August Kiß

August Kiß

August Karl Eduard Kiß, auch Kiss (* 11. Oktober 1802 in Paprotzan bei Kattowitz; † 24. März 1865 in Berlin), war ein preußischer Bildhauer der Berliner Schule. Er schuf unter anderem die Amazone zu Pferde am Alten Museum, den Heiligen Georg im Nikolaiviertel und das Viktorienrelief an der Neuen Wache in Berlin sowie das Christusrelief an der Nikolaikirche in Potsdam.

Leben

Amazone zu Pferde am Alten Museum, Berlin

Kiß wuchs im Umfeld der Paprotzaner Eisenhütte in Tichau auf, wo sein Vater als Verwalter tätig war. Im Jahr 1822 ging Kiß nach Berlin, um die Bildhauerkunst zu erlernen. Seine Ausbildungsstätten waren die Preußische Akademie der Künste und das Atelier Christian Rauchs. Als Schüler führte er unter anderem nach Karl Schinkels Kompositionen das Relief für das Giebelfeld an der Nikolaikirche in Potsdam aus.

Bekannt wurde Kiß 1839 durch die Modellierung einer mit einem Panther kämpfenden Amazone. Er führte sie 1842 für König Ludwig I. in Marmor aus, wenig später wurde sie von Christoph Heinrich Fischer im Königlichen Gießhaus in Bronze gegossen und vor dem Alten Museum in Berlin aufgestellt. Die höchste menschliche Kraftäußerung der brutalen Gewalt des Angriffs eines wilden Tiers gegenüber hat der Künstler in ergreifender Weise zur Anschauung gebracht.

In Breslau wurde 1847 die von Kiß modellierte und von Klagemann in Bronze ausgeführte Reiterstatue Friedrichs des Großen enthüllt. Den König Friedrich Wilhelm III. bildete Kiß dreimal in Bronze, einmal für Potsdam zu Fuß in Generalsuniform mit Mantel und unbedecktem Haupte, dann zu Pferd mit dem Lorbeerkranz für Königsberg (1851), wobei sechs weibliche allegorische Figuren das Postament des Denkmals an den Ecken zierten, während die Felder mit Reliefs aus der preußischen Geschichte geschmückt waren. Eine weitere Ausführung mit Zweispitz für Breslau entstand 1861.

Ferner schuf Kiß einen Erzengel Michael, wie er den Drachen besiegt, in Bronze; ein Geschenk König Friedrich Wilhelms IV. zur Ausstattung von Schloss Babelsberg, dem Potsdamer Sitz seines Bruders Wilhelm zur Erinnerung an dessen Oberkommando bei der Niederschlagung des Aufstands in Baden im Jahr 1849, eine kolossale Reiterstatue des Heiligen Georg als Drachentöter in Bronze für den großen Schlosshof des Berliner Schlosses, die jetzt an der Spree im Nikolaiviertel steht, ein Standbild Christian Beuths vor der Berliner Bauakademie sowie die Bronzefiguren für den Wilhelmplatz in Berlin, welche sechs ältere Marmorstatuen ersetzten. Vier derselben, James Keith, Hans von Zieten, Friedrich von Seydlitz und der Alte Dessauer, blieben unverändert; Hans von Winterfeldt und Kurt von Schwerin modellierte Kiß neu. Der Wilhelmplatz ist heute Teil der Wilhelmstraße oder mit Nachkriegsbauten der ehemaligen DDR überbaut. Alle sechs Statuen sind inzwischen dem Lapidarium entrückt und stehen seit 2009 nach ihrer durch die Schadow-Gesellschaft initiierten und mitfinanzieren Restaurierung auf dem neu gestalteten Zietenplatz.

Das einzige größere Werk in Marmor, das Kiß vollendete, ist ein Grabmonument für die Gräfin Laura Henckel von Donnersmarck, das sich an Christian Rauchs Denkmal der Königin Luise von Mecklenburg-Strelitz anlehnt.

1863 wurde er als assoziiertes Mitglied in die Königliche Akademie von Belgien aufgenommen.[1]

August Kiß starb überraschend am 24. März 1865 in Berlin. Sein Grab auf dem dortigen Alten St.-Matthäus-Kirchhof ist seit 1958 als Ehrengrab der Stadt Berlin gewidmet. In Tychy, wo er aufwuchs, erinnert seit 2003 unweit des Paprotzaner Sees ein Obelisk an den Sohn der Stadt.[2]

Werke (Auswahl)

