Alte Post (Flensburg)

Die Alte Post mit der Hermes-Statue, die an die ehemalige Postnutzung erinnert (Foto 2011)

Die Alte Post (dänisch Den gamle Post) in Flensburg ist ein als Kulturdenkmal der Innenstadt eingetragenes, ehemaliges Postgebäude aus dem 19. Jahrhundert. Von dort strahlte im Mai 1945 der Reichssender Flensburg ein Programm mit Verlautbarungen der Regierung Dönitz aus. Nach Nutzung als Post und Umbau zur Passage eröffnete dort 2015 das Hotel Alte Post.

Geschichte

Anfänge

Errichtet und eröffnet wurde die Post in den Jahren 1880/1881[1][2] in der Rathausstraße 2, wo zuvor das Hotel du Nord stand. Nach Entwürfen der Bauabteilung unter August Kind im Reichspostamt[3] und unter der Oberbauleitung des Postbaurates und Reg.Baumeister Ernst Hake, Hamburg und der örtlichen Leitung des Architekten Hildebrandt entstand ein Bau im Stil der Neurenaissance, das zu Beginn als Kaiserliche Post diente.[1][4] Mit den Nachbarhäusern, dem ehemaligen Bahnhofshotel in der Rathausstraße 1, sowie dem Hotel Flensburger Hof, Norderhofenden 1, zusammen bildete die Post damit ein Ensemble gründerzeitlicher Architektur, das ein großstädtisches Flair ausstrahlte.[5][6] An der Ecke des Post-Gebäudes steht seit seinem Bau, oberhalb, auf der Höhe des ersten Stocks, eine Statue von Hermes mit den Attributen eines Postboten: eine umgehängte Posttasche, ein Posthorn und einige Postpäckchen, die auf Zustellung warten. 1900 wurde das Gebäude nachträglich etwas erweitert.[1]

Provisorisches Studio des Reichssenders Flensburg

Anfang Mai 1945, zum Ende des Zweiten Weltkrieges, als sich vier Kilometer entfernt in Flensburg-Mürwik unter Großadmiral Karl Dönitz die letzte Regierung des Deutschen Reiches niederließ, parkte im Hof des damaligen Postgebäudes ein Übertragungswagen der Kriegsmarine. Auch der Verlag der Flensburger Nachrichten bezog seinerzeit Räumlichkeiten in der Post.[7] Vom Ü-Wagen übertrug der Reichssender Flensburg Propagandasendungen zum Sendemast auf die Östliche Höhe in Jürgensby, von dem diese landesweit ausgestrahlt wurden.[8]

Das Programm des neben Prag „letzten Sprachrohres des untergehenden NS-Regimes“ bestand aus Aufrufen und Reden, Nachrichten- und Musiksendungen sowie Wehrmachtsberichten. Während aus dem Ü-Wagen Nachrichten vorgelesen und Schallplatten aufgelegt wurden, war für die Rundfunkansprachen von Dönitz (6. und 8. Mai) und seinen Kabinettskollegen Albert Speer (3. Mai) und Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk (7. Mai) ein Erfrischungsraum für weibliche Postangestellte zu einem provisorischen Studio hergerichtet worden.[8]

Am 8. Mai kündigte Dönitz in seiner Ansprache die „bedingungslose Kapitulation für alle kämpfenden Truppen“ an. Am 9. Mai 1945 um 20:03 Uhr verlas der Panzerspähfunker Klaus Kahlenberg über den Flensburger Sender den letzten Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW), in dem nochmals die „bedingungslose Kapitulation für alle kämpfenden Truppen“ erklärt wird.[8]

Dem zehn Tage währenden Sendebetrieb aus der Post, bei dem britische Spezialisten ab dem 5. Mai 1945 die Oberleitung übernahmen, setzte ein Nachrichtenoffizier der 159. britischen Infrantriebrigade (159th Infantry Brigade) am 13. Mai 1945 ein Ende.[8][9]

Am 23. Mai 1945 verhafteten die Briten die Reichsregierung in Mürwik. Speer, Dönitz und Alfred Jodl wurden noch am selben Tag beim benachbarten Polizeipräsidium Flensburg der Weltpresse vorgeführt, um das Ende des Dritten Reiches zu dokumentieren. In Anbetracht der Historie des Post-Gebäudes und des benachbarten Polizei-Gebäudes, das als Sitz der lokalen Gestapo diente, enthüllte die schleswig-holsteinische Ministerin für Justiz, Kultur und Europa Anke Spoorendonk am 1. September 2013 vor der Alten Post ein Denkmal, das an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert.[10]

