Bertrand Cantat

Chartplatzierungen
Erklärung der Daten
Alben[1]
Chœurs
 BEW6421.01.2012(2 Wo.)
Horizons (mit Détroit)
 FR230.11.2013(51 Wo.)
 CH1001.12.2013(6 Wo.)
 BEW530.11.2013(47 Wo.)
La cigale (mit Détroit)
 FR1027.10.2014(11 Wo.)
 CH5709.11.2014(1 Wo.)
 BEW2515.11.2014(15 Wo.)
Amor fati
 FR1309.12.2017(15 Wo.)
 CH3310.12.2017(2 Wo.)
 BEW2809.12.2017(17 Wo.)
Singles[1]
Oh Amadou (mit Amadou & Mariam)
 FR17607.04.2012(1 Wo.)
Droit dans le soleil (mit Détroit)
 FR923.09.2013(10 Wo.)
 CH6213.10.2013(1 Wo.)
 BEW1412.10.2013(1 Wo.)
L’Angleterre
 FR1114.10.2017(2 Wo.)

Bertrand Cantat (* 5. März 1964 in Pau) ist ein französischer Sänger, Mitglied der Rockband Détroit und ehemaliger Frontmann der Gruppe Noir Désir. Wegen Totschlags an seiner Freundin Marie Trintignant und unterlassener Hilfeleistung wurde er 2004 in Litauen zu acht Jahren Haft verurteilt, von denen er drei verbüßte.

Leben und Werk

Jugend und musikalische Laufbahn bis 2003

Cantat verbrachte seine Kindheit als Sohn eines Berufssoldaten in der Normandie. 1980 kehrte die Familie (Vater Guy, Mutter Danièle, sein älterer Bruder Xavier und seine jüngere Schwester Anne) nach Südfrankreich zurück und ließ sich in Bordeaux nieder. Bertrand durchlebte eine schwierige Pubertät mit depressiven Verstimmungen bis hin zum Suizidversuch.

Im Gymnasium lernte er die künftigen Mitglieder seiner Band kennen: Denis Barthe (Schlagzeug), Serge Teyssot-Gay (Gitarre) und Frédéric Vidalenc (Bassgitarre). Sie gründeten Psychoz, so der erste Name ihrer Band im Punk-Stil der 1980er Jahre. In den Anfangsjahren zeichnete sich die Band musikalisch durch einen zeitgemäßen New-Wave-Sound aus. Was als Hobby neben der Schule begonnen hatte, trat zunehmend in den Lebensmittelpunkt. Die Band tourte durch südfranzösische Bars und Clubs, gewann mehrere Radiowettbewerbe und fiel 1987 dem Musikmanager Théo Hakola auf, der ihr erstes aus sechs Titeln bestehendes Minialbum Où veux-tu qu’je r’garde ? produzierte. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Umbenennung in Noir Désir.

Totschlag der Freundin Marie Trintignant

1993 lernte Cantat die ungarische Übersetzerin Krisztina Rády (* 1968) kennen, die er nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Milo 1997 heiratete. Krisztina war mit dem zweiten Kind schwanger, als Cantat im Juli 2002 nach einem Konzert die Schauspielerin Marie Trintignant vorgestellt wurde. Kurz nach der Geburt des Kindes (Tochter Alice) im September zog Cantat zu Trintignant nach Paris, die ihrerseits ihren Ehemann, den Filmemacher und Schriftsteller Samuel Benchetrit, bat, aus ihrem Haus auszuziehen.[2]

Während eines Aufenthalts in Vilnius, wo sich Trintignant in Begleitung von Cantat zu Dreharbeiten aufhielt, kam es in der Nacht des 26. Juli 2003 aufgrund einer SMS, die Trintignant von Benchetrit, ihrem Ehemann, erhalten hatte, zu einer Eifersuchtsszene. Cantat schlug Trintignant so heftig, dass sie ins Koma fiel. Erst am Morgen riefen er und ihr Bruder, den er inzwischen informiert hatte, medizinische Hilfe. Trotz zweier Operationen verbesserte sich Marie Trintignants Zustand nicht. Cantat versuchte, sich mit Tabletten das Leben zu nehmen, wurde aber von der Polizei gefunden und gerettet. Trintignant starb kurz nach der Überführung in die Hartmann-Klinik in Neuilly bei Paris am 1. August.

Gegen Cantat wurde Anklage wegen Totschlags und unterlassener Hilfeleistung erhoben. Die Tat sowie der im März 2004 in Vilnius abgehaltene Prozess (eine Auslieferung an Frankreich lehnte die litauische Justiz ab) sorgten für große mediale Aufmerksamkeit in Frankreich.[3] An der Beerdigung Trintignants auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise nahmen hochrangige Persönlichkeiten aus Politik und Kultur teil.

