Brigitte Ederer

Brigitte Ederer (2015)

Brigitte Ederer (* 27. Februar 1956 in Wien) ist eine österreichische Industriemanagerin und ehemalige Politikerin (SPÖ). Sie war Mitglied des Vorstands der Siemens AG und zuvor EU-Staatssekretärin im österreichischen Bundeskanzleramt zu der Zeit, als sich Österreich auf den EU-Beitritt vorbereitete.

Leben

Brigitte Ederer ist Tochter einer alleinerziehenden Mutter, die mit ihr und ihrem Bruder Anton aus dem Waldviertel nach Wien zog. Sie besuchte ein Bundesrealgymnasium im 21. Wiener Gemeindebezirk, Floridsdorf, und studierte anschließend an der Universität Wien Volkswirtschaft. 1980 schloss sie ihr Studium mit dem akademischen Grad Magister ab.

Von 1977 bis 1992 arbeitete sie für die wirtschaftswissenschaftliche Abteilung der Wiener Arbeiterkammer. Zuvor bei den Roten Falken, bei der Sozialistischen Jugend und beim VSStÖ aktiv gewesen, beteiligte sie sich ab 1980 an der Parteiarbeit der SPÖ Leopoldstadt (2. Wiener Gemeindebezirk), wo sie bald auch wohnte.

Nach der Nationalratswahl 1983, bei der Ederer auf der Wiener SPÖ-Kandidatenliste an nicht wählbarer Stelle aufschien, trat der langjährige Bundeskanzler Bruno Kreisky zurück. Im Zuge der folgenden Revirements wechselte die Wiener Abgeordnete Franziska Fast in die Volksanwaltschaft. Als Nachrückerin wurde Ederer am 5. Juli 1983 als erste Abgeordnete der SPÖ unter der magischen Altersgrenze von 30 Jahren[1] im Nationalrat angelobt, den damals eine SPÖ-FPÖ-Koalition (Bundesregierung Sinowatz) dominierte. Sie blieb vorerst bis 1992 fast neun Jahre lang Abgeordnete und gehörte dem Nationalrat 1994–1997 noch zweimal für kurze Zeit an.

In ihrer Funktion als Europa-Staatssekretärin bei Bundeskanzler Franz Vranitzky ab dem 3. April 1992 warb sie für den EU-Beitritt Österreichs und propagierte den Ederer-Tausender. Sie verhandelte als Vertreterin Vranitzkys gemeinsam mit Außenminister Alois Mock in Brüssel. Am 1. März 1994 konnten die Beitrittsverhandlungen nach einem nächtlichen Finish abgeschlossen werden; ein Foto, auf dem Mock aus Freude darüber Ederer ein Busserl gibt, ging durch die Medien.[2][3]

Bei der Volksabstimmung am 12. Juni 1994 entschieden 66,6 % der abstimmenden Österreicherinnen und Österreicher für den Beitritt zur damaligen EG, der mit 1. Jänner 1995 vollzogen wurde.

Nach dem Ausscheiden als Staatssekretärin am 27. Oktober 1995 wurde sie Bundesgeschäftsführerin der SPÖ (bis 1997) und danach Finanz- und Wirtschaftsstadträtin in Wien (siehe Landesregierung und Stadtsenat Häupl II). In dieser Zeit war sie auch Präsidentin des Wiener Tourismusverbandes.

Nach dem Ausscheiden aus der Politik Mitte Dezember 2000 wechselte Ederer in den Vorstand der Siemens AG Österreich. Mit Ablauf der Aufsichtsratssitzung vom 13. Dezember 2005 trat Brigitte Ederer die Nachfolge von Albert Hochleitner als Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzende von Siemens Österreich an. Im Mai 2010 wechselte Ederer in den Vorstand der Siemens AG in München. Sie leitete den Bereich Corporate Human Resources und betreute die Wirtschaftsregion Europa einschließlich Deutschland. Im September 2013 wurde sie vorzeitig abberufen und erhielt deswegen eine Ausgleichszahlung von 5.600.000 Euro.[4]

Seit Mai 2010 war Brigitte Ederer Obfrau des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) in der Wirtschaftskammer Österreich.[5] 2019 übergab sie das Amt an ihren Nachfolger Wolfgang Hesoun[6].

