Barbara Hund

Hund barbara 20081120 olympiade dresden.jpg
Barbara Hund bei der Schacholympiade 2008
VerbandDeutschland Deutschland (bis 1990)
Schweiz Schweiz (seit 1991)
Geboren10. Oktober 1959
Darmstadt, Bundesrepublik Deutschland
TitelInternationaler Meister der Frauen (1979)
Großmeister der Frauen (1982)
Aktuelle Elo‑Zahl2072 (April 2023)
Beste Elo‑Zahl2370 (Januar und Juli 1987)
Karteikarte bei der FIDE (englisch)

Barbara Hund (* 10. Oktober 1959 in Darmstadt) ist eine deutsch-schweizerische Schachmeisterin, erhielt 1982 den Titel Großmeisterin der Frauen[1] und die Silberne Ehrennadel[2] des Deutschen Schachbundes.

Privater Werdegang

Barbara Hund ist die Tochter von Juliane und Gerhard Hund und Enkelin von Friedrich Hund und Ingeborg Seynsche. Barbaras Ahnentafel reicht bis in verschiedene Adelsgeschlechter.[3] Nach ihrem Abitur 1978 studierte sie Mathematik in Köln und schloss 1987 als Diplom-Mathematikerin ihr Studium ab. Sie zog nach Freiburg im Breisgau, wo sie seitdem wohnt, und arbeitete bei einer Versicherungsgesellschaft in Basel. 1989 heiratete sie den Redakteur der schweizerischen Schachzeitschrift Die Schachwoche Peter Bolt (1949–2016[4]), von dem sie später geschieden wurde. Sie hat eine Tochter (* 1998), die auch aktiv Schach spielt. Nach einer Babypause arbeitet sie seit 2001 wieder in der Schweiz bei einer Versicherungsgesellschaft in Basel. Sie hat sowohl die deutsche Staatsangehörigkeit als auch das Schweizer Bürgerrecht.

Schachlaufbahn

In ihrer Jugendzeit war sie das größte weibliche Nachwuchstalent Deutschlands im Schach. Sie wurde zwischen 1975 und 1978 viermal Deutsche Jugendmeisterin[5] sowie 1978, 1982 und 1984 deutsche Damenmeisterin.[6] Ihre ersten internationalen Erfolge erzielte sie bei den Jugendeuropameisterschaften 1978 in Kikinda und 1979 in Kula, die beide Nana Iosseliani gewann, sie war jeweils Vierte.[7][8] Sie gewann verschiedene internationale Damenturniere: 1977 in Biel, 1980 in Wijk aan Zee[9] und 1982 in Belgrad. Im Jahre 1979 wurde sie beim Zonenturnier der Damen in Tel Aviv[10] Zweite und qualifizierte sich für das Interzonenturnier 1979 in Rio de Janeiro, bei dem sie auf Platz 14 kam.

Beim Zonenturnier 1982 in Bad Kissingen wurde sie geteilte Erste und qualifizierte sich erneut zum Interzonenturnier – wieder in Bad Kissingen ausgetragen –, bei dem sie Platz 4 und 5 teilte[11], eine Qualifikation zum Kandidatenturnier aber verpasste. Dafür wurde ihr aufgrund der erreichten Norm der Großmeistertitel der Frauen verliehen. Etliches zu ihrer Schachlaufbahn und vier Partien (1976–1982) sind in dem Buch Die besten Partien deutscher Schach-Großmeister[12] von Helmut Pfleger enthalten.

Insgesamt nahm sie bisher an 15 Schacholympiaden der Frauen teil.[13][14] Sie spielte bei den Schacholympiaden 1978 bis 1988 in Buenos Aires, Valletta, Luzern, Thessaloniki, Dubai[15] und Thessaloniki sechsmal für die Bundesrepublik, mit der sie bei der Schacholympiade 1978 in Buenos Aires[16] die Bronzemedaille gewann und in der Einzelwertung am dritten Brett den zweiten Rang[17] belegte.

Deutschland – Sowjetunion, Thessaloniki 1984, vlnr: Semenowa, Levitina, Tschiburdanidse
Weltmeisterin Xie Jun und Barbara Hund bei der Schacholympiade 1992

Sie errang bei der Schacholympiade 1980 in Valletta auf Malta am zweiten Brett das drittbeste Einzelresultat und gewann die Bronzemedaille.[18] Das deutsche Team erreichte bei der Schacholympiade 1984 in Thessaloniki gegen den Olympiasieger Sowjetunion ein Unentschieden, und zwar mit den folgenden Paarungen in Runde 8, rechtes Bild von rechts nach links: Maia Tschiburdanidse – Barbara Hund (remis), Gisela FischdickIrina Levitina (1:0) und Lydyja Semenowa – Stepanka Vokralova (1:0).

