Ariadne

Dionysos und Ariadne; Rotfigurige Lekythos aus Apulien, ca. 375 v. Chr.

Ariadne (altgriechisch ἈριάδνηAriádnē, deutsch ‚die Heiligste‘, lateinisch Ariadna, italienisch Arianna) war in der griechischen Mythologie die Tochter des kretischen Königs Minos und seiner Gattin Pasiphaë, einer Tochter des Sonnengottes Helios. Sie half Theseus, den Minotauros zu besiegen. Später wurde sie zur Braut des Weingottes Dionysos.

Auf Kreta galt Ariadne auch als Fruchtbarkeitsgöttin. In dieser Eigenschaft wurde sie außerdem auf Naxos, Delos, Zypern und in Athen verehrt.

Mythos

Der Mythos von Ariadne ist seit der homerischen Zeit in unterschiedlichen Fassungen verbreitet.

Ariadne und Theseus auf Kreta

Ariadnes Geschwister waren Glaukos, Phaidra, Akakallis, Androgeos, Deukalion und Katreus.[1] Ihr Halbbruder mütterlicherseits war das blutdürstige Mischwesen Minotauros (ein stierköpfiger Mann), das einer Beziehung der Pasiphaë mit einem Stier entsprang[2] und auf Kreta in einem vom Erfinder und Architekten Dädalus erbauten Labyrinth gefangen gehalten wurde.[3]

Die athenische Version der Sage überliefert, dass Minos Athen unterworfen hatte, nachdem sein Sohn Androgeos dort ermordet worden war. Die Athener wurden dazu verpflichtet, alle neun Jahre sieben Jungfrauen und sieben Jünglinge als Menschenopfer für den Minotauros nach Kreta zu schicken. Als zum dritten Mal der abscheuliche Tribut fällig war, schleuste sich der athenische Königssohn Theseus in die Gruppe der Verdammten ein. Auf Kreta angekommen, verliebte sich Ariadne auf den ersten Blick in Theseus und erklärte sich gegen sein Eheversprechen bereit, ihm zu helfen, den Minotauros zu besiegen. Als Theseus das Labyrinth, in dem Minotauros hauste, betrat, übergab sie ihm auf Dädalus’ Anraten ein Wollfadenknäuel, dessen Ende er am Eingang des Labyrinths befestigte. Theseus tötete das Ungeheuer und fand dank des Ariadnefadens unversehrt aus dem Labyrinth heraus.[4]

Ariadne auf Naxos

Dionysos findet Ariadne am Strand von Naxos; Mosaik, heute im archäologischen Museum von Thessaloniki

Darauf flüchtete Theseus in Begleitung Ariadnes in Richtung Athen. Die Geschichte wird in den verschiedenen Fassungen vage, mitunter sogar widersprüchlich fortgesetzt. Die älteste Erwähnung in der Odyssee[5] lässt sie – so jedenfalls einige Interpretatoren – der Eifersucht der Göttin Artemis zum Opfer fallen. Nach späteren Fassungen war Ariadne bereits von einer höheren Macht dem Weingott Dionysos zugedacht und eine Hochzeit zwischen ihr und Theseus durfte deshalb gar nicht stattfinden. Andere Erzähler stellten Theseus’ Eheversprechen als unaufrichtig dar. Jedenfalls wird Ariadne bei einem Zwischenhalt auf der Insel Naxos zurückgelassen. Hesiod und die meisten anderen Erzähler berichten, dass sie am Strand der Insel von Dionysos völlig verlassen und schlafend aufgefunden wurde. Der Weingott verliebte sich in sie und erkor sie zu seiner Braut.[6] Ihr Diadem schleuderte er hoch in den Himmel, wo es zum Sternbild der Nördlichen Krone wurde.[7] Dionysos und Ariadne bekamen mehrere Söhne, unter anderem Oenopion, der den Weinausbau verkörpert (→ Önologie), und Thoas.

Ariadne blieb trotz ihrer Verbindung mit Dionysos weiterhin auch in Theseus verliebt und beweinte seinen Tod bitterlich. Dennoch holte Dionysos Ariadne nach ihrem Tod aus dem Tartarus zu sich auf den Olymp.

Künstlerische Darstellungen

Ariadne wurde in der Literatur, in der Bildenden Kunst und in der Musik vielmals zum Thema genommen. Ein beliebtes Motiv ist der Triumph des Bacchus.