Verurteilung, Haft und Entlassung

Am 29. März 2004 wurde Cantat wegen Totschlags und unterlassener Hilfeleistung zu acht Jahren Haft verurteilt. Er saß im Lukiškės-Gefängnis in Litauen. Im September 2004 wurde dem Auslieferungsgesuch seines Anwaltes Olivier Metzner stattgegeben, und er wurde in das Gefängnis von Muret verlegt.[4]

Zwei Jahre nach dem Verbrechen schloss Cantats Band Noir Désir die Arbeit an der ursprünglich für 2003 geplanten CD Noir Désir en public ab, einem Live-Zusammenschnitt ihrer letzten Tournee 2002. Die CD erschien im September 2005 zugleich mit einer Doppel-DVD, Noir Désir en images. Cantat konnte aufgrund einer Ausnahmegenehmigung an den Veröffentlichungen mitwirken. Für Serge Teyssot-Gay war die Geschichte von Noir Désir damit noch nicht zu Ende: „Uns hat es 25 Jahre gegeben. Wir werden wieder zusammenkommen – mit Bertrand. Und ohne Mauern.“

Am 16. Oktober 2007 wurde Cantat wegen guter Führung und guter Aussichten „auf gesellschaftliche und berufliche Wiedereingliederung“ aus dem Gefängnis entlassen.[5] Die kurze Haft wurde von Feministinnenverbänden sowie Trintignants Familie und weiten Teilen der französischen Öffentlichkeit kritisiert.[6] Die Entlassung erfolgte unter Auflagen. Öffentliche Äußerungen oder Interviews zur Straftat wurden Cantat bis zum Jahr 2010 untersagt. Zudem musste er die in der Haft begonnene Psychotherapie fortsetzen.[5]

Am 10. Januar 2010 beging Cantats erste Ehefrau, Krisztina Rády, Suizid.[2]

2013 äußerte sich Cantat in der Musikzeitschrift Les Inrockuptibles zum Totschlag an Trintignant und dem Suizid seiner ersten Ehefrau, er bereue die Tat, wolle aber nicht als „das Symbol der Gewalt gegen Frauen“ gelten.[7]

Musikalische Laufbahn ab 2008

Ein erstes künstlerisches „Lebenszeichen“ der Gruppe nach der Entlassung Cantats war im November 2008 die Veröffentlichung von zwei neuen Stücken (Gagnants-perdants und Le temps des cerises) auf der Internetseite von Noir Désir.[6] Im November 2010 kündigte Serge Teyssot-Gay wegen persönlicher und musikalischer Differenzen mit Cantat seinen Ausstieg an, danach gaben die übrigen Bandmitglieder die Auflösung der Gruppe bekannt.

Im Oktober 2010 gab Cantat auf einem Festival in Bègles mit der Band Eiffel sein Bühnencomeback.[8] Bereits 2009 hatte er mit Eiffel den Titel À tout moment la rue aufgenommen, der als Single sowie auf Eiffels viertem Studioalbum À tout moment erschien. 2011 nahm Cantat mit der Crossover-Band Shaka Ponk für deren Album The Geeks & the Jerkin’ Socks den Titel Palabra mi amor auf. Dieser wurde im November 2013 zusammen mit zwei weiteren 2013 bei einem Konzert in Bercy gemeinsam gespielten Titeln auch auf Shaka Ponks Live-DVD Geeks on Stage veröffentlicht.

Zusammen mit Pascal Humbert, zuvor Bassist von 16 Horsepower und Passion Fodder, gründete Cantat das Projekt Détroit. Ende September 2013 veröffentlichten sie die Single Droit dans le soleil, die sich auf Anhieb in den Top Ten der französischen Charts platzieren konnte. Das Lied war ein Vorgriff auf das gemeinsame Album Horizons,[9] das am 18. November 2013 erschien.

Literatur

  • Stéphane Bochet, Frédéric Vézard: Marie Trintignant - Bertrand Cantat : l'amour à mort, 2013, ISBN 978-2-8098-1238-1.
  • Andy Vérol: Un noir désir, Bertrand Cantat, 2008, ISBN 978-2-35012-231-1.

Weblinks

Quellen

  1. a b Chartquellen: FR (bis 2013) FR (offiziell) CH BE (Wallonien)
  2. a b Ann-Catherine Cavalli: Frau des Rocksängers Bertrand Cantat begeht Selbstmord. rfi.fr, 11. Januar 2010, abgerufen am 12. August 2013.
  3. Jens Mühling: Die Nacht, in der zwei Leben endeten. Tagesspiegel, 18. März 2004, archiviert vom Original;.
  4. Gerd Kröncke: Stiller Häftling Nr. 8274. Süddeutsche.de, 16. Dezember 2008, abgerufen am 12. August 2013.
  5. a b pad/dpa: Tote Schauspielerin Trintignant: Verurteilter Rocksänger Cantat frei. Spiegel Online, 16. Oktober 2007, abgerufen am 12. August 2013.
  6. a b Elizabeth Pineau, édité par Yves Clarisse: Bertrand Cantat refait surface à la tête de Noir Désir. (Nicht mehr online verfügbar.) In: lepoint.fr. 13. November 2008, archiviert vom Original am 10. Juni 2015; abgerufen am 12. August 2013.
  7. n-tv Nachrichtenfernsehen: Fall Marie Trintignant: Noir-Désir-Sänger spricht über Totschlag. In: n-tv.de. Abgerufen am 2. Februar 2016.
  8. Gerd Niewerth: Bertrand Cantat: Der Rockstar mit den zwei Gesichtern. wz-newsline.de, 3. Oktober 2010, abgerufen am 12. August 2013.
  9. Cantat revient avec un titre d'une sobre gravité, Stéphane Davet, Le Monde, 30. September 2013