Albrecht von Bayern (1905–1996)

Albrecht von Bayern (1948)

Albrecht Herzog von Bayern[1][2][3] (* 3. Mai 1905 in München; † 8. Juli 1996 auf Schloss Berg) war ein Sohn des Kronprinzen Rupprecht von Bayern und seiner ersten Frau Herzogin Marie Gabriele in Bayern. Er war das einzige überlebende Kind dieser Ehe und der letzte Erbprinz von Bayern. Sein Adelstitel war bis 1918 Erbprinz Albrecht Luitpold Ferdinand Michael, Herzog von Bayern, Franken und Schwaben, Pfalzgraf bei Rhein.[4] Er war der Enkel des letzten Königs von Bayern, Ludwig III., der 1918 abgesetzt wurde. Von 1919 bis 1955 war Albrecht weiterhin als Erbprinz von Bayern bekannt. Nach dem Tode seines Vaters nannte er sich Herzog von Bayern.[2]

Leben

Luitpold und Albrecht von Bayern, Aufnahme von Frank Eugene
Albrecht von Bayern um 1910
Der bayrische Erbprinz um 1915, Foto von Franz Grainer

Albrecht von Bayerns Lebensweg machte ihn zum Zeitzeugen fast des gesamten 20. Jahrhunderts. So erlebte er am Ende des Ersten Weltkriegs den Sturz der alten bayerischen Monarchie, welcher sich in München bereits am 7. November 1918 als Vorbote der Novemberrevolution in Berlin vollzog. Sein Leben war weiter geprägt durch die Flucht vor den Wirren der Revolutionszeit, durch Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus, durch Gefangennahme in Konzentrationslagern, die Zerstörung des Landes im Zweiten Weltkrieg und den Wiederaufstieg in der Demokratie.

Seine Kindheit fiel mit den letzten Jahren der Monarchie zusammen. Seit dem Tod seines Bruders Luitpold im Jahre 1914 war Albrecht der Erbprinz von Bayern. Als 1918 in München die Revolution begann, begab er sich zusammen mit König Ludwig III., seinem Großvater, auf die Flucht nach Tirol. Als die Familie später nach München zurückkehrte, konnte Albrecht die Hochschulreife erwerben und danach mit dem Studium der Forstwirtschaften beginnen. Ihm blieb in der Zeit des Nationalsozialismus der Abschluss des Studiums versagt, weil er nicht bereit war, in eine NS-Organisation einzutreten. Am 3. September 1930 heiratete er in Berchtesgaden Maria Franziska Juliana Johanna Gräfin Drašković von Trakošćan (1904–1969). Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor.

Albrechts Vater Rupprecht forderte am 17. März 1933 in einem Brief, den Erbprinz Albrecht persönlich Reichspräsident Hindenburg überreichte, diesen auf, sich für eine föderalistische Verfassung im Sinne Bismarcks einzusetzen. Nach der Einsetzung von Reichsstatthaltern in den Ländern erhob der ehemalige Kronprinz am 10. April erneut erfolglos „Protest gegen diese Vergewaltigung der deutschen Staaten“, die „praktisch die Aufhebung der Länder“ bedeutete. Bis 1937 nahm die Familie ihren Wohnsitz in Bad Kreuth. Da Albrecht von Bayern die Politik des NS-Regimes ablehnte, ging er mit seiner Familie zunächst nach Kroatien und ab 1940 nach Ungarn ins Schloss Nádasdy ins Exil. Im Jahre 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet und bis zum Ende des Krieges 1945 mit seiner Familie in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Flossenbürg und Dachau interniert.

Am Heiligen Abend 1952 wurde Albrecht von Bayern auf Schloss Berg in den Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem investiert. Er war Präsident der Bayerischen Ordensprovinz.[5] Nach Renovierung in den 1950er Jahren nahm er seinen Hauptwohnsitz bis zu seinem Tod auf Schloss Berg.

