Albert Batzill

Albert „Alba“ Batzill (* 14. Dezember 1952 in Friedrichshafen, Baden-Württemberg) ist ein deutscher Regattasegler. Er ist vierfacher Weltmeister in der Bootsklasse Flying Dutchman. Insgesamt steuerte er, mit wechselnden Mitseglern, in den Bootsklassen Fireball, Shark 24, Flying Dutchman, Soling und inzwischen auf 6mR- und (in der Amateurwertung) auf Melges-24-Yachten bei Europa- und Weltmeisterschaften zehnmal zu Gold-, fünfmal zu Silber- und siebenmal zu Bronzemedaillen. 1988 und 1992 nahm Batzill im Flying Dutchman an den Olympischen Spielen teil und erreichte einstellige Platzierungen.

2004 wurde er in der Segelzeitschrift Yacht zu einem der 100 besten Segler aller Zeiten gewählt.[1] Batzill startet für den Württembergischen Yacht-Club in Friedrichshafen und ist Ehrenmitglied des Segelclubs Alpsee-Immenstadt.[2]

Für seine sportlichen Erfolge erhielt er von Bundespräsident Carstens 1982 das Silberne Lorbeerblatt.[3]

Segel-Karriere

Jollen, vor allem Flying Dutchman

Albert Batzill segelte zunächst mit seinem etwa zwei Jahre jüngeren Bruder Rudolf zusammen; bereits zu dieser Zeit war Albert Steuermann, Rudolf Vorschoter. Gemeinsam gewannen sie 1970 die während der Travemünder Woche ausgetragene deutsche Jugendmeisterschaft im Korsar und wurden 1971 vor dem schwedischen Arild Europameister im Fireball.[4] 1974 ersegelten sie in Sandhamn in der Siegercrew die Weltmeisterschaft in der Kielbootklasse Shark 24; ihre fast gleichaltrigen Cousins Jörg und Eckart Diesch hatten den Titel zwei Jahre zuvor geholt.[5]

Riss eines Flying Dutchman

1974 stiegen sie auf die Bootsklasse Flying Dutchman um,[6] und bereits im Folgejahr holten sie damit die Bronzemedaille bei der Europameisterschaft. Als sie bei den Ausscheidungsrennen für die Olympischen Spiele 1976 auffielen, wurden die Batzill-Brüder als Ersatzmannschaft zu den Spielen nach Kanada geschickt.[6] Sie wurden allerdings nicht eingesetzt. Stattdessen hatten sich die Diesch-Brüder für die Teilnahme qualifiziert und gewannen olympisches Gold.

1978 erstritten Albert und Rudolf Batzill vor Hayling Island, vor dem englischen Hampshire, ihren ersten Weltmeistertitel mit einem Flying Dutchman. Sie verwiesen damit die Diesch-Brüder, die im Vorjahr den Vizetitel geholt und in den ersten Durchgängen geführt hatten, auf den zweiten Platz. Nach einem Vizeweltmeistertitel 1980 standen Albert und Rudolf Batzill 1981 erneut auf dem Siegertreppchen, während ihre Cousins wiederum Silber ersegelten.

Auch 1984 gewann Batzill die Weltmeisterschaft, nun mit dem Münchner Vorschoter Klaus Wende. 1986 unterlagen sie den Diesch-Brüdern und errangen den Vizeweltmeistertitel. Mit dem Immenstädter Vorschoter Peter Lang holte Batzill 1988 eine weitere Bronzemedaille bei der Europameisterschaft. Im selben Jahr, im Alter von 35 Jahren und zehn Jahre nach seinem ersten Flying-Dutchman-Weltmeistertitel, nahm Batzill erstmals an den Olympischen Spielen teil, die 1988 in Korea stattfanden; Batzill und Lang erreichten in Busan den achten Platz.

Weiterhin mit Lang segelnd holte Batzill 1989 seinen vierten Weltmeistertitel im Flying Dutchman und ein Jahr darauf seine erste Weltmeisterschafts-Bronzemedaille. 1991 folgte eine weitere Bronzemedaille bei der Europameisterschaft. Bei den Olympischen Spielen 1992 gelangten Batzill und Lang, nun für das geeinte Deutschland antretend, im Flying Dutchman auf Platz 5.

