Bell Food Group

Bell Food Group AG

RechtsformAktiengesellschaft
ISINCH0315966322
Gründung1869
SitzBasel, Schweiz
LeitungLorenz Wyss
(Vorsitzender der Gruppenleitung)
Joos Sutter
(VR-Präsident)
Mitarbeiterzahl12.052 (12.333 FTE)[1]
Umsatz4,201 Mrd. CHF[1]
BrancheNahrungsmittel
Websitebellfoodgroup.com
Stand: 11. Februar 2022

Die Bell Food Group AG ist eine Verarbeiterin von Fleisch und Convenience Food. Das Unternehmen ist Marktführer in der Schweiz. Im Jahr 2021 erwirtschaftete die Bell Food Group einen Umsatz von 4,2 Milliarden Schweizer Franken. Die Bell Food Group verfügt über 64 Standorte in 15 europäischen Ländern und beschäftigt 12'333 Mitarbeitende.[2]

Organisation

Der Hauptsitz der Bell Food Group befindet sich in Basel in der Schweiz. Seit dem 1. Mai 2022 ist die Bell Food Group aufgeteilt in die Geschäftsbereiche Bell Schweiz, Bell International, Eisberg, Hilcona, Hügli sowie Finanzen/Services. Der Geschäftsbereich Bell International setzt sich aus den Divisionen Bell Deutschland, Bell West-/Osteuropa sowie Hubers/Sütag zusammen.[3] Die Bell Schweiz AG ist Mitglied bei der Branchenorganisation Proviande.

Geschichte

Bell Fleischtransport-Eisenbahnwagen (1915)

Bell wurde 1869 als Ochsenmetzg durch Samuel Bell-Roth (1840–1920)[4] in Basel gegründet. Dreissig Jahre später wurde die Einzelfirma Samuel Bell Söhne ins Leben gerufen, die acht Jahre später (1907) in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Im selben Jahr wurde ein Areal an der Elsässerstrasse 174–188 in Basel erworben, das noch heute als Hauptsitz und Produktionsstandort dient. Bereits 1912 war Bell der grösste Fleischproduzent der Schweiz und ging ein Jahr später eine Verbindung („Bell Allianz“) mit dem damaligen Verband Schweizerischer Konsumvereine V.S.K. (heute Coop Genossenschaft) ein.[5]

Die Unternehmensgruppe wurde 1999 in eine Holding umgewandelt. 2001 übernahm Bell alle Coop-Metzgereizentralen. Die eigenen Metzgereifachgeschäfte spaltete Bell 2004 mittels Management-Buy-out ab. 2005 brachte Bell den Geschäftsbereich Handel (Bell Gastro Service und Grande Boucherie du Molard) mit Ausnahme von Bell Catering in das zwischen der Coop und der deutschen Rewe Group neugegründete Gemeinschaftsunternehmen Transgourmet ein.[6] Mit Wirkung zum Jahresanfang 2008 übernahm Bell den französischen Wurst- und Schinkenhersteller Polette-Gruppe. Zum 1. Oktober 2008 erwarb die Bell AG einen Anteil von 70 Prozent am deutschen Fleischwarenhersteller Zimbo in Bochum.[7] Im November 2008 wurden 75 Prozent an Abraham Schinken erworben.[8] Per Ende 2009 wurden alle Catering-Aktivitäten an die SV Group verkauft. Mit Wirkung zum Jahresanfang 2011 brachte Bell den Geschäftsbereich Convenience in das liechtensteinische Unternehmen Hilcona ein. Im Gegenzug beteiligte sich Bell mit 49 % an der Hilcona AG (der andere der zwei Hilcona-Aktionäre ist die Toni Hilti Familien-Treuhänderschaft). Am 1. Mai 2015 löste Bell die vereinbarte Option für weitere zwei Prozent an der Hilcona AG und wurde damit mit 51 Prozent Mehrheitsaktionärin.[9]

Mehrheitsaktionärin des an der SIX Swiss Exchange kotierten Unternehmens Bell Food Group AG ist mit einem Aktienanteil von 66,29 Prozent die Coop-Gruppe Genossenschaft mit Sitz in Basel. Eine weitere Aktionärin mit 3,01 Prozent Anteil ist die J. Safra Sarasin Investmentfonds AG (eine Tochtergesellschaft der Bank J. Safra Sarasin). Der Rest der Aktien ist in Streubesitz (Stand: 31. Dezember 2014).[10] Coop gab im Juni 2022 bekannt, die Beteiligung auf 66,67 Prozent ausbauen zu wollen.[11]

