Almetalbahn

Paderborn–Brilon[1]
Strecke der Almetalbahn
Streckenverlauf (Stand: 2022), in grau stillgelegter Abschnitt
Streckennummer (DB):2961
Kursbuchstrecke (DB):ex 174d, 198p, 198e,
298g, 238e, 345
Streckenlänge:59,7 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse:D4 (Thülen–Brilon Wald)
Höchstgeschwindigkeit:70 km/h
Zweigleisigkeit:
von Warburg
von Bielefeld
0,0Paderborn Hbf 117 m
nach Soest
Mönkeloh (Anst)
2,6Alme
4,4Wewer
6,9Alme
7,7Borchen
10,0Alfen
12,1Alme
12,7Niederntudorf
15,8Alme
16,2Wewelsburg
16,7Alme
16,9Alme
17,0Wewelsburger Tunnel (143 m)
18,1Alme
18,3Ahden
18,5Ahdener Tunnel (118 m)
20,0Alme
21,8Brenken
26,1ehem. von Geseke
26,6Büren (Westf) 227 m
27,4Streckenbeginn seit 2007
27,5Büren Weinberg  
30,0Weiner Viadukt
30,1Weine
32,3Siddinghausen
36,3Ringelstein 264 m
43,3Alme 329 m
44,1Almequelle
44,2Almer Tunnel (100 m)
RWE-Umspannwerk Brilon
47,5Thülen
47,7Thülen Rekostein (Bft)391 m
50,0Brilon Egger
52,0ehem. von Soest
52,4Brilon Stadt 426 m
56,2Gudenhagener Tunnel (280 m)
56,4Gudenhagen
58,9von Warburg
59,7Brilon Wald 448 m
nach Hagen
nach Korbach

Die Almetalbahn (benannt nach der Alme) ist eine insgesamt 60 Kilometer lange, eingleisige, nicht elektrifizierte und in Teilen nicht in Betrieb befindliche Nebenbahn von Paderborn über Büren und Brilon zum Bahnknoten Brilon Wald.

Stand 2022 finden Untersuchungen zum Neubau einer Eisenbahntrasse auf dem Abschnitt Paderborn – Brilon Stadt statt. Zwischen Paderborn und Büren Weinberg ist die Strecke stillgelegt und abgebaut, aber nicht entwidmet. Die verbliebene Trasse zwischen Büren Weinberg und Brilon Wald wurde lange Zeit nur noch für den Güterverkehr und von einer Museumsbahn genutzt, auf dem Abschnitt zwischen Brilon Stadt und Brilon Wald verkehren seit 2011 wieder Regionalzüge (Dortmund-Sauerland-Express).

Geschichte

Uerdinger Schienenbus auf der Strecke, April 2009

Die Trassierung der Strecke erfolgte zwischen 1898 und 1901. Gleichzeitig wurde die Verbindungsstrecke Geseke–Büren zur Bahnstrecke Hamm–Warburg geplant und gebaut.

Eröffnung und Betrieb

Das nördliche Teilstück von Paderborn bis Büren wurde am 20. Oktober 1899 eröffnet; das Teilstück von Brilon Stadt nach Brilon Wald war ab dem 1. Juli 1900 betriebsbereit.[2] Am 1. April 1901 wurde die Reststrecke zwischen Büren und Brilon in Betrieb genommen. Auf der Strecke fand Personen- und Güterverkehr zunächst mit Dampflokomotiven, später mit Diesellokomotiven und Triebwagen statt.

Von 1936 bis 1945 befand sich verdeckt im Wald bei Ringelstein die große Luftmunitionsanstalt Harth, die im Bahnhof an die Bahnstrecke angeschlossen wurde. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Almetalbahn ab Anfang 1945 immer häufiger Angriffsziel von Tieffliegern der Alliierten.[3] Am 13. Februar 1945 wurde z. B. der Bahnhof Alme von Tieffliegern mit Bordwaffen beschossen. Zwei Lokomotiven blieben unbrauchbar liegen. Zwei Gebäude fingen Feuer, und mehrere Gebäude bekamen Treffer ab.