Ein Soling unter Spinnaker

Kielboote: Soling, 6mR, Melges 24

Nachdem Batzill, bis auf den Shark-24-Weltmeistertitel 1974, zunächst vor allem in Jollen Erfolge gefeiert hatte, wandte er sich in den neunziger Jahren den Kielbooten zu. Nach den Olympischen Spielen 1992 trat Batzill in mehreren Soling-Wettbewerben an. 1993 wurde er vor dem slowenischen Portorož Vize-Europameister und vor dem griechischen Phaleron Vize-Weltmeister. 1994 wurde er auf dem Soling Deutscher Meister und gewann bei der Soling-Match-Racing-Europameisterschaft in Starnberg die Bronzemedaille. Bei der Match-Racing-Pre-Olympic-Regatta 1994 in Savannah, USA, erreichte er ebenfalls den dritten Platz. In den folgenden Soling-Wettbewerben und -Meisterschaften (ausgetragen mit Flottenstart, nicht als Match Race) 1994 und 1995 gelangen ihm indes nur zweistellige Platzierungen. Seine besten ISAF-Weltranglisten-Ergebnisse waren der 7. Rang für die Match-Race-Wertung im April 1994 und der 4. Rang (Open, das heißt Flottenstart) im Januar 1995.[7]

eine Melges 24

Ab 1999 segelte Batzill in der Klasse der 6-Meter-(„6mR“)-Modern-Yachten als Steuermann mit Eigner Dietrich Grünau und Taktiker Eddy Eich. Sie segelten zunächst zwar auf vordere Plätze, gewannen jedoch keine Meisterschaften. 2004 wurde Batzill mit seiner Crew auf der 6mR-Yacht Courage VII (6 GER 104) Dritter bei der Europameisterschaft vor dem nordsardinischen Porto Rotondo. Mit dem neuen Boot Courage IX (GER-118) folgten im Juli 2005 vor dem schwedischen Sandhamn der Weltmeister- und im Juni 2006 in Flensburg der Europameistertitel.[8] Im Juli 2007 steuerte Batzill das Boot zur Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft vor dem englischen Cowes, Isle of Wight, im Juni 2008 erneut zum Europameistertitel.[9]

Parallel dazu segelt Batzill auf Melges-24-Yachten, einer Bootsklasse mit zunehmend anspruchsvollerem Teilnehmerfeld. Im September 2001 wurde er auf der Vito (GER-507) vor dem italienischen Torbole Europa-Vizemeister mit nur 0,6 Punkten Rückstand auf Gewinner Cedric Pouligny.[10] Im Juni 2004 gewann er bei der Volvo Cup Regatta auf der No Woman No Cry (GER-582) von Eigner Eddy Eich vor Rimini die Silbermedaille nach punktgleichem Finish mit den italienischen Siegern unter Andrea Rachelli.[11] Im Dezember 2005 folgte bei der Melges-24-Weltmeisterschaft die Bronzemedaille auf Eichs Courage X (GER-582) in der Corinthian-Wertung, die unter den Booten mit reinen Amateur-Crews ausgetragen wird; in der Gesamtwertung belegte das Boot Platz 19.[12] Bei der Europameisterschaft im September 2005 vor dem englischen Torquay holte Batzill mit der No Woman No Cry schließlich den Titel in der Corinthian-Wertung und den vierten Platz in der Gesamtwertung.[13] Die Weltmeisterschaft 2006 schloss No Woman No Cry mit Batzill am Ruder zwar als bestes Boot, aber in der Gesamtwertung nur auf dem 26. Platz ab;[14] bei der Europameisterschaft im August 2007 steuerte Batzill die Yacht nur Platz 17 (30 Teilnehmer) in der Amateurklasse Corinthian Division (Platz 48 in der Gesamtwertung).[15]

Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften

JahrMeisterschaftPlatzierungBootsklasse[16]
1971Europameisterschaft1Fireball
1974Weltmeisterschaft1Shark 24
1975Europameisterschaft3Flying Dutchman
1978Weltmeisterschaft1Flying Dutchman
1980Weltmeisterschaft2Flying Dutchman
1981Weltmeisterschaft1Flying Dutchman
1984Weltmeisterschaft2Flying Dutchman
1986Weltmeisterschaft1Flying Dutchman
1988Europameisterschaft3Flying Dutchman
1989Weltmeisterschaft1Flying Dutchman
1990Weltmeisterschaft3Flying Dutchman
1991Europameisterschaft3Flying Dutchman
1993Europameisterschaft2Soling
1993Weltmeisterschaft2Soling
1994Europameisterschaft3Soling Match Race
2001Europameisterschaft2Melges 24 (Amateurwertung)
2004Europameisterschaft36mR
2005Weltmeisterschaft16mR
2005Weltmeisterschaft1Melges 24 (Amateurwertung)
2006Europameisterschaft16mR
2007Weltmeisterschaft36mR
2008Europameisterschaft16mR

