Aktienrendite

Die Aktienrendite (englisch Total Shareholder Return, TSR) ist in der Aktienanalyse und der Fundamentalanalyse eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, welche die Rendite von Aktien wiedergibt.

Allgemeines

Die Rendite ist allgemein ein wesentlicher Entscheidungsmaßstab für Anleger von Kapitalanlagen. Im Börsenwesen wird die Aktienrendite der Rendite von Anleihen gegenübergestellt. Bei der Berechnung von Renditen ist stets ein Kapitalertrag erforderlich, der als Werttreiber für die Höhe der Rendite sorgt. Bei der Rendite von Anleihen ist dies der Zinsertrag (Kupon) aus der Anleihe, bei der Dividendenrendite wird ausschließlich die Dividende von Aktien zugrunde gelegt, bei der Aktienrendite werden noch etwaige Kursgewinne oder Kursverluste berücksichtigt.[1] Aktienrendite und Dividendenrendite sind mithin keine Synonyme.

Die Aktienrendite macht unterschiedlich hohe Kursniveaus von Aktien vergleichbar.[2]

Berechnung

Die Aktienrendite ergibt sich aus der Dividende (zuzüglich Steuergutschrift ) und einem etwaigen Kursgewinn oder Kursverlust , dividiert durch den Aktienkurs zum Kaufzeitpunkt :

.

Mit steigender Dividende erhöht sich bei gegebenem Börsenkurs die Aktienrendite. Kommen noch Kursgewinne/Kursverlust hinzu, so erhält die Aktienrendite ein individuelles Merkmal des jeweiligen Anlegers und ist interpersonell nicht mehr vergleichbar. Die Dividendenrendite einer Aktie kann definitionsgemäß nicht negativ sein. Da die Aktienrendite auch Kursverluste berücksichtigt, kann die Aktienrendite dagegen auch negativ sein. Langfristig ist die Wahrscheinlichkeit einer negativen Aktienrendite allerdings umso geringer, je länger ein Aktienengagement besteht.

Unter dem Aspekt der Marktrisikoprämie kann die erwartete Aktienrendite unter Berücksichtigung des nominalen risikofreien Zinssatzes und der erwarteten Risikoprämie wie folgt berechnet werden:[3]

.

Sie gibt an, wie hoch der risikofreie Zinssatz und die Risikoprämie sind und welchen Einfluss sie auf die Höhe der Marktrisikoprämie haben.

Statistik

Die folgende Zeitreihe zeigt im Vergleich die Dividendenrendite der DAX-Werte und die Anleihenrendite 10-jähriger Bundesanleihen:[4]

JahrDividenden-
rendite
Rendite 10-jähriger
Bundesanleihen
19991,8 %4,5 %
20002,0 %5,2 %
20022,4 %5,0 %
20041,7 %4,4 %
20062,2 %4,1 %
20085,3 %4,6 %
20102,8 %2,6 %
20123,8 %1,6 %
20142,8 %0,9 %
20162,3 %−0,1 %
20182,8 %0,6 %
20202,7 %−0,5 %

Einige Statistiken sprechen von der Aktienrendite, meinen aber die Dividendenrendite, weil als Marktdaten lediglich die gezahlte Dividende, nicht aber der individuelle Kursgewinn/Kursverlust bekannt sind. Während die Anleihenrendite vor allem von der Zinspolitik der Zentralbanken abhängt, wird die Aktienrendite insbesondere durch die Ertragslage der Aktiengesellschaften beeinflusst. Gibt es ein hohes Zinsniveau, ist die Aktienrendite tendenziell niedriger als die Anleihenrendite. Beim Negativzins hatte dagegen selbst eine niedrige Aktienrendite keine Mühe, die (negative) Anleihenrendite zu übersteigen.

International

International haben folgende Aktien die besten Aktienrenditen:[5]

UnternehmenStaatDividendenrendite
2021
AT&TVereinigte Staaten Vereinigte Staaten4,6 %
ScotiabankKanada Kanada4,4 %
Deutsche TelekomDeutschland Deutschland3,8 %
IBMVereinigte Staaten Vereinigte Staaten5,1 %
Münchener RückDeutschland Deutschland4,6 %
NovartisSchweiz Schweiz3,8 %
OmnicomVereinigte Staaten Vereinigte Staaten3,4 %
PfizerVereinigte Staaten Vereinigte Staaten3,1 %
SanofiFrankreich Frankreich3,5 %
Swiss ReSchweiz Schweiz6,7 %

Renditestärkste Aktie war 2021 die Swiss Re, gefolgt von AT&T/IBM. In Deutschland führte die Münchener Rück vor Deutsche Telekom. Damit gehörten Rückversicherungen zu den renditestärksten Aktien überhaupt.

Wirtschaftliche Aspekte

Im Regelfall ist davon auszugehen, dass die Aktienrendite tendenziell langfristig höher liegt als die Rendite von Anleihen, weil Aktien ein höheres Risiko (Kursrisiko, Emittentenrisiko, Marktrisiko) aufweisen als Anleihen, was in einer höheren Risikoprämie (englisch quity-risk premium) zum Ausdruck kommt.[6] Viele Staatsanleihen (wie die Bundeswertpapiere in Deutschland) gehören zu den Anleihen mit einem risikofreien Zinssatz, so dass sie eine sehr niedrige Rendite aufweisen. Die reine Dividendenrendite gibt an, wie hoch die Ausschüttung im Verhältnis zum Börsenkurs ist; hierin zeigt sich die Dividendenpolitik der Aktiengesellschaft.[7]

Aktien können auch untereinander anhand der Aktienrendite verglichen werden. Das gilt innerhalb eines Wirtschaftszweiges oder für ein ganzes Börsensegment. Untersuchungen auf der Grundlage des MSCI World zwischen 1975 und 2013 haben ergeben, dass die Aktienrendite (in jeweiliger Inlandswährung) für Standardwerte bei 10,7 % lag, für Wachstumswerte dagegen lediglich bei 8,6 %.[8] Das bedeutet, dass der Aktienmarkt den Standardwerten das höhere Risiko gegenüber Wachstumswerten beimisst.

Sonstiges

Eine verwandte Kennzahl ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis, dem unter anderem der Gewinn je Aktie zugrunde liegt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Lück (Hrsg.), Lexikon der Rechnungslegung und Abschlussprüfung, 1998, S. 897
  2. Jürgen Krumnow/Ludwig Gramlich (Hrsg.), Gabler Bank-Lexikon: Bank - Börse – Finanzierung, 12. Auflage, 2000, S. 356
  3. Frank K. Reilly/Keith C. Brown, Investment Analysis and Portfolio Management, 2003, S. 394
  4. Statista, Vergleich der Dividendenrendite des DAX mit der Rendite 10-jähriger Bundesanleihen von 1999 bis 2020, 2022
  5. LYNX online broker B. V. vom 28. März 2022, Die besten Dividenden-Aktien weltweit 2022, 2022
  6. Hans E. Büschgen, Das kleine Börsen-Lexikon, 2012, S. 32
  7. Hans E. Büschgen, Das kleine Börsen-Lexikon, 2012, S. 306 f.
  8. Gottfried Heller, Der einfache Weg zum Wohlstand, 2015, o. S.

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