Aquanaut (Forscher)

Aquanaut Berry Cannon in „Sealab II“

Der Begriff Aquanaut (von lat. aqua, Wasser, sowie griechisch naútēs, Seemann) bezeichnet eine Person, die sich aus Forschungszwecken für längere Zeiträume unter Wasser aufhält.[1] Aquanautik als Forschungsbereich der Meereskunde befasst sich dementsprechend mit der Möglichkeit des Aufenthaltes von Menschen unter Wasser und der Erforschung und Nutzung von Meeresbodenschätzen.[2]

J. Miller und I. Koblick bezeichnen Personen, die sich mindestens 24 Stunden unter Wasser aufhalten als „Aquanauten“. Demnach wird diese Bezeichnung für Besatzungsmitglieder von Unterwasserstationen benutzt.[3]

Der Begriff ist eine Analogie zum Astronauten und steht eng in Verbindung zur englischen Bezeichnung „Inner Space“ für die marine Welt als Analogie zum „Outer Space“ für das All.[4]

Der erste Aquanaut war Robert Sténuit im Projekt „Man-In-The-Sea I“ von Edwin A. Link. Am 6. September 1962 verbrachte er 24 Stunden und 15 Minuten auf 61 m Tiefe in einem Stahlzylinder und absolvierte dabei mehrere Ausstiege.[3]

Das rein weibliche Team von Tektite II, 1970

Die erste Aquanautin war die Frau von Jacques-Yves Cousteau, Simone Melchior Cousteau, die im Juni 1963 für vier Tage im Habitat Conshelf II wohnte. Das erste rein weibliche Aquanauten-Team kam 1970 im Habitat Tektite II zum Einsatz.[3]

Den längsten Aufenthalt eines Aquanauten unter Wasser absolvierten Bruce Cantrell und Jessica Fain vom Roane State Community College zwischen dem 3. Oktober und 15. Dezember 2014. Für das Projekt Classroom under the Sea verbrachten sie 73 Tage im Unterwasserhotel Jules Undersea Lodge in der Emerald Lagoon der Florida Keys in den USA.[5] Sie brachen damit den Rekord von Richard Presley, der in einem Projekt namens Atlantis zwischen dem 6. Mai und 14. Juli 1992 insgesamt 69 Tage in der gleichen Anlage wohnte.[6][7]

Der erste dokumentierte Fall eines unfreiwilligen Aquanauten war Harrison Odjegba Okene, der sich am 26. Mai 2013 im sinkenden Schiff Jascon 4 aufhielt und darin drei Tage in einer Luftblase auf einer Tiefe von 30 m überlebte, bevor er von Bergungstauchern gerettet wurde.[8]

Jacques-Yves Cousteau benutzte in dem preisgekrönten Film Welt ohne Sonne über das Habitat Conshelf II den Begriff Oceanaut.[9] Der kanadische Dokumentarfilm Der Flug des Aquanauten verdeutlicht die Tätigkeit auf populäre Weise.

Die Unterwasserstation „Jules Undersea Lodge“ (ehemals Unterwasserlabor „La Chalupa“) bietet ausgebildeten Tauchern die Sonderbrevetierung „Underwater Habitat / Aquanaut dive specialty certification“ an, die einen Aufenthalt im selbigen Habitat für 24 Stunden beinhaltet.[4]

Einzelnachweise

  1. Stichwort Aquanaut. Duden Online, abgerufen am 15. Mai 2020.
  2. Duden Wörterbuch: Bedeutungsübersicht Aquanautik. Abgerufen am 15. Mai 2020.
  3. a b c James W. Miller, Ian G. Koblick: Living and Working in the Sea. Van Nostrand Reinhold Company, New York 1984, ISBN 0-442-26084-9.
  4. a b Jules' Distinctive Speciality Certifications. Abgerufen am 15. Mai 2020 (englisch).
  5. West Palm Beach TV: Classroom Under the Sea: 2 teachers resurface after 73 days underwater in Florida. (Nicht mehr online verfügbar.) 15. Dezember 2014, ehemals im Original; abgerufen am 23. Oktober 2016 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/nepieee.geiiexbd.nepikwu.levy8.lekwv.geealsiv.lerix.ru4.gsr.awhoer.net (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  6. The Free Lance-Star: Hydroponic expert sets record for staying under water - 69 days. (Nicht mehr online verfügbar.) 15. Juli 1992, ehemals im Original; abgerufen am 10. Oktober 2016 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/sss.geiivmea.aekiowwotm.nepikwu.levy8.lekwv.geealsiv.lerix.ru4.gsr.awhoer.net (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  7. Guinness World Records: Longest time spent living underwater. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 10. Oktober 2016 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/nepieee.geiiocqvvmaaewztlzmkwzla.nepikwu.levy8.lekwv.geealsiv.lerix.ru4.gsr.awhoer.net (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  8. Amanda Williams: Daily Mail: He's alive! He's alive! 3. Dezember 2013, abgerufen am 15. Mai 2020 (englisch).
  9. "World Without Sun" auf YouTube. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 7. September 2016 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/sss.nepieee.jetigwcbcjm.nepikwu.levy8.lekwv.geealsiv.lerix.ru4.gsr.awhoer.net (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

Weblinks

Homepage von Classroom under the Sea und die korrespondierende Video-Serie auf YouTube

Auf dieser Seite verwendete Medien

Berry Cannon inside Sealab II.jpg
American aquanaut and engineer Berry L. Cannon inside the SEALAB II underwater habitat at 205 feet depth off La Jolla, California, working on the headset of the helium pitch voice unscrambler. Cannon has electrodes on his head for medical monitoring. Dents in the chow mein noodle can under the bench are due to high pressure in the Sealab habitat. Cannon would later die of carbon dioxide poisoning during the SEALAB III project. From http://archives.starbulletin.com/2002/03/31/news/story5.html. Credited to Associated Press, but caption reads "Diver Berry Cannon is shown inside SeaLab in this U.S. Navy handout photo taken on Sept. 5, 1965." The photo was also published in the books Groups Under Stress, Living and Working in the Sea, and Challenge of the Seven Seas.
Sylvia Earle-nur09007.jpg
TEKTITE II all female team in crews quarters, including Sylvia Earle (b&w suit).