Arnulf Zitelmann

Arnulf Zitelmann (* 9. März 1929 in Oberhausen-Sterkrade) ist ein deutscher Schriftsteller und Theologe. Sein Hauptwerk teilt sich in Jugendromane und Sachbücher, darunter mehrere Biographien von Persönlichkeiten, die für Philosophie oder Theologie prägend waren.

Leben

Arnulf Zitelmann verbrachte als zweitjüngstes von fünf Geschwistern seine Kindheit zunächst im Ruhrgebiet.[1][2] Sein Vater stammte aus einer Frankfurter Kaufmannsfamilie, seine Mutter war eine Fürsorgerin und stammte aus einer Arbeiterfamilie.[1] Nach zwölf durch den Zweiten Weltkrieg bedingten Schulwechseln machte er 1949 sein Abitur am humanistischen Landgraf-Georg-Gymnasium in Gießen.[1] Anschließend studierte er 1949 bis 1955 Evangelische Theologie,[1] Philosophie,[1] Germanistik und Psychologie in Marburg und Heidelberg. Es folgte das Predigerseminars in Friedberg im Jahr 1955, anschließend ein Gemeindepraktikum in Rüsselsheim und schließlich das Predigerseminar in Herborn im Jahr 1956.[1] 1956 heiratete er die Kindergärtnerin Dietlinde Hock.[1]

1957 wurde er ordiniert und arbeitete bis 1959 in Frankfurt am Main; anschließend von 1959 bis 1961 als Pfarrer in Burg bei Herborn. In dieser Zeit machte er ein Fernsehpraktikum beim Hessischen Rundfunk und besuchte ein journalistisches Fortbildungsseminar. 1961 wechselte er auf eine Pfarrstelle in Frankfurt am Main und 1971 auf eine in Messel (Landkreis Darmstadt-Dieburg).[1] Von 1977 bis 1992 war er Religionslehrer am humanistischen Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt. Seither lebt er als freier Schriftsteller in Ober-Ramstadt.

Er hat drei Töchter und einen Sohn,[1] den Historiker und Journalisten Rainer Zitelmann. Zitelmanns älteste Tochter Anita nahm sich 1986 das Leben. Die jüngste Tochter, Maud Zitelmann, engagiert sich vor dem Hintergrund der Familiengeschichte als Erziehungswissenschaftlerin im Kinderschutz.

Trivia

Zu Zitelmanns Schülern gehörte der Schauspieler Matthias Matschke.[3]

Literarisches Schaffen

Seiner ersten Veröffentlichung mit dem Handbuch Didaktik der Sexualerziehung (1970) folgten Arbeiten zur Prozesstheologie und weitere Sachbücher.

Parallel dazu veröffentlichte er zahlreiche belletristische Werke. So thematisieren seine sich an Jugendliche wendenden, meist historischen Romane die biblische und hellenistisch-römische Antike wie auch das Mittelalter und die Zeit des Nationalsozialismus. Die aus der jeweiligen Alltagswelt entwickelten Hauptfiguren machen Geschichte „von unten“ erfahrbar. Der Autor selbst charakterisiert diese Werke als „theologisch-philosophische Abenteuerromane“. Zitelmanns Leitmotiv, Anderen und Anderem gegenüber offen zu sein und friedlich zu begegnen, ist auch Thema seiner Romane, die in der Gegenwart spielen oder die Zukunft als Science Fiction vorwegnehmen. Viele seiner Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Zitelmann erhielt für sein Schaffen zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Von der Kritik wurden insbesondere die quellengenaue Sachkenntnis und eingängige Schreibweise seiner Werke gelobt. Dies gilt speziell für seine sich an Jugendliche wie an Erwachsene richtenden Biographien zu Persönlichkeiten wie Kant, Lichtenberg[4] und Martin Luther.

Arnulf Zitelmann ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.[5]

Auszeichnungen und Ehrungen (Auswahl)

Werke (Auswahl)

