Bahnhof Schönheide Süd

Schönheide Süd
Empfangsgebäude, Normalspurseite (2015)
Empfangsgebäude, Normalspurseite (2015)
Empfangsgebäude, Normalspurseite (2015)
Daten
Betriebsstellenartehem. Bahnhof
Lage im Netzehem. Anschlussbahnhof
Bahnsteiggleise2
AbkürzungDSNS
Eröffnung7. September 1875
Auflassung28. Februar 1998
Lage
Stadt/GemeindeSchönheide
LandSachsen
StaatDeutschland
Koordinaten50° 28′ 30″ N, 12° 30′ 55″ O
Höhe (SO)569 m
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Schönheide Süd
Bahnhöfe und Haltepunkte in Sachsen
i16i18

Der Bahnhof Schönheide Süd (bis 1950 Bahnhof Wilzschhaus) ist ein Bahnhof in Südwestsachsen.

Geschichte

Bahnhof Wilzschhaus 1910

Bereits am 7. September 1875 wurde die Station mit der Strecke Chemnitz–Aue–Adorf eröffnet. 1892/93 wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld die Station komplett umgebaut, im Gegensatz zum Bahnhof Wilkau-Haßlau war Wilzschhaus von Anfang an kreuzungsfrei zwischen Normal- und Schmalspurbahn konzipiert worden. U.a. wurden ein neues Empfangsgebäude, ein Güterschuppen, eine Umladehalle, ein Wirtschaftsgebäude und zwei Beamtenwohnhäuser errichtet. Mit der Eröffnung der Schmalspurbahn von Saupersdorf am 16. Dezember 1893 wurde Wilzschhaus somit zum Anschlussbahnhof. 1897 wurde die Schmalspurbahn noch ins benachbarte Carlsfeld verlängert, dabei wurden eine weitere Brücke über die Zwickauer Mulde sowie ein weiteres Schmalspurgleis gebaut. Da im beengten Schmalspurteil zwischen Fluss und Normalspurbahn kein Platz mehr für eine Ladestraße war, erbaute man diese jenseits der Muldebrücke an der Strecke nach Carlsfeld. Dort entstand 1898 ein Ladestraßengleis und eine Holzrampe. Am 1. Juni 1900 wurde Wilzschhaus zu einem Bahnhof erhoben.[1]

Im Jahr 1907 ließen die beiden Wernesgrüner Brauereibesitzer zur Senkung der Transportkosten für die Brauereien eine Rollwagengrube zum Übergang normalspuriger Wagen auf die Schmalspurbahn bauen. Damit konnten Normalspur-Güterwagen auf niedrige Spezialwagen der Schmalspur geschoben werden und zu ihrem Ziel auf der Schmalspur gebracht werden, ohne dass die Fracht umgeladen werden musste. Die Normalspurwagen überragten die Lokomotiven der Schmalspur erheblich. Das zu ziehende Gewicht machte nicht selten den Vorspann zweier Lokomotiven notwendig. Der Transport war nur auf Strecken möglich, deren Brückenbelastung und -durchlässe sowie deren Oberbau dies zuließen. Dies war von der Station Schönheide Süd zunächst bis Rothenkirchen zugelassen.[2]

Bahnbetrieb auf dem Regelspurteil

Durch SS-Einheiten wurde Ende des Zweiten Weltkrieges am 25. April 1945 ein Pfeiler des Muldenviadukts von Wilzschhaus der Schmalspurbahn gesprengt. Schon im Juli 1945 konnte der Zugverkehr wieder aufgenommen werden.[3]

Die Kriegsschäden an der Bahnlinie von Aue nach Wilzschhaus konnten „nach wochenlanger angestrengter Arbeit“ Ende Mai 1945 behoben werden. Der Zugbetrieb wurde am 28. Mai 1945 mit zunächst zwei Zugpaaren täglich in jede Richtung wieder begonnen.[4]

Im Jahr 1950 änderte man den Bahnhofsnamen Wilzschhaus in die bis heute gebräuchliche Bezeichnung Schönheide Süd, trotz erheblicher Entfernung zur nun namensgebenden Ortschaft Schönheide. Damit besaß Schönheide nunmehr insgesamt fünf Bahnhöfe und Haltepunkte.