Er und seine beiden Gemahlinnen sind nicht mehr in einer der Fürstengrüfte in München, sondern auf dem Familienfriedhof der Wittelsbacher im Kloster Andechs bestattet, der 1977 unter seiner Leitung neu eingerichtet wurde.

Forstwirtschaft

Nach dem Ende des Krieges wandte sich Albrecht von Bayern wieder seinen Studien im Bereich der Forstwissenschaften zu. Seine besondere Leidenschaft gehörte der Jagd. In der Sammlung seiner Trophäen befinden sich 1290 Bock- und 590 Geißschädel. Dazu kommen noch 3425 Abwurfstangen. Für diese Sammlung wurde im Jahre 2005 eigens ein Rehmuseum im Königlichen Schloss Berchtesgaden eröffnet. Ihre jahrzehntelangen Forschungsergebnisse publizierten Herzog Albrecht und seine Gemahlin Jenke in dem umfangreichen Werk Über Rehe in einem steirischen Gebirgsrevier, für das sie die Ehrendoktorwürde der Münchner Universität erhielten. Sein weiteres wissenschaftliches Interesse gehörte der Tier- und Pflanzenkunde.

Oberhaupt der Wittelsbacher

Nachdem sein Vater, der vormalige Kronprinz Rupprecht, im August 1955 verstorben war, trat Albrecht von Bayern in dessen Rechte und Pflichten als Oberhaupt der ehemals königlichen Familie von Bayern. Seine erste Frau starb bereits 1969; 1971 heiratete er Marie-Jenke Clara Clementine Antonia Stephanie Walburga Paula Gräfin Keglevich von Buzin (1921–1983). Mit der Feier seines 75. Geburtstags im Jahre 1980 fiel auch das 800-jährige Regierungsjubiläum des Hauses Wittelsbach zusammen, aus dessen Anlass die Jubiläums-Ausstellung Wittelsbach und Bayern stattfand.[6] Albrecht von Bayern starb am 8. Juli 1996 im Alter von 91 Jahren. Oberhaupt der Wittelsbacher ist seither sein Sohn Franz von Bayern.

Prätendent der Jakobiten

Albrecht war ein Nachfahre der Stuarts. Er wurde deshalb von den Jakobiten nach dem Tode seines Vaters Rupprecht als Inhaber des britischen Thrones angesehen und von ihnen als Albert I., König von England, Schottland, Irland und Frankreich bezeichnet. Er hat diesen Titel jedoch niemals öffentlich beansprucht. Im Mai 1965 empfing Albrecht die britische Königin Elisabeth II. während eines Staatsbesuchs auf Schloss Nymphenburg. Seine Position als Erbe des Hauses Stuart ging an seinen Sohn Franz (Francis II.) über.

Prätendent des griechischen Throns

Die Wittelsbacher konnten auch Anspruch auf den 1862 verlorenen griechischen Thron erheben, wovon Albrecht keinen Gebrauch machte. Schließlich gab Albrecht sogar 1959 die Griechischen Kronjuwelen an König Paul zurück.

Vorfahren

Ahnentafel Albrecht Herzog von Bayern
Ururgroßeltern

Bayerische Königskrone
König Ludwig I.
(1786–1868)
⚭ 1810
Therese von Sachsen-Hildburghausen
(1792–1854)

Großherzog
Leopold II. von Österreich-Toskana
(1797–1870)
⚭ 1816
Maria Anna von Sachsen
(1799–1832)

Erzherzog
Franz IV. von Österreich-Este
(1779–1846)
⚭ 1812
Maria Beatrix von Savoyen
(1792–1840)

Erzherzog
Joseph Anton Johann von Österreich
(1776–1847)
⚭ 1819
Maria Dorothea von Württemberg
(1797–1855)

Herzog
Pius August in Bayern
(1786–1837)
⚭ 1807
Amalie Luise von Arenberg
(1789–1823)