Bildende Kunst

Malerei

Bildhauerei

Ariadne auf dem Panther im Liebieghaus in Frankfurt am Main

Musik

Der Ariadne-Stoff wurde erstmals 1608 von Claudio Monteverdi als Oper L’Arianna vertont, von der sich allerdings lediglich das Lamento d’Arianna erhalten hat. Weiter sind folgende Werke überliefert:

Opern

Ballett

Literatur/Theater

Instrumentalmusik

Ariadne als Namensgeberin

Unter anderem wurde der Asteroid (43) Ariadne und eine Serie von Weltraumraketen der ESA nach Ariadne benannt. Unter dem Namen Ariadne wurde zudem eine politische Frauenkrimireihe herausgegeben.

Siehe auch

Literatur

Hochschulschriften

  • Claudia Marie Wolf: Die schlafende Ariadne im Vatikan: ein hellenistischer Statuentypus und seine Rezeption (= Schriftenreihe Antiquitates, Band 22). Kovač, Hamburg 2002, ISBN 3-8300-0632-2 (Dissertation Universität München 1999, XXXIII, 371, 106 Seiten mit Illustrationen, 21 cm).
  • Nikolaos-Ioannis Koskinas: „Fremd bin ich eingezogen, fremd ziehe ich wieder aus“, von Kassandra, über Medea, zu Ariadne: Manifestationen der Psyche im spätesten Werk Christa Wolfs (= Epistemata / Reihe Literaturwissenschaft, Band 629). Königshausen & Neumann, Würzburg 2008, ISBN 978-3-8260-3756-6 (Dissertation HU Berlin 2008, 246 Seiten, 24 cm).
  • Silke Köhn: Ariadne auf Naxos. Rezeption und Motivgeschichte von der Antike bis 1600 (= Kunstwissenschaften, Band 3). Utz, München 1999, ISBN 3-89675-660-5 (Dissertation, FU Berlin 1996, 281, [83] Seiten mit Illustrationen und graphischen Darstellungen, 21 cm).
  • Jörg Maurer: Untersuchungen zur poetischen Technik und den Vorbildern der Ariadne-Epistel Ovids. Lang, Frankfurt am Main/Bern/New York, NY/Paris 1990, ISBN 3-631-42596-1 (Dissertation Universität Heidelberg 1989, 187 Seiten, 21 cm).

Weblinks

Commons: Ariadne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bibliotheke des Apollodor 3,1,2,4
  2. Bibliotheke des Apollodor 3,1,4,2
  3. Robert von Ranke-Graves: Griechische Mythologie. Quellen und Deutung. 7. Auflage. Bd. 1, Rowohlt, Reinbek 1974, ISBN 3-499-55113-6, Tafel 9, o. S. sowie S. 275.
  4. Diodor, Bibliothek 4,61; Plutarch, Theseus 19; Hyginus, Fabulae 42; Robert von Ranke-Graves: Griechische Mythologie. S. 305–308.
  5. Homer, Odyssee 11,321–325
  6. Hesiod, Theogonie 947–949
  7. Ovid, Metamorphosen 8,169–182
  8. aus: Philipp T. Sandhurst, James Stothert: The Masterpieces of European Art. Gebbie & Barrie, Philadelphia 1876, nach S. 28 (Digitalisat im Internet Archive).
  9. Autorangabe bei Meyer, Reinhart: Bibliographia Dramatica et Dramaticoum […]. 2. Abteilung. 26. Band. Tübingen 2007, S. 297.

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Titian Bacchus and Ariadne.jpg
Theseus, whose ship is shown in the distance, has just left Ariadne on Naxos, when Bacchus arrives, jumping from his chariot drawn by two cheetahs, falling immediately in love with Ariadne. Bacchus raised her to heaven. The constellation Corona Borealis, Bacchus's crowning gift to her, is shown in the sky above her head.
Liebieghaus-2014-Ariadne-auf-dem-Panther-Ffm-410.jpg
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Johann Heinrich von Dannecker, Ariadne auf dem Panther, 1803-1814, im Liebieghaus in Frankfurt am Main.
Dionysusariadne.jpg
Dionysos and Ariadne in Archaeological Museum of Thessaloniki
Makart hans der triumph der ariadne.jpg
Entwurf für den Vorhang der Komischen Oper im Ringtheater in Wien.
Dionysos Ariadne Sydney 46.48 Painter Louvre G588.jpg
Autor/Urheber: Painter of Sydney 46.48 (York Group), Lizenz: CC BY 3.0
From left to right: Eros (barely seen here), Ariadne and Dionysos holding a kantharos. Apulian red-figured squat lekythos, ca. 380–370 BC. From Tarentium?