Anna-Katharina Hornidge

Photo: Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge is Director of the German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) in Bonn

Anna-Katharina Hornidge (* 17. März 1978 in Königswinter, geb. Wicke) ist eine deutsche Wissens- und Entwicklungssoziologin. Seit März 2020 ist sie die Direktorin des German Institute of Development and Sustainability (IDOS), ehemals Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), in Bonn und lehrt an der Universität Bonn als Professorin für Globale Nachhaltige Entwicklung.[1] Im Herbst 2020 wurde sie in den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) berufen.[2]

Biografie

Hornidge wurde als eine von vier Schwestern in Königswinter geboren und wuchs in Weilburg an der Lahn auf. Sie studierte an der Universität Bonn Regionalwissenschaften Südostasien und an der National University of Singapore Soziologie. Ihre Promotion schrieb sie in Soziologie unter der Betreuung von Hubert Knoblauch (TU Berlin) und Tong Chee Kiong (Nationaluniversität Singapur) zur Konstruktion von Wissensgesellschaften. 2007 promovierte sie an der Technischen Universität Berlin mit der Arbeit Knowledge Society. Vision and Social Construction of Reality in Germany and Singapore.

Von 2006 bis 2014 war Hornidge Senior Researcher am Zentrum für Entwicklungsforschung der Universität Bonn. Hier habilitierte sie 2014 in der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn mit derer Arbeit Discourses of Knowledge: Normative, Factual, Hegemonic und erhielt die Lehrberechtigung im Bereich der Entwicklungsforschung. Von 2014 bis 2015 war Hornidge als Professorin und Direktorin in der Abteilung Sozialer und kultureller Wandel des Zentrums für Entwicklungsforschung an der Universität Bonn tätig. 2015 wechselte sie auf eine Professur auf Lebenszeit an der Universität Bremen und dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT), heute Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung. Am ZMT leitete Hornidge bis 2020 die Sozialwissenschaftliche Abteilung sowie die Arbeitsgruppe Entwicklungs- und Wissenssoziologie. An der Universität Bremen war ihre Lehre am Institut für Soziologie angesiedelt. Hier verantwortete sie die Spezielle Soziologie Entwicklungssoziologie. Zusätzlich bot sie Lehrveranstaltungen im Bereich der Wissenssoziologie an. 2020 kehrte sie als Direktorin des Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) (Heute: German Institute of Development and Sustainability (IDOS)) und auf eine Professur an der Universität Bonn an den Rhein zurück. Hier leitet sie die außeruniversitäre Forschungseinrichtung und lehrt an der Universität. Ihre Lehre ist am Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie der Universität Bonn angesiedelt.

Hornidge ist verheiratet und Mutter von drei Kindern.

Forschung und Lehre

Hornidge befasst sich in ihrer Forschung mit den Dynamiken menschlicher Wirklichkeits- und Zukunftsvorstellungen, Wissensregimen und ihrer Mobilisierung in durch Wandel (Umwelt-, Klimawandel oder sozio-politische Transformationsprozesse) geprägten Situationen. Somit untersucht sie Prozesse der Produktion und Verbreitung unterschiedlicher Wissenstypen, die sie bedingenden gesellschaftlichen Strukturen, und inwiefern sie Handlungen – auf lokaler, aber auch auf wissenschafts-, entwicklungs- und umweltpolitischer Ebene – leiten. In vielen ihrer Arbeiten ist ein starker Umweltbezug gegeben. So hat sie viele Jahre landwirtschaftliche Wissens- und Innovationssysteme in Zentral- und Südostasien im Zusammenspiel mit Prozessen von Umweltwandel und sozio-politischer Transformation beforscht. In den Jahren an der Universität Bremen und dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung in Bremen wandte sie sich marinen, auf das Meer bezogenen, Systemen der wissenschaftlichen und alltäglichen Wissensproduktion, sowie Fragen zur Meeresgovernance und Küstentransformationsprozessen. Als Teil des DFG-finanzierten Forschungsprojektes Epistemic Mobilities and the Governance of Environmental Risks in Island Southeast Asia untersuchte sie beispielsweise, in Kooperation mit Bremer und südostasiatischen Kollegen, Übersetzungsprozesse im Umgang mit Meeresspiegelanstieg und somit global kommunizierter Lösungsstrategien und ihre Anpassung und Weiterentwicklung in den lokalen Kontexten Manilas, Singapurs und Jakartas. Dabei wurden konkrete Beiträge zur Erforschung unterschiedlicher sozialer Lernmuster im Umgang mit küstenbezogenen Veränderungsprozessen geleistet. Auch stand Hornidge einem EU-finanzierten Vernetzungsprojekt mit dem Titel Ocean Governance for Sustainability – Opportunities, Challenges and the Role of Science vor, über das ein Europa-weites Netzwerk an der Schnittstelle zwischen mariner sozialwissenschaftlicher Forschung mit Governance-Fokus und politischen Entscheidungsträgern aufgebaut wurde.

In ihrer Forschung am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik und der Universität Bonn konzentriert sich Hornidge weiterhin auf die Rolle verschiedener Arten von Wissen in und für Veränderungsprozessen sowie Fragen der Governance natürlicher Ressourcen in landwirtschaftlichen und marinen Kontexten. Konzeptionell stützt sie sich dabei auf sozialkonstruktivistische, naturwissenschaftlich-technische Studien und Ansätze und befasst sich mit dem Paradigma des Mobility Turn. In ihren Arbeiten zielt sie darauf ab, zu einem stärker lokal verankerten, global diversifizierten empirischen Verständnis kommunikativer Prozesse bei der Vorstellung von Zukunft und der Gestaltung von Realitäten beizutragen. Diese Erkenntnisse können zur Stärkung der Forschung und ihrer konzeptionellen und methodischen Instrumente ebenso genutzt werden wie sie in die empirisch fundierte Politikberatung von politischen Entscheidungsträgern auf nationaler, EU- und UN-Ebene einfließen.