Ab 1950 war die Strecke durch den täglichen „HeckeneilzugBremenPaderbornBürenBrilonMarburgFrankfurt am Main auch an das Fernverkehrsnetz angeschlossen. Mit Beginn des Sommerfahrplans 1969 fuhr an Samstagen zusätzlich das Eilzugpaar HamburgWinterberg über die Almetalbahn. Im Folgejahr wurde diese Relation als Kurswagen in den vorgenannten Heckeneilzug eingereiht.[4]

Vom 27. Mai 1963 an verkehrte über die Almetalbahn täglich ein Zugpaar des Heckeneilzuges Paderborn–Köln: Eine V 100 brachte den aus drei „Silberlingen“ (mit einem Steuerwagen) bestehenden Zug von Köln über Dieringhausen, Olpe, Meschede und Brilon nach Paderborn. Diese Verbindung nannte die Bevölkerung wegen der beiden Dome bzw. Bischofssitze an den Endpunkten „Dom-Express“ oder „Kardinalsexpress“. Trotz guter Anbindung an andere Strecken verschwand der Zug nach nur zwei Jahren aus den Kursbüchern.

Stilllegung, Abbau und Restverkehr

Ehemaliger Bahnhof der Almetalbahn in Brenken
Ehemaliger Bahnhof der Almetalbahn in Ahden
Südportal des Wewelsburger Tunnels mit einer Länge von 143 m
Umgebung am Südportal des Ahdener Tunnels mit einer Länge von 118 m

Auf dem Teilstück zwischen Büren und Brilon wurde der regelmäßige Personenzugverkehr am 29. September 1974 wegen Oberbaumängeln eingestellt. Der Kurs des Heckeneilzuges wurde noch bis zum Ende des Winterfahrplanes 1978/79 von Brilon-Wald über Warburg weiter in Richtung Norddeutschland geführt. Auf den übrigen Abschnitten Paderborn–Büren und Brilon Stadt–Brilon Wald gab es weiterhin regelmäßigen Personenverkehr, bis dieser am 30. Mai 1981 auch eingestellt wurde. Der Personenverkehr wurde anschließend vollständig durch Bahnbusse abgewickelt, die bereits im Vorfeld zunehmend Nahverkehrszüge ersetzten.

Die Bedienung im Güterverkehr war teilweise schon eher eingestellt worden; am 30. Mai 1965 war zwischen Büren und Ringelstein Schluss. Zwischen Ringelstein und Alme endete der Güterverkehr mit dem 14. April 1975. Bis Alme kamen noch bis zum 31. Juli 1991 Güterzüge, bis Thülen bis zum 30. Mai 1992. Nördlich von Büren wurde die Strecke bis Ende 1995 noch im Güterverkehr genutzt. Dann wurde auch dieser eingestellt. Das 10 km lange Teilstück zwischen Brilon-Wald und der Firma Egger in Brilon wird auch heute noch regelmäßig im Güterverkehr befahren; seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2011 verkehren auch wieder Personenzüge zwischen Brilon Wald und Brilon Stadt. Die Strecke zwischen Brilon Egger und Büren Weinberg wurde zeitweise an die Firma RWE bzw. zuletzt deren Tochter Amprion für Trafotransporte zum Umspannwerk Brilon verpachtet und wurde als Anschlussbahn weiterbetrieben. Im Jahre 2016 ist dieser Abschnitt von Amprion wieder an die DB Netz AG zurückgegeben worden. Das Umspannwerk wird aber weiterhin sporadisch auf der Schiene bedient.

Reaktivierung Brilon Wald–Brilon Stadt

Der Bahnhof Brilon Stadt 2012

Die Stadt Brilon hatte sich etliche Jahre um eine Wiederaufnahme des SPNV zum zentrumsnahen Stadtbahnhof bemüht. Um die Realisierbarkeit aufzuzeigen, wurden während des FIS-Skisprung-Weltcups auf der Willinger Mühlenkopfschanze in einzelnen Jahren durchgehende Züge ab Brilon Stadt angeboten. Im Jahr 2006 veröffentlichte der Zweckverband Ruhr-Lippe (ZRL) ein Gutachten zu Potenzial und Kosten einer Reaktivierung. Herausgearbeitet wurden drei Betriebsszenarien, womit je nach Variante langfristig zwischen 350 und 890 Neukunden gewonnen werden sollen. Die Variante mit der stärksten prognostizierten Nachfrage war eine Verlängerung der zweistündlich in Bestwig endenden Züge der Linie RE 57 aus Richtung Dortmund sowie eine stündliche Linie nach Korbach, die zweistündlich nach Marburg weiterverkehrt. Ermittelt wurden einmalige Investitionskosten in Höhe von 630.000 Euro sowie jährliche Betriebskosten von 1,5 Millionen Euro, die zu einem Fünftel aus Fahrgeldeinnahmen gedeckt werden sollten.[5]

