Brachter Wald

Naturschutzgebiet Brachter Wald

IUCN-Kategorie IV – Habitat/Species Management Area

Naturschutzgebiet Brachter Wald (April 2018)

LageNordwestlich von Brüggen im Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen, Deutschland.
Fläche13,282 km²
KennungVIE-036
WDPA-ID318226
Natura-2000-IDDE4702302
FFH-Gebiet13,282 km²
Vogelschutzgebiet13,282 km²
Geographische Lage51° 16′ N, 6° 9′ O
Brachter Wald (Nordrhein-Westfalen)
Einrichtungsdatum1988, 2005
RahmenplanKreis Viersen: Amt für Bauen, Landschaft und Planung
VerwaltungLandesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW, Kreis Viersen–Untere Naturschutzbehörde

Der Brachter Wald ist Naturschutzgebiet in Nordrhein-Westfalen nordwestlich von Brüggen. Er ist Bestandteil des nach der Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) (kurz „FFH-Richtlinie“) ausgewiesenen Schutzgebietes mit der Gebietsnummer DE4702302, welches der Erhaltung mehrerer Lebensraumtypen und Arten dient.[1] Im Verbund aus dem Naturschutzgebiet und dem FFH-Gebiet Wälder und Heiden bei Brüggen-Bracht ist das Gebiet auch Bestandteil des EU-Vogelschutzgebiets Schwalm-Nette-Platte mit Grenzwald und Meinweg mit der Kennnummer DE4603401.[2] Das 1328 ha große Schutzgebiet wurde im Jahr 2000 unter Naturschutz gestellt.[3] Dem Vorschlag zur Schutzgebietsausweisung von gemeinschaftlicher Bedeutung im Oktober 2000 folgte die Anerkennung als Natura 2000-Gebiet im Dezember 2004.[1]

Geografie

Der Brachter Wald befindet sich zwischen der deutsch-niederländischen Grenze im Nordwesten, dem Ort Bracht (Brüggen) im Nordosten, dem Ort Brüggen im Südosten, und dem Elmpter Schwalmbruch im Süden. Das Gebiet liegt im Großraum Niederrheinisches Tiefland und ist Teil des Naturraums Schwalm-Nette-Platte.

  • 57 Niederrheinisches Tiefland
    • 571 Schwalm-Nette-Platte
      • 571.0 Elmpt-Kaldenkirchener Grenzwaldungen
        • 571.00 Birgelen-Elmpter Heidewald
        • 571.01 Brüggener Schwalmbruch
        • 571.02 Brachter Wald

Geschichte

Munitionsdepot

Vom Ende des Zweiten Weltkriegs etwa 1948 bis 1996 wurde das Gelände von den Britischen Rheinarmee unter der NATO genutzt. Die 3 BAD (3 Base Ammunition Depot) richtete das Gelände als Munitionsdepot Brüggen-Bracht ein, mit ca. 200 Hallen und Lagerplätzen, 4 Verladebahnhöfen, 88 km Wege und Straßen und 15 km Schienennetz. Mit bis zu 45.000 t konventioneller Munition war es zeitweise das größte Munitionsdepot Europas.[4]

Verkehr

Im Naturschutzgebiet gibt es ein rund 30 km langes Netz aus Wander- und Radwegen, die mit weißen Pfosten markiert sind. Außerdem gibt es drei Wanderwege: Der Weg im Norden ist blau markiert, der Weg im Osten rot und der Weg im Südwesten grün. Das Verlassen der Wege ist nicht erlaubt. Hunde müssen ständig angeleint bleiben.[5]

Beschreibung

Der Lebensraumkomplex aus artenreichen Sandtrockenrasen, Heiden, Heidemooren und Birken-Eichenwald mit erheblichen Kiefernanteilen, ist im gesamten Naturraum einzigartig und im Bereich der Heidemoore sind Binnendünenkomplexe erhalten.[1]

Schutzzweck

Das im Bereich der Schwalm-Nette-Platte nördlich der Schwalm gelegene Grenzwaldgebiet zeichnet sich durch großflächige Heiden, Birkenwälder und Kiefernforsten und darin gelegene Kleingewässer und Heidemoorkomplexe aus.[6] Eine Fläche von 850 ha der damaligen Schutzgebietsfläche von rund 1200 ha wurde im Februar 1998 von der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege erworben und in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Krickenbecker Seen für Ziele des Naturschutzes und der naturnahen Erholung weiterentwickelt. Im Jahr 2018 konnte die Stiftung weitere 125 ha Flächen erwerben, welche nicht mehr für den Tonabbau verwendet wurden.[7]