Privatleben

Albert Batzill wuchs mit Bruder Eduard, Rudolf und Schwester Heidi, als Sohn eines Zahnarztes in Friedrichshafen auf. Albert Batzill ist verheiratet und hat 4 Kinder. Zeitweilig betrieb er den Biobauernhof Rösslerhof in Schlier (bei Ravensburg) in Baden-Württemberg. Später wechselte er zu einem kleinen landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieb. Sein Bruder Rudolf, mit dem Albert Batzill seine ersten Erfolge feierte, ist als Arzt tätig.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hall of Fame der 100 Betsen Segeler aller Zeiten. (Memento vom 10. Februar 2012 im Internet Archive) auf den Seiten von speedwave.de – siehe Heft 3 der Yacht(abgerufen 30. April 2016)
  2. Ehrenmitglieder (Memento desOriginals vom 19. August 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/scai.immenstadt.de auf den Seiten des SCAI, abgerufen 15. März 2009.
  3. Bundesarchiv: Sportpreise(Silberlorbeer): Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes Signatur BArch B 122/29185
  4. Korsar: Ehrentafel. Die drei ersten Plätze der Rangliste und Meisterschaften. (Memento vom 4. Dezember 2000 im Internet Archive) auf den Seiten von korsar.de (abgerufen 19. März 2009)
    Fireball: Hall of Fame, Europeans. (Memento vom 11. Mai 2006 im Internet Archive) auf den Seiten von www.fireball-international.com (abgerufen 19. März 2009)
  5. @1@2Vorlage:Toter Link/www.ycsb.deShark 24 Weltmeister mit saarländischer Beteiligung. Abschnitt 1.2 Namhafte ehemalige Sharkregattensegler (S. 4). (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2018. Suche in Webarchiven.) (PDF-Datei; 324 kB) auf den Seiten des Yacht-Clubs Saarbrücken (YCSB) (abgerufen 24. März 2009)
    Hamburger Abendblatt (Nr. 181)
    Hamburger Abendblatt, Nr. 222, Printausgabe S. 25
  6. a b Caroline Hackmann (23. September 1978). Triumph für Vettern aus Friedrichshafen. Gebrüder Batzill Weltmeister vor Diesch-Brüdern. (Memento vom 28. Juli 2014 im Internet Archive) Hamburger Abendblatt, Nr. 222, Printausgabe S. 25
  7. Alba Batzill – Sailor Biography. unter „Results“ auf den Seiten von sailing.org (abgerufen 19. März 2009)
  8. International Championships. auf den Seiten der Klassenvereinigung 6metre.ch (abgerufen 19. März 2009)
  9. WM 2007:
    EM 2008: Championnat d'Europe des 6mJI 2008. Classement Général MODERNE. (Memento vom 15. September 2010 im Internet Archive) auf www.6metre.ch (pdf-Datei; abgerufen 19. März 2009; 21 kB)
  10. keine Autorenangabe (7. September 2001). Sean the Lucky Sheep brings Cedric Pouligny success in Torbole. (Memento vom 20. März 2006 im Internet Archive) auf den Seiten der Melges24-Vereinigung IMCA 24 (engl.; abgerufen 19. März 2009)
  11. keine Autorenangabe (7. Juni 2004). Rachelli wins at Rimini in duel with Batzill. (Memento vom 21. März 2006 im Internet Archive) auf den Seiten der Melges24-Vereinigung IMCA 24 (engl.; abgerufen 19. März 2009)
  12. Corinthian: 2005 Corum Melges 24 World Championship. Ocean Reef Club. Corinthian Overall Series. All Results are Final – Standings Revised 19 Dec 2005. (Memento vom 14. Dezember 2005 im Internet Archive) auf www.2005corumm24worlds.com (abgerufen 19. März 2009) 2005 Corum Melges 24 World Championship. Ocean Reef Club. Overall Results. All Races are Final. (Memento vom 14. Dezember 2005 im Internet Archive) auf www.2005corumm24worlds.com (abgerufen 19. März 2009)
  13. Melges 24 European Championship. (2005) (Memento vom 30. Dezember 2005 im Internet Archive) auf den Seiten von suunto.com (engl.; abgerufen 19. März 2009)
  14. keine Autorenangabe (17. September 2006). Farr 40 European Circuit's final and Melges 24 European Championship. First ever regatta of Farr 40 one-design class in Germany. (Memento vom 25. Oktober 2006 im Internet Archive) auf www.regattanews.com (engl.; abgerufen 20. März 2009)
  15. Norddeutscher Regatta Verein: International Melges 24 Class. European Championship 2007. Corinthian Group. Final Result. (Memento vom 27. Mai 2007 im Internet Archive) auf www.rolex-baltic-week.com (abgerufen 19. März 2009) Norddeutscher Regatta Verein. International Melges 24 Class. European Championship 2007. (Memento vom 27. Mai 2007 im Internet Archive) auf www.rolex-baltic-week.com (abgerufen 19. März 2009)
  16. Segeln – Welt- und Europameisterschaften Herren (Olympische Bootsklassen – Flying Dutchman) auf sport-komplett.de

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Schema della classe FD - Drawing FD dinghy