Autonome Oblast Bergkarabach

Struktur der Autonomen Oblast

Die Autonome Oblast Bergkarabach (russisch Нагорно-Карабахская автономная область, НКАО; armenisch Լեռնային Ղարաբաղի Ինքնավար Մարզ, ԼՂԻՄ; aserbaidschanisch Дағлыг Гарабағ Мухтар Вилајәти, ДГМВ) war eine autonome Oblast innerhalb der Grenzen der Aserbaidschanischen SSR. Sie bestand von 1923 bis zum Zerfall der Sowjetunion Ende 1991. Die Bevölkerung war mehrheitlich armenisch. Die Hauptstadt war Stepanakert.

Geschichte

Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts hauptsächlich von Armeniern besiedelte Region Bergkarabach war nach der Unabhängigkeit Aserbaidschans und Armeniens vom Russischen Reich zwischen beiden Staaten umstritten. Auch nachdem im Laufe des Jahres 1920 beide unter sowjetische Kontrolle gekommen waren, war der Konflikt nicht gelöst. Im März 1921 sicherte Moskau der Türkei im Friedensvertrag zu, dass Bergkarabach an Aserbaidschan fällt. Als damaliger Kommissar der Nationalitäten war Josef Stalin maßgeblich an der Entscheidung beteiligt.[1] Als Ergebnis dessen wurde am 7. Juli 1923 die Autonome Oblast Bergkarabach innerhalb der Aserbaidschanischen SSR gegründet. Sie wurde als Enklave gegründet, durch einen Landstreifen vom eigentlichen Armenien getrennt.[2] Die Grenzen der Oblast wurden so gezogen, dass so viele armenische Dörfer wie möglich eingeschlossen und so viele aserbaidschanische Dörfer wie möglich ausgeschlossen wurden, um potenzielle Nationalitätenkonflikte zu vermeiden. Das Ergebnis sicherte eine große armenische Mehrheit im Bezirk.[3]

Nach erneuter Eskalation des Bergkarabachkonflikts 1987 zwischen der Armenischen und der Aserbaidschanischen SSR nahmen die gewalttätigen Zwischenfälle zwischen beiden Volksgruppen zu. Nach der Unabhängigkeitserklärung der beiden Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan von der Sowjetunion erklärte auch die Verwaltung der Autonomen Oblast am 3. September 1991 die volle Unabhängigkeit als Republik Bergkarabach und beanspruchte weitere Gebiete. Am 26. November 1991 schaffte daraufhin die Nationalversammlung der Republik Aserbaidschan den autonomen Status der Oblast Bergkarabach ab und löste sie auf.[4] Die inneren Verwaltungseinheiten wurden umstrukturiert und ihr Territorium teilweise auf die neu geschaffenen Rajons Tərtər und Kəlbəcər aufgeteilt. Die Bezirke Xocalı, Xankəndi, Şuşa und Xocavənd blieben bestehen. Nach dem darauf in den Jahren 1992 bis 1994 folgenden Krieg war der größte Teil des Territoriums unter der Kontrolle der Streitkräfte der Republik Bergkarabach, die auch Gebiete im Umfeld kontrollierte. Mit der Erklärung der Unabhängigkeit und der Auflösung der Oblast durch Aserbaidschan endete die Geschichte der Autonomen Oblast Bergkarabach.

Verwaltungsstruktur und Bevölkerung

Bevölkerungsverteilung in der Oblast 1989:_ Armenier, _ Aserbaidschaner
Entwicklung der Bevölkerungs­zusammensetzung 1921–1989:
! Armenier
! Aserbaidschaner
! Andere

Die Oblast war in fünf Bezirke (Rajon) und die Hauptstadt Stepanakert gegliedert. Innerhalb des Gebiets gab es vier Enklaven, die nicht zur Oblast, sondern zu anderen Verwaltungseinheiten Aserbaidschans gehörten. In ihnen wohnten fast ausschließlich Aserbaidschaner. 1979 hatte die Autonome Oblast Bergkarabach eine Einwohnerzahl von 162.181.[5] Davon waren 75,9 % Armenier. Bei Errichtung der Oblast waren es noch 94,4 % gewesen.[6]

Bevölkerungszusammensetzung 1989[7]
GebietArmenier%Aserbaidschaner%Andere%Gesamt
Stepanakert (Hauptstadt)52.60792,773.3855,977131,2656.705
Rajon Martakert40.08585,206.20013,187621,6247.047
Rajon Martuni23.10381,924.99717,721020,3628.202
Rajon Askeran15.62374,565.12324,452080,9920.954
Rajon Schuschi1.4307,0218.67991,682651,3020.374
Rajon Hadrut12.55586,661.93213,3414.487
Gesamt145.40377,4440.31621,472.0501,09187.769

Literatur

  • Arsène Saparov: Why Autonomy? The Making of Nagorno-Karabakh Autonomous Region 1918-1925. In: Europe-Asia Studies. Band 64, Nr. 2, 2012, S. 281–323, JSTOR:41478346.
  • Gérard Dédéyan: Histoire du peuple arménien. Éd. Privat, Toulouse 2007, ISBN 978-2-7089-6874-5, S. 991.

Weblinks

Commons: Autonome Oblast Bergkarabach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eva-Maria Auch: „Ewiges Feuer“ in Aserbaidschan - Ein Land zwischen Perestrojka, Bürgerkrieg und Unabhängigkeit. Berichte des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien, 8-1992, S. 18 f.
  2. Karl R. DeRouen, Uk Heo "Civil wars of the world: major conflicts since World War II, Volume 1", 2007, S. 146.
  3. Audrey L. Altstadt. The Azerbaijani Turks: power and identity under Russian rule. Hoover Press, 1992. ISBN 0-8179-9182-4, ISBN 978-0-8179-9182-1.
  4. Eva-Maria Auch: „Ewiges Feuer“ in Aserbaidschan – Ein Land zwischen Perestrojka, Bürgerkrieg und Unabhängigkeit. Berichte des Bundesinstituts für ostwissenschaftliche und internationale Studien, 8–1992.
  5. russisch: НАГОРНО-КАРАБАХСКАЯ АО (1979 г.)
  6. Auch, 1992, S. 29.
  7. Dağlıq Qarabağ 1920-1980-ci illərdə

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Nagorno Karabakh Ethnic Map 1989.png
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Ethnic composition of the Nagorno-Karabakh Autonomous Oblast in 1989, based on: Arthur Tsutsiev, Atlas of Ethno-Political History of the Caucasus, 1774-2004, Europa: Moscow, 2006, available at: https://drugoivzgliad.com/wp-content/uploads/2020/10/Современная-Карта-Нагорного-Карабаха.png (taken from Андрей Зубов. Карабах: Мир и Война [Andrey Zubov: Mir i Voyna. Originally from Novaya Gazeta, 2020-10-01).
NKAO Ethnic Demographics 1921-1989.gif
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Ethno-demographic balance data for the USSR's Nagorno Karabakh Autonomous Region from 1921 to 1989. Source: Soviet census data; Сельскохозяйственная перепись Азербайджана 1921 г. in: "Известия Аз. ЦСУ", 1923, № 1 (7), с. 106-111) and М. Авдеева. "Численность и племенной состав сельского населения Азербайджана по данным переписи 1921 г.,
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Nagorno-Karabakh Autonomous Oblast map.