Altay (Kampfpanzer)

Altay
TankAltayT1 (1).jpg

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Allgemeine Eigenschaften
Besatzung4 (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer)
Länge7,3 Meter (Hülle), 10,3 Meter (Geschütz nach vorne gerichtet)
Breite3,9 Meter
Höhe2,6 Meter
Masse65 Tonnen[1]
Panzerung und Bewaffnung
PanzerungVerbundpanzerung, Reaktivpanzerung
HauptbewaffnungRheinmetall 120-mm-Glattrohrkanone L/55[1]
SekundärbewaffnungWaffenstation ASELSAN SARP mit 12,7-mm-Maschinengewehr (Deckaufbau) und
1 × 7,62-mm-MG3-Maschinengewehr
Beweglichkeit
Antrieb12-Zylinder-Dieselmotor, wassergekühlt
Prototypen: MTU MB-883 Ka500
geplant: BMC BATU 1500[1]
1100 kW (1500 PS)
Federunghydropneumatisch
Geschwindigkeit70 km/h
Leistung/Gewicht

Der Altay ist ein türkischer Kampfpanzer,[2] der auf dem südkoreanischen Modell K2 Black Panther basiert. Der erste Prototyp wurde im Jahr 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt.[3]

Geschichte

Am 30. März 2007 beschloss die Türkei, auf der Grundlage des südkoreanischen K2 Black Panther einen eigenen Panzer zu bauen. 2008 wurden die Verträge mit dem südkoreanischen Unternehmen Hyundai Rotem unterzeichnet. Die türkische Version des Kampfpanzers heißt Altay und soll in der Türkei durch die Firmen BMC, Aselsan, MKEK und Roketsan gefertigt werden. Der Name wurde zu Ehren des türkischen Generals und Politikers Fahrettin Altay gewählt. Ursprünglich sollten innerhalb von zehn Jahren vier Lose mit einer Gesamtzahl von 1000 Stück gefertigt werden[1] und die knapp 1700 M48, M60 der Reserve und die zirka 400 Leopard 1 ersetzen. Im Mai 2016 existierten vier Prototypen.[4]

2017 wollte sich Rheinmetall über ein Gemeinschaftsunternehmen (Rheinmetall BMC Savunma Sanayi ve Tic. A.Ş. (RBSS)) mit dem türkischen Nutzfahrzeughersteller BMC und der Holding Etika Strategi aus Malaysia an künftigen Ausschreibungen in der Türkei beteiligen.[5] Am 9. November 2018 gab das türkische Verteidigungsministerium bekannt, dass der Auftrag für die Produktion der ersten 250 Kampfpanzer an den türkischen Lastkraftwagen- und Nutzfahrzeuge-Hersteller BMC vergeben wurde. Der Vertrag sah eine Wartung und eine zweite Tranche von 210 Panzern vor. Die erste Übergabe der Panzer war für Mitte 2020 geplant. Als Hauptbewaffnung ist eine Rheinmetall-120-mm-Kanone, die auch beim Leopard 2 eingesetzt wird, vorgesehen; diese wird in Lizenz von der ebenfalls türkischen Firma Makina ve Kimya Endüstrisi Kurumu (MKEK) hergestellt.[6]

Elf Monate später verkündete im Oktober 2019 der BMC-Geschäftsführer Ethem Sancak einen Projektverzug von weiteren zwei Jahren. Als Hauptgrund wurden fehlende westliche industrielle Partner und die daraus resultierenden Entwicklungsschwierigkeiten beim Antriebsstrang genannt. Der österreichische Motorenbauer AVL List stoppte bereits 2015 nach drei Monaten die Kooperation aufgrund rechtlicher Hürden; Tümosan kündigte darauf die Zusammenarbeit.[7] Der Motorenbauer MTU sowie der Getriebebauer Renk, dessen Antriebsstrang in den Prototypen verbaut ist, stehen ebenfalls nicht zur Verfügung. Die Beteiligung Rheinmetalls an BMC wurde beendet,[8][9] da Rheinmetall keine Exportgenehmigung von der Regierung erhielt. Seit dem Putschversuch in der Türkei 2016 werden weniger deutsche Rüstungsexporte in die Türkei genehmigt.[10]

