Oblation (Orden)

Die Oblation (von lateinisch oblatus ‚dargebracht, hingegeben‘) ist das in einem kirchlichen Ritus abgelegte Versprechen eines Laien, ein christliches Leben in enger Verbundenheit mit einem bestimmten Kloster und im Geist des Ordensgründers zu führen. Mit der Oblation wird der Oblate oder die Oblatin Mitglied der klösterlichen Familie einer bestimmten Niederlassung der Benediktiner, Benediktinerinnen, Zisterzienser oder Zisterzienserinnen, in der Regel jedoch, ohne im Konvent zu leben. Der eigentlichen Oblation geht eine Probe- und Vorbereitungszeit von etwa einem Jahr voraus. Im Mittelalter wurden die Oblaten auch als Donaten bezeichnet. Der Stand der Donaten war hervorgegangen aus dem Institut der Konversen und stellte eine unverbindlichere Form der Zugehörigkeit zu einem Kloster dar als diese.

Es gibt darüber hinaus auch sogenannte Klaustral- oder Regularoblaten, die auf eigenen Wunsch dauerhaft im Kloster leben; mit ihnen werden zivilrechtliche Verträge geschlossen, die die beiderseitigen Verpflichtungen und Einlassungen auch vor dem Zivilrecht klären.

Benediktineroblaten

Benedikt von Nursia (480–547 n. Chr.) – Ordensvater der Benediktiner

Benediktineroblaten (Ordenskürzel: OblOSB) sind Christen, die nach der Regel des Benedikt von Nursia und in Verbindung zu einem bestimmten Benediktinerkloster leben, ohne Mitglied eines Konvents zu werden. In der Regel sind Klöster und Oblaten katholisch, doch gibt es auch evangelische Klöster nach der Benediktsregel (z. B. Communität Casteller Ring) sowie Protestanten, die Oblaten katholischer Klöster sind.

Der Begriff Oblate

Der Begriff Oblate stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Hingegebener oder Aufgeopferter. Ursprünglich wurden Kinder von ihren Eltern in der sogenannten Oblation als Oblaten dargebracht, damit sie später Benediktiner oder Benediktinerinnen würden (siehe auch Benediktsregel 59). Heute entscheidet sich ein getaufter und gefirmter Christ bewusst dafür, im Geiste der Benediktsregel zu leben.

Oblation

Die Oblation ist ein Akt, in dem der Oblate sein Leben Gott mit dem Vorsatz übergibt, mitten in der Welt im Geist und im Sinne einer Ordensregel zu leben.

In einem eigens dafür vorgesehenen kirchlichen Ritus (dem Oblationsversprechen) stellen Benediktineroblaten ihr Leben in den Dienst Gottes und werden dadurch Mitglieder der klösterlichen Familie eines bestimmten Benediktinerklosters. Mit der Oblation verspricht der Oblatus, ein christliches Leben im Geist der Benediktsregel (Regula Benedicti) zu führen.

Benediktineroblate

Durch ständiges Bemühen, das Evangelium zu leben und in ihrem Umfeld zu verwirklichen und durch die Gebetsgemeinschaft mit den benediktinischen Mönchen und Nonnen erhalten die Oblaten Anteil an den geistlichen Gütern und Gnaden des Ordens. Sie erfahren von ihrem Kloster geistige und geistliche Anregung und Weisung. Sie sollen Glaubenszeugnis in der Gesellschaft ablegen, wobei der familiäre oder berufliche Stand nicht entscheidend ist, so dass auch Eheleute Benediktineroblaten werden können. Dabei sollen der Geist der Benediktsregel und der Ordensgemeinschaft in die Welt hinausgetragen werden.

Benediktineroblaten sind in die Gebetsgemeinschaft der Klöster eingebunden und sollen daher auch die Anliegen der Klostergemeinschaft in ihren Gebeten und in ihrem Tun mittragen.[1] Die Oblaten beten Teile des Stundengebets, soweit es ihren Möglichkeiten entspricht.

