Alpen-Mohn

Alpen-Mohn

Weißer Alpen-Mohn (Papaver alpinum subsp. sendtneri)

Systematik
Eudikotyledonen
Ordnung:Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie:Mohngewächse (Papaveraceae)
Unterfamilie:Papaveroideae
Gattung:Mohn (Papaver)
Art:Alpen-Mohn
Wissenschaftlicher Name
Papaver alpinum
L.

Der Alpen-Mohn (Papaver alpinum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Mohn (Papaver) innerhalb der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae). Diese Art umfasst mehrere Unterarten, von denen vier in Österreich vorkommen.

Beschreibung

Illustration aus Atlas der Alpenflora, 1882
Blüte im Detail des Rhätischen Alpen-Mohns (Papaver alpinum subsp. rhaeticum)

Vegetative Merkmale

Der Alpen-Mohn ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 5 bis 20 Zentimetern erreicht. Jedes Pflanzenexemplar kann mehrere aufrechte und behaarte Stängel besitzen. Wie bei allen Mohnarten tritt bei Verletzung des Stängels ein weißer Milchsaft aus. Die Blattrosetten bilden kräftige Horste. Die Laubblätter sind alle grundständig und ein- bis zweifach unpaarig gefiedert.

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juli bis August. Die Blüten sind anfangs nickend und später jedoch aufrecht. Die zwittrigen Blüten sind bei einem Durchmesser von bis zu 5 Zentimetern radiärsymmetrisch. Die zwei Kelchblätter fallen beim Öffnen der Knospe ab. Es sind vier weiße bzw. gelbe Kronblätter vorhanden.

Es wird eine Kapselfrucht gebildet.

Es liegt Diploidie vor und die Chromosomenzahl aller in Europa vorkommenden sowie schon untersuchten Unterarten beträgt 2n = 14.[1][2]

Ökologie

Beim Alpen-Mohn handelt es sich um einen Hemikryptophyten.[2] Alle Alpenmohn-Formen besitzen eine kräftige Pfahlwurzel und sind gute Schuttstauer. Nach oben zu sichert sich die Pflanze mit hangaufwärts ziehenden Wurzelfasern.

Die duftenden Blüten besitzen zwar keinen Nektar, aber reichlich Pollen.

Standorte

Der Alpen-Mohn kommt in offenen Steinschuttfluren der alpinen Höhenstufe vor. Er gedeiht auf sonnigen, frischen bewegten Kalk-Grobschutthalden, ist ein Schuttkriecher und Schuttstauer. Er ist eine Charakterart des Thlaspietum rotundifolii.[1]

Systematik und Verbreitung

Nordost-Alpen-Mohn (Papaver alpinum subsp. alpinum)
Kerners Alpen-Mohn (Papaver alpinum subsp. kerneri)
Rhätischer Alpen-Mohn (Papaver alpinum subsp. rhaeticum)
Salzburger Alpen-Mohn (Papaver alpinum subsp. sendtneri)

Die Erstveröffentlichung von Papaver alpinum erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 507.[3] Das Artepitheton alpinum bedeutet „aus den Alpen“.

Die Artengruppe Papaver alpinum aggr. enthält mehrere Arten, die von manchen Autoren als Subtaxa von Papaver alpinum angesehen werden.

Bei einigen Autoren gibt mehrere Unterarten von Papaver alpinum:

  • Nordost-Alpen-Mohn oder Bursers Alpen-Mohn (Papaver alpinumL. subsp. alpinum, Syn.: Papaver burseriCrantz) hat zwei- bis dreifach gefiederte Laubblätter mit weißen Blüten und ist ein Endemit der nordöstlichen Kalkalpen. In Österreich zerstreut in Niederösterreich, Oberösterreich und Steiermark. In Deutschland sind nur Funde aus den Oberstdorfer Bergen bekannt.
  • Slowenischer Alpen-Mohn (Papaver alpinum subsp. ernesti-mayeriMarkgr.) wurde 1958 als besondere Unterart beschrieben. Er kommt in Slowenien und in Italien vor.
  • Kerners Alpen-Mohn oder Karawanken-Alpen-Mohn bzw. Illyrischer Alpen-Mohn (Papaver alpinum subsp. kerneri(Hayek) Fedde, Syn.: Papaver kerneriHayek) hat zwei- bis dreifach gefiederte Laubblätter mit gelben Blüten und kommt zerstreut in den südöstlichen Kalkalpen vor, mit einer Hauptverbreitung in den Alpen Sloweniens. In Österreich nur in Südkärnten.
  • Rhätische Alpen-Mohn, Gelber Alpen-Mohn (Papaver alpinum subsp. rhaeticum(Leresche) Nyman, Syn.: Papaver rhaeticumLeresche, Papaver aurantiacumLoisel.[4]) hat gelbe bis orangegelbe Kronblätter mit einfach gefiederten Laubblättern und ist in den Zentralalpen und südlichen Kalkalpen verbreitet. In Österreich zerstreut in Kärnten, Salzburg und Steiermark, in der Schweiz im Engadin[5]. In Deutschland gibt es nur Funde in den Berchtesgadener Alpen. Vorkommen werden auch aus Frankreich und Slowenien gemeldet. Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[5]
  • Weiße Alpen-Mohn, Sendtner-Alpen-Mohn, Salzburger Alpen-Mohn (Papaver alpinum subsp. sendtneri(A.Kern. ex Hayek) Schinz & R.Keller, Syn.: Papaver sendtneriA.Kern. ex Hayek), hat ebenfalls einfach gefiederten Laubblätter und weiße Blüten. Diese Unterart kommt nur in den nördlichen Alpen bzw. nördlichen Kalkalpen (Pilatus bis Dachsteingebirge) vor. Als Standort werden beweglicher Kalkschutt, Geröll, Kalkfels oder Dolomit in Höhenlagen von 1300 bis 2600 Metern bevorzugt. Obwohl die geschützte Pflanze nur zerstreut bis selten vorkommt, ist sie doch die häufigste weiß blühende Mohnart der Alpen. In Österreich kommt er zerstreut in Tirol, Vorarlberg, Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark vor. In Deutschland kommt die Art nur in den Hochlagen der Allgäuer und Berchtesgadener Alpen sowie im Wetterstein- und Karwendelgebirge vor. Hier ist die Art gebietsweise durch Hochlagen-Schafbeweidung und zu hohen Wildbesatz beeinträchtigt. In Bayern wird diese Unterart in der „Roten Liste“ der gefährdeten Pflanzen geführt. Auch aus der Schweiz werden Funde gemeldet. Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3 (mäßig feucht), Lichtzahl L = 5 (sehr hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 1+ (unter-alpin, supra-subalpin und ober-subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozenaisch bis subkontinental).[5]

Weitere Unterarten in Europa sind:

  • Papaver alpinum subsp. corona-sancti-stephani(Zapał.) Markgraf: Dieser Endemit kommt nur in Rumänien in den Karpaten vor
  • Papaver alpinum subsp. degenii(Urum. & Jáv.) Cretziou: Sie kommt nur in Italien und im südwestlichen Bulgarien vor.
  • Papaver alpinum subsp. tatricumA.Nyárády: Sie kommt nur in der Slowakei und in Polen vor.

Literatur

  • Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  • Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. 9. Paeoniaceae to Capparaceae. Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1991, ISBN 951-9108-08-4, S. 44–47.

Einzelnachweise

  1. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 426.
  2. a b Alpen-Mohn. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
  3. Papaver alpinum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis Abgerufen am 25. Februar 2018.
  4. Mariam V. Aghababian, 2011: Papaveroideae.: Papaver alpinum aggr. - Datenblatt – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  5. a b c Papaver alpinum aggr. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 10. August 2021.

Weblinks

Commons: Alpen-Mohn (Papaver alpinum) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Weiterführende Literatur

  • P. Schönswetter et al.: A combined molecular and morphological approach to the taxonomically intricate European mountain plant Papaver alpinum s.l. (Papaveraceae) — taxa or informal phylogeographical groups? In: Taxon, Volume 58, 2009, S. 1326–1343.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Papaver alpinum01.jpg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Papaver alpinum subsp alpinum s str (AlpMohn) IMG 3067.jpg
Autor/Urheber: HermannSchachner, Lizenz: CC0
Papaver alpinum subsp. alpinum s. str., Nordöstlicher Alpen-Mohn
Papaver alpinum ssp. kerneri PID1395-1.jpg
Autor/Urheber: Benjamin Zwittnig, Lizenz: CC BY 2.5
Papaver alpinum subsp. kerneri
Atlas der Alpenflora (6312017204).jpg

34.
stet
Papaver alpinum L. — Alpen-Mohn

AH.enkette. trockene Stellen, 1900—2500 M. juJi, August.
GelberAlpenmohn.JPG
Autor/Urheber: Étienne Ruedin, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Gelber Alpenmohn (selten, nur im Engadin(?), Schweiz) Papaver rhaeticum
Papaver sendtneri001.jpg
Autor/Urheber: Meneerke bloem, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Papaver sendtneri
Papaver rhaeticum 060707.jpg
Autor/Urheber: Bernd Haynold, Lizenz: CC BY 2.5
Papaver rhaeticum, Puez-Geisler-Gruppe, Italy