Bob-Weltmeisterschaft 1965

23. Bob-Weltmeisterschaft 1965
MännerFrauen
Sieger
ZweierbobVereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Anthony Nash
Robin Dixon
ViererbobKanada 1957 Victor Emery, Gerald Presley,
Michael Young, Peter Kirby
Wettbewerbe
AustragungsorteSchweiz Olympia Bob Run St. Moritz–Celerina St. Moritz
1963
1966

Die 23. Bob-Weltmeisterschaft fand am 23. und 24. Januar im Zweierbob sowie am 30. und 31. Januar 1965 in St. Moritz in der Schweiz auf dem traditionsreichen Olympia Bob Run St. Moritz–Celerina statt. Weltmeister wurden im Zweierbob die Briten Anthony Nash und Robin Dixon. Nach dem Olympiasieg von 1964 war es für das Duo der zweite große Titel. In der Viererbob-Konkurrenz ging der Titel an kanadische Team um Victor Emery, welches 1964 ebenfalls Olympiasieger geworden war, allerdings in etwas anderer Besetzung. Für Kanada bedeutete der Sieg den ersten Weltmeistertitel im Bobsport überhaupt.

Konstellation

Die beiden letzten Großereignisse im Bobsport hatten beide im österreichischen Igls stattgefunden, 1963 die Weltmeisterschaft, 1964 die Olympischen Spiele. Nach einer Durststrecke, die ihren Ursprung bei den fehlenden Bobwettbewerben bei den Olympischen Winterspielen 1960 in Squaw Valley hatte, war speziell durch die Olympischen Winterspiele im Vorjahr das Interesse am Bobsport wieder gestiegen. Mit Kanada und Großbritannien hatten sich zudem zwei neue Nationen in die Olympische Siegerliste eingetragen und somit auch neuen Zuspruch entfacht. Überdies hatte in Gestalt von Victor Emery erstmals ein Pilot mehr Wert auf die athletischen Fähigkeiten seiner Mitstreiter gelegt und den Start als entscheidende Schwachstelle mit viel Steigerungspotential ausgemacht. Auch das britische Duo Nash/Dixon, was erst 1963 erstmals in Erscheinung getreten war, sorgte für frischen Wind in der Bobszene.

Darüber hinaus gab es nach den Olympischen Winterspielen bis kurz vor der WM einige prominente Rücktritte. An erster Stelle stand dabei Rekordweltmeister Eugenio Monti, der erneut eine berufsbedingte Auszeit nahm.[1] Der ewige Zweite Sergio Zardini war 1964 nach Kanada ausgewandert und leitete dort ein Wintersportzentrum. Der schon 35-jährige Deutsche Franz Schelle baute nunmehr eine Bobschule in Ohlstadt[2] auf und schuf damit die Basis für künftige deutsche Erfolge.

Neu war zudem auch eine erstmals ausgetragene sogenannte Europameisterschaft, die der Christallo-Club in Cortina eine Woche vor der Zweierbob-Konkurrenz auch erstmal nur im Zweierbob ausgetragen hatte. Da hatten die Österreicher Thaler/Koxeder erstmals einen Titel für Österreich im Bobsport gewinnen können.

Zweierbob

Bei leichtem Schneefall starteten 18 Bobs auf der von Franz Kapus umgebauten traditionsreichen Strecke. Während im ersten Lauf die britischen Olympiasieger Nash/Dixon Bestzeit fuhren, waren im zweiten Lauf die Italiener Ruatti/de Lorenzo am schnellsten. In der Tageswertung lagen Nash/Dixon vor den Italienern und den Kanadiern Emery/Young, wobei alle drei Bobs noch Titelchancen hatten. Danach reihten sich schon mit einem gewissen Abstand die Schweizer Caviezel/Birk ein und anschließend nochmals mit schon erheblichem Abstand der Rest des Feldes. Die Schweizer Grossenbacher/Gosshard waren zu dem Zeitpunkt schon ausgeschieden. Nach tiefen Nachttemperaturen präsentierte sich die Bahn am zweiten Wettkampftag in sehr guter Verfassung und ließ schnelle Zeiten zu. Das zeigten vor allem Nash/Dixon, die in beiden Läufen der Konkurrenz deutlich die Grenzen aufzeigten. Speziell im dritten Lauf fuhren sie reichlich eine Sekunde schneller als die zweitbesten Deutschen Wörmann/Braun. Da der Italiener Ruatti nur die neuntbeste Zeit fuhr, lagen die Kanadier Emery/Young auf Rang zwei gefolgt von den Schweizern Caviezel/Birk. Allerdings konnten die Italiener im letzten Lauf mit der zweitbesten Zeit noch beide Bobs überholen und sicherten sich Silber. Bronze ging an die Kanadier, während Nash/Dixon nach dem Olympiasieg nun auch den Weltmeistertitel gewannen.[3]