Wer sich zum Benediktineroblaten berufen fühlt, nimmt Kontakt mit dem Kloster oder gegebenenfalls direkt mit dem Oblatenrektor des Klosters auf. Danach beginnt eine Probezeit, während derer sich der Oblate mit der Benediktsregel und der benediktinischen Spiritualität vertraut machen kann. Danach kann die Oblation stattfinden. Oblaten haben die Möglichkeit, ihrem Namen das Kürzel Obl. OSB (Oblate bzw. Oblatin des Benediktinerordens) hinzuzufügen. Äußere Symbole der Oblation sind ein kleines Skapulier und die Benediktusmedaille. In der Regel besuchen Benediktineroblaten regelmäßig ihr Kloster, um sich mit anderen Oblaten und der Ordensgemeinschaft auszutauschen.

Geistliches Leben der Oblaten

Benediktineroblaten leben als Christen in der Welt „unter der Führung des Evangeliums“ und im Geist der Benediktsregel. Die Regel des hl. Benedikt ist daher Richtschnur für das christliche Leben in der Welt. Die Benediktsregel leitet an zu einem Leben, das unter der Führung des Evangeliums steht (RB, Prolog 21). Ein solches Leben ist ganz auf Gott bezogen und öffnet sich den Aufgaben für sein Heilswerk in der Welt.[2]

Die geistlichen Grundlagen des Oblatenlebens[3] ergeben sich aus der heiligen Regel, es sind das „Opus Dei“ (der Gottesdienst),[4] die Psalmen,[5] die Lectio Divina,[6] die Stille[7] und das Gebet.[8]

Benediktineroblaten leben nach folgenden geistlichen Grundelementen in der heiligen Regel:[9]

  • Schule des Herrendienstes: „Wir wollen also eine Schule für den Dienst des Herrn einrichten.“ (Prolog 45). Der Benediktineroblate tritt bewusst in die lebenslange Schule Benedikts ein.
  • Christusliebe – Gottvertrauen: „Der Liebe zu Christus nichts vorziehen, seine Hoffnung auf Gott setzen und nie an der Barmherzigkeit Gottes zweifeln“ (RB 4,21. 41. 74). Das oberste Gebot für den Oblaten ist die Liebe zu Christus. Christusliebe, Hoffnung auf Gott und seine Barmherzigkeit zählen zu den wichtigsten „Instrumenten der geistlichen Kunst“ (Regula Benedicti 4).
  • Regel und Evangelium: „Ist nicht überdies jede Seite und jeder Ausspruch der von Gott beglaubigten Schriften des Alten und Neuen Testaments eine ganz gerade Richtschnur für das menschliche Leben?“ (RB 73,3). Durch die regelmäßige betrachtende, „geistliche Lesung“ (lectio divina) dringt der Oblate immer tiefer in die Heilige Schrift ein. Die Lektüre erfolgt in Zusammenhang mit den theologischen und exegetischen Werken der Kirchenväter, die ein vertieftes Verständnis der Texte der Heiligen Schrift bewirken soll.
  • Wahrhaft Gott suchen: „Man wache darüber, ob er (der Novize) wirklich Gott sucht.“ (RB 58,7)
  • Ehrfurcht: „Wenn wir mächtigen Menschen eine Bitte unterbreiten wollen, wagen wir es nur in Demut und Ehrfurcht. Um wieviel mehr müssen wir zum Herrn, dem Gott des Weltalls, in aller Demut und reiner Hingabe flehen.“ (RB 20,1–2) „Gott sollen sie in Liebe fürchten.“ (RB 72,9)
  • Hören – Gehorchen: „Höre, mein Sohn, auf die Lehren des Meisters und neige das Ohr deines Herzens; nimm die Mahnung des gütigen Vaters willig auf und erfülle sie im Werk, damit du durch die Mühe des Gehorsams zu dem heimkehrst, dem du durch die Trägheit des Ungehorsams entlaufen bist. An dich also richtet sich jetzt mein Wort: du entsagtest den Regungen des Eigenwillens und ergreifst die starken und glänzenden Waffen des Gehorsams, um dem Herrn, Christus, dem wahren König, als Soldat zu dienen.“ (RB Prolog 1–3)
  • Demut: „Brüder, wollen wir daher den ragenden Gipfel der Demut erreichen und wollen wir rasch zu jener Erhöhung im Himmel gelangen, zu der man durch ein demütiges Leben hienieden aufsteigt, so müssen wir durch unsern aufwärtsstrebenden Wandel jene Leiter aufrichten, die dem Jakob im Traum erschien, und auf der ihm nieder- und aufsteigende Engel gezeigt wurden.“ (RB 7,5–6)
  • Bindung an Gott: „Bei der Aufnahme im Oratorium lege er (der Novize) aber in Gegenwart aller das Versprechen ab über seine Beständigkeit und seinen (klösterlichen) Tugendwandel und den Gehorsam vor Gott und seinen Heiligen.“ (RB 58,17–18)
  • Bete und arbeite: „damit Gott in allem verherrlicht werde.“ (RB 57,9)
  • Monastischer Lebenswandel: Die Oblaten bemühen sich ebenso wie die Mönche und Nonnen, das benediktinische Gelübde der Conversatio morum in ihrem Leben zu verwirklichen. Conversatio morum meint die „Wandlungsbereitschaft“ (conversatio) hin zu den klösterlichen Gepflogenheiten (morum).[10] Das beschränkt sich nicht auf das äußerliche Verhalten. Vielmehr gehört dazu eine Haltung innerer Flexibilität und ständiger Ausrichtung an der Botschaft des Evangeliums.[11]