Nach der Erstellung des Gutachtens lag die Wiederinbetriebnahme weiter auf Eis, da die Finanzierung der jährlichen Betriebskosten nicht gesichert werden konnte. Im Jahr 2007 wurden die Gleise zwischen Brilon Wald und Brilon Egger saniert, da die Firma Egger einen gesteigerten Bedarf für die Bedienung im Güterverkehr hat und die Sanierung der Gleise eine Bedingung für einen Ausbau des Standortes Brilon war. Im Jahr 2008 wurden im Bahnhof Brilon Stadt die Gleise 1 und 4–8 entfernt; auf den ehemaligen Gleisflächen entstand das Einkaufszentrum Brilon Arkaden. Verblieben sind in Brilon Stadt nur zwei Gleise, die für den Güterverkehr benötigt werden. Wegen des fehlenden Bahnsteigs wurde der Endpunkt der Museumsbahn nach Thülen verlegt.

Ende 2008 sagte das Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen zu, den Bahnhof Brilon Stadt in den Infrastrukturfinanzierungsplan aufzunehmen, unter der Bedingung, dass der Zweckverband SPNV Ruhr-Lippe (ZRL) den Schienenpersonennahverkehr auf der Bahnstrecke von Brilon Wald nach Brilon Stadt für zwanzig Jahre bestellt. Der ZRL beschloss daraufhin am 23. Juni 2009, den planmäßigen SPNV auf diesem Abschnitt zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 wiederaufzunehmen.[6] Der neue Bahnsteig wurde dabei nördlich des ehemaligen Bahnhofs Brilon Stadt angelegt. Neben einem Park & Ride-Parkplatz entstand ein zentraler Busbahnhof am Kombibahnsteig. Hier bestehen Anschlüsse zu den städtischen Buslinien sowie zu den Linie R 10 nach Paderborn, R 91 nach Marsberg und S 30 nach Medebach. Am 10. Dezember 2011 wurde der Verkehr aufgenommen.[7] Die Fahrgastnachfrage lag im ersten Betriebsjahr (2012) bei 268 Fahrgästen pro Tag.[8] Erstmals wurden im Jahr 2013 einzelne Züge nach Thülen durchgebunden, um dort einen Anschluss zu den Zügen der Waldbahn Almetal nach Büren Weinberg herzustellen. Die Durchbindung wurde auch im Jahr 2014 an vier Sonntagen im Juli und August angeboten.[9]

Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe hat im Jahr 2018 die Finanzierung eines elektronischen Stellwerks für den Streckenabschnitt Brilon Stadt–Brilon Wald für den Infrastrukturfinanzierungsplan des Landes NRW angemeldet. Durch die Umstellung des Betriebsverfahrens kann auf den derzeit verwendeten technisch unterstützten Zugleitbetrieb verzichtet werden. Der NWL erhofft sich hierdurch die Möglichkeit, das Angebot in Zukunft weiter ausbauen zu können und flexibler zu gestalten.[10]

Betrieb

Personennahverkehr

Mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2016 wurde das Fahrplanangebot der Linie RE 57 mit durchgehenden Zügen nach Dortmund ganztägig auf einen Zweistundentakt reduziert. Zuvor fuhren nur während der Hauptverkehrszeit unter der Woche stündlich durchgehende Züge von und nach Dortmund. In den übrigen Zeiten bestand ein stündlicher Pendelbetrieb zwischen Brilon Wald und Brilon Stadt. Mit Einrichtung einer Kreuzungsstelle in Viermünden im Dezember 2017 verkehren Züge der Linie RB 42 im Zweistundentakt, nachmittags im Stundentakt, durchgehend nach Marburg. Die Kürzungen auf der Linie RE 57 aus Dortmund wurden nachmittags wieder zurückgenommen, sodass in dieser Zeit zwischen Brilon Wald und Brilon Stadt in etwa ein Halbstundentakt durch die Linien RE 57 und RB 42 angeboten wird.

