Bergrevier Müsen

Die Aufbereitungsanlagen der Grube Altenberg in Müsen 1905

Das Bergrevier Müsen (oder Müsener Revier) war ein Verwaltungsbezirk des 1861 aufgelösten Bergamtes Siegen mit Verwaltung im Hilchenbacher Stadtteil Müsen. Die Gegend um Müsen war mit dutzenden Gruben und etlichen Hütten eines der Zentren im Siegerländer Erzrevier.

Ausdehnung

Müsener Bergwerke

Das Bergrevier Müsen erstreckte sich auf 324,7 km² weit über die Grenzen Müsens bis in den Südosten des Siegerlandes. Dazu gehörten die ehemaligen Ämter Ferndorf, Keppel und Netphen sowie die amtsfreie Stadt Hilchenbach. Das Gebiet entspricht den heutigen Städten Hilchenbach und Kreuztal, außer Oberhees und Mittelhees, die zum Amt Freudenberg gehörten sowie der Stadt Netphen, den heute zu Wilnsdorf gehörenden Orten Flammersbach, Anzhausen, Rudersdorf und Gernsdorf und den Siegener Stadtteilen Buchen, Breitenbach, Feuersbach, Obersetzen und Niedersetzen.

Geschichte des Müsener Reviers

Beim Bau des Dorfbrunnens in Müsen 1960 fand man Reste von Rennöfen in der Pfarrwiese. Diese stammen aus keltischer Zeit und dienten zur Verhüttung von Eisen. Durch Schlackenfunde wurden außerdem Rennöfen der Kelten in der Zitzenbach für die Verhüttung von Eisen gefunden sowie Hinweise auf Buntmetallverhüttung für Blei und Kupfer in der Rothenbach. Durch Ausgrabungen belegte man die „Bergbausiedlung Altenberg“ auf das 13. Jahrhundert. 1465 wurden verschiedene Gruben aus Müsen erwähnt, unter anderem die „Hochgrube“. Erstmals wurden 1529 alle Gruben aus Ferndorf erwähnt, unter anderem die Grube „Glücksanfang“. Aus dem Jahr 1587 stammt die Ersterwähnung und eine Beschreibung der Grube „Altenberg“ bei Müsen, deren Belege ab 1700 vermehrt auftreten. Ab 1830 gibt es Statistiken über Fördermengen und Belegschaft der Gruben. 1836 waren 79 Gruben in Betrieb, insgesamt waren 317 Bergleute beschäftigt. Die Eisenerzförderung lag bei 2.200 Tonnen, die Buntmetallförderung bei 757 Tonnen.

Abraumhalde am Altenberg

In Müsen steht das letzte erhaltene Pulverhaus in den alten Bundesländern. Das 1817 erbaute Haus diente als Lager für das Schwarzpulver der Müsener Gruben. Das Haus steht in der Nähe der Maschinenschächte der Grube „Stahlberg“ (Ersterwähnung 4. Mai 1313) und der Halden der Grube „Wilder Mann“. Vom Verein „Stahlberg und Altenberg e.V.“ wird es instand gehalten und diente als Wanderhütte. Der Verein betreut ebenfalls das „Stahlbergmuseum“, in dem die Geschichte des Bergbaus der Region im 18. und 19. Jahrhundert dargestellt wird. Es ist im Bethaus der Grube untergebracht, das 1846 errichtet wurde. Bis zu seiner Auflösung im Jahr 1861 unterstand das Bergrevier dem Bergamt Siegen. Das Bergrevier selbst wurde 1933 aufgelöst.

Seit 1974 dient der „Stahlberger Erbstollen“ als Besucherbergwerk, auf 380 Meter Länge kann der Besucher Einblick in das Innere eines Bergwerkes gewinnen.

Gruben

Neben den Bergwerken in und um Müsen zählen noch einige mehr oder weniger kleine Gruben zum Bergrevier Müsen, die außerhalb des Ortsumkreises lagen. Die größte von ihnen war die Grube „Schnellenberg“ bei Beienbach, weitere waren zum Beispiel „Jakobus“ bei Helgersdorf oder „Friedericke“ bei Ruckersfeld. Die übrigen waren zwar für den jeweiligen Ort relevant, allerdings nicht für die Entwicklung des Bergbaus in der Region. Die meisten Gruben lagen im Umkreis von Müsen. Dazu zählten Orte wie Burgholdinghausen, Littfeld oder Ferndorf.

