Andamaner

Groß-Andamanesische Jäger; eines der ersten und ältesten Bilder der Andamaner.

Die Andamaner sind die in mehrere Ethnien geteilte Urbevölkerung der Andamanen, die sprachlich, kulturell und auch physisch miteinander verwandt sind. Es wird allgemein angenommen, dass die Indigene Bevölkerung Indiens nahe mit den Andamanern verwandt war, bevor sie sich mit anderen Völkern (speziell den Draviden und den Indo-Ariern) vermischten.

Herkunft

Die Andamaner gelten als die ursprünglichen Bewohner der Andaman-Inseln.[1] Sie stammen von der selben Bevölkerungsgruppe ab, welche sich am Festland Asiens zu den Vorfahren heutiger Südasiaten (Inder) entwickelte, aber ohne äußere Einflüsse andere Völker, etwa der Migration Draviden oder Indogermanisch-sprachiger Völker.

Model der genetischen Herkunft heutiger Andamaner (Onge) und anderer Eurasischen Bevölkerungen.

Laut genetischen Forschungen waren die Andamaner, oder eine nahe verwandte Gruppe auch in Indien heimisch, bevor sie langsam von anderen Völkern verdrängt wurden. Laut einigen genetischen Studien können heutige Inder, vor allem die Adivasi, etwa ~0 % — ~8

0 % ihrer DNA auf die Andamaner oder einen Verwandten Gruppe zurückführ Die Andamaner selbst sind näher mit heutigen Ostasiaten verwandt, während die Urbevölkerung Indiens sich bereits von der 'Ost-Eurasischen Linie' abgespalten hatte. Die Mehrheit des Indischen Genoms (im Durchschnitt ~75% oder 3/4) stammt von der 'West-Eurasischen Linie' ab, welche auch als Vorfahren heutiger Europäern und, unter anderem den Arabischen Völkern gilt.en.[2][3][4]

Kultur

Die Kultur der Andamaner baut auf Jäger-und-Sammler-Prinzipien auf und ähnelt den Kulturen anderer Negritos sowie einigen indigenen Stämmen in Indien.

Religion

Die Andamaner folgen einer animistischen Religion, welche großen Wert auf Ahnenverehrung legt.[5]

Gruppen

Die vier noch existierenden Ethnien sind die Groß-Andamaner, die Jarawa, die Onge sowie die völlig isoliert auf North Sentinel Island lebenden Sentinelesen. Indien verpflichtete sich, diese Menschen zu schützen, und Fremden ist laut einem Gesetz die Kontaktaufnahme verboten.[6] Alle Gruppen leben äußerst zurückgezogen. Gezählt wurden laut der Gesellschaft für bedrohte Völker im Jahr 2006:

  • 51 Groß-Andamaner,
  • 322 Jarawa,
  • 99 Onge und
  • 100 Sentinelesen.

1974 schrieb der Autor Heinrich Harrer nach einem Besuch der Inseln unter anderem[7]

  • die Sentinelesen haben, auf ihrem Eiland isoliert, ihre Ursprünglichkeit bewahren können....Niemand kennt ihre Lebensgewohnheiten oder gar ihre Sprache.
  • Die Jarawa führen...ein halbnomadisches Leben in den Wäldern der Westküste von Mittel- und Süd-Andaman.
  • Die Onge ... arbeiten...in Kokos-Plantagen.....den Männern schwatzten die Inder Penis-Stoffhüllen (und damit ein Hygiene-Problem) und als weitere Fortschritts-Utensilien Plastikeimer und Regenschirme auf.
  • Die Groß-Andamaner..., 4000 vor einem Jahrhundert, sind nur mehr ein Grüppchen von 23 lethargischen Menschen, unfähig geworden, Kinder zu zeugen, und von den Indern notdürftig in einem Reservat versorgt.

Literatur

  • Heinrich Harrer: Die letzten Fünfhundert. Expedition zu den Zwergvölkern auf den Andamanen. Ullstein, Berlin, 1977

Weblinks

Commons: Andamaner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Analabha Basu, Neeta Sarkar-Roy, Partha P. Majumder: Genomic reconstruction of the history of extant populations of India reveals five distinct ancestral components and a complex structure. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. Band 113, Nr. 6, 9. Februar 2016, ISSN 0027-8424, S. 1594–1599, doi:10.1073/pnas.1513197113, PMID 26811443.
  2. Vasant Shinde, Vagheesh M. Narasimhan, Nadin Rohland, Swapan Mallick, Matthew Mah: An Ancient Harappan Genome Lacks Ancestry from Steppe Pastoralists or Iranian Farmers. In: Cell. Band 179, Nr. 3, 17. Oktober 2019, ISSN 0092-8674, S. 729–735.e10, doi:10.1016/j.cell.2019.08.048, PMID 31495572.
  3. Vagheesh M. Narasimhan, Nick Patterson, Priya Moorjani, Nadin Rohland, Rebecca Bernardos: The formation of human populations in South and Central Asia. In: Science. Band 365, Nr. 6457, 6. September 2019, ISSN 0036-8075, doi:10.1126/science.aat7487, PMID 31488661, PMC 6822619 (freier Volltext).
  4. Burak Yelmen, Mayukh Mondal, Davide Marnetto, Ajai K Pathak, Francesco Montinaro: Ancestry-Specific Analyses Reveal Differential Demographic Histories and Opposite Selective Pressures in Modern South Asian Populations. In: Molecular Biology and Evolution. Band 36, Nr. 8, 5. April 2019, ISSN 0737-4038, S. 1628–1642, doi:10.1093/molbev/msz037, PMID 30952160, PMC 6657728 (freier Volltext).
  5. A. R. Brown: The Religion of the Andaman Islanders. In: Folklore. Band 20, Nr. 3, 1909, ISSN 0015-587X, S. 257–271, JSTOR:1254079.
  6. Archivlink (Memento vom 19. April 2015 im Internet Archive)
  7. VÖLKERKUNDE: Menschen im Zoo. In: Der Spiegel. Nr. 32, 1977 (online1. August 1977).

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Great Andamanese - two men - 1875.jpg
"One of the earliest existing photographs of Great Andamanese known: two men of an unidentified northern tribe. The man on the left is wearing a traditional cincture decorated with shells . The other on the right is wearing a piece of imported cloth along with more traditional strings - and this only 7 years after the British had set up shop in the Andamans at a time when only very few northern Great Andamanese had had any direct contact with the outsiders yet." Citation from Clothes, Clay and Beautycare (of Great Andamanese people), by George Weber
Population genome tree (SAsia or AASI).png
Autor/Urheber: Yelmen et al. 2019, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Population genome tree, highlighting the distinction of SAsia (indigenous South Asians) from other East-Eurasian groups (East Asians, Andamanese/Ongens). Mask_S, represented by isolated forest tribals 'Irula', 'Soliga', and 'Paniya', which retained mostly indigenous ancestry and did not underwent influence from migrations from West-Eurasia or East-Eurasia.