Audi 100/A6

Der Audi 100 (seit 1994 A6) bezeichnet eine Baureihe der oberen Mittelklasse von Audi, intern auch „C-Reihe“ genannt.

Der Audi 100 erschien im März 1968 und wurde bis Juli 1994 in vier Generationen hergestellt. Seit einer Umstrukturierung der Typenangaben im August 1994 heißt das Fahrzeug A6. Anders als beim Audi 80/A4, bei dem die Umbenennung mit dem Modellwechsel zusammenfiel, war der erste A6 nur eine überarbeitete Version des letzten Audi 100.

Der A6 ist heute als viertürige Stufenhecklimousine und als fünftüriger Kombi (Avant) erhältlich. Frühere Modelle gab es auch als zweitürige Limousine (C1 und C2), Coupé (C1) oder als Schrägheck (C2). Die Sportvariante heißt S6. Eine noch leistungsstärkere Version ist unter dem Namen RS6 vertreten.

100 (1968–1994)

100 C1 (1968–1976)

Die im Frühjahr 1968 erschienene erste Audi-100-Generation, der C1, legte den Grundstein für den heutigen Erfolg der Marke Audi. Trotz seines insgesamt noch recht konservativen Konzepts sorgten der damals in dieser Wagenklasse noch seltene Frontantrieb und die gefällige Form der geräumigen Karosserie für gute Verkaufserfolge, denn insgesamt wurden 827.474 Einheiten der ersten Audi-100-Generation gebaut, darunter 30.687 Exemplare des ab Sommer 1970 lieferbaren Coupés. Schon ab Herbst 1969 stand eine zweitürige Limousine bei den Händlern.

Die zuverlässigen, aber rauen Motoren waren allesamt längs eingebaute Reihenvierzylinder mit seitlicher Nockenwelle und Vergaser. Sie basierten auf dem ursprünglich von Mercedes übernommenen „Mitteldruckmotor“ des Audi F103 und wurden in den Leistungsstufen 80 PS bis 115 PS (59 kW bis 85 kW) angeboten. Den moderneren OHC-Motor mit 1600 cm³ und 85 PS (63 kW) aus dem neuen Audi 80 gab es allerdings ab 1974 als Basismotorisierung.

Das Vierganggetriebe wurde – wie schon beim F103 – wahlweise mit Lenkrad- oder Mittelschaltung angeboten. Ab 1970 war auch eine Drei-Stufen-Automatik verfügbar. Eine Servolenkung – wegen der hohen Belastung der Vorderachse von Vorteil – war erst ab 1971 lieferbar.

Der C1 wurde bis Juli 1976 als zwei- sowie viertürige Stufenhecklimousine und als zweitüriges Coupé gebaut.

100 C2 (1976–1982)

Der Audi 100 C2 wurde im August 1976 als völlige Neuentwicklung vorgestellt. Insbesondere der ab 1977 angebotene Reihenfünfzylinder-Ottomotor erregte Aufsehen, der als Vergaserversion (85 kW / 115 PS) und als Einspritzversion (100 kW / 136 PS) angeboten wurde. Mit seiner guten Laufkultur lag er etwas sparsamer näher beim Sechs- als beim Vierzylinder. Ab Herbst 1978 wurde auch ein Dieselmotor mit fünf Zylindern und 51 kW (70 PS) Leistung angeboten.

Der C2 war wahlweise als zwei- und viertürige Limousine lieferbar, die im September 1977 erstmals durch eine Avant genannte Schrägheckversion mit großer Heckklappe und variabler (umklappbarer) Rücksitzbank ergänzt wurde.

Auf der IAA 1979 wurde der Audi 200 mit einem turbogeladenem Fünfzylindermotor mit 125 kW (170 PS) vorgestellt. Im C2 war erstmals auch ein Fünfganggetriebe verfügbar. Dieses Modell wurde auch in die USA exportiert, dort wurde der C2 als Audi 5000 vermarktet. Ab Modelljahr 1982 wurde noch eine Version mit Turbo-Diesel verfügbar.

