Arno Esch (Politiker)

Gedenktafel in der Universität Rostock

Arno Esch (* 6. Februar 1928 in Memel; † 24. Juli 1951 in Moskau) war ein deutscher Politiker der Liberal-Demokratischen Partei (LDP) in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Er wurde 1949 verhaftet und 1951 zusammen mit zwei Weggefährten in der Sowjetunion hingerichtet.

Leben

Esch wuchs in Memel auf, besuchte dort die Grundschule und anschließend die Knabenschule. 1944 floh er mit seiner Familie nach Mecklenburg. Bis April 1945 war er Marineflakhelfer. Das Abitur legte Esch 1946 an der Oberschule Grevesmühlen ab, welche er seit 1945 besuchte. 1946 begann er ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Rostock.[1] Esch wurde Mitglied der LDP und der Freien Deutschen Jugend (FDJ). An der Universität baute er eine Betriebsgruppe der LDP auf. Als Jugendreferent der LDP wandte er sich gegen den Leitanspruch der FDJ. Er war Mitglied des Landesjugendbeirats, wo er am 9. Oktober 1948 ein Redeverbot erhielt. Esch war 1948 im LDP-Hauptausschuss, 1949 wählte ihn der Eisenacher Parteitag in den LDP-Zentralvorstand. Er war Mitautor des Eisenacher Programms der LDP.

Esch war Pazifist und setzte sich für das Recht auf Kriegsdienstverweigerung ein. In Leitartikeln der Norddeutschen Zeitung plädierte er für einen sozial orientierten Liberalismus, für Gewaltenteilung, Bürgerrechte und die Abschaffung der Todesstrafe. Für Kontroversen sorgte sein Ausspruch: „Ein liberaler Chinese steht mir näher als ein deutscher Kommunist.“

Im August 1949 geriet er ins Visier der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die in ihm „als Wissenschaftler ebenso wie als Richter eine Gefahr“ erkannte. Am 18. Oktober 1949 wurde er mit 13 weiteren jungen LDP-Mitgliedern aus Mecklenburg verhaftet. Er wurde im Juli 1950 in Schwerin von einem Sowjetischen Militärtribunal (SMT) wegen angeblicher Spionage und angeblicher Kopf einer konterrevolutionären Organisation nach Artikel 58 des Strafgesetzbuches der RSFSR zum Tode verurteilt und nach Moskau gebracht. Dort revidierte das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR das Urteil. In einem zweiten Prozess verurteilte ihn am 26. Mai 1951 mit dem Studenten Gerhard Blankenburg (* 23. August 1923, Stettin) und dem LDP-Funktionär Heinrich Puchstein (* 26. August 1923, Labes) das SMT des Moskauer Militärbezirks erneut zum Tode. Nach Ablehnung von Gnadengesuchen durch das Präsidium des Obersten Sowjets wurden alle drei am 24. Juli 1951 in der Lubjanka erschossen und ihre Asche nach Angaben der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial auf dem Moskauer Donskoi-Friedhof beigesetzt.[2]

Am 19. Juli 1991 rehabilitierte das Militärkollegium des Obersten Gerichts der UdSSR Arno Esch.

Ehrungen

Die Universität Rostock erinnert mit einer Gedenktafel im Foyer des Hauptgebäudes an Esch und hat das zweitgrößte Hörsaalgebäude (das größte nach dem Audimax) auf dem Campus Ulmenstraße nach ihm benannt. Das 2011 eröffnete Gebäude wurde im Januar 2012 Ziel eines Anschlags mit Böllern und Farbe.[3] Im Rostocker Ortsteil Brinckmansdorf, im Schweriner Stadtteil Großer Dreesch sowie in Schönberg (Mecklenburg) tragen Straßen seinen Namen. Das Gymnasium Am Tannenberg in Grevesmühlen besitzt ebenfalls eine kleine Gedenktafel für Arno Esch.