Während des Betriebes ereigneten sich eine Reihe von Betriebsunfällen auch im Bahnhof Schönheide Süd, insbesondere beim Rangierbetrieb. Im Jahr 1953 versagten bei einem aus Schönheide West kommenden Zug, der mit 153 Tonnen auf 36 Achsen beladen war, die Bremsen, so dass er auf der Gefällstrecke zum Bahnhof Schönheide Süd immer schneller wurde, durch diesen Bahnhof hindurch fuhr und erst wieder zum Stehen kam, als Richtung Carlsfeld die Strecke wieder anstieg.[5]

Der Name des Bahnhofs bis 1950: Wilzschhaus

Zwischen 1966 und 1977 wurde der Reise- und Güterverkehr auf der Schmalspurbahn schrittweise eingestellt, sodass Schönheide Süd wieder zum einfachen Durchgangsbahnhof wurde. Bereits 1975 war die Umladehalle abgerissen worden, um Platz für den Holzumschlag zur Bürstenindustrie bei Stützengrün zu schaffen. Nachdem bereits im Januar 1979 der Reiseverkehr nach Schönheide Ost eingestellt worden war, endete der Personenverkehr nach Schönheide Süd im Mai 1982. Im Güterverkehr wurde Schönheide Süd noch bis 1994 bedient, dann wurde die Strecke stillgelegt. Der Bahnhof blieb fortan ungenutzt. Ein Rückbau von Gleisen und Anlagen erfolgte auf der Regelspurstrecke nicht. Dagegen ist das frühere Schmalspurgelände 1988 zu einem Lagerplatz umgenutzt worden. Die eiserne Muldenbrücke des großen Viadukts wurde 1980 abgebaut, die Pfeiler blieben stehen.[6]

Projekte der Museumsbahn

Die Strecke ins Vogtland mit dem Bahnübergang an der Staatsstraße nach Carlsfeld im Hintergrund

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde ein Teil der Schmalspurgleise vom Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V. wiederaufgebaut. Die Normalspurbahn von Schönheide Süd bis Muldenberg wurde für den Museumsbetrieb reaktiviert. In Richtung Muldenberg erfolgt der Zugverkehr an den Fahrtagen bereits seit einigen Jahren, auch mit dem Wernesgrüner Schienenexpress. Weitere Planungen sehen die Ausweitung des Museums-Zugverkehrs nach Schönheide Ost (siehe Schönheiderhammer) vor. Planungen, nach der Wiedererrichtung des Wilzschhäuser Viadukts die Verknüpfung von Regel- und Schmalspurbahn in Wilzschhaus zu ermöglichen, wurden im Jahr 2013 aufgegeben, nachdem die meisten der berührten Kommunen und Landkreise eine Beteiligung ablehnten.[7] Aber in der Perspektive ist ein Museumsverkehr bis Carlsfeld ins Auge gefasst. Eine Realisierung ist allein schon wegen der abgebauten Brücke über die Zwickauer Mulde sehr aufwändig.[8] Um den Museumsbahnbetrieb dauerhaft sicherzustellen, kaufte der Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen im Jahr 2017 die gesamte Bahnstrecke zwischen Schönheide Ost und Muldenberg.[9]