100 C3 (1982–1991)

Der im August 1982 präsentierte Audi 100 C3 stellte einen Weltrekord im Bereich der Aerodynamik auf. Der Luftwiderstandsbeiwert (cW) der geräumigen Karosserie von 0,30 ließ die Fachpresse aufhorchen, jedoch wurden durch dieses Modell neue Probleme wie „Innenraumaufheizung“ wegen der stark geneigten Scheiben aufgeworfen.

Neben der nur noch in der viertürigen Version gebauten Limousine war ab Mitte 1983 wieder ein Avant als Kombi erhältlich. Auch von dieser Generation gab es ab Mitte 1983 wieder den luxuriösen Ableger Audi 200, der im Sommer 1984 auch als Avant auf den Markt kam. In den Vereinigten Staaten waren die Modelle als Audi 5000 im Programm.

Als Besonderheit in der Großserienfertigung wurde die Karosserie des C3 ab 1987 vollverzinkt. Die Technik war bis auf Detailänderungen im Wesentlichen dieselbe wie im Vorgänger. Der Fünfzylinder-Diesel wurde ab Mitte 1983 auch als Turboversion und ab Anfang 1990 erstmals als Direkteinspritzer („TDI“) angeboten. Ab Herbst 1984 (Modelljahr 1985) gab es den 100 und 200  als quattro mit Allradantrieb.

100 C4 (1990–1994)

Ende 1990 folgte die letzte Audi 100-Generation (intern C4 genannt), die ohne Messepremiere am Markt eingeführt wurde, da der damals amtierende Volkswagenkonzernchef Carl H. Hahn eine Präsentation mit der Begründung, dass ein Auto erst präsentiert werden könne, wenn die Serie angelaufen ist, ablehnte.[1] Nach einer Überarbeitung im Sommer 1994 trug sie die Bezeichnung A6. Ab Herbst 1991 war auch wieder ein Avant im Programm, der nun einen reinen Kombi darstellte und keine Mixtur aus Schrägheck und Kombi.

Die Karosserie war wiederum komplett neu, obwohl sie auf den ersten Blick dem C3 recht ähnlich sah. Das Fahrwerk wurde leicht überarbeitet. Zu den bekannten Vier- und Fünfzylinder-Reihenmotoren kam ein neuer V6 mit zunächst 2,8 Liter Hubraum und 128 kW (174 PS). Alle Ottomotoren wurden mit geregeltem Katalysator ausgestattet.

Mitte 1991 erschien als neues Spitzenmodell der S4 auf der Basis des bereits bekannten Turbo-Fünfzylinders, aber mit zwei obenliegenden Nockenwellen und vier Ventilen pro Zylinder. Der Motor leistete 169 kW (230 PS). Der S4 wurde ausschließlich mit permanentem Allradantrieb ausgeliefert.

1992 bekam der S4 den 206 kW (280 PS) starken V8-Motor aus dem Audi V8 und wahlweise ein Sechsgang-Schaltgetriebe. Alle C4 wurden ab 1993 serienmäßig mit Airbag ausgeliefert. Anlässlich der Überarbeitung sowie Umbenennung im Juli 1994 zum A6 wurden die letzten Fünfzylinder-Ottomotor aus dem Programm genommen.

A6 (seit 1994)

Die Umbenennung der Baureihe in A6 beziehungsweise S6 auf die neue Modellbezeichnungsstrategie „Audi A x“ erfolgte im Sommer 1994. Die mit dem Audi F103 eingeführte Logik, die Audi-Modelle nach der Leistung in PS zu benennen (Audi 60 bis Audi 90), war schon beim C1 nicht durchgehalten worden. Der erste Audi A6 nach neuer Benennung war ein „facegelifteter“ Audi 100 C4, der als Audi A6 C4 noch bis Frühjahr 1997 gebaut wurde.