Regional liegt ihr Schwerpunkt auf Südost- und Zentralasien und über Kollaborationen in Ost- und Westafrika. Darüber hinaus ist sie in mehreren Beiräten auf nationaler, europäischer und UN-Ebene aktiv – etwa als Ko-Vorsitzende (gemeinsam mit Gesine Schwan) des Sustainable Development Solutions Network Germany (SDSN Germany). Im Herbst 2020 wurde sie in den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) berufen.[2]

Hornidge leitet mit dem IDOS eine Forschungsinstitute im Bereich der deutschen Entwicklungspolitik. Durch Forschung, Politikberatung und Ausbildung trägt das Institut dazu bei, Lösungen für globale Herausforderungen zu finden.

Publikationen und Schriften (Auswahl)

Monographs, Edited Volumes, Special Issues:

  • Schlüter, Achim, Kristof van Assche, Anna-Katharina Hornidge, Natasa Vaidianu (eds.), 2020. Land-sea interactions and coastal development: An evolutionary governance perspective. Special Issue in Marine Policy, Vol. 112. Doi:10.1016/j.marpol.2019.103801
  • Keller, Reiner, Anna-Katharina Hornidge, Wolf Schünemann (eds.), 2018. The Sociology of Knowledge Approach to Discourse. Investigating the Politics of Knowledge and Meaning-making, Oxon & New York: Routledge.
  • Mielke, Katja, Anna-Katharina Hornidge (eds.), 2017. Area Studies at the Crossroads: Knowledge Production after the Mobility Turn. Palgrave MacMillan, London, ISBN 978-1-349-95011-9.
  • Hornidge, Anna-Katharina, Anastasiya Shtaltovna, Conrad Schetter (eds.), 2016. Agricultural Knowledge and Knowledge Systems in Post-Soviet Societies. Peter Lang, Bern.
  • Hornidge, Anna-Katharina, Christoph Antweiler (eds.), 2012. Environmental Uncertainty and Local Knowledge. Southeast Asia as a Laboratory of Global Ecological Change. Transcript Verlag, Bielefeld.
  • Hornidge, Anna-Katharina, 2007. Knowledge Society. Vision & Social Construction of Reality in Germany & Singapore. Lit-Verlag, Münster.

Journal Articles:

  • Hornidge, Anna-Katharina, Johannes Herbeck, Rapti Siriwardane, Michael Flitner, 2020. Epistemic Mobilities: Following Sea-level Change Adaptation Practices in Southeast Asian Cities, American Behavioural Scientist, 64(10), Doi:10.1177/000276422094776
  • Partelow, Stefan, Anna-Katharina Hornidge, Paula Senff, Moritz Stäbler, Achim Schlüter, 2020. Tropical Marine Sciences: Knowledge Production in a Web of Path Dependencies, PLoS ONE 15(2). Doi:10.1371/journal.pone.0228613
  • Siriwardane, Rapti, Anna-Katharina Hornidge, 2016. Putting Lifeworlds at Sea: Studying Meaning-Making in Marine Research, Frontiers in Marine Science. 3:197. doi:10.3389/fmars.2016.00197
  • van Assche, Kristof, Anna-Katharina Hornidge, 2015. Rural Development. Knowledge and Expertise in Governance. Wageningen Academic Publishers, Wageningen 2015, ISBN 978-90-8686-812-4.
  • Hornidge, Anna-Katharina, 2014. Wissensdiskurse: Normativ, Faktisch, Hegemonial. Soziale Welt 65, 2014, S. 7–24.
  • Hornidge, Anna-Katharina, Lisa Oberkircher, Anisiya Kudryavtseva, 2013. Boundary Management and the Discursive Sphere – Negotiating ‚Realities’ in Khorezm, Uzbekistan. Geoforum 45, 2013, S. 266–274.
  • Hornidge, Anna-Katharina, 2011.Creative Industries‘ – Economic Program and Boundary Concept. Journal of Southeast Asian Studies, 2011, S. 253–279.
  • Hornidge, Anna-Katharina, Fabian Scholtes, 2011. Climate Change and Everyday Life in Toineke Village, West Timor – Uncertainties, Knowledge and Adaptation. Sociologus – Zeitschrift für empirische Ethnosoziologie und Ethnopsychologie, 2011, S. 151–175.
  • Hornidge, Anna-Katharina, Mehmood Ul-Hassan, Peter P. Mollinga, 2011. Trans-disciplinary Innovation Research in Uzbekistan – 1 year of ‚Following The Innovation‘. Development in Practice, 2011, S. 825–838.
  • Hornidge, Anna-Katharina, 2010. An Uncertain Future – Singapore’s Search for a New Focal Point of Collective Identity and its Drive towards ‚Knowledge Society‘. Asian Journal of Social Sciences, 2010, S. 785–818

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Deutsches Institut für Entwicklungspolitik: Anna-Katharina Hornidge übernimmt Leitung des DIE. Abgerufen am 12. Februar 2020.
  2. a b Mitglieder des WBGU neu berufen. In: WBGU. 14. Oktober 2020, abgerufen am 26. Oktober 2020.

Auf dieser Seite verwendete Medien

IDOS Hornidge 49245.jpg
Autor/Urheber: Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Photo: Prof. Dr. Anna-Katharina Hornidge is Director of the German Institute of Development and Sustainability (IDOS)