Projekt „Atlantische Sandlandschaften“

Im Rahmen des Projektes Atlantische Sandlandschaften sollten im Januar und Februar 2021 auf sieben ha seltene Landschaften wie Sanddünen und Heide wiederhergestellt werden.[8] Dieses Vorhaben wurde im Januar 2021 umgesetzt und der Lebensraum aus Sanddünen, Heiden und Trockenrasen wiederhergestellt. Im Schutzgebiet wurden Kiefern und Lärchen auf fünf ha Fläche entnommen und einzelne Laubbäume wie Traubeneichen oder Rotbuchen blieben erhalten. Für die zehnjährige Projektlaufzeit standen 16,9 Millionen Euro zur Verfügung, von denen eine Förderungsquote von 60 % durch die Europäische Union gewährleistet wurde.[9]

Beweidungsprojekt

Im Rahmen der naturnahen Erholung wurden im Schutzgebiet Rad- und Wanderwege angelegt, eine Wanderschafherde aus Moorschnucken zur Landschaftspflege etabliert und Damhirsche, Koniks und Gallowayrinder zur allgemeinen Pflege der Flächen angesiedelt und sollen verhindern, das die Heideflächen von Büschen und Bäumen bestockt werden.[10]

Lebensraumtypen

Nach der FFH-Richtlinie wurden die folgenden Lebensraumtypen von europaweiter Bedeutung (LRT) des Anhang I klassifiziert:

Sandheiden mit Calluna und Genista (Dünen im Binnenland, alt und kalkarm) (Code 2310), Offene Grasflächen mit Cornephorus und Agrostis auf Binnendünen (Code 2330), Oligo- bis mesotrophe, basenarme Stillgewässer der planaren bis subalpinen Stufe der kontinentalen und alpinen Region und der Gebirge (Code 3130), Dystrophe Seen (Code 3160), Feuchte Heidegebiete des nordatlantischen Raumes mit Erica tetralix (Code 4010), Europäische trockene Heiden (Code 4030), Artenreiche Borstgrasrasen montan (und submontan auf dem europäischen Festland) (Code 6230), Übergangs- und Schwingrasenmoore (Code 7140), Kalkreiche Sümpfe mit Cladium mariscus und Arten des Caricion davallianae (Code 7210), Hainsimsen-Buchenwald im Verband aus Luzulo-Fagetum (Code 9110), Alte bodensaure Eichenwälder aus Stieleichen (Quercus robur) auf Sandebenen (Code 9190) und Moorwälder (Code 91D0).[1][6]

Flora und Fauna

Flora

Sumpf-Johanniskraut (Beispielfoto)

Folgende wichtige Pflanzenarten wurden bei einer durchgeführten Untersuchung des Gebietes aufgezeichnet:

Die Echte Mondraute (Botrychium lunaria), die Quendel-Seide (Cuscuta epithymum), der Zypressen-Flachbärlapp (Diphasiastrum tristachyum (Pursh) Holub), die Graue Heide (Erica cinerea), das Sumpf-Johanniskraut (Hypericum elodes),[1] der Englische Ginster (Genista anglica), die Besenheide (Calluna vulgaris), der Besenginster (Cytisus scoparius), das Silbergras (Corynephorus canescens), die Nelken-Haferschmiele (Aira caryophyllea), der Frühlings-Spark (Spergula morisonii), die Pflanzengattung Bauernsenfe (Teesdalia), das Zwerg-Filzkraut (Filago minima (Sm.) Pers.)[5]

Fauna

Weißfleck-Widderchen (Beispielfoto)

Folgende Arten wurden im Anhang II der FFH-Richtlinie als besonders schützenswert eingestuft und wurden bei einer durchgeführten Untersuchung des Gebietes aufgezeichnet:

Der Nördliche Kammmolch (Triturus cristatus), die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis)[6] und die Schlingnatter (Coronella austriaca).[10]

Folgende weitere für das Gebiet schützenswerte Arten wurden aufgezeichnet:

Das Weißfleck-Widderchen (Amata phegea), der Komma-Dickkopffalter (Hesperia comma), der Große Fuchs (Nymphalis polychloros), der Geißklee-Bläuling (Plebejus argus), das Rotbraune Ochsenauge (Pyronia tithonus), der Moorfrosch (Rana arvalis),[1] die Kreuzkröte (Epidalea calamita), die Feldgrille (Gryllus campestris) und die Zauneidechse (Lacerta agilis).[10]

Avifauna

Folgende Vogelarten wurden im Anhang I der europäischen Vogelschutz-Richtlinie als besonders schützenswert eingestuft und im Managementplan ausgewiesen, sowie weitere stark gefährdete Vogelarten wurden im Schutzgebiet beobachtet:

Der Baumfalke (Falco subbuteo), die Bekassine (Gallinago gallinago), die Heidelerche (Lullula arborea), der Kleinspecht (Dryobates minor), die Krickente (Anas crecca), der Pirol (Oriolus oriolus), das Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola), der Schwarzspecht (Dryocopus martius), die Uferschwalbe (Riparia riparia), der Wespenbussard (Pernis apivorus), der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus) und der Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis).[1]

Galerie

Siehe auch

Weblinks

Commons: Brachter Wald – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Natura 2000 Network Viewer: Wälder und Heiden bei Brüggen-Bracht. In: Standard Data Form. Natura 2000 Network Viewer, Juni 2021; (englisch).
  2. Natura 2000 Network Viewer: VSG Schwalm-Nette-Platte mit Grenzwald u. Meinweg. In: Standard Data Form. Natura 2000 Network Viewer, Juni 2021; (englisch).
  3. NRW-Stiftung: Naturschutzgebiet Brachter Wald in Brüggen (PDF; 1,9 MB)
  4. Ina Gernes-Dohmen: 3 Base Ammunition Depot. Schriftenreihe des Kreises Viersen (2006), 236 S., ISBN 3-931242-18-8
  5. a b NSG Brachter Wald. In: Faltblatt. Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat und Kulturpflege, August 2005;.
  6. a b c Bundesamt für Naturschutz: BfN Gebietsbeschreibung. Bundesamt für Naturschutz;.
  7. NRW-Stiftung: Hilfe für den Naturschutz. In: Pressemeldung. Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, 13. Februar 2018;.
  8. Brachter Wald: Seltene Sanddünen retten.
  9. Daniela Buschkamp: Ungewöhnliche Landschaft im Brachter Wald erhalten. In: Artikel. RP Digital GmbH, 21. Januar 2021;.
  10. a b c Biologische Station Krickenbecker Seen e.V.: Brachter Wald, Natur erleben. In: Gebietsbeschreibung. Biologische Station Krickenbecker Seen e.V., Nettetal;.

Auf dieser Seite verwendete Medien

North Rhine-Westphalia location map 05.svg
Positionskarte Nordrhein-Westfalen, Germany. Geographische Begrenzung der Karte:
Naturschutzgebiet.svg
Naturschutzgebietsschild in Teilen Deutschlands
Rehe im BrachterWald03.png
Autor/Urheber: Marfie02, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Das Bild entstand um ca. 5:30, im BrachterWald, einem nahegelegenen Naturschutzgebiet. Man sieht eine kleine Rehgruppe im hohen Gras.
Hirsche im Wald.jpg
Autor/Urheber: Del45, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ich war ein Spaziergänger auf den ausgeschilderten Wegen im Brachter Wald. Die Hirsche hielten Abstand.
Grauheide im Brachter Wald.jpg
Autor/Urheber: Del45, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Bell heather in Brachter Wald
Zicht op terrein van verlaten munitiedepot, bij Brachterwald - Brüggen - 20536747 - RCE.jpg
(c) Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, CC BY-SA 4.0
Zicht op terrein van verlaten munitiedepot, bij Brachterwald (opmerking: Publicatie: TRAP Brüggen, een cultuurhistorische fietstocht)
Naturschutzgebiet Brachter Wald 4.jpg
Autor/Urheber: Dienna79, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Naturschutzgebiet Brachter Wald Grüner Rundweg
Zicht op splitterwallen, tussen munitieloodsen op terrein van verlaten munitiedepot, bij Brachterwald - Brüggen - 20536740 - RCE.jpg
(c) Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, CC BY-SA 4.0
Zicht op splitterwallen, tussen munitieloodsen op terrein van verlaten munitiedepot, bij Brachterwald (opmerking: Publicatie: TRAP Brüggen, een cultuurhistorische fietstocht)
Straßen im Munitionsdepot Brüggen-Bracht (5).jpg
Autor/Urheber: Kurwal, Lizenz: CC BY-SA 4.0
streets inside the former Ammunition depot Brüggen-Bracht
Parallelweg zur L373.jpg
Autor/Urheber: Del45, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Blick nach Westen
Hypericum elodes - Sumpf-Johanniskraut 85010357.jpg
Autor/Urheber: Robert H. Wardell, Lizenz: CC0
Marsh St John's-wort (Hypericum elodes)
Brachter-Wald-Rinder.jpg
Autor/Urheber: Del45, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Free-roaming cattle maintain the heath
Slagboom op terrein van verlaten munitiedepot, bij Brachterwald - Brüggen - 20536742 - RCE.jpg
(c) Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed, CC BY-SA 4.0
Wegafzetting/slagboom op terrein van verlaten munitiedepot, bij Brachterwald (opmerking: Publicatie: TRAP Brüggen, een cultuurhistorische fietstocht)
Naturschutzgebiet Brachter Wald.jpg
Autor/Urheber: Dienna79, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Naturschutzgebiet Brachter Wald Bohlenweg