PlatzLandSportler[4]1. Lauf[4]2. Lauf[4]1. Tag[4]3. Lauf[3]4. Lauf[3]Gesamt[3]
1Vereinigtes Konigreich GBR IAnthony Nash
Robin Dixon
1:18,491:18,962:37,451:16,941:16,915:11,30
2Italien ITA IRinaldo Ruatti
Enrico de Lorenzo
1:19,111:18,672:37,781:19,461:17,335:14,57
3Kanada 1957 CAN IVictor Emery
Michael Young
1:18,891:19,032:37,921:18,731:18,345:14,99
4Schweiz SUI IGion Caviezel
Willy Birk
1:19,671:19,202:38,871:18,191:18,295:15,35
5Deutschland BR FRG IFranz Wörmann
Hubert Braun
1:21,111:19,062:40,171:18,011:18,605:16,78
6Vereinigtes Konigreich GBR IIJohn Blockey
Mike Freeman
1:20,421:19,622:40,041:18,321:18,505:16,86
7Deutschland BR FRG IIAnton Pensberger
Roland Eberhardt
1:19,801:20,432:40,231:19,281:19,145:18,65
8Italien ITA IIGianfranco Gaspari
Leonardo Cavallini
1:21,041:20,922:41,961:18,381:18,355:18,69
9Vereinigte Staaten USA IICharles McDonald
Chuck Pandolph
1:20,731:21,182:41,911:19,591:19,115:20,61
10Osterreich AUTMax Kaltenberger
Hans Ritzl
1:21,771:20,062:41,831:19,701:19,195:20,72
11Schweden SWERuno Olofsson
Hans Solstroem
1:23,261:23,172:46,435:28,85
12Tschechoslowakei TCH IMilan Kuzelovsky
Josef Bandats
2:49,595:32,64
13Frankreich FRA ILucien Della Vedova
Jacques Depetro
2:49,595:33,83
14Tschechoslowakei TCH IIJosef Pavlikovic
Ladislav Tomas
2:47,225:34,10
15Frankreich FRA IIPierre Gallienne
Claude Cartier
2:51,075:36,90
Kanada CAN IIJohn Emery
Peter Kirby
1:21,171:20,092:41,26DNF
Vereinigte Staaten USA ILarry McKillip
Charlie Hoffer
1:21,521:23,422:44,94DNS
Schweiz SUI IIFranz Grossenbacher
Adriano Gosshard
DNF

Viererbob

Bereits im Training hatte sich die gute Form der kanadischen Olympiasieger um Victor Emery angedeutet, die allerdings auf John Emery verzichten mussten, da er sich im Zweierbob-Wettbewerb verletzt hatte. Allerdings zeigten auch Bobs aus anderen Nationen gute Leistungen, so dass der Ausgang der Viererbob-Konkurrenz ziemlich offen war.[5] Am ersten Wettkampftag wurden die Kanadier bei Temperaturen um +5 °C ihrer Favoritenrolle gerecht. Bereits im ersten Lauf hatten sie sechs Zehntel Vorsprung vor Zweierbob-Weltmeister Tony Nash. Hinter dem Briten lagen allerdings noch acht Teams mit Rückstanden im Bereich einer Sekunde, so dass der Kampf um Silber und Bronze Hochspannung erwarten ließ. Dies zeigte sich bereits im zweiten Lauf, wo hinter den Spitzenreitern das Klassement gehörig durcheinander gewirbelt wurde. Nunmehr lag der deutsche Bob mit Pilot Toni Pensberger auf dem Silberrang, gefolgt vom Italiener Nevio de Zordo mit nur vier Hundertsteln Rückstand. Weiter drei Zehntel dahinter lagen die Briten um Tony Nash. Aber auch die Amerikaner um Pilot Fred Fortune hatten mit 19 Hundertsteln Rückstand auf Bronze noch reelle Medaillenchancen.
Am zweiten Wettkampftag bei etwas kühleren Temperaturen um +2 °C konnte die Konkurrenz den Kanadiern den Weltmeistertitel nicht mehr streitig machen. Zum einen fuhren sie im dritten Lauf erneut die beste Laufzeit, zum anderen schlug sich die Konkurrenz selbst. Pensberger fuhr nur die neuntbeste Zeit und rutschte durch die geringen Zeitabstände auf den siebten Platz. Nunmehr lagen hinter den an sich schon uneinholbaren Kanadiern der Italiener de Zordo und der Amerikaner Fortune, wenngleich die Briten um Nash nur fünf Hundertstel Rückstand auf Bronze hatten. Mit einer Sicherheitsfahrt im vierten Lauf, die nur die fünftbeste Zeit bedeutete, sicherte sich Victor Emery nach 1963 seinen zweiten Weltmeistertitel mit über 2 Sekunden Vorsprung. Der Kampf um Silber war an Dramatik aber kaum zu überbieten. Da Nevio de Zordo im vierten Lauf nur die sechstbeste Zeit fuhr, geriet die Silbermedaille enorm in Gefahr. Am Ende fehlten den Amerikanern um Pilot Fred Fortune nur eine Hundertstel Sekunde. Anton Pensberger rückte der mit zweitbesten Laufzeit noch auf den vierten Rang vor.[6]