König
Maximilian I. Joseph von Bayern
(1756–1825)
⚭ 1797
Karoline Friederike Wilhelmine von Baden
(1776–1841)

König
Johann VI. von Portugal
(1767–1826)
⚭ 1785
Charlotte Joachime von Spanien
(1775–1830)

Erbprinz
Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
(1802–1838)
⚭ 1829
Marie Agnes von Hohenlohe-Langenburg
(1804–1835)

Urgroßeltern

Prinzregent
Luitpold von Bayern
(1821–1912)
⚭ 1844
Auguste Ferdinande von Österreich
(1825–1864)

Erzherzog
Ferdinand Karl von Österreich-Este
(1821–1849)
⚭ 1847
Elisabeth Franziska Maria von Österreich
(1831–1903)

Herzog
Maximilian Joseph in Bayern
(1808–1888)
⚭ 1828
Ludovika Wilhelmine von Bayern
(1808–1892)

König
Michael I. von Portugal
(1802–1866)
⚭ 1851
Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1831–1909)

Großeltern

Bayerische Königskrone
König Ludwig III. (1845–1921)
⚭ 1868
Marie Therese von Österreich-Este (1849–1919)

Herzog
Carl Theodor in Bayern (1839–1909)
⚭ 1874
Maria Josepha von Portugal (1857–1943)

Eltern

Kronprinz Rupprecht von Bayern (1869–1955)
⚭ 1900
Marie Gabriele in Bayern (1878–1912)

Albrecht Herzog von Bayern (1905–1996)

Nachkommen

Albrecht heiratete am 3. September 1930 in Berchtesgaden Maria Gräfin Drašković von Trakošćan (1904–1969), Tochter des Grafen Dionys und seiner Gattin Julia Prinzessin von Montenuovo. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

  1. Marie Gabrielle (* 1931) ⚭ Georg von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (1928–2015)
  2. Marie Charlotte (1931–2018) ⚭ Paul von Quadt zu Wykradt und Isny (1930–2011)
  3. Franz Bonaventura Adalbert Maria (* 1933)
  4. Max Emanuel (* 1937) ⚭ Elizabeth Christina Douglas (* 1940)

In zweiter Ehe heiratete er am 21. April 1971 in München Marie Jenke Eugenie Gräfin Keglevich von Buzin (1921–1983), Tochter von Stephan Graf Keglevich von Buzin auf Abony und seiner Gattin Clara Gräfin Zichy zu Zich und Vásonykeo. Die Ehe blieb kinderlos.

Veröffentlichungen

  • mit Jenke von Bayern, Hans Eisbacher, Karl Meunier: Über Rehe in einem steirischen Gebirgsrevier. 2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. BLV-Verlags-Gesellschaft, München 1977, ISBN 3-405-11851-4.
  • Weichselboden. Bilder und Abschluss der Rehbeobachtungen. BLV-Verlags-Gesellschaft, München 1991, ISBN 3-405-14342-X.
  • Das jagdliche Vermächtnis Herzog Albrechts von Bayern. Anleitung zur Führung großer und kleiner Jagdreviere. Parey, Singhofen 1997, ISBN 3-89715-540-0.

