Bandasee
Die Bandasee ist ein Randmeer des Pazifischen Ozeans, inmitten der indonesischen Inselwelt.
Geographie

Die Bandasee dehnt sich etwa 1200 Kilometer von Westen nach Osten, von 122° bis 132° östlicher Länge, und etwa 600 Kilometer von Norden nach Süden, von 2° bis 8° südlicher Breite, aus. Die Fläche beträgt etwa 470.000 Quadratkilometer. Sie wird umrahmt von den Großen Sundainseln im Westen, dem Bandabogen mit den Kleinen Sundainseln im Süden und den Molukken im Norden und Osten. Sie geht im Norden in die Molukkensee, im Nordosten in die Seramsee, im Osten in die Arafurasee, im Süden in die Timorsee, im Südwesten in die Sawusee und im Westen in die Floressee über.
Größere Inseln an den Rändern der Bandasee sind Sulawesi mit Buton und Muna im Westen, Buru, Seram sowie Yamdena, Timor, Wetar und Flores im Süden. Obwohl die Bandasee von tausenden felsigen Inseln umrandet wird und Schiffe dort vorsichtig navigieren müssen, ist sie in ihrer Mitte fast inselfrei; zu erwähnen sind die Banda-Inseln.
Das Tiefseebecken der Bandasee ist bis zu 5800 Meter tief. Die tiefste Stelle liegt aber im Osten der Bandasee mit dem Webertief (7440 Meter). Die Timoresen nennen die ruhige Bandasee Tasi Feto, das Frauenmeer, im Gegensatz zur rauen Timorsee, dem Tasi Mane, das Männermeer.[1]
Vulkanismus, Erdbeben und Tsunamis

Die Bandasee gilt als seismisch aktives Gebiet und wird regelmäßig von Erdbeben erschüttert – zu nennen sind beispielsweise in jüngerer Zeit Erdbeben in den Jahren 1938, 2005, 2009 sowie im August und Oktober 2014. Darüber hinaus können sich im Rahmen dieser Erdbeben auch Tsunamis und teils auch Bergstürze ereignen. Berichte hierüber reichen teilweise zurück bis ins 17. Jahrhundert. So verursachte etwa im Jahr 1629 ein schweres Beben mit einer Magnitudenstärke von geschätzt mindestens 8,2, dessen Epizentrum nahe Ambon lag, einen rund 15 Meter hohen Tsunami, der unter anderem auf den Banda-Inseln erhebliche Schäden verursachte.[2]
Ein weiteres schweres Erdbeben ereignete sich im Februar 1674. Das Beben, erneut nahe Ambon, löste auf der Insel Bergstürze aus. Die Gesteinsmassen generierten beim Sturz ins Meer enorme Tsunamis, die entlang der Küstenlinien der nahen Inseln Abrandungshöhen von mehr als 90 Metern erreicht haben sollen; so berichtete der deutsche Geologe und Paläontologe Karl Martin später, dass ihm im Kontext dieses Ereignisses bei seinen Reisen durch die Molukken Erzählungen von Wellen von 50 bis 60 Faden Höhe (ca. 90 bis 108 Meter) zugetragen wurden.[3] Vermutlich kamen durch diese Tsunamis rund 2.300 Menschen ums Leben.[4]

Für den November 1852 lässt sich ein weiteres Tsunamiereignis nachweisen, als ein Seebeben mit einer Magnitudenstärke von geschätzt bis zu 8,8, wobei das Epizentrum nahe der Insel Banda Neira lag, einen Tsunami von über acht Metern Höhe auslöste, der unter anderem die Küsten von Banda Neira, Banda Besar und Seram verwüstete und etwa 60 Menschen das Leben kostete.[5]
Auf einigen der Inseln gibt es aktive Vulkane, so beispielsweise den am nördlichen Ende des Bandabogens liegenden Banda Api, bei dessen letzter großen Eruption im Jahr 1988 mehr als 6000 Menschen von den umliegenden Inseln zeitweise evakuiert werden mussten, oder den Gunungapi.
Geschichte

