Arthur Pieck

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Arthur Pieck (links) 1946 neben seinem Vater Wilhelm Pieck an dessen 70. Geburtstag

Arthur Heinrich Walter Pieck (* 28. Dezember 1899 in Bremen; † 13. Januar 1970 in Berlin-Biesdorf) war ein deutscher Politiker (KPD, SED) sowie Generaldirektor der Interflug.

Leben

Der gelernte Setzer war ein Sohn des Politikers und späteren DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck. Als Jugendlicher wurde er 1916 Mitglied des Spartakusbunds und der oppositionellen Arbeiterjugend. Nach einer Anklage wegen Hoch- und Landesverrats 1917 emigrierte er für mehrere Monate in die Niederlande. Er nahm am Gründungsparteitag der KPD teil. Von 1922 bis 1923 war Pieck als Mitarbeiter der sowjetischen Handelsvertretung in Berlin tätig. 1923 war er Mitglied der Bundesleitung des Arbeiter-Wanderbunds „Naturfreunde“. 1925/26 leitete er die Berliner Agitprop-Gruppe „Rote Blusen“.

Nachdem er 1927 die Leitung des Arbeiter-Theater-Bunds Deutschland (ATBD) übernommen hatte, war er 1929 Mitbegründer des Internationalen Arbeiter-Theaterbunds (IATB) (ab 1932: Internationaler Revolutionärer Theaterbund, IRTB). In Moskau, wo er sich mit seiner Schwester Eleonore seit 1932 aufhielt, leitete er 1933/34 zusammen mit dem eng mit ihm befreundeten Theaterkünstler Gustav von Wangenheim das Agitprop-Projekt „Kolonne Links“.[1] Gemeinsam mit Erwin Piscator hielt er sich ab 1936 zeitweise in Paris auf, um ein westeuropäisches Büro des IRTB aufzubauen. Er war auch mit Hanns Eisler, Alfred Kurella, John Heartfield, Erwin Geschonneck und anderen Schriftstellern und Schauspielern gut bekannt.

Ab 1938 arbeitete Pieck in der Moskauer Presseabteilung der Kommunistischen Internationale, um ab 1941 als Offizier in der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee zu dienen; er leistete unter anderem Aufklärungsarbeit an der Front und in Kriegsgefangenenlagern.

Als Dolmetscher des späteren Berliner Stadtkommandanten Nikolai Erastowitsch Bersarin kam er mit dessen 5. Stoßarmee nach Deutschland zurück, wo er in der Verwaltung der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR schnell Karriere machte. Pieck stieß zur Gruppe Ulbricht und wurde in dem am 19. Mai 1945 durch die Sowjetische Militäradministration eingesetzten Magistrat von Groß-Berlin, dem er bis 1946 angehörte, für Personalfragen und Verwaltung zuständig.[2] Im November 1945 heiratete er in Berlin Margarete Lohbeck (1902–1952).[3] Anschließend war er unter anderem Leiter der Abteilung Verwaltung und Personalwesen in der Deutschen Wirtschaftskommission und ab 1949 Leiter des Hauptamtes für Personalwesen und Schulung bei der Regierung.

1955 avancierte er – obwohl eher politisch denn fachlich für diese Aufgabe qualifiziert – zum Generaldirektor der Fluggesellschaft Deutsche Lufthansa (Ost) und der späteren Interflug. Von 1961 bis 1965 war er stellvertretender Minister für Verkehrswesen und Leiter der Hauptverwaltung Zivile Luftfahrt.

Am 6. Mai 1955 wurde Pieck der Vaterländische Verdienstorden in Silber verliehen.

Grab von Arthur Pieck auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin

Im Mai 1965 trat Pieck in den Ruhestand; er starb im Januar 1970 in Berlin-Biesdorf, wo er seit 1945 gelebt hatte.[4] Beigesetzt wurde seine Urne in der Grabanlage „Pergolenweg“ der Gedenkstätte der Sozialisten auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin-Lichtenberg. In zweiter Ehe war er mit Johanna Pieck geb. Rattey (1905–1979) verheiratet.[5]

Literatur

  • Lutz Heuer: Arthur Pieck (1899–1970). Ein Leben im Schatten des Vaters. trafo verlag, Berlin 2005, ISBN 3-89626-539-3
  • Oliver Kersten: Die Naturfreundebewegung in der Region Berlin-Brandenburg 1908–1989/90. Kontinuitäten und Brüche. Naturfreunde-Verlag Freizeit und Wandern, Berlin 2007 (Zugl. Diss. Freie Universität Berlin 2004), S. 115 f., 123, 215 f., 309 ISBN 978-3-925311-31-4
  • Peter ErlerPieck, Arthur. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.

Weblinks

Commons: Arthur Pieck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Petra Stuber: Spielräume und Grenzen. Studien zum DDR-Theater (= Forschungen zur DDR-Gesellschaft). 2., durchgesehene Auflage, Ch. Links, Berlin 2000, ISBN 3-86153-171-2, S. 20.
  2. Werner Breunig: Verfassunggebung in Berlin 1945–1950 (= Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Band 58). Duncker & Humblot, Berlin 1990, ISBN 3-428-06965-X, S. 53, 58.
  3. Bundesarchiv Berlin, Findbuch NY 4130: Pieck, Arthur. Bestandssignatur NY 4130/87: Materialien von und über Margarete Pieck geb. Lohbeck.
  4. Marzahn-Hellersdorfer Gespräche zur Geschichte: Arthur Pieck - der Präsidentensohn und sein Leben in Biesdorf. In: Pressemitteilung des Bezirksamts Marzahn-Hellersdorf. 14. Februar 2007, abgerufen am 6. April 2022.
  5. Beileid Walter Ulbrichts und Willi Stophs an Genossin Johanna Pieck. In: Neues Deutschland, 16. Januar 1970, S. 6;
    Bundesarchiv Berlin, Findbuch NY 4130: Pieck, Arthur. Bestandssignatur NY 4130/88: Materialien von und über Johanna Pieck geb. Rattey.

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Grab von Arthur Pieck auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin, Anmerkung: Theodor Winter wurde als Spion erschossen