige Teile der ehemaligen Fabrik Gerling abgerissen werden.[12]

Einige Flächen der ehemaligen Großbetriebe wurden in den 1990er Jahren zum Gewerbegebiet Heiligenstock östlich von Broßhaus. Ein bis heute an der Ellerstraße produzierendes Traditionsunternehmen ist die Schneidwarenmanufaktur Robert Herder, deren Markenzeichen die Windmühle ist.[13] Neue Wohngebiete entstanden am Broßhaus ab 2000 mit der Siedlung am Ohligser Feld und zuletzt bis 2019 mit einigen Neubauten entlang der Ellerstraße.[14] Von den wenigen noch bestehenden bergischen Fachwerkhäusern in Broßhaus steht seit 1986 das voll verschieferte Gebäude Ellerstraße 52 unter Denkmalschutz, das oben abgebildet ist.[15]

Quellen

  1. a b Stadt Solingen: Straßen- und Ortsbezeichnungen in unserer Stadt Solingen, Eigenverlag, Solingen 1972
  2. Hans Brangs: Erklärungen und Erläuterungen zu den Flur-, Orts-, Hof- und Straßennamen in der Stadt Solingen. Solingen 1936
  3. a b Rheinischer Städteatlas Ohligs; Lfg. XII Nr. 66, 1996; Bearbeiterin: Elisabeth Reuß; Rheinland-Verlag Köln, ISBN 3-7927-1565-1
  4. Heinz Rosenthal: Solingen. Geschichte einer Stadt. Band 3: Aus der Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Braun, Duisburg 1975, ISBN 3-87096-126-0.
  5. Topographische Karte des Regierungsbezirks Düsseldorf. Entworfen und ausgeführt nach den Katastral-Aufnahmen und den denselben zum Grunde liegenden und sonstigen trigonometrischen Arbeiten durch den kgl. Regierungssekretär W. Werner. Hrsg. von dem kgl. Regierungssekretär F. W. Grube. 4. rev. Auflage / Verlag von A. Bagel in Wesel, 1859 / Ddf., 17. Dez. 1870. J. Emmerich, Landbaumeister. - Nach den ministeriellen Abänderungen berichtigt. Ddf. d. 1. Sept. 1871. Bruns.
  6. C. Larsch: Karte vom Kreise Solingen im Regierungsbezirke Düsseldorf, 1875, abrufbar über den digitalen Historischen Atlas der Stadt Solingen
  7. a b Johann Georg von Viebahn: Statistik und Topographie des Regierungsbezirks Düsseldorf, 1836
  8. Friedrich von RestorffTopographisch-statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz, Nicolai, Berlin und Stettin 1830
  9. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Rheinprovinz und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band XI, 1874, ZDB-ID 1467523-7 (Digitalisat).
  10. Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6 (Digitalisat).
  11. Informationen zum Haltepunkt auf bahnen-wuppertal.de, abgerufen am 16. März 2015
  12. Amtl. Stadtpläne 1987 bis 1994
  13. Windmühlenmesser Solingen: Was uns unterscheidet. Abgerufen am 2. Januar 2021.
  14. Philipp Müller: 60 Wohnungen entstehen an der Ellerstraße. In: Solinger Tageblatt. 18. Juli 2017, abgerufen am 2. Januar 2021.
  15. Stadt Solingen: Denkmalliste Solingen. 1. August 2018, abgerufen am 1. Januar 2021.

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Baudenkmal Wohnhaus Ellerstraße 52 in Solingen-Ohligs, aufgenommen im Winter 2020/2021
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"Das Ohligser Stadtwappen zeigt im linken Feld einen senkrecht stehenden gespaltenen gotischen Schild mit sieben Silbersternen auf blauem Grund und rechts ein schwarzes Flügelrad auf goldenem Grund. Der obere Rand trägt eine dreitürmige Mauerkrone mit einem Tor in der Mitte, die Ohligs als Kleinstadt ausweist.“ Die Silbersterne repräsentieren die Vielzahl der Höfe, aus denen die Stadt hervorgegangen ist. Das Flügelrad symbolisiert Eisenbahn und Geschäftsverkehr.