Im Müsener Revier rund um den Ort Müsen gab es über 50 Bergwerke. 1880 waren im gesamten Bergrevier 130 Gruben fördernd.

GrubeGemarkungGangmittelErsterwähnungMineralienBemerkung
AbrahamMüsenWilder Mann1. März 1837
AdlerMüsenAdler Gang1789Pb, Ag
Altenberg (= „St. Johannes“)BurgholdinghausenAltenberger Gang2. Jan. 1571Pb, Ag 1914
Auf der Hohen Grube (ab 1611 „Hochgrube“)MüsenStahlberger Stock1463Fezu „Stahlberg“
Auf der MertinshardtMüsenStahlberger Stock1463Fe
Bergwerk im Tiefen SeifenMüsenTiefe Tal1722Cu, Ag
BirkhahnMüsenBirkhahn im Tiefen Tal1789Pb, Ag
Birnbaumer ZechMüsenStahlberger Stock1548FeErbstollen
BrücheMüsenBrücher Gang1722Fe, Cu, Pb 1941
ChristofLittfeld / MüsenAm Kindelsberg1789Pb, Ag
GlücksanfangMüsen / FerndorfWilder Mann1529Pb, Agzu „Wilder Mann“
GlückshafenLittfeld / MüsenAm Kindelsberg1789Pb, Ag
GottessegenLittfeld / MüsenGang Gottessegen Kindelsberg1722
HartenbergMüsenStahlberger Stock1611Fe
Haselgrube („Auf der Haselgruben“)MüsenBrücher Gang1463Feab 1466 Berg Dahlbruch
Heinrichssegen (früher „Plätze“)Littfeld1663Fezu „Victoria“
Hermannsberg („Alter Hermannsberg“ und „Neuer Hermannsberg“)MüsenStahlberger Stock1611Fezu „Stahlberg“
Hermen HailMüsen1463Feab 1467 „Hemmelhole“
HollölerMüsenStahlberger Stock1611Fe
Hollweger („Holzgruber Schacht“)MüsenStahlberger Stock1611Fe
Junger MannMüsen / FerndorfWilder Mann28. Feb. 1835Fe?zu „Wilder Mann“,

 1941

JungferMüsenWilder Mann / Jungfer1722Fe
KuhlenbergMüsenKuhlenberger Gang1789Fezu „Wilder Mann“
LandeswohlfahrtMüsenLandeswohlfahrter Gang1785Pb
Luftgrube („Zechengrube“)MüsenStahlberger Stock1611Fezu „Stahlberg“
MittelzecheMüsenStahlberger Stock1611Fe
Mittlerer Sonnenberger StollenMüsenSonnenberg1450Fe, Pb, Ag
Molzekuhler StollenMüsenStahlberger Stock1611Fe?zu „Stahlberg“
Müsener StahlbergMüsenStahlberger Stock1608Fe, Cuzu „Stahlberg“
Nakeborns StollenMüsenSchwabengrube1500Pb, Ag
Neue ZecheMüsenStahlberger Stock1611Fezu „Stahlberg“
NimrodMüsen9. Okt. 1856Fe?zu „Wilder Mann“
Prinz Friedrich („Auf den Braasen“)MüsenPrinz Friedrich Gang1722Cu, Ag
Prinz WilhelmMüsenZiegenberg, Prinz Friedrich Gang1789Pb, Ag
ReginaMüsenWilder Mann1789Pb, Agzu „Wilder Mann“
RegulusMüsen1. Sep. 1856Fe?zu „Wilder Mann“, „Victoria“
SaturnusMüsenGang im Tiefen Tal1789Pb, Ag
Schwabenkuhl („Sachsenzug“)MüsenSchwabengrube1764Fe, Cu, Pb, Ag
Silberart („Trippler Stollen“)MüsenSilberarter Gang1738Pb, Ag
SonnenbergMüsenSonnenberg3. Jan. 1837Fe, Pb, Ag1911 zu „Wilder Mann“
StahlbergMüsenStahlberger Stock1079 (urkundlich 4. Mai 1313)Fe, Cu 31. März 1931
Stenberge zu MusenMüsenStahlberger Stock1313Fe
StiefelMüsenSpäter Caroline1789Pb, Ag
Stollen (Name Unbekannt)Littfeld / MüsenGang Victoria1350Pb, Ag
Stollen Unverhofft SegenMüsenGang Unverhofft Segen1350Pb, Ag
Stollen WolfMüsenGang Wolf1350Pb, Ag
StrumpfMüsen / LittfeldGang Strumpf1789Pb, Ag
St. MartinMüsen23. Sep. 1858zu „Wilder Mann“
SürkesbergMüsenStahlberger Stock1611Fezu „Stahlberg“
TiefenthalMüsen23. Sep. 1858zu „Altenberg“
VictoriaLittfeld/BurgholdinghausenGang Victoria1663Pb, Ag, Zn 31. Dezember 1927
WasserbergMüsenStahlberger Stock1611Fe
Wilde FrauMüsen1897 1912
Wilder MannMüsenWilder Mann17171897 zu „Altenberg“
Wilder Mann ErbstollenMüsenWilder Mann / Jungfer Gang17171897 zu „Altenberg“
WilhelmineMüsen1789Pb, Ag

