Bezirk (Bayern)

Die 7 Bezirke Bayerns

Ein Bezirk ist im Freistaat Bayern eine als dritte kommunale Ebene über den Gemeinden (erste Ebene) und Kreisen (zweite Ebene) eingerichtete kommunale Gebietskörperschaft. Der Begriff wird in Artikel 1 der Bezirksordnung für den Freistaat Bayern wie folgt definiert:

„Die Bezirke sind Gebietskörperschaften mit dem Recht, überörtliche Angelegenheiten, die über die Zuständigkeit oder das Leistungsvermögen der Landkreise und kreisfreien Gemeinden hinausgehen und deren Bedeutung über das Gebiet des Bezirks nicht hinausreicht, im Rahmen der Gesetze selbst zu ordnen und zu verwalten.“[1]

Diese Ebene gibt es in Deutschland außer in Bayern noch zum Beispiel in der ehemals bayerischen Pfalz in Rheinland-Pfalz (siehe dazu unter Bezirksverband Pfalz) und in der Region Stuttgart in Baden-Württemberg, im weiteren Sinne (Höherer Kommunalverband) auch in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen sowie in Hessen und Sachsen.

Bezirk und Regierungsbezirk

Bezirk und Regierungsbezirk sind in Bayern geographisch identisch, aber rechtlich unterschiedliche Konstrukte. Die Begriffe Bezirk und Kreis wurden in Bayern zudem historisch unterschiedlich gebraucht. Vorläufer der heutigen (Regierungs-)Bezirke sind die Kreise, Vorläufer der heutigen Landkreise die Bezirksämter. Im Jahr 1819 bestand das Königreich Bayern nach dem Wiener Kongress und seinen Folgeverträgen aus acht Kreisen, die nach französischem Vorbild nach Flüssen benannt waren, dem Isarkreis, dem Unterdonaukreis, dem Regenkreis, dem Obermainkreis, dem Rezatkreis, dem Untermainkreis, dem Oberdonaukreis und dem Rheinkreis. Diese historischen Kreise entsprechen heute – flächenmäßig weitgehend identisch – den Verwaltungsbezirken Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken und Schwaben. Der Rheinkreis („Rheinpfalz“ oder „Rheinbayern“) ging in Folge der geschichtlichen Ereignisse zum größten Teil im heutigen Bundesland Rheinland-Pfalz, in seinen westlichen Teilen (Homburg; Blieskastel) im heutigen Bundesland Saarland auf.

Bezirksgebiet

Artikel 7 der Bezirksordnung für den Freistaat Bayern regelt das Gebiet eines Bezirks. Es besteht aus „[Der] Gesamtfläche der dem Bezirk zugeteilten Landkreise und kreisfreien Gemeinden […]“[1]

Regierungsbezirk

Das Bayerische Staatsgebiet unterteilt sich nach Artikel 9 Absatz 1 der Verfassung des Freistaates Bayern in Kreise, die Regierungsbezirke genannt werden.[2]

Bezug zu den Regierungsbezirken

Die Bezirke sind Selbstverwaltungskörperschaften, zu denen sich mehrere Kreise zusammengeschlossen haben bzw. zusammengeschlossen wurden. Die Kreise eines Bezirks gehören jeweils zu einem gleichnamigen Regierungsbezirk, dem Zuständigkeitsgebiet der Bezirksregierung (oft nur kurz Regierung genannt) als staatlicher Mittelbehörde. Anders als bei den Landratsämtern, die gleichzeitig staatliche und kommunale Behörde sind („Janusköpfigkeit“), existieren hierfür in Bayern mit den Bezirksverwaltungen und den Regierungen getrennte Behörden.

Die sieben Bezirke in Bayern

LageWappenFlaggeBezirkHauptstadtBezirkstagAGSAbk.Fläche
in km²
Einwohner
(31.12.2020)[3]
Einwohner
pro km²
OberbayernMünchenBezirkstag von Oberbayern091OB17.529,634.719.716269
NiederbayernLandshutBezirkstag von Niederbayern092NB10.329,911.247.063121
OberpfalzRegensburgBezirkstag der Oberpfalz093OPf.9.691,031.112.267115
OberfrankenBayreuthBezirkstag von Oberfranken094Ofr.7.231,001.062.085147
MittelfrankenAnsbachBezirkstag von Mittelfranken095Mfr.7.244,851.775.704245
UnterfrankenWürzburgBezirkstag von Unterfranken096Ufr.8.530,991.317.507154
SchwabenAugsburgBezirkstag von Schwaben097Schw.9.992,031.905.841191
BayernMünchen09BY70.549,4413.140.183186

Organe

Die Organe des Bezirks sind der Bezirkstag, der Bezirksausschuss und der Bezirkstagspräsident (Art. 21 Bezirksordnung – BezO).

