Alma von Goethe

Alma von Goethe
Alma von Goethe mit fünf Jahren (Pastell von Louise Seidler)
Alma (hinten rechts) mit ihren Brüdern Walther Wolfgang und Wolfgang Maximilian 1836 (Zeichnung von Bernhard von Arnswald)
Alma von Goethe (?) als Austria am Austriabrunnen

Alma Sedina Henriette Cornelia von Goethe (* 29. Oktober 1827 in Weimar;[1]29. September 1844 in Wien) war das dritte Kind August und Ottilie von Goethes und eine Enkelin Johann Wolfgang von Goethes.

Leben

Johann Wolfgang von Goethe erlebte die Enkelin noch und nannte sie „niedlich und freundlich“[2] bzw. „neckisch“.[3] Von Louise Seidler wurde sie porträtiert. Alma von Goethe soll auch zum Austriabrunnen in Wien Modell gestanden haben.

Einen Monat vor ihrem 17. Geburtstag fiel sie während eines Aufenthalts in Wien einer dort grassierenden Typhusepidemie zum Opfer. Am 1. Oktober 1844 wurde sie auf dem Ortsfriedhof in Währing – dem heutigen Währinger Schubertpark – beigesetzt. Im Jahre 1885 wurden ihre Gebeine nach Weimar umgebettet.

Andenken

Franz Grillparzer erhöht Alma von Goethe in einem Gedicht, das er nach ihr benannt hat:[4]

Alma von Goethe

Das hast du nicht gedacht, Gewaltger du,
Als du noch weiltest in der Menschheit Schlacken,
Dass einst dein Enkelkind frühzeitge Ruh
Soll finden in dem »Lande der Phäaken«.

Und dass der Mann, der schüchtern vor dir stand,
Den Blick gesenkt vorm hehren Strahl des deinen,
Am fabelgleichen fernen Isterstrand
Bei ihrem offnen Grabe werde weinen.

Es kommt so manches anders, als man meint,
Und ist gekommen, warst du gleich der Weise.
Die Sonne, wenn sie hoch im Mittag scheint,
Senkt schon zum Untergang sich mählich leise.

Nach neuen Zonen wendet sich der Geist
Und lässt, was blank, in grauen Dunkel rosten,
Ist doch, was uns der ferne Westen heißt,
Für andre Völker auch zugleich ein Osten.

So drang dein Wort, so kam dein Enkelkind
In unsre Morgenrot-bestrahlte Fluren;
Hoch schlug mein Herz, verschönt, wie Weiber sind,
In ihr zu finden deiner Züge Spuren.

Und so trat ich, zu huldgen, in den Saal,
Wo schon das Teegerät die Tische krönte,
Die Frau begrüßend, deines Sohnes Wahl,
Die dir des Lebens Abendrot verschönte.

Doch war kein weiblich Wesen sonst im Kreis,
Nur Herren, schwarz, als wär ein Sarg zur Stelle.
Da öffnet sich die Tür, und hell und weiß
Tritt kinderhaft das Mädchen auf die Schwelle.

Die ich gedacht mir in der Hoheit Schein,
Von angestammter Herrlichkeit erglänzend,
Ein Teebrett in den Händen, trat sie ein,
Demütig Brot zum heißen Trank kredenzend.

Doch wars, als ob, dem Erlenkönig gleich,
Des Ahnherrn Geist ob ihrem Scheitel schwebte,
Und sie, das Kind, dem Kind im Liede gleich,
Vorm Anhauch einer geistgen Ladung bebte.

Wie an dem Eichstamm, den der Blitz geneigt,
Die Blume hell empor die Blätter richtet,
Als ob nicht dein Erzeugter sie erzeugt,
Als ob ihr Ahn sie Klärchen-gleich gedichtet.

Sie fühlte wohl den Wink der fernen Hand,
Die Sehnsucht nach dem Land der reinen Lilien,
Und ging dahin, so stamm- als wahlverwandt,
Verwaisend und verdoppelnd die Ottilien.

Du aber schaust mit ernstem Blick herab,
Wo sie der Grund, Beethoven nah, verschlungen,
Und sprichst kopfschüttelnd ob dem frühen Grab:
»Das war dir an der Wiege nicht gesungen!«

Literatur

  • Karsten Hein: Ottilie von Goethe (1796–1872). Biographie und literarische Beziehungen der Schwiegertochter Goethes (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, Band 1782). Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2001, ISBN 3-631-37438-0 (Dissertation Universität Düsseldorf 2001, 698 Seiten).
  • Karsten Hein: Ottilie von Goethe. Einsichten in das Haus am Frauenplan. In: Andreas Remmel, Paul Remmel (Hrsg.): Goethe-Blätter. Schriftenreihe der Goethe-Gesellschaft Siegburg e. V. Band IV. Bernstein, Bonn 2008, ISBN 978-3-9809762-4-4.
  • Louis Bobé: Alma von Goethe und ihr Grabmal. Zu ihrem 100. Todestag, dem 29. September 1944. In: Goethe. Viermonatsschrift der Goethe-Gesellschaft. Nr. 9, 1944.
  • Dagmar von Gersdorff: Goethes Enkel Walther, Wolfgang und Alma. Insel Verlag, Frankfurt und Leipzig 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Robert Mandelkow: Goethes Briefe. Hamburger Ausgabe in vier Bänden. Bd. 4: Briefe der Jahre 1821–1832. 2. Auflage. Christian Wegner Verlag, Hamburg 1976, S. 609
  2. Mandelkow 1976, S. 267, 609.
  3. Mandelkow 1976, S. 383, 641
  4. Franz Grillparzer: Alma von Goethe. Nach: Ders.: Sämtliche Werke. Bd. 1: Gedichte –Epigramme – Dramen I. Carl-Hanser-Verlag, München 1960, S. 298–299.

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Alma von Goethe. Goethes Enkelin.
EnkelGoethes.jpg
Zeichnung: die drei Enkelkinder Goethes im Junozimmer des Goethehauses. Walther am Streicher-Flügel sitzend, Wolfgang rechts neben ihm stehend und die jüngere Schwester Alma rechts im Hintergrund hinter dem runden Tisch spielend (nur Oberkörper sichtbar). Im Bild datiert "Weimar d[en] 11. Dec[ember] 1836." und signiert: "v. Arnswald fec[it] n[ach] d[er] Natur." (d. i. Bernhard von Arnswald (1807-1877))