Belletristik

  • Kleiner Weg. Abenteuer-Roman aus der Frühzeit. 1978, 2004, ISBN 3-407-78039-7
  • Zwölf Steine für Judäa. 1979, 2002, ISBN 3-407-78520-8
  • Unter Gauklern. Abenteuer-Roman aus dem Mittelalter. 1980, 2002, ISBN 3-407-78477-5
  • Der Turmbau zu Kullab. Abenteuer-Roman aus biblischer Zeit. 1982, 2002, ISBN 3-407-78521-6
  • Jenseits von Aran. Abenteuer-Roman aus Alt-Irland. 1984, 2004, ISBN 3-407-80131-9
  • Bis zum 13. Mond. Eine Geschichte aus der Eiszeit. 1986, 2003, ISBN 3-407-78557-7
  • Nach dem Großen Glitch. Abenteuer-Roman aus der Zukunft. 1987 (8. Aufl. 1996), ISBN 3-407-78024-9
  • Hypatia. 1988, 2004 ISBN 3-407-78639-5 (siehe auch Philosophin Hypatia)
  • Paule Pizolka oder Eine Flucht durch Deutschland. Roman. 1991, 2004, ISBN 3-407-78768-5
  • Mose, der Mann aus der Wüste. Roman. 1991, 2002, ISBN 3-407-80083-5
  • Abram und Sarai. Roman. 1993, 1998, ISBN 3-407-79605-6
  • Unterwegs nach Bigorra. Abenteuer-Roman aus dem frühen Mittelalter. 1994, 2001, ISBN 3-407-78445-7
  • Kein Ort für Engel. Die Geschichte des Amos Filip. 1998, 2000, ISBN 3-407-78843-6
  • Jonatan, Prinz von Israel. Roman aus der frühen Königszeit. 1999, ISBN 3-407-79798-2
  • Sirrahs Träume. 2000, ISBN 3-407-78848-7
  • Vor den Toren von Byzanz. Abenteuer-Roman aus dem Mittelalter. 2003, ISBN 3-407-78684-0
  • Alica. Abenteuerroman aus der Antike. 2006, ISBN 3-407-80969-7
  • Ich, Tobit, erzähle diese Geschichte. Ein Roman aus der Jesus-Zeit. 2009, ISBN 978-3-7941-8093-6
  • Ketzerschwestern. Roman aus dem Mittelalter. 2011, ISBN 978-3-522-30266-1

Sachbuch

Biografien

  • Widerrufen kann ich nicht. Die Lebensgeschichte des Martin Luther. 1983, 2004, ISBN 3-407-80936-0
  • Keiner dreht mich um. Die Lebensgeschichte des Martin Luther King. 1985, 2003, ISBN 3-407-78901-7
  • Ich will donnern über sie! Die Lebensgeschichte des Thomas Müntzer. 1989, 1999, ISBN 3-407-78794-4
  • Nur daß ich ein Mensch sei. Die Lebensgeschichte des Immanuel Kant. 1996, ISBN 3-407-80744-9
  • Jedes Sandkorn ist ein Buchstabe. Die Lebensgeschichte des Georg Christoph Lichtenberg. 2001, 2002, ISBN 3-407-80883-6
  • Keplers Welten. Johannes Kepler – Ein Lebensbild. Lau-Verlag, Reinbek 2016, ISBN 978-3-95768-171-3

Sonstige Werke

  • Basisbibel. 1972, ISBN 3-407-35510-6
  • Die Weltreligionen. 2002, ISBN 3-593-36946-X
  • Die Geschichte der Christen. 2004, ISBN 3-593-37413-7
  • Die Welt der Griechen. 2008, ISBN 978-3-593-38536-5
  • When Sky became Heaven, und wie Eva Großmutter wurde. 2015, ISBN 978-3-86888-104-2
  • Gestern war heute. Die Welt der Mythen. 2016, ISBN 978-3-86888-109-7

Literatur

  • Ortwin Beisbart: Erwachsenwerden als Herausforderung, in welche Geschichte man gehören will. Konstruktion von Individuum und Familie in Arnulf Zitelmanns Jugendroman „Abraham und Sarai“ (1993). In: Jahrbuch für Internationale Germanistik, Jahrgang 36 (2004), Heft 1, Seite 183–196.
  • Kerstin Hasse: Die Jugendbücher von Arnulf Zitelmann und ihre lesepädagogische Bedeutung. Magisterarbeit an der Universität Erlangen-Nürnberg 1998.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Udo Schmoll: „Bruchstellen sind Fundstellen“ - Zum Leben und Werk von Arnulf Zitelmann. In: kjl&m. Nr. 9.1. kopaed, München 2009, S. 38–43 (beltz.de [PDF]).
  2. Arnulf Zitelmann. In: Munzinger Biographie. 19. Mai 2009, abgerufen am 4. Juni 2023.
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 30. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.goettinger-tageblatt.de
  4. Beispielhafte Rezensionenauswahl zur Biographie von Arnulf Zitelmann zu Georg Christoph Lichtenberg in Jedes Sandkorn ist ein Buchstabe siehe ich: Wer ist da? Nur ich. In: Mitteldeutsche Zeitung vom 21. März 2002.; Jürgen Diesner: Fünf Jahre in der Giftküche des Gelehrten. In: Darmstädter Echo vom 2. Juli 2002; Heinz Steuer, in: bibliotheksnachrichten 3 (2002); Ulrich Karger, in: Der Tagesspiegel vom 4. August 2002, S. 28; Brigitte Schewe: Sandkorn und Morgenröte. Lebenswege zum Lesen und zum Lauschen. In: Eselsohr. H. 12 (2002); Alexander Neumann, in: Lichtenberg-Jahrbuch 2002 (2003); Martina Wehlte-Höschele, in: Büchermarkt. Deutschlandradio vom 18. Mai 2002. Entnommen dem Jahrbuch der Lichtenberg Gesellschaft e.V. zu Lichtenberg-Bibliographie 2001-2003 und Nachträge, zusammengestellt von Ulrich Joost
  5. pen-deutschland.de Arnulf Zitelmann, aufgeführt in der Mitgliederliste des PEN-Zentrums Deutschland.