2014 verhängte das Bundeskartellamt gegen 21 Wurstunternehmen des sogenannten Wurstkartells, darunter Bell Deutschland, eine dreistellige Millionenstrafe wegen illegaler Preisabsprachen.[12] Am 23. Juni 2017 hat das deutsche Bundeskartellamt das Verfahren gegen Bell Deutschland eingestellt.[13] Wegen der Wurstlücke musste die Busse aufgehoben werden.

Mit Wirkung zum 1. März 2016 wurde der grösste österreichische Geflügelfleischhersteller Hubers Landhendl übernommen.[14] Zum 1. April 2016 erwarb Bell die Zürcher Eisberg-Gruppe, die mit 400 Mitarbeitern in der Schweiz und Osteuropa Blattsalate herstellt und CHF 55 Mio. umsetzt. Ebenfalls 2016 übernahm Bell die auf Charcuterie spezialisierte Cher-Mignon SA mit Sitz in der Walliser Gemeinde Chermignon und CHF 13 Mio. Jahresumsatz.[15] Zum 1. Oktober 2016 akquirierte Bell die auf die Belieferung der Gastronomie spezialisierte Geiser AG mit Sitz Schlieren (ZH). Das Unternehmen erzielt mit 120 Mitarbeiter einen Jahresumsatz von rund CHF 45 Mio.[16]

Die von Bell in Oensingen geplanten Investitionen für den Ersatzbau des bestehenden Rinderschlachthofs an der Dünnernstrasse sowie die Ansiedlung der Schweinezerlegerei haben den Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) auf den Plan gerufen. Kritisiert wird vom VCS, dass das Parkhaus für alle der künftigen 1200 Mitarbeitenden erstellt werden soll. In der Verkehrsprognose des Umweltverträglichkeitsberichts werde davon ausgegangen, dass alle Beschäftigten ihren Arbeitsweg individuell mit einem Motorfahrzeug zurücklegten. Folglich seien bei diesen Berechnungen Fahrgemeinschaften, öV-Benutzer oder der Langsamverkehr mit Velos und Fussgängern nicht berücksichtigt worden, führt der VCS ins Feld.[17]

Am 15. Januar 2018 gab Bell bekannt, dass sie die Dr. A. Stoffel Holding und damit ihre Kapitalbeteiligung von 50,2 % mit einem Stimmrechtsanteil von 65 % an der Firma Hügli Holding übernimmt. Hügli soll innerhalb von Bell als eigenständige Unternehmenseinheit weitergeführt werden.[18] Ebenfalls 2018 beteiligte sich Bell mit 2 Millionen Euro an der niederländischen Firma Mosa Meat; welche plant bis 2021 In-vitro-Fleisch auf den Markt zu bringen.[19] Inzwischen bietet das Unternehmen auch Fleischersatzprodukte an.[20]

In der Nacht vom 20. auf den 21. November 2018 wurde der Schlachthof in Oensingen von 134 Aktivisten der Tierrechtsbewegung 269 Libération Animale besetzt. Die Besetzung wurde durch die Polizei geräumt[21] und mehr als 100 Strafbefehle wurden durch die Staatsanwaltschaft ausgestellt.[22] 34 Aktivisten haben Einsprache gegen die wegen Nötigung, Hausfriedensbruch und Hinderung einer Amtshandlung erhaltenen Strafbefehle eingelegt und müssen nun vor Gericht erscheinen.[23]