Oblatenpflichten

Fünf Verpflichtungen gibt es für jeden Oblaten:[12]

  1. Der Oblate sollte täglich das Stundengebet beten.
  2. Der Oblate sollte jeden Tag in der Regel des hl. Benedikt lesen.
  3. Der Oblate sollte jeden Tag die lectio divina üben. Dieses meditative Lesen in der Heiligen Schrift oder anderer geistlicher Lektüre weitet unsere Liebe, das Wissen und die Wertschätzung für das geistliche Leben.
  4. Der Oblate sollte häufig die Sakramente der Eucharistie und der Buße empfangen.
  5. Der Oblate sollte sensibel für Gottes Gegenwart in seinem normalen Alltagsleben sein.

Von Benediktineroblaten wird erwartet, dass sie durch ihre Lebensweise den Geist des Hl. Benedikt lebendig bewahren, indem sie:[1]

  • für die Mönche bzw. Nonnen und die anderen Oblaten ihres Kloster beten
  • ihrem Oblationsversprechen treu bleiben
  • jährlich ihr Oblationsversprechen erneuern
  • regelmäßig an Exerzitien teilnehmen
  • die christliche Tradition treu bewahren

Bekannte Benediktineroblaten

Weblinks

Siehe auch

Literatur

  • Dominicus Meier: Oblatinnen. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, Sp. 966 f.
  • Albert Altenähr: Was ist das: „Oblaten“? In: Erbe und Auftrag 77 Jg. (2001), S. 490–496.
  • Ursula Theresa Dippel, Johanna Domek: Dem benediktinischen Geist nahe sein. Mein Leben als Oblatin. Vier Türme, Münsterschwarzach 2010, ISBN 978-3-89680-461-7.
  • Irmgard Schmidt-Sommer, Gabriele F. Heitfeld-Panther, Hermine Koller, Albert Altenähr, Hildegard Wolters, Erika Ising: Aufbruch mit Benedikt: Oblaten – eine christliche Lebensform. EOS, St. Ottilien 2009, ISBN 978-3-8306-7377-4.
  • Erzabtei St. Ottilien (Hrsg.): Von der Liebe nicht lassen … 100 Jahre Oblatengemeinschaft St. Ottilien 1898–1998. EOS, St. Ottilien 1998.
  • Hermine Koller: Drittgeborene Kinder Benedikts. Geschichte und Gegenwart der Benediktineroblaten. EOS, St. Ottilien 2009, ISBN 978-3-8306-7358-3.
  • Stephan Haering, Karl Suso Frank: Oblaten. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, Sp. 963–966.
  • Notker Wolf OSB und Jean Ritzke Rutherford Obl. OSB: Oblaten, Oblatenrektorinnen und -rektoren und die Frage der Gemeinschaft. In: Erbe und Auftrag 96. Jg. (2020), S. 221–226.
  • Unter der Führung des Evangeliums, Handbuch für Benediktineroblaten. Beuroner Kunstverlag, Beuron 1990, 2. Auflage 1999, ISBN 3-87071-058-6.

Einzelnachweise

  1. a b Aus den Oblateninformationen der Abtei St. Procopius (Memento vom 18. Dezember 2012 im Internet Archive) (englisch)
