Bauchnabel

Bauchnabel einer Frau
Bauchnabel eines 11 Tage alten Kindes
Bauchnabelpiercing

Der Bauchnabel oder Nabel (lateinisch Umbilicus, griechisch Omphalos, lateinisch auch Anulus umbilicalis, wörtlich der Nabelring) entsteht bei allen Plazentatieren (höheren Säugetieren, aber nicht bei Beuteltieren) nach ihrer Geburt. Er ist jedoch außer bei Primaten einschließlich des Menschen kaum zu erkennen.[1] Es ist die Stelle mittig auf der Vorderseite des Bauchs, an der während der Schwangerschaft beim Heranwachsen im Mutterleib die Nabelschnur herausgewachsen ist, die über die Plazenta die für das Leben und Wachstum notwendigen Stoffe mit dem Blutkreislauf der Mutter austauscht.

Nach der Geburt und dem Entfernen der Nabelschnur verwächst der Bauchnabel und verschließt sich. Er kann als einzige physiologische Narbe bezeichnet werden.

Männlicher Bauchnabel
Bauchnabel eines Mannes.
Angeborener Nabelbruch nach einem erfolgten chirurgischen Eingriff

Das Gebiet um den Bauchnabel, die Nabelgegend (Regio umbilicalis), ist der mittige Teil der mittleren Bauchregion. Sie grenzt oben (bei Tieren vorn) an die Regio xiphoidea und unten (bei Tieren hinten) an die Schamgegend (Regio pubica).

Bauchnabel beim Menschen

Es gibt verschiedene optische Erscheinungsformen von Bauchnabeln. Die Entwicklung hängt von vielen Faktoren ab: genetischen Gegebenheiten, Beschaffenheit der Bauchmuskulatur, Umgang mit dem Bauchnabel nach der Geburt, körperlichen Belastungen etc. Grundsätzlich unterschieden werden kann der konvex tellerartig nach außen gestülpte Nabel und der häufigere nach innen gekehrte Nabel. Der nach innen gekehrte kann gleichmäßige konzentrische Falten im Innern aufweisen, zwei backenartige aufeinander zugehende Auswölbungen oder unregelmäßige Verwachsungen. Bei ausgeprägterem Bauch erscheint er als größere Vertiefung.

Medizinisch relevant wird der Bauchnabel bei Entzündungen, ausgelöst z. B. durch mangelnde Hygiene oder bei Nabelbrüchen (Hernie). Ein Nabelbruch macht einen Arztbesuch ratsam, da Bauchorgane sich im Nabelbruch einklemmen können. Während ein im Säuglingsalter bestehender Nabelbruch meist in den ersten Lebensjahren verwächst, verschwinden über das Pubertätsalter hinaus bestehende Nabelbrüche nicht mehr.

Minimalinvasive Operationsverfahren verwenden im Rahmen einer laparoskopischen Einzelzugangchirurgie häufig den Bauchnabel, um Instrumente über einen Adapter in den Bauchraum des Patienten einzuführen. Zwar sind die kosmetischen Folgen dieses Eingriffes im Sinne des Patienten, allerdings dauern derartige Schlüsselloch-OPs länger und die Bewegungsfreiheit für die chirurgischen Instrumente ist eingeschränkt. Ob ein Eingriff durch den Bauchnabel erfolgt, hängt somit von der individuellen Einschätzung des Operateurs ab.[2]

Der weibliche Bauchnabel gilt weithin als erotisches Symbol. So war es gemäß dem Hays Code in Hollywood-Produktionen bis Mitte der 1970er-Jahre nicht gestattet, den Bauchnabel von Schauspielerinnen zu zeigen. Bauchfreie Oberteile waren zwar grundsätzlich erlaubt, der Nabel musste dabei aber verborgen werden. So kam es, dass die Hauptdarstellerin der US-Serie Bezaubernde Jeannie, Barbara Eden, ihren Nabel stets durch ihr Outfit zu verdecken hatte.[3]

Nabelanomalien und -erkrankungen

Nabelanomalien

Als Nabelanomalie wird eine angeborene Störung im Bereich des Nabels bezeichnet.

  1. Amnionnabel: Hier greift die Amnionhülle auf die Bauchhaut über, sodass nach Abfall der Nabelschnur ein rundlicher Hautdefekt entsteht, der granuliert und damit in der Regel komplikationslos abheilt.
  2. Haut- oder Fleischnabel: Hier tritt der umgekehrte Fall ein: Die Bauchhaut erstreckt sich auf die Nabelschnur, sodass sich nach deren Abfall ein stumpfförmiger Nabel bildet und dieser das Hautniveau mehr oder weniger deutlich überragt.

Bei Siamesischen Zwillingen kann es zu einem Zusammenwachsen der Kinder im Bereich des Nabels kommen. Diese Doppelfehlbildung wird als Omphalopagos bezeichnet.