Anmerkungen und Belege

  1. Der vollständige Name mit Adelstitel gemäß dem privaten Projekt Paul Theroff’s Royal Genealogy Site lautete Albrecht Luitpold Ferdinand Michael, Herzog von Bayern (‚Duke of Bavaria‘).
  2. a b Auf die Frage: „Seit 1955 gibt es aber wieder den Namen „Herzog von Bayern“. Das ist alles doch ein wenig kompliziert, denn es gibt ja auch einen Herzog in Bayern. Sie selbst waren darüber hinaus auch mal ein Prinz von Bayern. Wie ist diese Nomenklatur eigentlich zu verstehen?“ in einem Interview in der Sendung Alpha Forum des Bayerischen Rundfunks am 9. April 2001 (Transkript als PDF; 46 kB) (Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive), in dem er als Herzog Franz von Bayern bzw. Herzog Franz vorgestellt und als Seine Königliche Hoheit Herzog Franz von Bayern angesprochen wurde, erklärte Franz von Bayern, der Sohn Albrechts: „Er [der Vater Albrecht] hat sich dann dazu entschlossen, dass er den ältesten und im Grunde genommen auch vornehmsten Titel der Familie, nämlich den Titel „Herzog von Bayern“ als seinen Namen benützt. In seiner Nachfolge habe ich [Sohn Franz] das dann auch getan.“ Ob, und wenn, seit wann der Name Albrecht Herzog von Bayern so auch beim Standes- und Einwohnermeldeamt registriert war, ist Wikipedia nicht bekannt. Artikel 109 der Weimarer Reichsverfassung (WRV) vom 11. August 1919 bestimmt, dass die öffentlich-rechtlichen Privilegien der Geburt oder des Standes aufzuheben waren und dass Adelsbezeichnungen nicht mehr verliehen werden dürfen. Gleichzeitig damit wurden die bisherigen Adelsbezeichnungen zu Bestandteilen des bürgerlichen Familiennamens erklärt. Im Fall der Hauptlinie des Hauses Wittelsbach tragen seit 1919 alle zu dieser Familie gehörenden Mitglieder den bürgerlichen Familiennamen Prinz von Bayern bzw. Prinzessin von Bayern. Nur die Mitglieder der Familie, die vor 1919 bereits einen herausgehobenen Primogenitur-Titel bis zur Aufhebung der Adelsvorrechte führten, durften diesen noch in den bürgerlichen Nachnamen übernehmen und konnten ihn ab 1919 nicht mehr an ihre Nachkommen weitervererben
  3. Albrecht ließ sich als s. k. H. bzw. S. K. H. Herzog Albrecht von Bayern anreden. Vgl. die Danksagungen von Wissenschaftlern für die Genehmigung zur Benutzung von Archivalien: Hans Rall (Hrsg.): Wittelsbacher Hausverträge des späten Mittelalters. Die haus- und staatsrechtlichen Urkunden der Wittelsbacher von 1310, 1329, 1392/93, 1410 und 1472 (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Bd. 71). Beck, München 1987, ISBN 3-406-10471-1, sowie Heinz-Dieter Heimann: Hausordnung und Staatsbildung. Innerdynastische Konflikte als Wirkungsfaktoren der Herrschaftsverfestigung bei den wittelsbachischen Rheinpfalzgrafen und den Herzögen von Bayern. Ein Beitrag zum Normenwandel in der Krise des Spätmittelalters (= Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte. NF H. 16). Schöningh, Paderborn u. a. 1993, ISBN 3-506-73266-8 (Zugleich: Bochum, Universität, Habilitations-Schrift, 1988/1989), S. VI, ebenso die Namensbezeichnung in der Festschrift für seinen Sohn Franz von Bayern.
  4. Genealogisches Handbuch des Adels, Band 50, Fürstliche Häuser, Band IX, Limburg an der Lahn 1971, S. 7.
  5. Hans Jürgen Brandt: Jerusalem hat Freunde. München und der Ritterorden vom Heiligen Grab, EOS 2010, S. 94–98.
  6. Spiegelartikel zur Ausstellung „Wittelsbach und Bayern“

Literatur

  • Hans Rall, Marga Rall: Die Wittelsbacher in Lebensbildern. Friedrich Pustet u. a., Regensburg u. a. 1986, ISBN 3-7917-1035-4, S. 375–380.
  • Albrecht Herzog von Bayern, in: Internationales Biographisches Archiv 44/1996 vom 21. Oktober 1996, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)

Weblinks

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VorgängerAmtNachfolger
RupprechtChef des Hauses Wittelsbach
1955–1996
Franz
Robert I. und IV.Jakobitischer Erbfolger
als Albert I.
1955–1996
Francis II.

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