Zwischen Brilon und Paderborn wird das Verkehrsangebot heute durch Buslinien sichergestellt. So verkehrt die Regionalbuslinie R 10, welche aufgrund ihres Fahrtweges über Bad Wünnenberg nur die Orte Thülen und Alme entlang der Bahnstrecke bedient. Zwischen den Städten Brilon und Büren existiert kein durchgehendes Busangebot mehr, hier besteht nur die Möglichkeit, mit einem Umstieg in Bad Wünnenberg auf Stadtverkehr Büren die Kreisgrenze zu überwinden. Zwischen Büren und Siddinghausen verkehrt der Stadtverkehr Büren, einige Fahrten werden im Schülerverkehr bis Alme verlängert. Der Streckenabschnitt zwischen Büren und Paderborn wird durch zwei Schnellbuslinien und mehrere Regionalbuslinien befahren. Wichtigste Verbindung hierbei ist die Linie S 60, die über den Flughafen Paderborn/Lippstadt verkehrt.

Güterverkehr

Auf dem Abschnitt von Brilon Wald über Brilon Stadt nach Brilon Egger betrieb DB Cargo Deutschland bis zum Jahreswechsel 2022/23 Güterverkehr zur Firma Egger. Seit Februar werden diese Holzzüge der Holzlogistik Güterbahn von der Westfälischen Landeseisenbahn (WLE) gefahren.[11] Der Abschnitt zwischen Thülen und Büren wurde über mehrere Jahre an die Amprion GmbH verpachtet, welche die Strecke für Trafotransport zwischen den Umspannwerken Nehden und Büren nutzte. Dieser Pachtvertrag ist mittlerweile ausgelaufen und der Streckenabschnitt ist nicht mehr befahrbar.

Museumsverkehr

Ehemaliger Schienenbus der Westfälischen Almetalbahn e. V. in Nachnutzung auf einem Abstellgleis in Hagenow, Oktober 2007
Museumsstraßenbahn 431 bei Ringelstein im August 2000

Auf dem Abschnitt Büren Weinberg – Thülen fand seit 1981 in den Sommermonaten Museumsbahnverkehr statt. Dieser wurde zunächst von Dortmunder Eisenbahnfreunden unter dem Namen Westfälische Almetalbahn e. V. (WAB) mit der alten Dortmunder Straßenbahn GT4 431 zusammen mit einem Generatorwagen durchgeführt; ab 2001 wurde die Straßenbahngarnitur durch Schienenbusse ersetzt.

Der Verein hat sich jedoch vor einigen Jahren von der Strecke zurückgezogen; seitdem übernahm der Waldbahn Almetal e. V. den Museumsbahnbetrieb auf der unteren Almetalbahn. Eingesetzt wurden dazu zwei Schienenbusse der Reihe 798. Die Straßenbahn befindet sich heute im Straßenbahnmuseum Mooskamp in Dortmund-Nette. Seit November 2014 ruht der Museumsverkehr, da an beiden Fahrzeugen die nötige Hauptuntersuchung nicht vollzogen wurde und die Zukunft des genutzten Streckenabschnittes unklar ist. Die Fahrzeuge wurden mittlerweile an einen anderen Verein veräußert.

Zukunft

Lückenschluss Paderborn–Büren/Brilon Stadt

Zerstörtes Gleismaterial im Nordosten von Büren, 2008. Im Falle eines Lückenschlusses verliefe hier eine neue Trasse.

Im Jahr 1999 übernahm die Westfälische Almetalbahn GmbH (WAB) den Streckenteil Paderborn–Büren mit dem Ziel, den Güterverkehr wieder zu beleben und für Ausflugsfahrten mit einer historischen Dampfeisenbahn zu nutzen. Es blieb allerdings bei einzelnen Bedarfsgüter- und Museumsbahnfahrten und zum 30. Juni 2006 wurde dieser Streckenteil wegen notwendiger Sanierungsarbeiten stillgelegt und kurz darauf abgebaut. Eine Freistellung von Bahnbetriebszwecken zwischen Paderborn und Büren Weinberg wurde jedoch aufgeschoben, um hier die Möglichkeit einer Reaktivierung und einer Anbindung des Flughafens Paderborn/Lippstadt prüfen zu können. Dieser liegt nördlich von Ahden etwa 1,3 km Luftlinie von der Strecke entfernt; der Höhenunterschied beträgt ca. 50 Meter.