Heiliger Georg im Nikolaiviertel, Berlin
(c) Ansgar Koreng / CC BY 3.0 (DE)
Viktorienrelief an der Neuen Wache, Berlin
Christusrelief an der Nikolaikirche, Potsdam
1837–1841   Amazone zu Pferde vor dem Alten Museum, Berlin, erhalten (1865 Marmorausführung für das Königliche Museum der Schönen Künste in Antwerpen.)[3][4]
1830–1850Christusrelief und plastischer Schmuck der Hauptfassade der Nikolaikirche zusammen mit Ludwig Wichmann, Potsdam, Rekonstruktion
1836–1837Zinkgussreliefs am Altar in der Nikolaikirche (nach dem Entwurf von Schinkel), Potsdam
1837Bronzeskulptur Amazonengruppe - Kämpfende Amazone, Schloss Naundorf, Skulptur seit 1985 verschollen.
1841Reiterstandbild Friedrichs des Großen, Großer Ring, Breslau, nach 1945 zerstört
nach 1841Grabmal Karl Friedrich Schinkel, Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden, Berlin, erhalten
nach 1845Grabstele für Ludwig Persius (nach einem Entwurf von Friedrich August Stüler), Bornstedter Friedhof, Potsdam, erhalten
um 1850–1852Preußen-Denkmal in Karlsruhe (nur die Figur des Erzengels Michael, Architektur von Friedrich Eisenlohr), 1953 entfernt[5]
1851Standbild König Friedrich Wilhelms III., Wilhelmplatz, Potsdam, nach 1945 zerstört
1851Reiterstandbild König Friedrich Wilhelms III. in Königsberg, nach 1945 zerstört
1851–1856Statue des Erzengels Michael, St. Michaels-Kirche, Berlin, erhalten
um 1856vergoldete Statue des Erzengels Michael, Große Kuppel des Schweriner Schlosses, erhalten
1854–1861Standbild Christian Peter Wilhelm Beuths, Platz vor der Bauakademie, Berlin
1854–1855Skulpturen im Garten der Villa Lützow sowie Hirschstatue am Parkhotel Richmond in Karlsbad (Karlovy Vary)
1855Statue des Heiligen Georg als Drachentöter, ehemals im Großen Schlosshof des Berliner Stadtschlosses, nach Restaurierung 1950 im Volkspark Friedrichshain aufgestellt, seit 1987 im Nikolaiviertel
nach 1857Portraitmedaillon Christian Daniel Rauchs an seinem Grabmal auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden, Berlin
1858Standbild des Fürsten Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817), das am 20. Oktober 1858 auf dem Dessauer Neumarkt enthüllt wurde. Es wurde in Lauchhammer gegossen. Initiatoren des Denkmals waren Mitglieder eines Dessauer Komitees unter der Führung von Adolf von Heydeck, dem illegitimen Neffen des Fürsten, erhalten
1861Reiterstandbild König Friedrich Wilhelms III., Großer Ring, Breslau, nach 1945 zerstört
1862Zinkgussrelief Die Kunst unterweist Industrie und Kunstgewerbe im Tympanon des Westgiebels des Neuen Museums, Berlin
Greifen am Johannitertor von Schloss Glienicke, Berlin, erhalten
Grabdenkmal für Laura von Donnersmarck im Mausoleum in Wolfsberg/Kärnten
1865–1869Glaube, Liebe, Hoffnung (vollendet durch Gustav Blaeser), Nationalgalerie Berlin, als Dauerleihgabe im Berliner Dom, Hohenzollerngruft

Literatur

Weblinks

Commons: August Kiß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Académicien décédé: August Karl Eduard Kiss. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 6. Oktober 2023 (französisch).
  2. Eintrag unter 43/18 in Ewidencja miejsc pamięci miasta Tychy (Denkmalliste Tychy, PDF).
  3. Illustrirte Zeitung Nr. 1128 vom 28. Januar 1865, S. 63. (digitale Kopie)
  4. https://kmska.be//sites/default/files/2021-09/ZAALZ38_druk_lr.pdf
  5. https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:top-3257 Information des Stadtlexikons Karlsruhe

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150214 Neue Wache Berlin.jpg
(c) Ansgar Koreng / CC BY 3.0 (DE)
Dies ist ein Foto des Berliner Kulturdenkmals mit der Nummer
Nikolaikirche mit Tympanon.jpg
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Die Nikolaikirche mit dem wiederhergestellten Tympanon
August Kiss photo.jpg
August Kiss, sculptor
St. Georg-Denkmal im Nikolaiviertel Berlin.jpg
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St. Georg-Denkmal im Nikolaiviertel in Berlin
Altes Museum (Berlin) (6339763821).jpg
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Bronze d'inspiration antique montrant le combat d'une amazone et d'une panthère situé à l'entrée de l'Altes Museum

Le bâtiment de l'Altes Museum (ancien musée) a été construit entre 1823 et 1828 face au Château par Karl Friedrich Schinkel dans un style néoclassique, avec une colonnade ionique, pour abriter la collection d'art de la famille royale prussienne. Il a ouvert ses portes au public en 1830. La rotonde originale se réfère au Panthéon de Rome. Elle était invisible depuis l'extérieur car elle ne devait pas entrer en compétition avec le dôme de la cathédrale voisine. (extrait de Wikipedia)

L'Altes Museum se trouve sur l'île des musées, il présente des collections d'antiquités grecques, étrusques et romaines.

Article Wikipedia sur l'Altes Museum (Berlin) fr.wikipedia.org/wiki/Altes_Museum site officiel www.smb.museum/smb/standorte/index.php?p=2&objID=24&a...

Le projet Museumsinsel (parcours continu dans les musées de l'île)

www.museumsinsel-berlin.de/