Hinweis: Die wichtigsten Gruben sind fett markiert. Das Datum bezieht sich auf Ersterwähnung, Abbau fand möglicherweise schon vorher statt.

Metallhütten

Neben den vielen Bergwerken gab es in und um Müsen einige Metallhütten, in denen das Erz eingeschmolzen und weiterverarbeitet wurde. Das Eisenerz aus der Grube Stahlberg war das einzige im Siegerland, das direkt zu Stahl verarbeitet werden konnte. Deshalb gab es neben den Eisenhütten auch Stahlhütten, die den begehrten Müsener Stahl herstellten. Diese Hütten gab es in und um Müsen (in Klammern das Jahr der Ersterwähnung):

  • „Aher Hütte“ (Ferndorf), (1319)
  • „Allenbacher Hütte“ (Allenbach), Stahlhütte (1417–1821), die Hütte wurde 1781 bei einem Brand zerstört und wieder aufgebaut.
  • „Breitenbacher Hütte“ (Breitenbachtal), Eisenhütte (1566)
  • „Burgholdinghauser Stahlhütte“ (Burgholdinghausen), Stahlhütte (1589)
  • „Dahlbrucher Stahlhütte“ (Dahlbruch), Stahlhütte (1471)
  • „Ernsdorfer Kupferhütte“, Metallhütte (1525)
  • „Ferndorfer Kupferhütte“ (Ferndorf / Zitzenbach), Metallhütte (1502)
  • „Hermannshütte in der Winterbach“, Eisenhütte (1463)
  • „Hütte zu Müsen“ (evtl. „Untere Stahlhütte“), Stahlhütte (1463)
  • „Kupferhütte zu Müsen“, Metallhütte (1707)
  • „Loher Metallhütte“ (Kredenbach), Metallhütte (1489)
  • „Loher Stahlhütte“ (Kredenbach), Stahlhütte (1489)
  • „Metallhütte zu Littfeld“ (Littfeld), Metallhütte (1760), Blei- und Aluminiumverarbeitung
  • „Obere Müsener Hütte“, Stahlhütte (1492)
  • „Rothenbacher Hütte“ (Müsen), Metallhütte (1721–1904), sie lieferte Silber an die preußische Staatsmünze.

Im 16. Jahrhundert gab es mindestens sieben Blashütten im Stadtgebiet und eine Hammerhütte in Hilchenbach, Allenbach, Dahlbruch und Müsen.

Siehe auch

Literatur

  • Mathias Döring: Eisen und Silber – Wasser und Wald – Gruben, Hütten und Hammerwerke im Bergbaurevier Müsen. Die Wielandschmiede, Kreuztal 1999, ISBN 3-925498-62-1.
  • Ute Bosbach, Achim Heinz, Wolfgang Stössel: Spurensuche im Eisenland. Unterwegs auf Erzstraßen und Bergmannspfaden. Amadeusmedien, Betzdorf 2006, ISBN 3-9808936-8-5.
  • Wilhelm Schmidt, Theodor Hundt, Georg Gerlach, Friedrich Roth: Beschreibung der Bergreviere Siegen I, Siegen II, Burbach & Müsen. A. Marcus, Bonn 1887.

Weblinks

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Old mining pile at the "Altenberg", Müsen, Germany
Schlaegel und Eisen nach DIN 21800 gedreht um 180 Grad.svg
Abbildung eines um 180° gedrehten Bergmanngezähes bestehend aus Schlägel und Eisen. Dieses Symbol wird für stillgelegte Bergbauanlagen verwendet.
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