In einem Gutachten aus dem Jahr 2010 konnte nachgewiesen werden, dass die Reaktivierung der Almetalbahn zwischen Paderborn und Büren volkswirtschaftlich sinnvoll ist. Bei einer Führung über die historische Trasse konnte in der standardisierten Bewertung mit 1,2 der höchste Kosten-Nutzen-Faktor erreicht werden. Das Betriebskonzept sah einen Stundentakt zwischen Büren und Paderborn vor, mit Verdichtungen zum Halbstundentakt in der Hauptverkehrszeit. Die Züge sollten in Paderborn auf die Sennebahn in Richtung Bielefeld durchgebunden werden. Der Flughafen Paderborn-Lippstadt sollte über einen Busshuttle ab dem Bahnhof Wewelsburg angebunden werden. Die prognostizierte Auslastung lag bei 900 Reisenden je Kilometer Betriebslänge.[12]

Im Jahr 2011 wurde vom Nahverkehrsverbund Paderborn-Höxter einstimmig beschlossen, die Almetalbahn zwischen Paderborn und Büren nicht wieder in Betrieb zu nehmen. Die Reaktivierung der Strecke und damit auch die bessere Anbindung des Flughafens an den Bahnverkehr würden knapp 30 Millionen Euro kosten. Dazu kämen jährliche Betriebskosten von 3,8 Millionen Euro. Diese Kosten erschienen den anliegenden Kommunen und dem Kreis zu hoch. Da die Bahntrasse erhalten[13] und die Freistellung verhindert werden sollte, hat der Kreistag Paderborn Ende Juni 2012 den Kauf der Strecke vom bisherigen Eigentümer WAB beschlossen.[14] Im Oktober 2013 hat der Kreis Paderborn die nördlichen vier Kilometer auf Paderborner Grund bis zur Grenze der Gemeinde Borchen an die Stadt Paderborn verpachtet. Im Bereich Borchen soll die Radroutenführung geändert werden, indem die Ortsdurchfahrt über die Kreisstraße vermieden und die Route stattdessen über die ehemalige Bahntrasse geführt werden soll.[15][16]

Für den ÖPNV-Bedarfsplan 2017 des Landes NRW wurde die Reaktivierung der Almetalbahn auf dem Teilstück Büren–Brilon durch den Regionalrat Arnsberg im Dezember 2015 vorgeschlagen.[17] Im Jahr 2016 hat der Kreis Paderborn den Streckenabschnitt Paderborn–Büren in einer Initiative des Deutschen Bahnkunden-Verbands und DB Netz eingeworben, um eine Potentialanalyse zur Reaktivierung des SPNV zu erstellen. Daraufhin wurde allerdings zurückgemeldet, dass die Eigentumsverhältnisse so eine Analyse nicht zuließen. Daraufhin hat der Kreis Paderborn den Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe gebeten, eine Machbarkeitsstudie und eine neue standardisierte Bewertung zur Reaktivierung der Strecke zu erstellen.[18] Zeitgleich befragte die Stadt Brilon ihre Bürger über eine Plattform im Internet, ob sie einen Radweg oder eine SPNV-Verbindung nach Paderborn möchten. Etwa zwei Drittel der Abstimmenden sprachen sich für eine Reaktivierung im SPNV aus. Eine überarbeitete standardisierte Bewertung soll mit der Fertigstellung des neuen ÖPNV-Bedarfsplans des Landes NRW vorliegen.[19] Die Stadt Brilon schloss sich anschließend dem Votum des Nahverkehrsverbunds Paderborn/Höxter für eine Machbarkeitsstudie an. Die jährlichen Betriebskosten waren zu diesem Zeitpunkt mit 8 bis 10 Mio. Euro veranschlagt.[20]

Am 25. Mai 2020 beschloss die Verbandsversammlung des Nahverkehrsverbunds Paderborn/Höxter, eine Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Almetalbahn in Auftrag zu geben. Die Untersuchung wird dabei in die beiden Untersuchungsabschnitte Paderborn–Büren und Büren–Brilon getrennt. Der Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter trägt dabei 75 % der Untersuchungskosten und der Zweckverband Ruhr-Lippe 25 %.[21] Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe schrieb 2021 ein Gutachten zur Untersuchung von Machbarkeitsstudien zur Reaktivierung Paderborn–Brilon Stadt aus.[22]