Ende 2020 hat das Programm aufgrund fehlender, wichtiger Komponenten wie Motor, Getriebe und Panzerung immer noch erhebliche Verspätung. Einen offiziellen Termin zum Start der Serienproduktion wird nicht mehr kommuniziert (im Investitionsprogramm des Präsidentenamtes für 2021 wurde der Altai nicht einmal mehr erwähnt). Die Türkei versucht scheinbar die fehlenden Komponenten mit Hilfe von Hyundai Rotem und weiteren Partnern aus Südkorea zu lösen. Südkorea hatte aber beim K2 Black Panther ganz ähnliche Probleme mit dem Antriebsstrang, welche zur Verzögerung beim K2 führte und nach Mängeln selber auf deutsche Technik zurückgreifen müssen. Bei der Panzerung hoffte die Türkei auf französische Unterstützung, doch die Beziehungen zwischen der Türkei und Frankreich kühlten aufgrund gegensätzlicher Interessen im Gasstreit im Mittelmeer merklich ab. Das Problem der Panzerung will die Türkei nun scheinbar selbst national lösen.[11]

Schutz

Der Altay ist durch eine Verbund- und Reaktivpanzerung der dritten Generation geschützt. Die Wanne verfügt über einen Minenschutz und eine ABC-Schutzanlage. Zudem ist neben einem Laserwarnsystem auch eine Freund-Feind-Erkennung und SIF-System (Selective identification feature) nach STANAG 4579 vorhanden.[12][1]

Die Stärke der Panzerung entspricht in etwa der des M1A2 Abrams. Die Reaktivpanzerung wird an den eher schwächer gepanzerten Seiten und auf dem Dach eingesetzt, während die Verbundpanzerung an der Fahrzeugfront am stärksten ist. Unter anderem erhöht sich so die Gefechtsfeldmobilität und der Kraftstoffverbrauch des Fahrzeuges wird gesenkt. Zusätzlich ist der Panzer mit abstandsaktiven Schutzmaßnahmen ausgestattet. Sie umfassen in der Anfangsphase ein Softkillsystem vom Typ VIRSS (Visual and Infrared Screening Smoke) s. Nebelkampfstoff, bei der späteren Version (Product Improvement Programm) soll auch ein Hardkillsystem eingebaut werden, das sich momentan noch in der Entwicklung befindet.[13] Der Panzer verfügt über ein Radar- und Laserwarnsystem (ESM), um die Besatzung bei einer Entdeckung und Anpeilung des Panzers zu warnen und die Signale zu stören (ECM). Zusätzlich verfügt der Altay über ein 360°-Millimeterwellenradar, mit dem anfliegende Projektile und in der Nähe fliegende Hubschrauber und Flugzeuge aufgefasst werden können. Die so gewonnenen Zieldaten können zu einer schnellen Bekämpfung direkt an das Feuerleitsystem weitergegeben werden.

Bewaffnung

Die Hauptbewaffnung des Altay ist eine Rheinmetall-120-mm-Glattrohrkanone L/55[1], die auch im Leopard 2A6 verbaut ist. Die türkische Firma MKEK fertigt die Kanone in Lizenz. Das türkische Heer verzichtet auf die Ladeautomatik des K2 Black Panther und setzt stattdessen weiterhin auf einen Ladeschützen. Dadurch steigt die Besatzung von drei auf vier Soldaten (Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze, Fahrer).

Das computergestützte Feuerleitsystem mit Hunter-Killer-Fähigkeit soll auch in der Bewegung eine hohe Ersttrefferwahrscheinlichkeit ermöglichen.[12] Das 360°-Periskop bietet dem Kommandanten einen Rundumblick über das Gefechtsfeld.

Die Sekundärbewaffnung besteht aus einem koaxialen MG3 Kaliber 7,62 mm und einer unter Panzerschutz bedienbaren Waffenstation mit einem 12,7-mm- oder 7,62-mm-Maschinengewehr.[12]

Die Bordkanone kann sämtliche gängigen NATO-Patronen im Kaliber 120 mm verschießen. Im Gefechtsfall werden jedoch nur zwei von den drei folgenden geladen:

  • APFSDS (Armour-Piercing Fin-Stabilized Discarding Sabot), Wuchtgeschosse.
  • HEAT-MP-T (High Explosive Anti-Tank Multi-Purpose Tracer), hochexplosive Hohlladungsgeschosse zur Panzerabwehr mit Leuchtspur.
  • Panzerabwehrlenkwaffen[14]

