Benjamin Ursinus (Bischof)

Benjamin Ursinus von Baer, Kupferstich 1705 von Jacob Wilhelm Heckenauer
Benjamin Ursinus bei der Krönungszeremonie 1701, Kreidezeichnung von Anton von Werner (1884)

Benjamin Ursinus von Baer (auch Bär; * 12. Februar 1646 in Lissa; † 23. Dezember 1720 in Berlin) war kurfürstlich-kurbrandenburgischer Hofprediger und späterer Bischof der reformierten Kirche.

Familie

Benjamin Ursinus entstammte einer Familie von Geistlichen. Sein Großvater, David Ursinus (* 1588; † 1644) war zunächst Pfarrer in Gollmitz, dann Koadjutor in Lissa, ab 1625 Hofprediger auf Schloss Carolath und letztlich wieder Pfarrer in Laßwitz. Benjamin Ursinus’ Eltern waren Benjamin Ursinus († 1657), der erst Konrektor in Lissa und ab 1648 Pfarrer zu St. Petri in Danzig war, sowie Elisabeth Titius aus Thorn.[1]

Ursinus war zweimal vermählt. In erster Ehe war er seit 1671 mit Amelia Margarethe van Bilderbeck († 1677) verheiratet, der Tochter des holländischen Kaufmanns und Residenten in Köln Hendrick van Bilderbeck und der Anna Frantse. Seine zweite Ehe ging er 1678 mit Anna Adelheid Huss († 1723) ein, Tochter des königlich schwedischen Generalauditeurs und Mindener Regierungsrates Matthias Wilhelm Huss und der Adelheid Kempen.

Aus seinen beiden Ehen gingen 18 Kinder hervor:

  1. Friedrich Heinrich (* 1672; † 1739), kurbrandenburgischer, später königlich preußischer Hofrat, Geheimer Sekretär und Bibliothekar, Protonotar sowie Professor der Philosophie an der Brandenburgischen Universität Frankfurt, schließlich Geheimer Tribunalsrat in Berlin
  2. Benjamin (* 1673; † 1734), preußischer Tribunalsrat, Herr auf Blockinnen, Sanditten und Solnicken in Preußen; ⚭ I. nach 1700 Louise (von) Sievert (* um 1680; † 1709); ⚭ II. 1709 Dorothea Anna Emerentia von Glaubitz († 1752)
  3. Emilie Elisabeth (* 1674; † nach 1709); ⚭ I. 1691 Jacob Merchier (* 1661; † 1700), kurbrandenburgischer Hofprediger und Konsistorialrat im Herzogtum Magdeburg in Halle; ⚭ II. 1706 Sigismund Lupichius (* 1680; † 1748), Prediger der Schweizer Kolonie in Nattwerder bei Potsdam, reformierter Hofprediger bei der Erbprinzessin Henriette Marie von Württemberg, zuletzt Pfarrer in Ins im Kanton Bern
  4. David Benjamin (* 1675; † nach 1714), preußischer Leutnant, 1714 auf der Festung Peitz arrestiert
  5. Henriette Johanne Christine (* 1679); ⚭ 1693 Dr. Mattheus Wendt, kurbrandenburgischer Geheimer Hofgerichtsrat im Herzogtum Hinterpommern
  6. Philipp Wilhelm (* 1680; † 1680)
  7. Johann Wilhelm (* 1681; † 1750), preußischer Stallmeister und Direktor der Ritterakademien in Berlin und Frankfurt, Herr auf Gütergotz; ⚭ I. 1709 Maria Barbara (von) Sievert (* um 1690; † 1739); ⚭ II. 1740/1749 N.N. von Perbandt (* um 1720; † nach 1756)
  8. Marie Amalie (Maria Emilia) (* 1682; † nach 1710); ⚭ 1699 Peter Ludwig Hendreich (* 1673; † 1725), kurbrandenburgischer Bibliothekar, Hofprediger bei der reformierten Hofkirche in Potsdam, Dr. theol. in Frankfurt/Oder, später dort auch Professor
  9. Louisa Christina (* 1684; † 1737); ⚭ Gottfried von Jena (* 1684; † 1734), 1705 preußischer Legations-, Hof- und Kammergerichtsrat, Erbherr auf Döbbernitz (Neumark), Cöthen, Dannenberg und Falkenberg (alle in der Mark)
  10. Karl Albrecht (* 1686)
  11. Dorothea Elisabeth (* 1687)
  12. Sophie (Anna) Adelheid († 1772); ⚭ Friedrich Emanuel von Froben, (* 1684; † 1757), preußischer Hofgerichtsrat und Geheimer Justizrat, Erbherr auf Quanditten
  13. Eleonora Juliana (* 1691; † 1691)
  14. Sophie Eleonore (* 1693; † 1754), Äbtissin des Fräuleinstiftes in Halle
  15. (August) Friedrich (* 1695; † nach 1708), Schüler auf der Ritterakademie Brandenburg
  16. Ottonella Henriette Sybille (* 1696)
  17. Johann Kasimir (* 1698; † 1777), Erbherr auf Bornzin; ⚭ I. 1731/1734 (Regina) Eva Euphrosine von Stojentin († 1741); ⚭ II. 1742 Maria Juliana von Versen († nach 1771)
  18. Christian Ludwig (* 1699; † nach 1748), Kriminalrat, dann Geheimer Justizrat in Berlin und Rat am Oberappellationsgericht; ⚭ 1733 Sophie Charlotte von Wenden (* 1713)

Leben

Benjamin Ursinus wuchs in Danzig auf und studierte ab 1663 in Heidelberg Theologie. Auf Empfehlung seines Lehrers und späteren Schwagers Friedrich Spanheim wurde Ursinus 1667 Prediger der geheimen reformierten Gemeinde in Köln. 1670 wurde er kurfürstlich-kurbrandenburgischer Hofprediger in Berlin-Cölln.