Literatur

Brückensystem beider Bahnlinien östlich des Bahnhofs um 1905
  • Rainer Heinrich, Gordon Parzyk: Die Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld, Regionale Verkehrsgeschichte: Band 2, EK-Verlag, Freiburg 1995, ISBN 3-88255-418-5, 240 Seiten (Der Band enthält eine Beschreibung des Knotenpunkts Schönheide Süd, die Geschichte seiner Entstehung, seines Ausbaus, seiner Verkehre und seines Bedeutungsverlustes durch die nach und nach erfolgten Streckenstilllegungen. Fahrpläne, Bahnhofspläne, schwarz-weiß und Farb-Fotos.)
  • Karl Wolf und Ludger Kenning: Wilkau-Haßlau–Carlsfeld. Die erste und längste sächsische Schmalspurbahn. (= Nebenbahndokumentation. Bd. 14), Kenning, Nordhorn 1995, ISBN 3-927587-42-7, 98 Seiten (In dieser Arbeit wird auch die Bedeutung von Schönheide Süd als Knotenpunkt beschrieben und in schwarz-weißen sowie Farb-Fotos gezeigt. Ein Gleisplan von Schönheide Süd zeigt die kreuzungsfreie Trennung von Schmal- und Regelspur.)
  • Wilfried Rettig: Schönheide Süd. In: Oliver Strüber [vorm. Erich Preuß] (Hrsg.): Das große Archiv der deutschen Bahnhöfe (= 52. Ergänzungsausgabe). GeraMond Verlag, München 2004, ISSN 0949-2127 (1 Bl., 4 S.).
Commons: Bahnhof Wilzschhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilfried Rettig: Die Eisenbahnen im Vogtland – Band 1: Entwicklung, Hauptstrecken, Fahrzeuge, Bahnbetriebswerke und Hochbauten, EK-Verlag, Freiburg 2001, S. 88
  2. Rainer Heinrich, Gordon Parzyk: Die Geschichte der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld, Herausgeber Deutsche Reichsbahn, Bahnmeisterei Falkenstein/Vogtland, Falkenstein/Vogtland 1988, Seite 52
  3. Rainer Heinrich, Gordon Parzyk: Die Geschichte der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld, Herausgeber Deutsche Reichsbahn, Bahnmeisterei Falkenstein/Vogtland, Falkenstein/Vogtland 1988, Seite 55
  4. Eibenstocker Tageblatt vom 29. Mai 1945, S. 1 (Link zum Digitalisat)
  5. Rainer Heinrich, Gordon Parzyk: Die Geschichte der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld, Herausgeber Deutsche Reichsbahn, Bahnmeisterei Falkenstein/Vogtland, Falkenstein/Vogtland 1988, Seiten 57 bis 59
  6. Rainer Heinrich, Gordon Parzyk: Die Geschichte der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld, Herausgeber Deutsche Reichsbahn, Bahnmeisterei Falkenstein/Vogtland, Falkenstein/Vogtland 1988, Seiten 111, 116
  7. Bericht in der Freien Presse am 14. Januar 2014 (Online-Fassung)
  8. Internetseite des FHWE, abgerufen am 11. Dezember 2018
  9. Aktuelles vom 15. August 2017 auf der Webseite FHWE.de, Abruf am 11. Dezember 2018