Nach Kriegsende bis zum Bau der Neuen Post 1981

Nach Kriegsende übernahm die Deutsche Bundespost das Gebäude und nutzte es als Postamt. Der Name „Alte Post“ blieb bestehen, da 1981 nahe dem Bahnhof die „Neue Post“ (heute auch: „Hauptpost“ genannt) gebaut worden war.[11]

Umbau zur Passage und zum Hotel

Nach Ende der Nutzung als Post 1988[2] wurde die Alte Post von 1992 bis 1994 zu einer kleinen Passage umgebaut, in deren Räumen Geschäfte, Restaurants und Büros Einzug hielten.[1] Mit dem Umbau wurde ein stark beschädigter Teil der Alten Post jedoch abgerissen. Dieser Teil wurde durch einen Neubau ersetzt, der nur grob die alte Formsprache des ursprünglichen Baus imitiert. Dort wurde eine Zufahrtsstraße zur Polizeidirektion eingerichtet.[12]

1994 zog die Party-Musikkneipe Pupasch in die Passage, wo sie bis 1999, bis zum Umzug in den Zombeck-Turm (Streinstraße) blieb.[13] Anfang der 2000er-Jahre fand auch die Diskothek Roxy nach Schließung in der Norderstraße für kurze Zeit einen neuen Standort in der Alten Post[14] und am 27. Februar 2013 eröffnete hier noch das Wok In, ein Restaurant mit asiatischer Küche und Platz für 190 Gäste.[15] In dem zuletzt von Leerstand betroffenen Haus – die Alte Post GmbH & Co KG ging bereits 1997 in die Insolvenz[2] – verblieb als letzter Mieter bis zum erneuten Umbau 2014 eine Filiale der Sparda-Bank Hamburg.[2]

Als das Haus 2014/2015 in ein Hotel umgewandelt und hierbei insgesamt 5,7 Millionen Euro investiert wurden, förderte das Land Schleswig-Holstein die Umbaumaßnahmen mit rund 800.000 Euro.[16][17] Das Hotel „Alte Post“ eröffnete 2015.

Hotel „Alte Post“

Hotel „Alte Post“
HotelketteFigaro
StadtFlensburg
AdresseRathausstr. 2
24937 Flensburg
Websitewww.ap-hotel.de
Hotelinformationen
Eröffnung2015
LeitungSimon Classen
Ausstattung
Zimmer77
RestaurantsSteak- und Burgerrestaurant
„Restaurant & Bar - Alte Post“
BarsHotelbar mit Loungebereich
Foto des Hotels
Foto des Hotels

Koordinaten: 54° 47′ 12,3″ N, 9° 26′ 10,2″ O

Das Anfang 2015 eröffnete Hotel „Alte Post“[18][19] hat fünf Konferenzräume für zehn bis 100 Teilnehmer[20] sowie für 111 Übernachtungsgäste[19] 75 Zimmer, die zwischen 15 und 36 m² groß sind.[21] Darunter befinden sich vier Themenzimmer: eins von der Flensburger Brauerei, eins vom Erotik-Unternehmen Orion, eins von der SG Flensburg-Handewitt und eins vom Entsorgungsfachbetrieb Nord-Schrott.[19][22] Die Kopenhagener Architektin und Designerin Helle Flou gestaltete das Interieur,[19] welches unter dem Motto „Nordic Life & Style“ steht.[18] Das Hotel gehört zur 2007 von einem dänischen Investor gegründeten Hotelgruppe Figaro, zu der auch das Strandhotel Glücksburg zählt.[18][23]