Seit 1991 vertritt sie international die Schweiz, mit der sie bislang an den Schacholympiaden der Frauen 1992 in Manila, 1994 in Moskau, 2000 in Istanbul, 2002 in Bled, 2004 in Calvià, 2006 in Turin, 2008 in Dresden[19], 2012 in Istanbul und 2014 in Tromsø teilnahm.

In Moskau 1994 errang sie für das drittbeste Einzelresultat am zweiten Brett die Bronzemedaille,[20] ebenso 2004 in Calvià / Mallorca.[21]

Hund nahm mit der Schweiz auch an vier Mannschaftseuropameisterschaften der Frauen zwischen 1992 und 2007 teil.[22] 1993 gewann sie in Silvaplana die Schweizer Damenmeisterschaft.

Anfang 1983, zur Zeit ihrer größten Erfolge, war sie unter den Top Ten der Elo-Weltrangliste der Damen.[23][24]

Als im Jahr 1997 die Sendung Schach der Großmeister von Claus Spahn zum ersten Mal live im Internet übertragen wurde, war Barbara Hund im Kölner Fernsehstudio des WDR und half mit einem Chat. Ihr Vater war ebenfalls im Fernsehstudio aktiv und erstellte einen Bericht auf TeleSchach.[25] Dort kann ein Video zur Sendung abgerufen werden.

Barbara Hund (2015)

Vereine

Von 1983 bis 1986 spielte Barbara Hund mit dem Schachverein Opladen 1922 e.V. in der Oberliga Nordrhein-Westfalen, wechselte dann (nach dem Abstieg des SV Opladen) wieder zu den Schachfreunden Monheim, bei denen sie zuvor bereits einige Jahre aktiv gewesen war. Zwischen 1992 und 1999 spielte sie für die Elberfelder Schachgesellschaft 1851 in der Deutschen Damen-Bundesliga und wurde mit dieser 1993, 1994, 1996, 1997 und 1999 deutscher Mannschaftsmeister. Die Elberfelder SG gewann 1998 einen weiteren Titel; in dieser Saison war Barbara Hund zwar im Mannschaftskader gemeldet, wurde aber nicht eingesetzt. Ab 1996 ist sie parallel noch mit den Schachfreunden Reichenstein in der Schweizer Liga aktiv, unter anderem kam sie in den Saisons 1999 und 2000 in der Nationalliga A zum Einsatz. 2018 wechselte sie zum SC Therwil. Seit 2000 spielt sie beim SK Freiburg-Zähringen 1887.

Im Juli 2015 wurde sie zur 1. Vorsitzenden des Schachklubs Freiburg-Zähringen 1887 gewählt. Außerdem ist sie 2. Vorsitzende im Schachbezirk Freiburg im Breisgau.

Familie

2. Frauenbundesliga 2022 in Freiburg. Von links nach rechts: Silvia Spiegelberg, Sarah und Barbara Hund, Silvia Paddock, Claire Henninger, Johanna Ehmann
Sarah Hund, Bundesliga 2016/17 in Baden-Baden

Barbara Hund gehört zu einer international bekannten Schachfamilie,[26] sie hat drei Schwestern, die alle starke Schachspielerinnen sind. Isabel Hund (FIDE-Meisterin der Frauen, * 1962) gilt nach Barbara als Zweitstärkste. Auch Barbara Hunds Tochter Sarah ist inzwischen eine starke Schachspielerin. Im Jahre 2013 wurde Sarah Deutsche Amateurmeisterin in der Gruppe D (Elo/DWZ 1501 bis 1700). Im August 2013 erreichte Sarah Hund eine Elo-Zahl von 1905[27] und stand damit auf Platz 1 der Schweizer Mädchen unter 16 Jahren.

Bei der Schacholympiade 2012 in Istanbul war Sarah als Presse-Vertreterin für TeleSchach tätig.[28]

Sarah spielte in der Saison 2016/2017 in der Frauenbundesliga für die Karlsruher SF 1853[29] und ist 2018 mit dem SK Freiburg-Zähringen 1887[30] in die zweite Bundesliga der Frauen aufgestiegen. Ihre beste Elo-Zahl war bisher 2076 (Februar 2022). Beim 37. ChessOrg Schachfestival Bad Wörishofen holte sie 2022 unter 69 Teilnehmern den 10. Platz (punktgleich mit WGM Josefine Heinemann).[31]

Johann Schneidewein, ein deutscher Jurist, Ziehsohn und Schüler Martin Luthers, sowie Lucas Cranach der Ältere sind nach Angaben der Familie Vorfahren von Barbara Hund.[32]

Werke

  • Mein Weg zum Erfolg. Rau-Verlag, Düsseldorf 1983, ISBN 3-7919-0216-4. DNB 840794649, Inhalt

Weblinks

Commons: Barbara Hund – Sammlung von Bildern

Nachspielbare Schachpartien von Barbara Hund auf 365Chess.com (englisch)