Auf dieser Seite verwendete Medien

Brücken über Zwickauer Mulde Schmalspurbahn Regelspurbahn Wilzschhaus Papierfabrik Bahnhof Ansichtskarte vor 1906 (100).jpg
Wilzschhaus: Das Brückensystem, bedingt durch das Zusammentreffen der beiden Bahnstrecken Bahnstrecke Chemnitz–Adorf und Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld und der Notwendigkeit, dass erstere Bahnlinie von der zweitgenannten überquert werden muss. Zusätzlich müssen beide über die Zwickauer Mulde geführt werden. Dies bedeutet, dass nicht weniger als vier zusätzliche Brücken zu der vorhandenen Muldenbrücke der 1875 eröffneten Linie Chemnitz-Adorf notwendig wurden, als im Jahr 1893 die Schmalspurbahn ihren Verkehr bis Wilzschhaus aufnahm.
Die längste Brücke (im Vordergrund) war die, auf der die Schmalspurbahn die Mulde überquerte und aus dem Tal des Silberbachs von hohem Niveau auf das der Mulde herabgeführt werden musste. Nach kurzer Fahrt über einen Damm folgte die Brücke über die Regelspurbahn, dann erneut eine über die Mulde, die schließlich vor der Fahrt in das Tal der Wilzsch erneut mit einer Brücke überquert werden musste.
Schönheide im Erzgebirge Bahnhof Wilzschhaus 64.jpg
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Auf dem früheren Bahnhof Schönheide Süd im westlichen Erzgebirge betreibt der Verein Historische Westsächsische Eisenbahnen Homepage des Vereins nicht nur einen Museums-Fahrbetrieb in Richtung Muldenhammer. Er hat eine Reihe von historischen Lokomotiven und Waggons gesammelt, die die Mitglieder des Vereins restaurieren. Der Verein baute im Bahnhofsbereich einen Teil der Schienen der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld wieder auf. Er unterhält, repariert und restauriert insbesondere die Gleise, Weichen und sonstigen Bahnanlagen im Normalspurbereich des früheren Bahnhofs, der eisenbahngeschichtlich eine Besonderheit war, als er sowohl Bahnhof für die 750-Millimeter-Bahn war und zugleich für die Normalspur-Bahnstrecke Chemnitz–Adorf. Diese Bahnstrecken kreuzten sich in Wilzschhaus, ohne sich zu berühren, weil die Gleise über Brücken geführt wurden. Durch Gleisübergänge konnten über Rollböcke Normalspurwagen auf der Schmalspurstrecke transportiert werden. Diese Technik ist durch den Verein wieder betriebsbereit gemacht worden. Sie wird bei Veranstaltungen des Vereins vorgeführt.
MD000728.JPG
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Bahngelände Schönheide Süd
Bahnhof Wilzschhaus 19.jpg
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Auf dem früheren Bahnhof Schönheide Süd im westlichen Erzgebirge betreibt der Verein Historische Westsächsische Eisenbahnen Homepage des Vereins nicht nur einen Museums-Fahrbetrieb in Richtung Muldenhammer. Er hat eine Reihe von historischen Lokomotiven und Waggons gesammelt, die die Mitglieder des Vereins restaurieren. Der Verein baute im Bahnhofsbereich einen Teil der Schienen der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld wieder auf. Er unterhält, repariert und restauriert insbesondere die Gleise, Weichen und sonstigen Bahnanlagen im Normalspurbereich des früheren Bahnhofs, der eisenbahngeschichtlich eine Besonderheit war, als er sowohl Bahnhof für die 750-Millimeter-Bahn war und zugleich für die Normalspur-Bahnstrecke Chemnitz–Adorf. Diese Bahnstrecken kreuzten sich in Wilzschhaus, ohne sich zu berühren, weil die Gleise über Brücken geführt wurden. Durch Gleisübergänge konnten über Rollböcke Normalspurwagen auf der Schmalspurstrecke transportiert werden. Diese Technik ist durch den Verein wieder betriebsbereit gemacht worden. Sie wird bei Veranstaltungen des Vereins vorgeführt.
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Auf dem früheren Bahnhof Schönheide Süd im westlichen Erzgebirge betreibt der Verein Historische Westsächsische Eisenbahnen (Homepage des Vereins) nicht nur einen Museums-Fahrbetrieb in Richtung Muldenhammer. Er hat eine Reihe von historischen Lokomotiven und Waggons gesammelt, die die Mitglieder des Vereins restaurieren. Der Verein baute im Bahnhofsbereich einen Teil der Schienen der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld wieder auf. Er unterhält, repariert und restauriert insbesondere die Gleise, Weichen und sonstigen Bahnanlagen im Normalspurbereich des früheren Bahnhofs, der eisenbahngeschichtlich eine Besonderheit war, als er sowohl Bahnhof für die 750-Millimeter-Bahn war und zugleich für die Normalspur-Bahnstrecke Chemnitz–Adorf. Diese Bahnstrecken kreuzten sich in Wilzschhaus, ohne sich zu berühren, weil die Gleise über Brücken geführt wurden. Durch Gleisübergänge konnten über Rollböcke Normalspurwagen auf der Schmalspurstrecke transportiert werden. Diese Technik ist durch den Verein wieder betriebsbereit gemacht worden.
Im Hintergrund der Bahnübergang Wilzschhaus für die Straße nach Carlsfeld.
Bahnhof Wilzschhaus.jpg
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unbekannt

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Bahnhof Wilzschhaus am - kreuzungsfreien! - Zusammentreffen der Regelspurstrecke Chemnitz–Aue–Adorf mit der Schmalspurbahn Wilkau-Haßlau–Carlsfeld. Seit 1950 war die Bahnhofsbezeichnung Bahnhof Schönheide Süd.
Die Schienen im Vordergrund, die "kleinen" Waggons und die beiden Brücken im Hintergrund gehören zur Schmalspurbahn. Im Vordergrund führt die Brücke über die Wilzsch in deren Tal in Richtung Carlsfeld, die große Brücke im Hintergrund überbrückt die Zwickauer Mulde, die Bahnstrecke führt durch das Tal des Silberbaches in Richtung Schönheide im Erzgebirge.
Die Schienen der Regelspurstrecke liegen links vom Bahnhofsgebäude und führen am linken Rand muldeaufwärts in Richtung Adorf. Die andere Richtung führte nach Aue (Sachsen). Die "großen" Waggons gehören zur Regelspurstrecke. Zwischen den beiden Bahnsystemen war ein Austausch über Rollbockwagen möglich: Auf Rollwagen konnten Regelspurwaggons auf den Schienen der Schmalspurbahn transportiert werden. Auf sehr flachen Waggons der Regelspur konnten z. B. Lokomotiven der Schmalspurbahn zu Inspektion, Überholung und Reparatur gebracht werden.