Ende 2021 hat der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe die Betriebsvarianten vorgestellt, mit denen die Machbarkeitsstudie zur Reaktivierung der Almetalbahn durchgeführt werden soll. Die Betriebsvarianten und die notwendige Infrastruktur, die zum Betrieb des konzeptionierten Fahrplans erforderlich ist, wurde durch das Büro SMA und Partner AG erarbeitet. Mit zwei verschiedenen Varianten soll die Machbarkeitsstudie durchgeführt werden. Beide sehen eine Fahrzeit zwischen Brilon Stadt und Paderborn Hbf von 56 Minuten vor. Vorgesehen ist dabei eine durchgehende stündliche Linie von Marburg nach Paderborn und eine Verlängerung der Linie RE 57 zu einem neuen Halt Brilon Egger. Die Almetalbahn soll bei der Reaktivierung auf bis zu 100 km/h beschleunigt werden. Der Unterschied zwischen beiden Varianten liegt in einer zusätzlichen Linie zwischen Büren und Paderborn, durch die in diesem Abschnitt ein Halbstundentakt entstehen würde. Im Rahmen der Machbarkeitsstudie sollen die baulichen Maßnahmen ermittelt werden und eine Grobkalkulation der notwendigen Investitionskosten erstellt werden. Anschließend wird das mögliche Nachfragepotential der Betriebsvarianten und der volkswirtschaftliche Nutzen der Maßnahme ermittelt.[23]

Auch Pro Bahn und die Initiative Deutschlandtakt sprechen sich für eine Reaktivierung aus.[24]

SPNV-Verdichtung Brilon Stadt – Brilon Wald

Der Nahverkehrsplan des NWL sieht in einer zweiten Betriebsstufe eine Verdichtung der Direktverbindungen nach Dortmund vom Zweistunden- auf einen Stundentakt vor. Die Züge der Linie RE 57 (Dortmund-Sauerland-Express) sollen dabei in Bestwig mit den Zügen aus Winterberg geflügelt werden und gemeinsam nach Dortmund verkehren. Ein Datum für die Umsetzung der zweiten Betriebsstufe mit einem zusätzlichen Leistungsvolumen von 210.000 Zugkilometern pro Jahr ist noch nicht bekannt.[25]

Literatur

  • Josef Högemann: Paderborn – Brilon Wald. In: Wolf-Dietger Machel (Hrsg.): Neben- und Schmalspurbahnen in Deutschland. Einst & jetzt. Von Rügen bis Rosenheim, von Aachen bis Zwickau. Loseblatt-Ausgabe. GeraNova Zeitschriftenverlag, München 2002, ISSN 0949-2143, S. 1–12.
  • Wilhelm Grabe (Hrsg.): Unter Dampf und Diesel bei Tag und Nacht. Lebendige Geschichte der Almetalbahn. Begleitbuch zur Sonderausstellung 9. September – 30. Dezember 2007 im Kreismuseum Wewelsburg. Bonifatius, Paderborn 2007, ISBN 978-3-00-022097-5 (Schriftenreihe des Kreismuseums Wewelsburg 6).
  • Josef Högemann: Die Eisenbahn im Altkreis Brilon. Verlag Uhle & Kleimann 1988, ISBN 3-922657-70-2.
  • Martin & Stephan Zöllner, Heinz Rüschenbaum: Die Obere Ruhrtalbahn und ihre Nebenstrecken 1990–2000. Verlag Podszun 2002, ISBN 3-86133-296-5.