Einzelnachweise

  1. Willy Iclicki: FIDE Golden book 1924–2002, Euroadria, Slovenia, 2002, S. 78.
  2. Silberne Ehrennadel des DSB für Barbara Hund
  3. Die Vorfahren von Barbara Hund auf TeleSchach
  4. Todesanzeige in der Badischen Zeitung
  5. Uwe Bönsch, Jörg Schulz u. a.: Das silberne Jubiläum – 25 Jahre Deutsche Schachjugend. Kinguin Verlag, 1996, S. 367, ISBN 3-9804955-2-3.
  6. Deutsche Meisterschaften der Frauen
  7. Barbara Hund: Mein Weg zum Erfolg. Walter Rau Verlag, Düsseldorf 1983, S. 46–55 (Berichte, Bild der 18 Mädchen 1978, Kreuztabellen und Partien).
  8. Tabelle des zweiten Mädchen-Europacups 1978 in Kikinda
  9. Barbara Hund: Mein Weg zum Erfolg. Walter Rau Verlag, Düsseldorf 1983, S. 118–121 (Bericht, Bild der Teilnehmerinnen, Kreuztabelle und Partien).
  10. Klaus Lindörfer: Großes Schach-Lexikon. Mosaik Verlag, 3. Auflage 1984, S. 126, ISBN 84-499-8080-1.
  11. World Chess Championship (Women) 1982 Bad Kissingen Interzonal Tournament
  12. Helmut Pfleger: Die besten Partien deutscher Schach-Großmeister. Falken-Verlag, 1983, S. 91–100, ISBN 3-8068-4121-7.
  13. Barbara Hunds Ergebnisse bei Schacholympiaden der Frauen auf olimpbase.org (englisch)
  14. Ergebnisse der Schweizer Mannschaft bei der Schacholympiade der Frauen 2014 auf chess-results.com
  15. Schacholympiade Dubai 1986. Verlag Deutsche Schachblätter/Schachreport 1987, 160 S., ISBN 3-88805-071-5.
  16. Otto Borik: Schacholympiade Buenos Aires '78. Walter Rau Verlag, 1979, ISBN 3-7919-0191-5.
  17. 8th Women's Chess Olympiad: Buenos Aires 1978 – West Germany (GER) auf OlimpBase (englisch)
  18. 9th Women's Chess Olympiad: La Valletta 1980
  19. Deutscher Schachbund: Schacholympiade Dresden 2008. JugendSchachVerlag 2009, 200 S., ISBN 978-3-00-024594-7.
  20. 31st Chess Olympiad (women): Moscow 1994
  21. Schach Olympiade 2004 in Calvià / Mallorca
  22. Barbara Hunds Ergebnisse bei Mannschaftseuropameisterschaften der Frauen auf olimpbase.org (englisch)
  23. Mein Weg zum Erfolg. Rau-Verlag, Düsseldorf 1983, S. 157, ISBN 3-7919-0216-4.
  24. FIDE Rating List - July 1983 - Women auf Olimpbase (englisch)
  25. Schach der Großmeister – Fernsehschachpreis 1997 auf TeleSchach
  26. Meyers Schachlexikon. Meyers Lexikonverlag, 1993, S. 129, ISBN 3-411-08811-7.
  27. Tochter Sarah bei FIDE (englisch)
  28. Photos von Sarah bei der Schacholympiade 2012 in Istanbul aufgenommen, Wikimedia Commons.
  29. Frauen-Bundesliga 2016/2017. Niedersächsischer Schachverband, abgerufen am 20. Januar 2017.
  30. Frauen-Regionalliga 2017/2018
  31. Tabelle im Jahr 2022 auf Schachfestival Bad Wörishofen
  32. Die Vorfahren von Sarah Hund auf TeleSchach.

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Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
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Weltmeisterin Xie Jun und Barbara Hund, Schacholympiade 1992, Photo von Gerhard Hund.
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Damen des SK Freiburg-Zähringen 1887 in der 2. Schachbundesliga der Frauen, 6. Runde in Freiburg.Von links nach rechts: Silvia Spiegelberg, Sarah Hund, Barbara Hund, Silvia Paddock, Claire Henninger, Johanna Ehmann.
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Barbara Hund, Freiburg im Breisgau, Oktober 2015.
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Barbara Hund 1982 in Bad Kissingen
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Sarah Hund, Schachbundesliga der Frauen 2016/17 in Baden-Baden.
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Barbara Hund bei der 38. Schacholympiade in Dresden 2008
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Schacholympiade 1984 in Thessaloniki, 8. Runde. Von rechts nach links die Partien: Maia Chiburdanidze - Barbara Hund (remis), Gisela Fischdick - Irina Levitina (1-0) und Lidia Semenova - Stepanka Vokralova (1-0).