Albert Kortüm

Unterschrift von Albert Kortüm (1875)

Albert Kortüm (* 26. Januar 1845 in Neuhoff (Mecklenburg)[1][2]; † 1921 in Schwerin, beigesetzt 12. August 1921 in Lübeck[3][4]; vollständiger Name: Albert Otto Ferdinand Friedrich Kortüm[1]) war ein deutscher Architekt und Baubeamter.

Wirken

Das architektonische Werk von Albert Kortüm und sein Lebensweg sind nur lückenhaft überliefert und bisher nicht wissenschaftlich erforscht; so konnte bisher auch nichts über seine Ausbildung als Architekt ermittelt werden. Die beiden ersten überlieferten Bauten waren sogleich repräsentative Projekte des preußischens Staates: 1874 wurde ihm die Projektleitung zum Neubau der Deutschen Gesandtschaft in Konstantinopel (heute Deutsches Generalkonsulat Istanbul) übertragen und ab 1878 die Projektleitung für zwei große Universitätsneubauten in Göttingen; alle diese Bauten waren noch von anderen Architekten entworfen worden. Im Ergebnis brachten die Erweiterung der berühmten Göttinger Universitätsbibliothek und der Neubau des Naturhistorischen Museums der Universität mit in Berlin entstandenen Entwürfen eine neuartige und monumentale Architektursprache nach Göttingen.[5]

Die erfolgreich absolvierten Arbeiten qualifizierten ihn fortan als Fachbuchautor für das renommierte Handbuch der Architektur, in dem er 1887 das Kapitel über „Gebäude für Ministerien, Botschaften und Gesandtschaften“ und 1893 das Kapitel über „Bibliotheken“ verfasste. Dabei nutzte er die Gelegenheit, die Gesandtschaft in Konstantinopel und die Universitätsbibliothek in Göttingen beispielhaft vorzustellen. Überhaupt wird bei Kortüms Göttinger Universitätsbauprojekten sein wissenschaftlicher und systematischer Arbeitsansatz deutlich, der sich auch durch ausgedehnte Studienreisen ausdrückte, die er vorbereitend zu vergleichbaren europäischen Bauten und deren Einrichtungen unternahm.[6]

Kortüm war ab August 1878 in Göttingen nachweisbar, wohin er aus Berlin kommend übersiedelte[7] und zunächst die beiden großen Universitäts-Neubauprojekte der Bibliothekserweiterung und des Naturhistorischen Museums leitete. Dazu war er als „Kreisbauinspektor“[8] bzw. „königlicher Landbauinspektor“[9] organisatorisch in die Kreisbauinspektion Göttingen eingegliedert, deren Vorstand er 1882–1885 war und schließlich dort weitere Universitätsbauten in Göttingen bearbeitete.[10]

1885 wurde Kortüm aus Göttingen wegversetzt.[10] Von 1888 bis 1899 amtierte Kortüm als Stadtbaurat in Erfurt und Leiter des dortigen Hochbauamts.[11] 1904 wirkte Kortüm in Halle an der Saale, wo ihm der Titel „Baurat“ verliehen wurde.[12] Noch 1909 signierte er dort als „Vorsteher der Baubteilung der Landwirtschaftskammer für die Provinz Sachsen.“[13]

Privates

Albert Kortum war der Sohn von Pensionär Hellmuth Kortüm und Emma, geb. Ihlefeld.[2] 1875 heiratete er in Berlin die Apothekerstochter Hedwig Sannenberg.[2] 1881 kam in Göttingen seine Tochter Margarethe zur Welt.[14]

In seiner Erfurter Zeit war er u. a. Mitglied im Alpenverein Sektion Erfurt[15] und zeitweise Schriftführer im Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt.[16] Mehrfach publizierte er in den Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt über Erfurter Architektur und Baugeschichte.[16]

Zuletzt lebte Kortüm in Schwerin; er starb 76-jährig und wurde 1921 in Lübeck beigesetzt.[3]

Projekte und Bauten (Auswahl)

Schriften

Literatur

  • Dietrich Lösche: Staatliche Bauverwaltung in Niedersachsen. Vom Ortsbaubeamten im Landbaudistrikt zum Staatlichen Baumanagement (= Veröffentlichungen des Instituts für historische Landesforschung der Universität Göttingen, Band 45). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-545-8, S. 175, 671.