Der offene Gastronomie-Bereich umschließt das Steak- und Burgerrestaurant Restaurant & Bar „Alte Post“ mit Platz für 150 Gäste und Beefeater. Die erste Zeit nach der Eröffnung trug das Burgerrestaurant den Namen 1871 – Grill & Buns. Der Benennung des Restaurants sollte sich nach einem Bericht des Flensburger Tageblattes auf das Baujahr der Alten Post beziehen,[21] gemäß verschiedener Publikationen des Denkmalschutzes und der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, die mit dem Flensburger Stadtarchiv zusammenarbeitet, erfolgten Bau und Eröffnung jedoch erst um 1880/1881.[1] Die bekanntesten Ereignisse des Jahres 1871 sind das Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871, der dem Deutsch-Dänischen Krieg 1864 und dem Krieg gegen Österreich 1866 folgte, sowie die Kaiserproklamation in Versailles 1871.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Alte Post (Flensburg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, Seite 238
  2. a b c d Jenna Klingsporn: Dänische Investoren: Neues Leben für Flensburgs Alte Post. In: Flensburger Tageblatt. 17. März 2012, abgerufen am 9. April 2015. sowie Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 404
  3. www.glass-portal Architektenbiografien
  4. Vgl. Postkarte (abgerufen am 4. April 2015)
  5. Dieter-Jürgen Mehlhorn: Architektur in Schleswig-Holstein. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Seite 133
  6. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 236 und 238
  7. Wolfgang Börnsen u. Leve Börnsen: Vom Niedergang zum Neuanfang. Kiel/Hamburg 2015, S. 155.
  8. a b c d Gerhard Paul: „Seit Mitternacht schweigen nun an allen Fronten die Waffen.“ Der „Reichssender Flensburg“ im Mai 1945. In: Gerhard Paul, Broder Schwensen (Hrsg.): Mai '45. Kriegsende in Flensburg (= Schriftenreihe der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte). 1. Auflage. Band 80. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2015, ISBN 978-3-925856-75-4, S. 70–75 (244 S.).
  9. Broder Schwensen: Flensburg, Mai '45. Eine Zusammenfassung. In: Gerhard Paul, Broder Schwensen (Hrsg.): Mai '45. Kriegsende in Flensburg (= Schriftenreihe der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte). 1. Auflage. Band 80. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2015, ISBN 978-3-925856-75-4, S. 210 (244 S.).
  10. Bernd Philipsen: Denkmal: Stein-Skulptur vor der Polizeidirektion. In: Flensburger Tageblatt. 2. September 2013, abgerufen am 22. April 2015.
  11. Flensburg, Stadtgeschichte 1946–1989, Tabellarische Darstellung (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive); abgerufen am: 2. April 2016
  12. Flensburger Projekte Heft 5. 25 Jahre Stadtsanierung Flensburg. Nördliche Altstadt, Objekt 31
  13. Pupasch in Flensburg. Kneipenführer Deutschland, 24. August 2002, abgerufen am 9. Mai 2015.
  14. Julian Heldt: Flensburger Disco: Facebook-User trauern um den Speicher. In: Flensburger Tageblatt. 23. Juni 2014, abgerufen am 9. April 2015.
  15. Neues in der alten Post: Restauranteröffnung – Im WOK IN lecker asiatisch essen. In: WochenSchau Flensburg. 24. Februar 2013, S. 10.
  16. Alte Post: SH gibt 800.000 Euro für Hotel in Flensburg. In: Flensburger Tageblatt. 25. August 2014, abgerufen am 6. April 2015.
  17. Niko Wasmund: Besuch aus Kiel: „Alte Post“: Landesgeld für Hotelbau. In: Flensburger Tageblatt. 26. August 2014, abgerufen am 6. April 2015.
  18. a b c Joachim Pohl: Tourismus in Flensburg: 2015 wird das Jahr der Hotels. In: Flensburger Tageblatt. 1. Januar 2015, abgerufen am 9. April 2015.
  19. a b c d Flensburg: Hotel Alte Post eröffnet. In: Gourmetwelten – Das Genussportal. 12. Februar 2015, abgerufen am 9. April 2015.
  20. Räumlichkeiten. (Nicht mehr online verfügbar.) Figaro Alte Post GmbH & Co. KG, 2015, archiviert vom Original am 20. April 2015; abgerufen am 9. April 2015.
  21. a b Joachim Pohl: Themenzimmer: Handball-Helden als Schlafwächter. In: Flensburger Tageblatt. 11. Februar 2015, abgerufen am 26. Mai 2015.
  22. Zimmer und Preise. (Nicht mehr online verfügbar.) Figaro Alte Post GmbH & Co. KG, 2015, archiviert vom Original am 20. April 2015; abgerufen am 9. April 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ap-hotel.de
  23. Friedhelm Caspari: Lust auf Meer und mehr: Dänischer Investor gründet Figaro-Hotelgruppe/Bislang größtes Haus der Gruppe wird in Glücksburg umfassend renoviert. In: Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung. 23. Juni 2007, abgerufen am 9. April 2015.

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Themenflur "Fracht" im Hotel Alte Post in Flensburg
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Eingangsbereich des Hotels "Alte Post" in Flensburg
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Treppenaufgang im Hotel Alte Post in Flensburg
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Lobby und Bar 1860 im Hotel Alte Post in Flensburg, ehemals Innenhof des Postgebäudes