Ende Februar 2019 wurde bekannt, dass die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard am 16. April 2019 einen Sitz im Verwaltungsrat der Bell Food Group übernehmen soll.[24] Die Bell Schweiz AG ist Mitglied bei der IG Bio.[25] An der Generalversammlung vom 23. März 2021 trat Hansueli Loosli nach zwölfjähriger Amtszeit als Verwaltungsratspräsident aus dem Verwaltungsrat der Bell Food Group zurück. Seine Nachfolge als Verwaltungsratspräsident hat der bisherige Vizepräsident Joos Sutter übernommen. Als neue Vizepräsidentin wurde Doris Leuthard gewählt.[26]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Geschäftsbericht 2021, Bell Food Group, 11. Februar 2022
  2. Geschäftsbericht 2021 der Bell Food Group AG. Bell Food Group AG, 11. Februar 2022, abgerufen am 28. Juni 2022.
  3. Medienmitteilung Bell Food Group AG. 25. März 2022, abgerufen am 28. Juni 2022.
  4. Niklaus Landolt: Samuel Bell. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  5. Geschichte Bell Gruppe, Chronik. Abgerufen am 1. September 2022. Geschichte Bell Gruppe, Chronik (Memento vom 1. August 2017 im Internet Archive)
  6. Neues Joint Venture mit Bell Gastro Service (Memento vom 5. November 2013 im Internet Archive), Medienmitteilung der Bell AG vom 10. Januar 2005.
  7. Schweizer kaufen 70 Prozent von Zimbo (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive), Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Bochum, 26. September 2008.
  8. Fleischkonzern Bell droht Ärger mit Edeka und Lidl, Wirtschaftswoche vom 26. März 2009
  9. Bell AG, Unternehmensprofil 2014, Seite 29
  10. Bell AG, Jahresbericht 2014
  11. Coop baut Beteiligung an Bell weiter aus. In: blick.ch. 23. Juni 2022, abgerufen am 24. Juni 2022.
  12. http://www.bundeskartellamt.de/SharedDocs/Meldung/DE/Pressemitteilungen/2014/15_07_2014_Wurst.html?nn=3591568
  13. Deutsches Bundeskartellamt stellt Verfahren gegen Bell Deutschland ein. (Nicht mehr online verfügbar.) 23. Juni 2017, ehemals im Original; abgerufen am 28. Juni 2017.@1@2Vorlage:Toter Link/www.bellfoodgroup.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  14. Die Bell-Gruppe investiert in die Zukunft: Akquisition der Huber-Gruppe und Ausbau der Schweizer Standorte. Bell-Medienmitteilung vom 16. Dezember 2015
  15. Bell Group to buy Swiss charcuterie firm Cher-Mignon, just-food, 18. August 2016
  16. Bell übernimmt die auf die Belieferung der Gastronomie spezialisierte Geiser AG. (Nicht mehr online verfügbar.) 19. September 2016, archiviert vom Original am 14. März 2017; abgerufen am 13. März 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bellfoodgroup.com
  17. VCS will Bell-Parkhaus um ein Drittel stutzen, Solothurner Zeitung vom 18. November 2017, abgerufen am 20. November 2017.
  18. NZZ: Bell kauft Mehrheit am Suppenhersteller Hügli
  19. Bell Food Group: Bell Food Group investiert in kultiviertes Fleisch. Operatives Ergebnis der Bell Food Group in den ersten sechs Monaten unter Vorjahr. In: bellfoodgroup.com, 17. Juli 2018, abgerufen am 18. Juli 2018.
  20. Lars Franzelli: Pflanzliche Burger – Ein «Metzger» setzt auf Vegi-Produkte. In: srf.ch. 13. Februar 2021, abgerufen am 13. Februar 2021.
  21. Schlachthof-Besetzer feiern ihre Aktion. In: 20min.ch. 21. November 2018, abgerufen am 21. November 2018.
  22. 100 Strafbefehle nach Protestaktion gegen Bell. In: bauernzeitung.ch. 8. Mai 2019, abgerufen am 8. Mai 2019.
  23. Nach Schlachthof-Protest: 34 Aktivisten kommen vor Gericht – darunter auch die Organisatorin. In: solothurnerzeitung.ch. 4. Dezember 2019, abgerufen am 8. Dezember 2019.
  24. Doris Leuthard ist für den Verwaltungsrat von Coop nominiert. In: handelszeitung.ch. 26. Februar 2019, abgerufen am 26. Februar 2019.
  25. Mitglieder. In: igbio.ch. Interessengemeinschaft Bio Schweiz, abgerufen am 8. April 2021.
  26. Wechsel im Verwaltungsrat der Bell Food Group. In: Medienmitteilung. Bell Food Group, 30. Oktober 2020, abgerufen am 7. Juni 2021.

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