  2. Quelle: „Unter der Führung des Evangeliums“, Handbuch für Benediktineroblaten, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten für den deutschen Sprachraum, Beuroner Kunstverlag, Beuron 1990, S. 85.
  3. Quelle: „The Oblate Life“, Edited by Gervase Holdaway OSB, Canterbury Press Norwich, 1. Auflage. 2008, S. 81–139.
  4. „Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“, RB Prolog 3
  5. „Die Ordnung der Psalmen“, Regula Benedicti 18
  6. „Heilige Lesungen gerne hören“, RB 4,55
  7. „Höre, mein Sohn, auf die Lehren des Meisters (…)“, RB Prolog 1
  8. „Sich oft zum Beten niederwerfen“, RB 4,56
  9. Unter der Führung des Evangeliums. Handbuch für Benediktineroblaten, herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten für den deutschen Sprachraum. Beuroner Kunstverlag, Beuron 1990, S. 85–103.
  10. Elmar Salmann: Conversatio morum. In: Briefe aus der Abtei Gerleve, Jg. 2016, Heft 1, S. 10–13.
  11. Esther De Waal: Gott suchen im Alltag. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 1992, S. 61.
  12. Aus der Oblaten-Information der Erzabtei St. Meinrad/USA
  13. „Unter der Führung des Evangeliums“, Handbuch für Benediktineroblaten, hrsg. v. d. Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten für den deutschen Sprachraum, Beuroner Kunstverlag, Beuron, 4. Auflage. 2007, S. 78.
  14. „Unter der Führung des Evangeliums“, Handbuch für Benediktineroblaten, hrsg. v. d. Arbeitsgemeinschaft Benediktineroblaten für den deutschen Sprachraum, Beuroner Kunstverlag, Beuron, 4. Auflage. 2007, S. 79.
  15. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Romano Guardini. 1885–1968. Leben und Werk. Mainz 4. Auflage 1995, S. 79.
  16. „Niederaltaicher Oblatengemeinschaft“ http://www.abtei-niederaltaich.de/kloster/oblatengemeinschaft/
  17. „Seligsprechung im Partnerbistum, Verfahren für Kaiserin Zita in Le Mans begonnen“, in: Der Dom, Ausgabe 2011–2051 Archivlink (Memento vom 14. Februar 2010 im Internet Archive)
  18. Kurzbiografie in: Tugenden und Laster : Wegweisung im Dialog mit Hildegard von Bingen. Beuroner Kunstverlag, Beuron 2012.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Skapulier.JPG
Autor/Urheber: Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird T. E. Ryen als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Lizenz: CC0
eigene Datei
Benediktusmedaille 2.JPG
Benediktusmedaille Rückseite
Fra Angelico 031.jpg
Ausschnitt: Kopf des Hl. Benedikt
Benediktusmedaille 1.JPG
Benediktusmedaille Vorderseite