Nach Esch benannt sind auch die FDP-nahe Arno-Esch-Stiftung e. V. in Mecklenburg-Vorpommern und seit 1990 der Arno-Esch-Preis des Verbandes Liberaler Akademiker. Mit dem Preis soll an Esch und seine fünf Weggefährten erinnert werden, die 1951 zum Tode verurteilt und erschossen wurden. Seit 2016 vergibt die Forschungs- und Dokumentationsstelle des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Geschichte der Diktaturen in Deutschland in Rostock ein Arno-Esch-Promotionsstipendium zur Förderung der vergleichenden Kommunismus- und Diktaturforschung.[4][5]

Zum Kreis der Rostocker LDP-Hochschulgruppe um Arno Esch gehörten unter anderen die Studenten Bernhard Korupp und Friedrich-Franz Wiese.

Literatur

  • Hartwig Bernitt, Friedrich-Franz Wiese: Arno Esch. Eine Dokumentation. Verband Ehemaliger Rostocker Studenten (VERS), Dannenberg 1994.
  • Horst Köpke, Friedrich-Franz Wiese: Mein Vaterland ist die Freiheit. Das Schicksal des Studenten Arno Esch. Hinstorff, Rostock 1990, ISBN 3-356-00373-9.
  • Hartwig Bernitt, Horst Köpke, Friedrich-Franz Wiese: Arno Esch. Mein Vaterland ist die Freiheit. Verband Ehemaliger Rostocker Studenten (VERS), Dannenberg 2010.
  • Friedrich-Franz Wiese: Zum Tode verurteilt! Überleben im GULag. ß-Verlag & Medien GbR, Rostock 2009, ISBN 978-3-940835-18-5.
  • Arseni Roginski, Frank Drauschke, Anna Kaminsky (Hrsg.): „Erschossen in Moskau ...“ Die deutschen Opfer des Stalinismus auf dem Moskauer Friedhof Donskoje 1950-1953. Metropol, 4. Aufl. Berlin 2020, ISBN 978-3-86331-541-2.
  • Kurzbiografie zu: Esch, Arno. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Fred Mrotzek: Der Fall Arno Esch. Zur Anatomie einer geheimdienstlichen Ermittlungsakte. In: Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 31 (2019), S. 379–390.
  • Waldemar Krönig, Klaus-Dieter Müller: Anpassung, Widerstand, Verfolgung. Hochschule und Studenten in der SBZ und DDR 1945–1961. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1994, ISBN 3-8046-8806-3.
  • Hermann Marx: Liberale Studenten im Widerstand. Liberaler Studentenbund Deutschlands, Bonn 1958.
  • Natalja Jeske: Arno Esch. Eine Biographie. Die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, Schwerin 2021, ISBN 978-3-933255-63-1.
  • Thomas Ammer: Universität zwischen Demokratie und Diktatur. Ein Beitrag zur Nachkriegsgeschichte der Universität Rostock. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1969.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Siehe dazu den Eintrag der Immatrikulation von Arno Esch. Rostocker Matrikelportal, abgerufen am 29. Oktober 2015.
  2. Gesine Haseloff: Profile 04/09 Unrechtsstaat DDR? 1951 wurde der ehemalige Rostocker Jura-Student Arno Esch aus politischen Gründen hingerichtet. (Memento vom 23. Februar 2015 im Internet Archive) Profile: Magazin der Universität Rostock 4/2009, S. 2, ISSN 1866-1440 (pdf; 5,08 MB).
  3. Unbekannte attackierten Uni-Gebäude in Rostock. In: Ostsee-Zeitung. 2012. @1@2Vorlage:Toter Link/www.ostsee-zeitung.deostsee-zeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im November 2020. Suche in Webarchiven.)
  4. Forschungs- und Dokumentationsstelle an der Uni Rostock vergibt erstmals „Arno Esch-Stipendium“. In: idw-online.de. Abgerufen am 16. November 2016.
  5. Arno Esch-Stipendium – Forschungs- und Dokumentationsstelle – Universität Rostock. In: www.dokumentationsstelle.uni-rostock.de. Archiviert vom Original am 16. November 2016; abgerufen am 16. November 2016.

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Gedenktafel für Arno Esch in Rostock