PlatzLandSportler[7]1. Lauf[7]2. Lauf[7]1. Tag[7]3. Lauf[6]4. Lauf[6]Gesamt[6]
1Kanada 1957 CAN IVictor Emery
Gerald Presley
Michael Young
Peter Kirby
1:19,431:19,092:38,521:19,171:20,095:17,78
2Italien ITA INevio de Zordo
Italo De Lorenzo
Pietro Lesana
Robert Mocellini
1:20,701:19,212:39,911:19,791:20,125:19,82
3Vereinigte Staaten USA IFred Fortune
Richard Knuckles
Joe Wilson
James Lord
1:20,611:19,522:40,131:19,911:19,795:19,83
4Deutschland BR FRG IIAnton Pensberger
Thomas Pongrats
Helmut Wurzer
Roland Eberhardt
1:20,591:19,282:39,871:20,691:19,765:20,32
5Italien ITA IIRinaldo Ruatti
Enrico De Lorenzo
Leonardo Cavallini
Sergi Mocellini
1:20,451:20,152:40,601:19,921:20,025:20,54
6Schweiz SUI IJean Wicki
Arthur Leuger
Willi Hofmann
Walter Graf
1:20,231:20,282:40,511:19,921:20,345:20,77
7Vereinigtes Konigreich GBR IAnthony Nash
Guy Renwick
Robin Dixon
Robin Widdows
1:20,021:19,922:39,941:20,151:20,715:20,80
8Deutschland BR FRG IFranz Wörmann
Kaspar Oster
Josef Gerg
Hubert Braun
1:20,421:20,382:40,801:20,471:19,645:20,91
9Osterreich AUT IManfred Hofer
Franz Tomasini
Adolf Baumgartner
Karl Pichler
1:20,651:19,912:40,561:20,861:21,605:23,02
10Schweiz SUI IIHans Zoller
Robert Zimmermann
Hans Kleinpeter
Fritz Luedi
2:41,731:20,661:21,045:23,43
11Kanada 1957 CAN IILamont Gordon
Paul Leveseau
Darcy Coulson
Purvis McDougal
1:21,571:20,162:41,735:24,04
12Vereinigtes Konigreich GBR IIJohn Blockey
Michael Kirby
John Robert Morrison
Michael Freeman
1:22,071:21,392:43,465:25,55
13Schweden SWEKjell Lutteman
Eric Wennerberg
Hans Solstroem
Heino Freyberg
1:22,561:20,722:43,285:27,28
14Frankreich FRABertrand Croset
Louis Courtois
Jean Dupont-Roc
Henri Sirvain
1:24,981:23,242:48,225:37,95
Vereinigte Staaten USA IIJames Hickey
Dick Davies
Ralph Wiles
Mike Hallrock
1:20,631:20,192:40,82DNF

Medaillenspiegel

PlatzLandGoldSilberBronzeGesamt
1Kanada1012
2Großbritannien1001
3Italien0202
4Vereinigte Staaten0011

Einzelnachweise

  1. Eugenio Monti tritt zurück in Neue Zürcher Nachrichten, Nummer 6, 9. Januar 1965 Ausgabe 03 S. 15
  2. Bobsleigh: Franz Schelle als Bobinstruktor in Die Tat, 11. Januar 1965 S. 10
  3. a b c d Überlegene Olympiasieger Nash-Dixon in Die Tat, 24. Januar 1965 S. 7
  4. a b c d U.S. Seld Out of Tourney After McKillip is Injured in New York Times, 28. Januar 1964 S. 1
  5. Letztes Training für Bob-WM in Neue Zürcher Nachrichten, Nummer 23, 29. Januar 1965 Ausgabe 03 S. 5
  6. a b c d Kanada wieder Weltmeister im Viererbob in Die Tat vom 31. Januar 1965 S.7
  7. a b c d Emery gives Canadians CommandingLead in 4-Man BobsledChampionship in The New York Times vom 31. Januar 1965 S. 3

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