Arealtypologie

Arealtypologische Karte auf der Basis des Clusterings der Ausspracheabstände deutscher Dialekte in Deutschland.[1]

Die Arealtypologie ist eine von mehreren Möglichkeiten des Sprachvergleichs. Sie untersucht Sprachen oder Dialekte eines begrenzten geographischen Raumes, wie sie sich gegeneinander verhalten.

Im Untersuchungen im Bereich der Allgemeinen Sprachwissenschaft liegt der Fokus darauf, wie sich Sprachen aufgrund langwährenden Kontakts gegenseitig in ihren typologischen (grammatischen) Eigenschaften beeinflussen. Kann eine solche Beeinflussung nachgewiesen werden, nennt man solche Gruppen von Sprachen Sprachbund. Bekannt sind zum Beispiel der Balkansprachbund oder die Sprachbünde auf dem Indischen Subkontinent[2], dem südostasiatischen Festland[3] oder in Mesoamerika.[4]

Die Arealtypologie kann aber auch auf die lokalen Varietäten nur eines Sprachraums angewendet und damit für die Dialektologie fruchtbar gemacht werden. Mittels der Anwendung eines differenzierten Arsenals quantitativer Methoden überwindet sie die traditionelle, letztlich auf willkürlich ausgewählten Charakteristiken beruhende Herangehensweise und kann Abstand und Nähe etwa der verschiedenen hoch-, mittel- und niederdeutschen Dialekte deutlich machen.[5]

Siehe auch

Literatur

  • Harald Haarmann: Aspekte der Arealtypologie. Die Problematik der europäischen Sprachbünde. Narr, Tübingen 1976, ISBN 3-87808-072-7.
  • Alfred Lameli: Strukturen im Sprachraum. Analysen zur arealtypologischen Komplexität der Dialekte in Deutschland (= Linguistik – Impulse & Tendenzen. 54). Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013, ISBN 978-3-11-033123-3.
  • Theodor Lewandowski: Linguistisches Wörterbuch. 4., neu bearb. Aufl. Quelle & Meyer, Heidelberg 1984, ISBN 3-494-02020-5.

Weblinks

Wiktionary: Arealtypologie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Hermann Niebaum, Jürgen Macha: Einführung in die Dialektologie des Deutschen. 2. Aufl. 2006 [1. Aufl. 1999, 3. Aufl. 2014], S. 96–98.
  2. Murray Emeneau: India as a Linguistic Area. In: Language 32, 1956, S. 3–16.
  3. N. J. Enfield: Areal linguistics and mainland Southeast Asia. In: Annual Review of Anthropology 34, 2005, S. 181–206 (PDF; 314 kB).
  4. L. Campbell, T. Kaufman, T. C. Smith-Stark: Meso-America as a Linguistic Area (Memento vom 6. August 2004 im Internet Archive; PDF-Datei; 4,33 MB) In: Language 62, 1986, S. 530–570
  5. Vgl. Alfred Lameli: Strukturen im Sprachraum. Analysen zur arealtypologischen Komplexität der Dialekte in Deutschland (= Linguistik – Impulse & Tendenzen. Band 54). Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2013.

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Dialektkarte nach Nerbonne und Siedle.png
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Dialect map of Germany after 1945 organised into five clusters, based on the relative pronounciation distance between individual dialects.

The clusters are:

  • Niederdeutsch [in a strict sense without Niederfränkisch and without Westmünsterländisch]
  • Niederrheinisch-Westmünsterländisch
  • Ripuarisch
  • Ostmitteldeutsch
  • Oberdeutsch [in a broad sense including Moselfränkisch and Rheinfränkisch]

Based on:

  • Einführung in die Dialektologie des Deutschen by Hermann Niebaum & Jürgen Macha, 2nd ed., 2006, page 96–98 (link), which refers to "Nerbonne/Siedle i.Dr.", and is based on Dialektklassifikation auf der Grundlage aggregierter Ausspracheunterschiede (in: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik, Bd. 72, 2005) by John Nerbonne & Christine Siedle
  • the map File:Germany location map April 1992 - July 1992.svg.