B. Dondorf

Der Dondorf-Drache, seit 1900 Markenzeichen von B. Dondorf

B. Dondorf war eine Druckerei mit Sitz in Frankfurt am Main. Das Unternehmen war ein führender Hersteller von Spielkarten. Das Betriebsgebäude, die Druckerei Dondorf in Frankfurt-Bockenheim, ist Teil der Route der Industriekultur.

Unternehmensgeschichte

Der Lithograph und Drucker Bernhard Dondorf gründete am 2. April 1833 die Firma B. Dondorf als Druckerei und Handelsunternehmen in der Saalgasse 27 in Frankfurt. Er spezialisierte sich auf hochwertige Druckerzeugnisse. Ab 1839 wurden hier vor allem Spielkarten hergestellt. Daneben wurden Luxuspapiere, aber auch Gesellschaftsspiele produziert. Die hohe Qualität der hier angefertigten Lithographien führte 1850 zu der Gründung des Schwesterunternehmens Dondorf & Naumann (gemeinsam mit Carl Christian Otto Naumann), das ein führender Hersteller von Wertpapieren und Banknoten wurde. 1854 wurde eine Dampfmaschine angeschafft.

1872 schied Bernhard Dondorf aus der Firma aus. Nachfolger an der Firmenspitze wurden seine Söhne Carl (1844–1936) und Paul (1848–1904) und der Schwiegersohn Jacob Fries (der Mann von Anna Dondorf (1850–1927)), der jedoch 1890 wieder ausschied. Carl Dondorf war 1860 in die Firma eingetreten und für die technische Leitung zuständig. Paul Dondorf war für kaufmännische Fragen zuständig.

Ende des Jahres 1905 wurde die Firma in eine GmbH umgewandelt und firmierte nun als B. Dondorf GmbH, Frankfurt a. M. Eigentümer waren nun Carl und Otto Dondorf (Otto war der Sohn von Paul Dondorf) und Marie Dondorf. 1905 beschäftigte die Firma 290 Arbeiter und 260 Arbeiterinnen.

Der Erste Weltkrieg führte zu einem Rückgang des Geschäftes. 1920 wurden nur noch 560 Arbeiter beschäftigt. 1925 schied Carl Dondorf altersbedingt aus dem Unternehmen aus. Im Geschäftsjahr 1918/1919 wurden über 9 Millionen Kartenspiele verkauft.

1928 wollte sich die Familie aus dem Unternehmen zurückziehen. Ein Plan, die Firma in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln und sie über die Börse zu verkaufen, musste fallengelassen werden. Daher wurde die Firme in Teilen direkt verkauft.

Das Firmengelände an der Bockenheimer Landstraße erwarb im November 1928 die Union-Druckerei, die unter anderem die Volksstimme herausgab. Anfang 1929 wurden die sechs Produktbereiche einzeln verkauft:

  • Die Spielkartenproduktion ging an die Firma Carl Flemming & C.T. Wiskott AG in Glogau
  • Die Papierstreicherei an die Firma Franz Dahlem in Aschaffenburg
  • Der Steindruck wurde von der Firma Paul Pittius in Berlin übernommen
  • Der Gesellschaftsspieleverlag an J. W. Spear & Söhne
  • Die Abteilung Papierausstattung erwarb die Firma Eugen Lemppenau, Stuttgart
  • Die Herstellung gummierter Etiketten ging an Firma Karl Niemann, Frankfurt

Die Marke B. Dondorf wurde durch Flemmig-Wiskott (bekannt für Buchdruck und Notgeld-Ausgaben) weitergeführt. Sie firmierten in Frankfurt als B. Dondorf Spielkartenfabrik GmbH, Frankfurt a. M. Die Produktion wurde nach Frankfurt-Sachsenhausen in die Darmstädter Landstraße 224 ausgelagert. 1932 wurde die Produktion von Flemming-Wiskott in Glogau aufgegeben und auch nach Frankfurt verlegt. Die Beschäftigtenzahl war jedoch weiter auf 110 Personen gesunken. 1933 wurde die Firma durch ASS Altenburger übernommen. Die Produktion wurde nun nach Altenburg verlagert, die Marke Dondorf jedoch weiter genutzt.

Die Familie Dondorf hatte das Unternehmen rechtzeitig vor der Weltwirtschaftskrise verkauft. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sie jedoch aufgrund ihrer jüdischen Herkunft Opfer der Verfolgungen. Die Kinder von Carl Dondorf erlitten folgende Schicksale: Clara Dondorf emigrierte 1938 in die Schweiz und starb 1970 in London. Helene Dondorf wurde 1941 in das Ghetto Łódź verschleppt und starb dort drei Monate später. Marie konnte nach New York auswandern und kehrte nach dem Krieg zurück. Olga flüchtete nach London, wo sie bis zu ihrem Tod lebte.

Die Dondorfsche Druckerei

Dondorfsche Druckerei

1873 erbaute B. Dondorf ein neues Fabrikgebäude in Bockenheim. Das Grundstück Bockenheimer Landstraße 136 mit 6000 m² Fläche hatte die Stadt Frankfurt für 73.000 Mark verkauft. Der hohe Schornstein zeugt noch heute von der damaligen Dampfmaschinentechnik. 1890 wurde in der Fabrik elektrisches Licht eingeführt. Im gleichen Jahr erfolgte ein Erweiterungsbau auf dem neu erworbenen Nachbargrundstück, ein großes Backsteingebäude.

Nach dem Verkauf des Geländes an die Union-Druckerei 1928 (das Grundstück hatte nun eine Größe von 11.206 m²) für 935.000 Mark erfolgte 1929 ein Umbau nach Plänen des Architekten J.W. Lehr für weitere 300.000 Mark. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Volksstimme verboten und die Union-Druckerei aufgelöst. Nun wurde der Gebäudekomplex durch eine Vielzahl von Mietern genutzt. Ein Luftangriff am 8. Februar 1944 zerstörte große Teile des Komplexes. Das repräsentative Verwaltungsgebäude wurde völlig zerstört, das Backsteingebäude brannte aus, blieb jedoch erhalten. Unversehrt blieb der Schornstein. Nach dem Krieg erfolgte die Rückgabe der Liegenschaft an die Union-Druckerei und der Wiederaufbau. Seit 1961 werden Teile der Gebäude durch die benachbarte Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main genutzt.

Hieß es ursprünglich, dass ab 2023 das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik seinen Standort nach Bockenheim verlegen und in das Gebäude der alten Druckerei Dondorf ziehen wird[1], so ist Anfang 2023 bekannt geworden, dass die historischen Gebäude abgerissen werden, um anfallende Sanierungskosten einzusparen.[2]

Literatur

  • Franz Braun: Die Spielkartenfabrik B. Dondorf. Köln 1991.
  • Volker Rödel: Fabrikarchitektur in Frankfurt am Main 1774-1924. Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-7973-0435-8.
  • Detlef Hoffmann: Die Dondorfschen Luxus-Spielkarten. Dortmund 1981.
  • Friedhelm Buchholz: Die wechselvolle Geschichte eines Industriedenkmals – Alte Druckerei Dondorf (= Bockenheimer Geschichtsblätter. Band 2). Freunde Bockenheims, Frankfurt am Main 2009.

Weblinks

Commons: B. Dondorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frankfurter Rundschau: Zukunft geklärt: Max-Planck-Institut zieht auf Kulturcampus. In: Frankfurter Rundschau. (fr.de [abgerufen am 18. September 2018]).
  2. Günter Murr: Dondorf’sche Druckerei wird doch abgerissen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. (faz.net [abgerufen am 22. Januar 2023]).

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