Als zweite Generation wurde der Audi A6 C5 von April 1997 bis August 2005 gebaut.

Zur Einführung der erneuerten Baureihe C6 erhielt die Limousine im Frühjahr 2004 auf dem Genfer Auto-Salon die Auszeichnung Auto Nr. 1 von Europa. In der Leserwahl Die Besten Autos 2005 der Fachzeitschrift Auto Motor und Sport wurde der A6 Sieger in seiner Klasse und bekam darüber hinaus den vom ADAC verliehenen Preis Gelber Engel 2005.

2005 gelang es dem A6, die über 30-jährige Vorherrschaft von Mercedes in der oberen Mittelklasse auf dem deutschen Markt zu beenden. Der A6 lag knapp vor der E-Klasse und dem BMW 5er auf Platz 1. 2006 verteidigte er seine Führung und baute sie weiter aus. In den darauffolgenden Jahren nahm wieder die E-Klasse den ersten Platz ein. Auch in Europa war der A6 im Jahr 2005 das meistverkaufte Modell der oberen Mittelklasse.

Im April 2011 kam die vierte Generation, der Audi A6 C7, auf den Markt. Er wird wahlweise mit drei Otto- und vier Dieselmotoren angeboten. Die Kombiversion Avant ist seit September 2011 erhältlich. Auf der IAA 2011 wurde die Sportvariante S6 vorgestellt, die stärkere Version Audi RS6 folgte im Sommer 2013.

Auf dem 88. Genfer Auto-Salon im März 2018 präsentiert Audi den A6 C8. Die Markteinführung fand im Juni 2018 statt. Der Avant und die Sportvarianten S6 und RS6 sollen später folgen.

Im Rahmen der Shanghai Auto Show im April 2021 präsentierte Audi das batterieelektrisch angetriebene Konzeptfahrzeug A6 e-tron Concept. Eine Markteinführung ist für 2023 geplant.[2] Das Kombi-Derivat A6 e-tron Avant Concept folgte im März 2022. Die Serienversion soll 2024 auf den Markt kommen.[3]

Private Kunden machen nur einen kleinen Teil der A6-Neuwagenkäufer aus. Im Jahr 2008 wurden 86,7 % aller in Deutschland verkauften Audi A6 gewerblich zugelassen.[4]

Literatur

  • Michael Modrow, Andreas Bauditz: Audi 100. Alle Modelle von 1968 bis 1994; Entwicklung, Technik, Design. Heel Verlag, Königswinter 2009, ISBN 3-89880-899-8.

Weblinks

Commons: Audi 100 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Audi A6 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinz Blüthmann: Eine gute Notlösung. Der Kampf um den Topjob endete überraschend: Carl H. Hahn macht weiter. In: Die Zeit. Nr. 45/1990, 19. November 1990 (Die Zeit online [abgerufen am 21. Juli 2018]): „So durfte der Audi-Chef sein neues Modell des Mittelklassewagens Audi 100 nicht auf dem Pariser Salon im Herbst erstmals der Öffentlichkeit vorzeigen, weil VW-Chef Hahn dagegen war. Sein merkwürdiges Argument: ‚Ein Auto kann man erst dann präsentieren, wenn die Serie angelaufen ist.‘“
  2. Gerd Stegmaier: Audi A6 E-Tron Concept: 700 km Reichweite - bremst er den Diesel aus? In: auto-motor-und-sport.de. 19. April 2021, abgerufen am 19. April 2021.
  3. Stefan Leichsenring: Audi A6 e-tron Avant Concept: Großer PPE-Kombi startet 2024. In: insideevs.de. 17. März 2022, abgerufen am 17. März 2022.
  4. Neuzulassungen Januar 2008: Mehr Kleinwagen, weniger Privatkäufer. Abgerufen am 5. August 2013.

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