Weblinks

Commons: Almetalbahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eisenbahnatlas Deutschland 2007/2008. 6. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2007, ISBN 978-3-89494-136-9.
  2. Klemens Wiesemann: Eine Eisenbahn „über oder neben Brilon“ oder die Verkehrssituation im Briloner und Olsberger Raum im vorigen Jahrhundert. Hrsg.: Briloner Heimatbund e.V. Heimatbund der Stadt Olsberg e.V. LkB, Brilon 1999, S. 32.
  3. Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939–1945. Josefs-Druckerei, Bigge 1955, S. 59–61.
  4. Heckeneilzug Bremen–Frankfurt auf Eisenbahnfreunde Paderborn.de, abgerufen am 14. Februar 2021
  5. NRW: Reaktivierung der Bahnstrecke von Brilon nach Brilon-Wald betriebswirtschaftlich zu riskant. In: Briloner Anzeiger. Abgerufen am 20. Dezember 2015 (brilon-wald.de).
  6. NRW: Zugverkehr zwischen Brilon-Stadt und Brilon-Wald wird aufgenommen. In: eurailpress.de. 26. Juni 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 15. November 2013.
  7. „Gold wert für Brilon“. In: Sauerlandkurier. 10. Dezember 2011, abgerufen am 20. Dezember 2015.
  8. Archivierte Kopie Protokoll VV-83 (Memento vom 21. November 2015 im Internet Archive)
  9. Auch 2014 wieder Sonderfahrten von Brilon Stadt nach Thülen (Memento vom 21. Oktober 2014 im Internet Archive)
  10. Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe, Unterlagen zur 51. Verbandsversammlung, TOP 6 Anmeldung zum Infrastrukturfinanzierungsplan des Landes, 4. Oktober 2018, ZIP-Datei (Memento vom 9. November 2018 im Internet Archive)
  11. Einstellung des Güterverkehrs nach Brilon. In: eisenbahn magazin. Nr. 5, 2023, S. 31.
  12. Vorlage für die Verbandsversammlung am 27.09.2010. (PDF) TOP 1 Standardisierte Bewertung Almetalbahn. Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 20. Dezember 2015.
  13. Almetalbahn fährt nie wieder. Kosten für Reaktivierung zu hoch. In: Neue Westfälische. 2. Dezember 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. September 2012; abgerufen am 20. Dezember 2015.
  14. Almetalbahn für 1 Euro. Kreis kauft Trasse, Kommunen beteiligen sich an Unterhaltungskosten. In: Der Patriot, Lippstädter Zeitung. 21. Juni 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Oktober 2013; abgerufen am 22. Juni 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.derpatriot.de
  15. Bahntrasse fuer Radweg verpachtet. In: Neue Westfälische. 21. Oktober 2013, abgerufen am 20. Dezember 2015.
  16. Bahntrasse verpachtet. In: Westfalen-Blatt. 12. November 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. April 2014; abgerufen am 15. November 2013.
  17. Beschluss aus der 6. Sitzung des Regionalrates am Dienstag, 8. Dezember 2015. (PDF) TOP 5. Dezember 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Dezember 2015; abgerufen am 20. Dezember 2015.
  18. Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter, TOP 6: Sachstandsbericht zur Elektrifizierung Sennebahn und Reaktivierung Almetalbahn, 11. Februar 2019
  19. Jutta Klute: Reaktivierung Almetalbahn: Kosten und Nutzen ermitteln. In: Westfalenpost. 3. April 2019, abgerufen am 18. April 2019.
  20. Gutachten zur möglichen Reaktivierung 15. April 2019
  21. Nahverkehrsverbund Paderborn/Höxter, Verbandsversammlung, TOP 6, Machbarkeitsstudie Almetalbahn, 25. Mai 2020
  22. Reaktivierungen. Nahverkehr Westfalen-Lippe, abgerufen am 15. November 2021.
  23. Machbarkeitsstudien Reaktivierungen NWL Almetalbahn, Vorstellung Planungsstand, SPNV-Ausschuss nph, Paderborn 6. Dezember 2021
  24. almetalbahn-reaktivierung.de, abgerufen am 23. Januar 2022
  25. Nahverkehrsplan Westfalen-Lippe. (PDF) NWL, Oktober 2011, abgerufen am 18. Juni 2020.

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ehemaliger Schienenbus 796 der Almetalbahn (WAB), hier in nichtöffentlicher Nachnutzung in Hagenow
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Bahnhof Brilon Stadt
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Ehemalige Bahnhof der Almetalbahn in Brenken
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Die ehem. Strecke der Almetalbahn zwischen den Bahnübergängen Bennenberg und Brenker Kreuz, Gemeinde Büren, NRW, Blickrichtung Station Brenken. Die V-förmige Signaltafel (Ne 7) ganz links dient übrigens Führern von Schneepflügen als Warnsignal.
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Straßenbahn im Almetal
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Südportal des Wewelsburger Tunnel mit einer Länge von 143 Meter.