Amtsgericht Riesa

Amtsgericht Riesa (im September 2012)
Neubau des Amtsgerichts

Das Amtsgericht Riesa ist ein Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit in dem heutigen Riesaer Stadtteil Gröba und eines von insgesamt 25 Amtsgerichten im Freistaat Sachsen.

Gerichtssitz und -bezirk

Der Gerichtsbezirk des Amtsgerichts Riesa umfasst den ehemaligen Landkreis Riesa-Großenhain (§ 1 Abs. 4, Anlage Nr. 21 Sächsisches Justizgesetz). Das Gericht hat seinen Sitz auf der Lauchhammerstraße 10. Dem Amtsgericht Riesa ist das Landgericht Dresden unmittelbar übergeordnet, zuständiges Oberlandesgericht ist das Oberlandesgericht Dresden.

Dem Gericht unterstehen auch die sich im Gebiet des ehemaligen Landkreis Riesa-Großenhain befindlichen Schiedsstellen mit ihren Friedensrichtern.

Geschichte

1850 ging das Privileg der Patrimonialgerichtsbarkeit des Rittergutes Riesa an den sächsischen Staat über, der hierfür das Königliches Gericht Riesa schuf. 1856 wurden die Eingangsgerichte in Sachsen vereinheitlicht und es entstanden Gerichtsämter. Das Königliche Gericht Riesa wurde aufgehoben und das Gerichtsamt Riesa geschaffen. Im Rahmen der Reichsjustizgesetze wurden 1879 im Königreich Sachsen die Gerichtsämter aufgehoben und Amtsgerichte, darunter das Amtsgericht Riesa, geschaffen. Der Gerichtssprengel umfasste Riesa mit Göhlis, Bobersen mit oberen und unteren Elbhäusern, Böhlen, Forberge, Glaubitz, Gostewitz, Gröba, Grödel mit Vogelberg, Heyda, Jahnishausen, Kobeln, Langenberg, Lessa, Leutewitz bei Riesa, Mehltheuer, Mergendorf, Merzdorf, Moritz, Nickritz, Nünchritz, Oberreußen, Oelsitz, Pahrenz, Pausitz, Pochra mit Neupochra, Poppitz bei Riesa, Prausitz, Promnitz, Radewitz, Röderau, Sageritz, Weida, Zeithain und Zschaiten.[1] Das Amtsgericht Lommatzsch war eines von 14 Amtsgerichten im Bezirk des Landgerichtes Dresden. Der Amtsgerichtsbezirk umfasste danach 16.129 Einwohner. Das Gericht hatte damals eine Richterstelle und war ein kleines Amtsgericht im Landgerichtsbezirk. Es war gleichzeitig Elbzollgericht.[2]

1883 wurde das Amtsgericht Strehla aufgehoben und die Hälfte dessen Sprengels dem Amtsgericht Riesa zugeordnet. Gleichzeitig Gohrisch mit Forsthaus und Forstrevier, Heidehäuser bei Lichtensee, Kleintrebnitz, Lichtensee, Marksiedlitz, Rieska und Streumen vom Amtsgericht Großenhain an das Amtsgericht Riesa überwiesen.[3]

Mit der Verordnung zur Änderung von Gerichtsbezirken im Lande Sachsen vom 5. Mai 1951 wurden die Gerichtsbezirke in der DDR an die Landkreise angepasst. Der Sprengel des Amtsgerichts Riesa war damit der Kreis Großenhain.[4] Mit der Verwaltungsreform von 1952 wurde das Amtsgericht Riesa aufgehoben und Kreisgerichte eingerichtet. Gerichtssprengel war nun der Kreis Riesa. Nach der Wende wurde das Amtsgericht Riesa 1992 neu eingerichtet.

Gebäude

Da sich das erste Amtsgerichtsgebäude bald als zu klein erwies, ließ das Königreich Sachsen 1896–1897 an der Albertstraße (ab 1922 Klosterstraße) einen Neubau errichten, der heute das Riesaer Polizeirevier beherbergt. Später hatte das Amtsgericht jahrzehntelang seinen Sitz in einem Gebäude an der Robert-Koch-Straße, das 2000 abgerissen wurde. 1999 zog es in das ehemalige Verwaltungsgebäude des Stahl- und Walzwerks Riesa um.

Dieses Gebäude wurde 1909 für das Eisenwerk Riesa der AG Lauchhammer (später Linke-Hofmann-Lauchhammer AG) als symmetrisch gestalteter Repräsentationsbau mit seitlichen Giebeln und Dachreiter errichtet, der stilistisch zwischen Späthistorismus und Reformstil angesiedelt ist. Der Vorgarten wird von Resten der ehemaligen Einfriedung umschlossen und von zwei zwischen 1935 und 1945 geschaffene Plastiken am Hauptzugangsweg geschmückt, die unter Denkmalschutz stehen (Objektnummer 08965460). Von 1999 bis 2004 wurde das Gebäude saniert und steht heute ebenfalls unter Denkmalschutz (Objektnummer 08965459).

Das Gebäude wurde durch einen Neubau erweitert, für den das Architektenbüro rohdecan in Dresden verantwortlich zeichnete.[5] Das Gebäude erhielt aufgrund der in den Vordergrund gerückten „Funktionalität des Rechtssystems“ 1994 den Architekturpreis des Landesverbands Sachsen des Bundes Deutscher Architekten. 2008 wurden jedoch Mängel bekannt, die ein Beweissicherungsverfahren nach sich zogen.

Juristen, die am Amtsgericht Riesa tätig waren

Literatur

  • Herbert Küttner: Von Bloßwitz bis Zschaiten. In: Sächsische Zeitung vom 22. September 2001.
  • Nils Ballhausen: Scheinriese mit Elbblick. Erweiterungsbau Amtsgericht Riesa. In: Bauwelt, 95. Jahrgang 2004, Heft 35, S. 26–29.
  • Deutsche Bauzeitung, 138. Jahrgang 2004, S. 65–68.
Commons: Amtsgericht Riesa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt von 1879 S. 246, Digitalisat
  2. Carl Pfafferoth: Jahrbuch der deutschen Gerichtsverfassung, 1888, S. 422 online
  3. Sächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt von 1883 S. 45 ff., Digitalisat
  4. Verordnung zur Änderung von Gerichtsbezirken im Lande Sachsen vom 5. Mai 1951; GBl. DDR 1951, S. 404
  5. Amtsgericht Riesa auf www.rohdecan.de

Koordinaten: 51° 18′ 43,33″ N, 13° 17′ 25,86″ O

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Dresden Südvorstadt ehemals königliches Landgericht, Münchner Platz (Postkarte)