Amt Lindau

Das Amt Lindau auf einer Karte im Jahr 1759

Das Amt Lindau war ein historisches Verwaltungsgebiet der Bischöfe von Hildesheim und später der kurmainzischen Erzbischöfe in Lindau im Untereichsfeld.

Geschichte

Mushaus

Das Amt entstand aus dem mittelalterlichen Burgbezirk der Burg Lindau. Besitzer waren zunächst die Herren von Plesse, die Herzöge von Braunschweig und zu einem geringen Teil die Herren von Rume. Der Bischof Otto von Hildesheim erwarb 1322 einen Teil der Burg und errichtete die neue Burg Lindau, von der heute noch das Mushaus erhalten ist. Die Bischöfe von Hildesheim erwerben danach die weiteren Anteile der Burg. Von dieser Zeit an wird auch von dem Amt Lindau gesprochen. Zum Amt gehörten die Orte Lindau, Berka, Krebeck und Renshausen sowie heute nicht mehr existierende Orte.[1]

Die neuen Besitzer verpfändeten ihrerseits Burg und Amt an die Herren von Hardenberg, Rosdorf, Freden, Bortfeld, Leuthorst und Bodenhausen. 1434 wird eine Halbschied an die Kurfürsten von Mainz veräußert. Durch einen Vertrag zwischen den Bischöfen von Hildesheim und den Kurfürsten komm 1521 auch die andere Hälfte an Kurmainz. Diese setzten Heinrich und Kaspar von Hardenberg als Pfandinhaber ein. In den Jahren nach 1562 und 1606 kommt es zwischen den Bischöfen von Hildesheim und Mainz zu Streitigkeiten wegen der Besitzverhältnisse. Bis 1802 verbleibt das Amt im Besitz von Kurmainz, wobei nur noch die Orte Lindau und Bilshausen im Amt verblieben. Die Amtsverwaltung befand sich bis 1741 im sogenannten Mushaus, danach in einem neu errichteten barocken Amtshaus, welches 1974 abgerissen wurde.

Moderne Zeichnung des Amtshauses

Während der französisch-westphälischen Besetzung war Lindau als einziger Ort des Eichsfeldes dem Distrikt Osterode innerhalb des Departement des Harzes zugeordnet. Innerhalb des Distriktes stellte Lindau mit Wulften, Berka, Hattorf und Dorste den Kanton Lindau dar.

Nachdem Lindau zum Königreich Hannover kam, wurde das alte Amt Lindau nicht wiederhergestellt, stattdessen ein Amt Gieboldehausen-Lindau. 1832 entstand aus dem Teil des Amts Lindau und dem Amt Katlenburg das Amt Katlenburg-Lindau innerhalb der Landdrostei Hildesheim. Das 1852 geschaffene Amtsgericht Lindau wurde schließlich 1859 wieder aufgelöst.[2]

Amtleute auf Burg Lindau

Burg und Schloss Lindau hatte zeitweise mehrere Besitzer gleichzeitig, die aber selbst nicht in Lindau wohnten. Sie setzten ihrerseits für die Vogtei und das spätere Amt Burgherren ein. Eine genaue Zuordnung der einzelnen Burgherren zu den Lehnsherren ist nicht immer sicher möglich.

Amtleute der Herzöge von Braunschweig

Amtleute auf der Burg Lindau und dem Gericht Berka waren:

  • 1337 Gottschalk von Plesse und Heinrich von Hardenberg[3]

Burgherren der neuen Burg Lindau

Folgende Burgherren der neuen Burg sind in Lindau nachgewiesen:[4]

  • 1322 Ludolf von Wedeheim und Burkhard von Wittenstein
  • 1338 Conrad von Rosdorf, Jan von Hardenberg
  • nachher die von Tastungen, von Bortfeld
  • ein Burglehen derer von Revenfloh 1383 an Albrecht von Leuthorst
  • ein Burglehen hinterm Mußhause an die Herren von Uslar und von diesen 1453 an Heinrich von Bodenhausen
  • ab 1437 Otto V. von Plesse (mainzische Amtmann)
  • etwa 1530 Heinrich und Caspar von Hardenberg[5]
  • etwa 1577 Dietrich und Heinrich von Hardenberg

Der Mainzer Erzbischof setzte 1437 Otto V. von Plesse als Amtmann ein und erteilte ihm einen Auftrag das Amt mit einer Landwehr und Warttürmen zu schützen. Eine Landwehr reichte von der Rhume bei Bilshausen bis zum Höherberg und weiter westlich von der Wüstung Worterode bis Groß Thiershausen. Warttürme sind auf dem Höherberg und auf dem Langer Berg bei Worterode bekannt. Reste der Landwehr sind nördlich am Höherberg und zwischen dem Langer Berg und Thiershausen bekannt.[6]

Kurmainzer Amtsvögte in Lindau

Auf Grund der Grenzlage zu den braunschweigischen Gebieten gehörten zum kurmainzischen Amt Lindau nur die Orte Lindau und Bilshausen. Das kurmainzische Amt setzte sich mehrheitlich aus folgenden Personen zusammen: dem Amtsvogt, dem Amtsrichter, dem Amtsaktuar, dem Amtsschreiber und dem Amtspedell. Folgende Amtsvögte sind bekannt:

  • 1500 Johann von Minnigerode[7]
  • 1545–1549 Kaspar von Hardenberg[7]
  • 1549–1579 Nikolaus von Leuthorst[7]
  • 1589 Hans Voss[7]
  • 1613 Heinrich Hidessen[8]
  • 1617–1635 Johannes Grobecker[7]
  • 1656–1685 Jodocus Adrian Schott[7]
  • 1685–1722 Johann Andreas Schott[7]
  • 1748–1756 Georg Karl Klinckhardt[7]
  • 1791 Heinrich Schuchardt[7]