Auf der Karte: links etwas unterhalb der Mitte
Die ersten Europäer erreichten die Bandasee im Jahr 1511, als portugiesische Seefahrer unter António de Abreu die Inselwelt erkundeten.[6] Die Portugiesen waren es auch, die dann dort (die Molukken wurden später auch als die Gewürzinseln bezeichnet) im Jahr 1512 erste Handelsposten einrichteten.[7] Ihre koloniale Präsenz konnten die Portugiesen fast das ganze 16. Jahrhundert über weitgehend absichern. Erst nach 1580, als im Rahmen der Iberischen Union auch die portugiesischen Kolonialgebiete unter die Kontrolle Habsburgs gefallen waren (und die damit in die Auseinandersetzungen zwischen Habsburg und den anderen europäische Mächten hineingezogen wurden), wurden auch die südostasiatischen Besitzungen Portugals zunehmend von anderen europäischen Kolonialmächten angegriffen.
Im Jahr 1599 erfolgten im Gebiet der Bandasee erste Gründungen von Handelsposten durch englische und vor allem niederländische Seefahrer.[7] Im Verlauf des 17. Jahrhunderts konnten dann die Niederländer mit ihrer Niederländischen Ostindien-Kompanie sich durchsetzen und ihre Vorherrschaft im dortigen Gebiet sowie auf der sogenannten Gewürzroute etablieren.[7]
Diese Landnahme seitens der Niederländer, die im Schwerpunkt zwischen 1609 und 1621 erfolgte, geschah jedoch nicht ohne Gewalt. Nachdem im Mai 1609 eine Delegation von mehr als 40 Personen unter Führung des niederländischen Admirals Pieter Willemsz Verhoeff, die den Bau einer Festungsanlage auf der Insel Banda Neira (siehe Fort Nassau) hätte aushandeln sollen, von lokalen Stämmen – die (durchaus berechtigterweise) die Übernahme des lukrativen Muskatnusshandels durch die Niederländer befürchteten – überfallen und niedergemetzelt worden war,[8] eroberten die Niederländer unter Führung von Generalgouverneur Jan Pieterszoon Coen in einem brutal geführten Kolonialkrieg die gesamte Inselwelt der Bandasee. Es wird geschätzt, dass dabei bis 1621 rund 14.000 Menschen beziehungsweise rund 90 Prozent der Einwohner der Banda-Inseln getötet wurden.[9] Angesichts dieses doch beträchtlichen Bevölkerungsrückganges wird den niederländischen Feldzügen auf den Banda-Inseln in der Forschung teils auch ein genozidaler Charakter unterstellt.[10]
Nach der Auflösung der Niederländischen Ostindien-Kompanie 1799 und der Übernahme von deren Besitzungen im Jahr 1816 durch die niederländische Krone, wurde die Bandasee mit ihrer Inselwelt offiziell Teil der Kolonie Niederländisch-Indien. Die Bandasee wurde während der niederländischen Siboga-Expedition (1899 bis 1900) detailliert hydrologisch erforscht.
Vor dem Ersten Weltkrieg bot die niederländische KPM viele Schiffsverbindungen zwischen den Inseln der Bandasee und benachbarten Gebieten an. Der Norddeutsche Lloyd betrieb eine Linie von Friedrich-Wilhelmshafen in Deutsch-Neuguinea über Banda und Ambon nach Makassar.
Während des Zweiten Weltkrieges beziehungsweise im Kontext des Pazifikkriegs eroberten zwischen Mai und Juli 1942 japanische Streitkräfte die gesamte Inselwelt der Bandasee (siehe Japanische Invasion der Molukken), wobei die Banda-Inseln bereits am 8. Mai 1942 unter japanische Kontrolle gefallen waren. Der Archipel blieb bis Kriegsende 1945 (siehe Kapitulation Japans) unter japanischer Besatzung. Nach 1945 gelangte die Bandasee wieder zeitweilig unter niederländische Vorherrschaft, welche schließlich 1949 mit der indonesischen Unabhängigkeit ihr Ende fand.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Maeve McCusker, Anthony Soares Soares: Islanded Identities: Constructions of Postcolonial Cultural Insularity, S. 170, 2011, ISBN 90-420-3406-8
- ↑ Zac Yung-Chun Liu, Ron A. Harris: Discovery of possible mega-thrust earthquake along the Seram Trough from records of 1629 tsunami in eastern Indonesian region. Natural Hazards, 22. Februar 2013, abgerufen am 21. September 2025 (englisch).
- ↑ Karl Martin: Reisen in den Molukken. In Ambon, den Uliassern, Seran (Ceram) und Buru. E. J. Brill. Leiden 1903, S. 50.
- ↑ Ignatius R. Pranantyo, P. Cummins u. a.: The 1674 Ambon Tsunami: Extreme Run-Up Caused by an Earthquake-Triggered Landslide. Pure and Applied Geophysics, 2020, abgerufen am 20. September 2025 (englisch).
- ↑ On This Day: 1852 Banda Sea. NOAA National Centers for Environmental Information, 6. April 2022, abgerufen am 20. September 2025 (englisch).
- ↑ Helmut Pemsel: Seeherrschaft. Eine maritime Weltgeschichte von den Anfängen bis 1850. 1. Band. Weltbild-Verlag, Augsburg 1995, S. 172.
- ↑ a b c Hans Hägerdal: History of the Banda Sea. Oxford University Press, 30. Januar 2024, abgerufen am 21. September 2025 (englisch).
- ↑ Vincent C. Loth: Pioneers and Perkeniers: The Banda Islands in the 17th Century. University of Hawaii. Honolulu 1995, S. 17.
- ↑ Ardi Tri Yuwono, Gijsbert Ter Braake: Conquest of the Banda Islands by the Vereenigde Oostindische Compagnie (1609–1621). ResaerchGate, 2025, abgerufen am 21. September 2025 (englisch).
- ↑ Ned Blackhawk, Ben Kiernan u. a.: Genocide in the Spice Islands. The Dutch East India Company and the Destruction of the Banda Archipelago Civilisation in 1621. Cambridge University Press, 23. Juni 2023, abgerufen am 21. September 2025 (englisch).
Koordinaten: 5° S, 127° O
Auf dieser Seite verwendete Medien
Banda Sea
Rade de Banda. Atlas pittoresque, planche 113