Nabelblutung

Klassifikation nach ICD-10
P38Omphalitis beim Neugeborenen mit oder ohne leichte Blutung
P51Nabelblutung beim Neugeborenen
P51.0Massive Nabelblutung beim Neugeborenen
P51.8Sonstige Nabelblutungen beim Neugeborenen
P51.9Nabelblutung beim Neugeborenen, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Nabelblutung bei NeugeborenenICD-10: P51 – stellt in der Regel ein minder schwerwiegendes Ereignis dar, bei dem es zu einer Blutung aus dem noch nicht epithelialisierten Nabelgrund kommt. Besteht die Ursache im Sich-Lösen der Nabelligatur, wird dies als P51.8 eingeordnet. Schwerwiegende (massive) Nabelblutungen müssen weiterer Abklärung zugeführt werden. Ursächlich sind eine Gerinnungsstörung oder abnorme Druckverhältnisse in den Nabelschnurgefäßen, wie sie bei Herzfehlern vorkommen können. Eine Nabelblutung aufgrund einer entzündeten Nabelschnur (Omphalitis) wird unter P38 eingeordnet.

Schwangerschaft

Während des dritten Schwangerschaftsdrittels stülpt sich der Nabel häufig nach außen, kehrt aber nach der Geburt meist in die ursprüngliche Stellung zurück.[4]

Nabelbruch

Als Nabelbruch wird ein meist beschwerdefreier, ständig nach außen gewölbter Nabel bezeichnet, durch den Eingeweide aus dem Körper ragen. Aus kosmetischen Gründen finden gelegentlich chirurgische Eingriffe zur Anpassung an das „Normbild“ statt.

Krätze

Die geschützte, warme Nabelhöhle wird gerne von Krätzmilben aufgesucht.

Sister-Mary-Joseph-Knoten

Ein tastbarer, neu aufgetretener und oft schmerzhafter Knoten am Nabel kann eine Metastase eines Malignoms der Bauchhöhle sein – bei Magenkrebs, Darmkrebs, Eierstockkrebs u. Ä. Die Ausbreitung erfolgt dabei direkt über die Bauchhöhle, etwa bei einer Peritonealkarzinose, oder auf lymphatischem Wege.[5]

Sister Mary Joseph war eine Ordensschwester und hieß bürgerlich Julia Dempsey (geb. 14. Mai 1856, gest. 29. März 1939). Sie war langjährige chirurgische Assistentin von William James Mayo im Saint Marys Hospital in Rochester, Minnesota, und wies auf den Zusammenhang dieser Knoten mit Bauchmalignomen hin.[6] Die Benennung nach Sr. Mary Joseph geht auf einen Artikel von Hamilton Bailey aus dem Jahr 1949 zurück.[7]

Bauchnabelschmuck

Zum Schmücken des Bauchnabels verwendet man seit Ende des 20. Jahrhunderts in den westlichen Industrieländern Piercings, meistens aus einer hautverträglichen Metalllegierung. Aus frühen und archaischen Kulturen sind ähnliche Verzierungen bekannt.

Schönheitsoperation (Umbilicoplastik)

Bauchnabelkorrekturen werden als Schönheitsoperation angeboten. Während die Form des Bauchnabels bei der Geburt bestimmt wird, kann sie sich im Laufe der Zeit aufgrund von zum Beispiel Schwangerschaft und Gewichtsveränderungen ändern. Die plastische Chirurgie bietet ein Verfahren namens Umbilicoplastik an, mit welcher die vorherige Form des Bauchnabels wieder hergestellt oder gemäß Patientenwünschen verändert werden kann.[8]

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Bauchnabel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Bauchnabel von Menschen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.geo.de/GEOlino/kreativ/haben-katzen-einen-bauchnabel-58762.html
  2. R. Sinha, M. Sundaram, C. Mahajan, S. Raje, P. Kadam, G. Rao, P. Shitut: Single-incision total laparoscopic hysterectomy. In: Journal of minimal access surgery. Band 7, Nummer 1, Januar 2011, S. 78–82, doi:10.4103/0972-9941.72389, PMID 21197248, PMC 3002013 (freier Volltext).
  3. Marika Surace: The World’s Belly Button. In: vogue.it. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. September 2021; abgerufen am 11. März 2017 (italienisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.vogue.it
  4. Nabel in der Schwangerschaft
  5. Javier Barambio, Lorena Brandariz: An umbilical nodule. The New England Journal of Medicine 2019, Band 380, Ausgabe 11 vom 14. März 2019, Seite 1.061, DOI:10.1056/NEJMicm1809024.
  6. M. Abu-Hilal, J. S. Newman: Sister Mary Joseph and her nodule: historical and clinical perspective. American Journal of Medical Science 2009, Jg. 337, Ausgabe 4, Seiten 271–273, doi:10.1097/MAJ.0b013e31819541.
  7. Hamilton Bailey: Demonstration of physical signs in clinical surgery.. 11. Auflage, Verlag Williams & Wilkins, Baltimore 1949, Seite 227.
  8. elle.de: Beautiful Bellybutton!? Alles über den umstrittenen Trend zur Bauchnabel-OP

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Bauchnabel bei 29-jährigem nach OP eines angeborenen Nabelbruchs
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