Einzelnachweise

  1. a b Angabe nach dem Kirchenbuch von Zehna, Mecklenburg, auf ancestryinstitution-com, abgerufen am 20. April 2025.
  2. a b c Angabe nach dem Heiratsregister Berlin VII A 1875 (Erstregister). In: ancestryinstitution-com. Abgerufen am 20. April 2025 (Traueintrag zum 10. Mai 1875 mit Personenstandsdaten).
  3. a b ancestryinstitution-com. In: Kirchenbuch: Burgtorfriedhof, den Friedhöfen St. Lorenz, St. Jürgen, dem Vorwerker Friedhof und dem Ehrenfriedhof. Abgerufen am 20. April 2025.
  4. Amtliche Mitteilungen, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 41, 1921, Nr. 75 vom 17. September 1921. (Digitalisat auf izw-campus.baw.de, abgerufen am 20. April 2025)
  5. Vgl. Dieter Nägelke: Hochschulbau im Kaiserreich. Historistische Architektur im Prozess bürgerlicher Konsensbildung. Ludwig, Kiel 2000, ISBN 978-3-933598-09-7, S. 330.
  6. Karl Julius Hartmann, Hans Füchsel (Hrsg.): Geschichte der Göttinger Universitäts-Bibliothek. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1937, S. 273 (Hinweis auf eine fast dreimonatige Studienreise 1880 zu Bibliotheks-Inneneinrichtigungen in Deutschland und nach Frankreich, Belgien, England, Dänemark). – Vgl. auch Universitätsarchiv Göttingen, Signatur: Var. 24, Berichte des Regierungsbaumeisters Kortüm und des Oberbibliothekars Wilmanns über ihre Studienreise zum Bibliotheksbau, 1880, auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 20. April 2025. – Universitätsarchiv Göttingen, Signatur: Kur. 9644, Erweiterungsbau der Universitätsbibliothek (Band 3). Enthält: Instruktionsreisen der Oberbibliothekare Wilmanns und Kortüm, auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 20. April 2025. – Universitätsarchiv Göttingen, Signatur: Kur. 9379, Studienreise des Prof. Dr. Victor Meyer und des Universitätsarchitekten nach Straßburg und Zürich. Enthält: Antrag von Prof. Dr. Victor Meyer auf eine Dienstreise mit dem Landbauinspektor Kortüm nach Zürich (Begründung: Zürich verfügt seit einigen Monaten über das modernste chemische Laboratorium. Es ist nicht zuletzt Resultat der Besichtigungsreisen der Züricher Architekten und Chemiker in Deutschland und Österreich-Ungarn und vereinigt alle positiven Eigenschaften dieser Labors in sich) (1887).- Antrag Kortüms auf zusätzliche Besichtigung des neuen chemischen Laboratoriums in Straßburg (1887), auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 20. April 2025.
  7. Karl Julius Hartmann, Hans Füchsel (Hrsg.): Geschichte der Göttinger Universitäts-Bibliothek. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1937, S. 271.
  8. A. Kortüm: Die Universitäts-Bibliothek in Göttingen, nebst Bemerkungen über Bau und Einrichtung von Bibliotheken. In: Centralblatt der Bauverwaltung, Jg. 3, 1883, S. 247. (Digitalisat auf digital.zlb.de, abgerufen am 20. April 2025)
  9. a b „Die Skizzen sind von dem königlichen Landbauinspektor Kortüm aufgestellt worden, die Oberleitung der Bauausführung ist dem Landbauinspector Breymann übertragen.“ Quelle: Die Chirurgische Klinik in Göttingen. In: Centralblatt der Bauverwaltung, Jg. 7, 1887, Nr. 39A vom 28. September 1887, S. 381–382, hier S. 382. (Digitalisat auf digital.zlb.de, abgerufen am 20. April 2025). - Es handelt sich um eine Vorabveröffentlichung.