Antrieb

Die Prototypen des Altay wurden mit einem 12-Zylinder-Multi-Fuel-Motor des deutschen Herstellers MTU Friedrichshafen ausgerüstet. Da die deutschen Firmen Bedenken vor einem Technologietransfer in die Türkei hatten, plant die Türkei die Serienfertigung mit einem von BMC Power produzierten 1324 kW leistenden Batu-Motor. Das Antriebsprogramm und in der Folge die Serienproduktion des Altay verzögerte sich aber bis dato.[15][16][7][17] Das Renk-Powershift-Automatik-Getriebe hat fünf Vorwärts- und drei Rückwärtsgänge.[18][12] Zusätzlich ist eine Gasturbine eingebaut, die für die Stromversorgung der Elektronik bei abgestelltem Dieselmotor zuständig ist.

Fahrwerk

Der Altay ist mit einer hydropneumatischen Federung ausgestattet.[1] Während das Fahrwerk des K2 Black Panther sechs Laufrollen nutzt, soll die Serienversion des Altay über sieben verfügen. Durch einen mitgeführten faltbaren Schacht ist der Altay bis 2,25 Meter tiefwatfähig. Ein längerer Unterwasserfahrschacht ermöglicht die Durchquerung von Gewässern mit 4 Metern[12] Wassertiefe. Die Wanne verfügt jeweils über ein Wärmebildgerät an der Front und am Heck für den Fahrer.[12]

Interessenten

Weblinks

Commons: Altay (Kampfpanzer) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Prototyp des Kampfpanzers „Altay“. In: ASMZ Nr. 4, 2013, S. 40.
  2. Südkurier: Die Türkei baut ihren eigenen Leo. Abgerufen am 27. Oktober 2014.
  3. www.hendekmedyahaber.com
  4. @1@2Vorlage:Toter Link/www.asmz.ch(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Wie weiter mit dem ALTAY?) In: ASMZ Nr. 5, 2016, S. 50f, abgerufen am 27. September 2016
  5. spiegel.de: Rheinmetall buhlt um Aufträge in der Türkei.
  6. Türkischer Kampfpanzer Altay geht in Serienproduktion. (Memento vom 9. November 2018 im Internet Archive) auf turkishpress.de vom 9. November 2018
  7. a b Türkischer Kampfpanzer ohne österreichische Hilfe (Memento vom 26. August 2018 im Internet Archive)
  8. BITS Türkischer Panzer Altay – Verzögerung mangels Technologie.
  9. Rheinmetall will doch keine Panzer für Erdogan bauen.
  10. Frankfurter Allgemeine ZeitungExportstopp für Waffen trifft Türkei kaum, abgerufen am 9. Mai 2020
  11. Turkey in talks with South Korea to salvage Altay tank program, abgerufen am 25. November 2020
  12. a b c d e f Otokar: Main Battle Tank Altay. (PDF; 765 kb)
  13. Defense-Update.com Active Protection for the South Korean K-2 Main Battle Tank (Memento vom 4. Juli 2011 im Internet Archive)
  14. www.otokar.com.tr@1@2Vorlage:Toter Link/www.otokar.com.tr (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) (PDF)
  15. https://www.defensenews.com/industry/2019/11/14/turkeys-multibillion-dollar-altay-tank-program-faces-delay/
  16. www.autobild.de
  17. www.bmwi.de
  18. Hauke Friederichs: Rüstungsexporte: Tödliche Puzzlestücke. In: zeit.de. 14. Juni 2013, abgerufen am 15. Dezember 2014.
  19. Azerbaijan shows interest for Turkish main battle tank Altay and 8x8 armoured vehicle ARMA. Abgerufen am 3. Oktober 2014 (englisch).
  20. BMC Wins Contract for Turkey’s Indigenous Battle Tank. Abgerufen am 12. März 2019 (englisch).
  21. MARKET OUTLOOK (Memento vom 10. Dezember 2014 im Internet Archive) Abgerufen am 9. Dezember 2014 (englisch).
  22. Saudi Arabia could be interested to buy the future Turkish main battle tank Altay and UAV Anka. Abgerufen am 3. Oktober 2014 (englisch).

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