Nach dem Herrschaftsantritt Friedrichs III. 1688 gelangte Ursinus beim neuen Kurfürsten zu wachsendem Einfluss. 1700 wurde er zum ersten königlichen Oberhofprediger und Kirchenrat ernannt und erhielt 1702 den Bischofstitel und das Prädikat Wohlwürdiger. Im Januar 1701 salbte er in Königsberg Friedrich III. zum ersten König in Preußen. Den Krönungsgottesdienst gestaltete er gemeinsam mit dem lutherischen Oberhofprediger Bernhard von Sanden.

Im Auftrag des neuen Königs war er 1703 an Gesprächen über eine Kirchenunion beteiligt, die allerdings erst ein Jahrhundert später als Altpreußische Union verwirklicht wurde.

1705 wurde er als Ursin von Baer in den erblichen Adelsstand erhoben[2] und damit Stammvater der im 19. Jahrhundert erloschenen Adelsfamilie Ursinus von Baehr. 1712 taufte er den Sohn des Kronprinzen, den späteren Friedrich den Großen. Nach dem Herrschaftsantritt Friedrich Wilhelms I. schwand sein Einfluss am Hof schnell. Der König halbierte ihm im Zuge der allgemeinen Finanzkonsolidierung das Gehalt und entließ vier seiner Söhne aus dem Staatsdienst.

Seit 1680 war Ursinus Erbherr auf Stolpe, 1700–1715 auch auf Gütergotz.[3][4]

Er starb in Berlin und wurde noch 1720 in Gütergotz beigesetzt.

Literatur

  • Paul TschackertUrsinus, Benjamin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Duncker & Humblot, Leipzig 1895, S. 365 f. (teilweise veralteter Forschungsstand).
  • Peter Bahl: Der Hof des Großen Kurfürsten. Böhlau-Verlag, Köln / Weimar / Wien 2001, ISBN 3-412-08300-3, S. 605–606 (Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz. Beiheft 8. books.google.de).
  • Lothar Noack, Jürgen Splett: Bio-Bibliographien. Brandenburgische Gelehrte der Frühen Neuzeit. Berlin-Cölln 1688–1713. Akademie-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-05-003318-5, S. 483–492.
  • Lars A. Severin: Beiträge zu einer Nachfahrenliste des Oberhofpredigers Benjamin Ursin(us) von Bär. In: Der Herold, Vierteljahrsschrift für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften. Neue Folge, Band 18, Jahrgang 56, Heft 1–2, Berlin 2013, S. 446–456.

Einzelnachweise

  1. Bei Daniel Heinrich Herings Neue Beiträge zur Geschichte der Evangelisch-Reformirten Kirche in den Preußisch-Brandenburgischen Ländern, Berlin Teil 1 1786, S. 99, findet sich laut Alfred Nicolovius, Die bischöfliche Würde in Preußens evangelischer Kirche. Ein Beitrag zur Geschichte des evangelischen Kirchenrechts., Königsberg 1834, S. 93, die Angabe, dass Benjamin Ursinus von kurländischem Adel abstamme, sein Vater Hanns von Baer schwedischer Oberstleutnant gewesen, die Mutter Tochter eines Oberst von Blankenheim gewesen sei und der Vater ihn nach polnisch Lissa zu einem Prediger in Pension gegeben, bald darauf aber verstorben sei, ohne ihm etwas zu hinterlassen. Der Prediger habe Benjamin von Baer geraten, sich der Theologie zu widmen und nachdem Benjamin von Baer dem Rat gefolgt sei, habe er auch seinen Namen in Ursinus geändert.
  2. Maximilian Ferd. Gritzner: Chronologische Matrikel der Brandenburgisch-Preußischen Standeserhöhungen und Gnadenacte von 1600–1873. Berlin 1874, S. 14.
  3. Andreas von Klewitz: „Als vor Zeiten …“ Eine Dokumentation über den kurbrandenburgisch-preußischen Oberhofprediger und Bischof Benjamin Ursinus von Bär (1646–1720). Berlin 2017, ISBN 978-3-7450-6082-9.
  4. Gütergotz. In: Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schattull-Gütern. Band 14. Duncker, Berlin 1875, Blatt 793 (zlb.de [Text zwei Seiten danach]).

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Autor/Urheber: Jacob Wilhelm Heckenauer (Kupferstecher; * 1696; † 1738), Lizenz: CC BY 4.0
Benjamin Ursinus (von Baer), (* 1646; † 1720), kurbrandenburgischer Oberhofprediger und nachmaliger Bischof der reformierten Kirche in Preußen, mit Stammwappen der Familie Ursinus: ein Bär, aufgerichtet sich gegen einen schrägen Baumstamm am vorderen Schildrand stemmend. Der ovale Schild in einer Rankenwerk-Kartusche bekrönt von einer Bischofsmitra und vor zwei gekreuzten Bischofsstäben.
Anton von Werner Studie Bischof Benjamin Ursinus 1884.jpg
„Reformierter Bischof D. Benjamin Ursinus“, Studie zu „Die Krönung Friedrichs I. zum König in Preußen“, 1887, ehemals in der Ruhmeshalle des Berliner Zeughauses (Kriegsverlust). Schwarze Kreide, weiß gehöht, auf braunem Bütten, vom Künstler auf Karton aufgezogen. 47,5 x 30,3 cm