Bezirkstag

Die Bezirkstage werden seit 1954 gemeinsam mit dem Bayerischen Landtag gewählt. Die Zahl der Bezirksräte liegt derzeit zwischen 16 (Oberpfalz, Oberfranken) und 82 (Oberbayern).

Eine explizite Sperrklausel gibt es nicht.

Bezirksausschuss

Der Bezirksausschuss ist ein in der Bezirksordnung vorgeschriebener Ausschuss. Dem Bezirksausschuss gehören neben dem Bezirkstagspräsidenten in Oberbayern zwölf und in den anderen Bezirken acht weitere Bezirksräte an. Er bereitet die Sitzungen des Bezirkstags vor und beschließt über die ihm vom Bezirkstag übertragenen Fragen.

Der Bezirkstag kann weitere Ausschüsse einrichten.

Bezirkstagspräsident

Der aus der Mitte des Bezirkstags gewählte Bezirkstagspräsident vertritt den Bezirk nach außen. Er leitet die Sitzungen des Bezirkstags und des Bezirksausschusses. Er vollzieht die Beschlüsse des Bezirkstags und seiner Ausschüsse und erledigt die laufenden Angelegenheiten des Bezirks. Der Bezirkstagspräsident ist Ehrenbeamter des Bezirks; er nimmt diese Aufgabe also nebenberuflich wahr.

Aufgaben

Die Bezirke nehmen jene Aufgaben wahr, die über die Zuständigkeit und das Leistungsvermögen der kreisfreien Städte und Landkreise hinausreichen. Sie schaffen öffentliche Einrichtungen, die für das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Wohl der Bevölkerung notwendig sind. So sind sie zum Beispiel Träger psychiatrischer und neurologischer Fachkrankenhäuser, von Spezialkliniken, Fach- und Sonderschulen und Freilichtmuseen. Ferner sind sie überörtliche Sozialhilfeträger. In anderen Bundesländern werden diese Aufgaben teilweise zum Beispiel von den Landschaftsverbänden bzw. Landeswohlfahrtsverbänden erledigt.

Geschichte

Das Königreich Bayern wurde 1808 in 15 Kreise eingeteilt, deren Namen sich nach Flüssen richteten. Ihre Bezeichnungen und ihr Gebietsumfang erscheinen heute obsolet: Mainkreis (Bamberg), Pegnitzkreis (Nürnberg), Rezatkreis (Ansbach), Nabkreis (Amberg), Regenkreis (Regensburg und Straubing), Altmühlkreis (Eichstätt), Oberdonaukreis (Ulm), Lechkreis (Augsburg), Isarkreis (München), Salzachkreis (Burghausen), Unterdonaukreis (Passau), Illerkreis (Kempten mit Vorarlberg), Innkreis (Innsbruck), Eisackkreis (Brixen und Bozen) und Etschkreis (Trient). 1810 wurden sechs Kreise (Pegnitz, Nab, Altmühl, Lech, Eisack, Etsch), 1814 ein weiterer Kreis (Inn) aufgelöst. Nach dem Wiener Kongress wurde 1816 der Rheinkreis, die spätere Pfalz, als neuer Kreis gebildet, ebenso der Untermainkreis (Würzburg). Bis 1817 wurden aufgrund der Gebietsabtretungen weitere zwei Kreise (Iller und Salzach) aufgelöst, so dass bei der Verwaltungsneugliederung von 1817 nur noch acht Kreise bestanden. Diese erhielten 1838 anstelle der Flussnamen ihre Benennungen nach den alten Herzogtümern. Die neuen Bezeichnungen wurden später in die (abzüglich der Pfalz) noch heute bestehenden bayerischen Regierungsbezirke überführt.

Vorläufer der heutigen Bezirke als politische Vertretungsebene war 1816 bis 1820 der Generalrat, der nur im Rheinkreis existierte. Ab 1820 wurde der Landrat (nicht zu verwechseln mit dem heutigen politischen Amt) geschaffen, der ab 1828 auch im rechtsrheinischen Königreich Bayern eingeführt wurde. Von 1852 bis 1919 gab es Kreisgemeinden mit dem Landrat als Vertretungsgremium. Von 1919 bis 1933 wurden die heutigen Bezirke als Kreise bezeichnet; der Kreistag diente als Vertretungsgremium. Von 1933 bis 1945 lauteten die Bezeichnungen Bezirksverband und Bezirksverbandstag. Die seit 1946 verwendete Benennung für die dritte politische Ebene ist die heutzutage uneingeschränkt eingebürgerte Bezeichnung Bezirk bzw. Regierungsbezirk, obwohl in der Verfassung des Freistaates Bayern – der ursprünglichen Tradition geschuldet – noch von Kreisen die Rede ist.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Bezirksordnung für den Freistaat Bayern
  2. Verfassung des Freistaates Bayern
  3. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung: 12411-005r Bevölkerung: Kreise, Geschlecht, Nationalität, Stichtag. Abgerufen am 20. Juli 2021.

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