Königlich Hannoversche Amtmänner in Lindau

Amt Gieboldehausen-Lindau:

  • um 1818–1831 Christoph Kolligs (1781–17. Jan. 1854), Amtmann in Gieboldehausen und Lindau, dann 1832–1852 Ober-Amtmann in Gieboldehausen
  • vor 1826–1831 Eberhard Quensell, Amtmann in Lindau[9]

Amt Catlenburg-Lindau:

  • 1832–1839 Eberhard Quensell († 3. Jan. 1839), Amtmann des Amts Catlenburg-Lindau in Lindau
  • 1840–1850 Johann Karl Christian Hasenbalg, Amtmann
  • 1851 (kommissarisch) Jacob Eberhard Rudolph Leonhart, Amts-Assessor

Amt Lindau:

  • 1852–1856 Georg August Rudolph von Bothmer († 2. Feb. 1856), Amtmann
  • 1856–1859 Carl Franz August Meyer, Amtmann[10]

Literatur

  • Johann Wolf: Denkwürdigkeiten des Amtes und Marcktfleckens Lindau im Harz-Departement, District Osterode. J. C. Baier, Göttingen, 1813

Weblinks

Commons: Amt Lindau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • [1] Archive in Niedersachsen: Akten betreffend das Amt Lindau (1352–1792)

Einzelnachweise

  1. Johann Wolf: Denkwürdigkeiten des Amtes und Marcktfleckens Lindau im Harz-Departement, District Osterode. J. C. Baier, Göttingen, 1813
  2. Rudolf Brodhun: Lindau trägt wieder die Bezeichnung „Flecken“. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift Verlag Mecke Duderstadt 2012, Seite 81
  3. Helfrich Bernhard Wenck: Hessische Landesgeschichte. Mit einem Urkundenbuch. 2. Band bei Frankfurt und Leipzig bei Barrentrapp und Wenner 1789, Seite 790
  4. Johann Wolf: Eichsfeldisches Urkundenbuch nebst der Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel. Göttingen 1819 (Abhandlung von dem Eichsfeldischen Adel, als Beitrag zu dessen Geschichte. Seiten 37–45)
  5. Hermann Bringmann: Reformation und Gegenreformation im Untereichsfeld, dargestellt am Beispiel des Dorfes Bilshausen. in: Goldene Mark 27. Jahrgang 1976, Heft 3, Seiten 53–65
  6. NN: 900 Jahre Bodensee. 550 Jahre Wehr und Schützenwesen. Ergänzungen in der "600-jährigen Festschrift 1333 -1933". Bodensee 2007
  7. a b c d e f g h i Bernhard Opfermann: Gestalten des Eichsfeldes. St. Benno-Verlag Leipzig und Verlag F.W. Cordier Heiligenstadt 1968
  8. NLA HA Hann.. 27 Hildesheim Nr, 711/2
  9. Lt. Staatskalendern 1818–1821 schon Amtsassessor in Lindau.
  10. Nach Auflösung des Amts Lindau 1859 Amtmann in Otterndorf, 1860–1883 Amtmann in Hameln, in preußischer Zeit seit April 1868 mit geänderter Amtsbezeichnung: „Amtshauptmann“ (siehe Preußischer Staatsanzeiger 1868, Nr. 83), 1870 auch Kreis-Hauptmann in Hameln.

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Tractus Eichsfeldiae (Amt Lindau).jpg
Autor/Urheber: Homanns Erben (Die holländische Konkurrenz auf dem deutschen Landkartenmarkt hatte im 17. Jahrhundert in Deutschland kaum einen Kartenverlag aufkommen lassen. In Nürnberg etablierte sich aber als Nebenzweig der Kupferstecherkunst seit 1650 ein Kartenzeichnergewerbe. Dabei wurden vor allem ausländische Karten kopiert. Erst später, zu Beginn des 18. Jahrhunderts, schaffte ein Kartograph den Durchbruch: Johann Baptist Homann. 1702 eröffnete er in der freien Reichsstadt Nürnberg seinen Kartenverlag. Auch er lebte zuerst von dem Kopieren anderer Karten. Aber zunehmend brachte er auch eigene Originale auf den Markt. Bis 1724 hatte er bald 200 eigene Karten geschaffen. Homanns Großer Atlas aus dem Jahr 1716 umfasste immerhin schon 126 Tafeln. Die Homann-Karten sind heute noch ein Begriff. Nach seinem Tod 1724 übernahm sein Sohn Johann Christoph Homann den Verlag. Aber auch er starb schon 1730. Nun übernahm J. M. Franz und der Schwiegersohn des Johann Baptist Homann, Ebersperger als Homannsche Erben die Firma. Bekannte Kartographen, wie J. G.Gregorii, Johann Hübner, E. D. Hauber, J. G. Doppelmayr, G. M. Lowitz, J. M. Hase und T. Mayer pflegten das Erbe und schufen neue Karten.), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ausschnitt aus der historischen Karte "Tractus Eichsfeldiae": das Amt Lindau
Amtshaus Lindau (Eichsfeld).jpg
Autor/Urheber: Ichneumon, Lizenz: CC BY 3.0
Zeichnung des Amthauses in Lindau (Eichsfeld), welches 1974 abgerissen wurde. Vorlage für die Zeichnung war eine alte Postkarte.
Mushaus Lindau (Eichsfeld) 02.jpg
Autor/Urheber: Jan Stubenitzky (Dehio), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Blick von der Brückenstraße auf das Mushaus in Lindau, Gemeinde Katlenburg-Lindau, Landkreis Northeim, Niedersachsen. Bild aus drei Fotos mit unterschiedlichen Belichtungen zusammengefügt