Im September 2014 wurde Ederer zur Aufsichtsratsvorsitzenden der ÖBB gewählt.[7] Ebenfalls im September 2014 legte sie ihren ÖIAG-Aufsichtsratsposten nieder.[8] Am 9. Februar 2018 beschloss eine außerordentliche Hauptversammlung der ÖBB auf Initiative der neuen Eigentümervertreter der Bundesregierung Kurz I die Abberufung von Ederer wie des Großteils der Aufsichtsratsmitglieder.[9] Als Aufsichtsratspräsident der ÖBB-Holding AG folgte ihr Ende Februar 2018 Arnold Schiefer nach.[10] Am 27. Mai 2020 berichtete der ORF, dass Ederer auf Wunsch von Mobilitätsministerin Leonore Gewessler (Bundesregierung Kurz II) in den ÖBB-Aufsichtsrat zurückkehren soll. Dies wurde am 28. Mai 2020 effektuiert.

Ederer ist Aufsichtsrätin bei ams OSRAM AG, Boehringer Ingelheim, Marinomed Biotech AG, ÖBB Holding AG, ÖBB Personenverkehr AG, Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment, TTTech Computertechnik AG und WEB Windenergie AG sowie Sprecherin des Vereins Forum Versorgungssicherheit der österreichischen Energie- und Wasserversorgung[11]

Politische Laufbahn

  • Abgeordnete zum Nationalrat, Nachrückerin im Wahlkreis Wien, 1. Juli 1983–3. April 1992; XVI.–XVIII. Gesetzgebungsperiode (GP)
  • Klubobmann-Stellvertreterin des Klubs der SPÖ-Abgeordneten (1990–1992)
  • EU-Staatssekretärin im Bundeskanzleramt, 3. April 1992 – 27. Oktober 1995; Bundesregierung Vranitzky III und Vranitzky IV
  • Abgeordnete zum Nationalrat, 7. November–14. Dezember 1994, XIX. GP, sowie 6. November 1995–31. Jänner 1997; XIX. und XX. GP
  • Amtsführende Stadträtin für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke, 31. Jänner 1997–14. Dezember 2000, Landesregierung und Stadtsenat Häupl II

Sonstiges

Brigitte Ederer ist mit Hannes Swoboda, bis 2014 SPÖ-Mitglied des Europäischen Parlaments, verheiratet. Die beiden wohnen in Wien im 2. Bezirk, Leopoldstadt, wo Ederer seit Beginn der 1980er Jahre politisch aktiv war. In ihrer Funktion als ehemalige Topmanagerin wird sie in der NDR-Dokumentation Einsame Spitze – Top Manager am Limit (2016) von Tina Soliman und Torsten Lapp porträtiert.[12]

Auszeichnungen

Literatur

Weblinks

Commons: Brigitte Ederer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Als Nachfolgerin von Franziska Fast: Die jüngste SP-Abgeordnete kommt aus der Leopoldstadt. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 5. Juli 1983, S. 2.
  2. Tageszeitung Wirtschaftsblatt, Wien, Website vom 4. Mai 2010 (Memento vom 26. April 2014 im Internet Archive)
  3. Gerald John und Nina Weissensteiner: „Gründen wir eine Partei“, Interview mit Ederer und Mock (Memento desOriginals vom 26. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.falter.at, in: Wochenzeitung Falter, Wien, Nr. 29 / 2005
  4. ORF-Online: Ex-Siemens-Chef Löscher bekommt 17 Mio. Euro Abfindung; abgerufen am 27. Nov. 2013
  5. FEEI: Ederer ist neue Obfrau des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (Memento desOriginals vom 19. Juni 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.feei.at Pressemeldung der FEEI vom 27. Mai 2010 abgerufen am 23. August 2012.
  6. Wolfgang Hesoun neuer Präsident des Fachverbandes der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI). Abgerufen am 19. November 2019.
  7. derStandard.at – Brigitte Ederer wird ÖBB-Aufsichtsratschefin. Artikel vom 10. September 2014, abgerufen am 11. September 2014.
  8. Ederer tritt als ÖIAG-Aufsichtsrätin zurück
  9. Meldung auf der Website der Tageszeitung Der Standard, Wien, vom 11. Februar 2018
  10. ÖBB: Arnold Schiefer wird neuer Aufsichtsratspräsident. OTS-Meldung vom 28. Februar 2018, abgerufen am 1. März 2018.
  11. forum versorgungsicherheit Leitbild & Vorstand. Abgerufen am 12. Mai 2023.
  12. programm.ARD.de – ARD Play-Out-Center Potsdam, Potsdam, Germany: Die Story im Ersten: Einsame Spitze. In: programm.ARD.de. Abgerufen am 28. November 2016.
  13. derStandard.at – Auszeichnung für Brigitte Ederer. Artikel vom 6. November 2006, abgerufen am 17. Juni 2015.

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Wappen der Republik Österreich: Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist:

Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone […]. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“

Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt.
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Autor/Urheber: Franz Johann Morgenbesser from Vienna, Austria, Lizenz: CC BY-SA 2.0
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