  10. a b Dietrich Lösche: Staatliche Bauverwaltung in Niedersachsen. Vom Ortsbaubeamten im Landbaudistrikt zum Staatlichen Baumanagement (= Veröffentlichungen des Instituts für historische Landesforschung der Universität Göttingen, Band 45). Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2004, ISBN 3-89534-545-8, S. 175.
  11. Hans-Jörg Vockrodt: Erfurt – Brücken der Gründerzeit. In: Bautechnik. Zeitschrift für den gesamten Ingenieurbau, Jg. 92, 2015, Heft 2, S. 144–151, hier S. 145. (Digitalisat auf historische-bruecken-erfurt.de, abgerufen am 21. April 2025)
  12. Amtliche Mitteilungen, in: Zentralblatt der Bauverwaltung, 24, 1904, Nr. 25 vom 26. März 1904, S. 157. (Digitalisat auf digital.zlb.de, abgerufen am 20. April 2025)
  13. Kortüm: Über Stroh- und Rohrdächer. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 1909, Heft 43, S. 293–294, hier S. 293. (Digitalisat auf digital.zlb.de, abgerufen am 20. April 2025)
  14. Stadtarchiv Göttingen, Signatur: C 39 Nr. 1, Alphabetisches Verzeichnis zum Geburtsregister Göttingen, 1874–1883; hier Reg.-Nr. 234/1881, auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 20. April 2025. – Sie starb 1965 in Eutin, vgl. Halle (Saale), Germany, Marriages, 1874-1933 for Margarete Hennÿ Helene Kortüm, auf ancestryinstitution-com, abgerufen am 20. April 2025 (Hochzeiteintrag von 1910, mit Sterbenachtrag).
  15. Sechszehnter Jahresbericht der Sektion Erfurt des Deutschen und Österreichischen Alpenevereins für das Jahr 1898, S. 23. (Digitalisat auf bibliothek.alpenverein.de, abgerufen am 20. April 2025)
  16. a b Gesamtregister MVGAE. Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt, auf erfurt-web.de, abgerufen am 20. April 2025.
  17. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Band 5.1, Stadt Göttingen. Bearbeitet von Ilse Rüttgerodt-Riechmann. Friedrich Vieweg & Sohn, Braunschweig / Wiesbaden 1982, ISBN 3-8271-8244-1, S. 26. (Digitalisat digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 20. April 2025)
  18. Dieter Nägelke: Hochschulbau im Kaiserreich. Historistische Architektur im Prozess bürgerlicher Konsensbildung. Ludwig, Kiel 2000, ISBN 978-3-933598-09-7, S. 332.
  19. Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Hannover, Signatur: Karten - Mappen Mappe Nr. 2143, Neubau des Dienstgebäudes im Forstamt Escherode, auf arcinsys.niedersachsen.de, abgerufen am 20. April 2025.
  20. Hans-Dieter Nägelke: Hochschulbau im Kaiserreich. Ludwig, Kiel 2000, ISBN 3-933598-09-5, S. 332 f.
  21. Chirurgische Klinik der Vereinigten Kliniken Göttingen. In: Denkmalatlas Niedersachsen. Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, abgerufen am 20. April 2025.
  22. Kortüm (als Architekt) Theater, Erfurt. In: architekturmuseum.ub.tu-berlin.de. Abgerufen am 20. April 2025 (Fragebogen für das Handbuch »Das Deutsche Theater«).
  23. bis 1894. In: theater-erfurt.de. Abgerufen am 20. April 2025.
  24. Bibliothek der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. In: fabian.sub.uni-goettingen.de. Abgerufen am 20. April 2025.
  25. Bibliothek. In: leopoldina.org. Abgerufen am 20. April 2025.
  26. Stadtparktreppe im neuen Glanz. In: Amtsblatt. Hrsg. Erfurt, Landeshauptstadt Thüringen, Stadtverwaltung. Nr. 22 vom 12. Dezember 2014, S. 1. (Digitalisat auf erfurt.de, abgerufen am 20. April 2025)

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